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Verkehrte Köpfe dieser Art

oder wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung fantomzeit.de wahrnimmt

Nämlich gar nicht. Die FAZ, in der Person des Bielefelder Historikers Uwe Walter, schreibt über uns, aber nimmt uns nicht wahr. Oder sie nimmt uns sehr wohl wahr, aber schreibt nicht über uns. Das klingt widersprüchlich, könnte aber beides stimmen: Man lese diesen Beitrag über eine angebliche “geschichtsrevisionistische Subkultur im WWW”. Dort geht es um Pompeji, den “Letzten Großen Ruck”, Fomenko, Topper (der ausgiebig zitiert, aber nicht namentlich erwähnt wird) und allerlei sonst aus der chronologiekritischen Ecke. Und siehe da, auch Illig kommt einmal vor:

“Heribert Illig, der vor Jahren das ganze Frühmittelalter zu einer Fälschung erklärt hatte, und sein Vorläufer Wilhelm Kammeier sind offenbar nicht alleingeblieben. Die einschlägigen Webseiten heißen ‘chronologiekritik’ und ‘fantomzeit’.”

Mehr nicht. Und schon dieses Wenige ist irreführend, denn Kammeier ist kein Vorläufer llligs, wie Mommsen kein Vorläufer Walters ist, mag dieser sich noch so gerne auf ihn beziehen (vgl. diese Seite).

Von Immanuel Velikovsky hat Prof. Walter anscheinend noch nie etwas gehört. Da er sich hauptsächlich mit Alter Geschichte befasst, wird man ihm hier allerdings keinen Vorwurf machen, denn für die kollektive Verdrängung des chronologiekritischen Psychoanalytikers durch die Zunft kann er nichts. Und immerhin weiß Walter auch Bemerkenswertes: Dass “sich antike Listen der frühesten spartanischen Könige, athenischen Archonten oder Könige von Alba Longa … bereits im 19. Jahrhundert als Konstruktionen erwiesen, die dem Ziel dienten, chronologische Lücken zu füllen oder eine historische Institution an mythische Vorväter anzuknüpfen, deren Lebenszeit man ebenfalls umständlich berechnete”, ist eine Erkenntnis, die hoffen lässt.

Am Ende finden wir uns in einem Topf mit sämtlichen chronologiekritischen Ansätzen wieder, von denen wir uns in der Vergangenheit bis zur Ermüdung klar abgegrenzt haben. Der Autor kann oder möchte offenbar nicht differenzieren. Nun hat er laut eigener Aussage nur kurz im Internet recherchiert; verständlich also, dass er nicht gleich alles auf die Reihe bringt. Und da er mit Eric Hobsbawm ohnehin der Auffassung ist, dass Geschichte in jeder Variante Erfindung sei, meint er, das auch nicht nötig zu haben. Das Ergebnis ist ein flüchtig hingeschriebener, schlecht recherchierter Text, der gerade noch für einen Beitrag in der FAZ reicht.

“Verkehrte Köpfe dieser Art hat es schon immer gegeben”, schreibt Walter im letzten Absatz. Hat er gar nicht bedacht, wie leicht ein solches Urteil auf ihn selbst zurück fällt?