Ulrich Voigt zeigt, wie Kalendersysteme funktionieren

Ulrich Voigt hat eben auf der Homepage seines Likanas Verlages eine englisch verfasste Anleitung zum Berechnen von jüdischen und christlichen Kalenderdaten veröffentlicht: www.likanas.de > Das Jahr im KopfHow to compute Key Calendar Dates. Der zum kostenlosen Download freigegebene Text bringt die schon in Das Jahr im Kopf vorgestellten Methoden mit einigen Verbesserungen, jedoch ohne die mnemotechnischen Hintergründe.

Wichtig an Voigts Ansatz ist das Bedenken des Umstandes, dass Komputisten beim Entwurf von Mond- und Ostertafeln und von Kalendern immer auch die Leichtigkeit berücksichtigt haben, mit der sich Kalenderdaten durch Kopfrechnen bestimmen lassen. How to compute Key Calendar Dates ist somit zugleich – wie auch Das Jahr im Kopf – eine ausgezeichnete Einführung in die Komputistik. Voigt, der wie kein anderer mit der Geschichte der Komputistik vertraut ist, stellt insbesondere das von ihm als “dionysisch” bezeichnete Kalendersystem sowie dessen von Gregor XIII. veranlasste Reform in Grundzügen dar. Dabei führt er die beiden Systeme auf ihre einfachste und klarste mathematische Form zurück.

Ohne die Kenntnis komputistischer Zusammenhänge ist die Rekonstruktion der Vorgänge, die zur Erfindung einer mittelalterlichen Fantomzeit geführt haben, nicht möglich. Dabei ist die zeitliche Einordnung des dionysischen Systems ein Punkt, der zwischen Voigt bzw. der traditionellen Auffassung einerseits und den Vertretern der Illig-These anderseits umstritten ist. Voigt hält das dionysische System für vorfantomzeitlich und sieht dessen Anfänge sogar im dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Für ihn wird es damit zu einem Argument gegen Illig (siehe seinen Zeitensprünge-Beitrag L = 0 in ZS 3/06, 741-747). Aus Sicht der Fantomzeitthese sind das dionysische und das gregorianische System dagegen beide nachfantomzeitlich (vgl. etwa Illigs 297 Jahre – zur Länge der Phantomzeit samt Kommentaren wie auch mein Wer erfindet historische Zeit?).