Eine Kritik von Heribert Illig
(aus Zeitensprünge 3/2011)

Becher, Matthias / Ehlers, Caspar / Hageneier, Lars / Hartmann, Wilfried / Schieffer, Rudolf / Schneidmüller, Bernd / Weidinger, Ulrich (2011): Das Reich Karls des Großen; Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 128 S., 105 Abb. [= RK]

Über den großen Karl ist ja schon dies und jenes geschrieben worden, über sein Reich durchaus weniger. Deshalb erhofft sich der Leser Aufschlüsse zum Beispiel über Fläche und Bevölkerungszahl, über Heer und seine Bewaffnung, über Städte und Pfalzen, über Infrastruktur wie Straßen oder Schiffsverkehr, über Handelszentren und etliches anderes mehr. Doch es bleibt bei der Hoffnung. Der Titel ist nur ein Verkaufstrick, um ein weiteres Karls-Buch auf den Markt zu bringen. Bringt es wenigstens zu seiner Titelfigur neue Einsichten? Wir wollen sehen.

Da erfahren wir zu Einhard und seiner Vita Karoli: „Etwas Vergleichbares hatte es bis dahin nicht gegeben“, doch noch auf derselben Seite werden als längst bekanntes, direktes Vorbild die Kaiserbiographien von Sueton genannt [RK 21].

Einmal mehr werden die Sachsenkriege nacherzählt. Hier ist neu, dass Becher zunächst die traditionelle Zahl von 4.500 hingerichteten Sachsen nennt, aber bei Betrachtung der Quellen nur noch von 3.000 spricht, als kenne er noch eine nur ihm bekannte Zweitquelle [RK 37, 110].

Der Ostrand des Reiches ist auf der Europakarte ausgefranst wie eh und je. Derzeit hätte sein Einfluss bis ins ostkroatische Osijek (Esseg) und ins bosnische Mostar gereicht und Korsika umfasst, das ihm allein die gefälschte Konstantinische Fälschung zuspricht [RK Karte 38 f.].

Schieffer modifiziert die Wunderheilung an Papst Leo III., der auf seiner Paderbornreise Zunge und Augenlicht zurückgewinnt, zu einer normalen Nachrichtenente, die seine Widersacher verstummen lassen soll [RK 53]. Es folgt eine wundersame Emendation der angeblichen Weigerung Karls angesichts der Kaiserkrönung, die den Kaiser überrumpelt hätte, aber wohl lediglich bedeutet habe, „dass die Feierlichkeit nicht so vonstatten ging, wie Karl sie sich gewünscht hätte [RK 55]. Außerdem hätte sich ein großer Teil der Vorbereitungen auf die Krönung seines Sohnes bezogen. Also keine Rede von Überrumpelung, worauf Schieffer fortfährt: „Unter diesen Auspizien könnte dann Leo die Gunst der Stunde genutzt und die vollendete Tatsache eines Kaisertums geschaffen haben“. Das wäre dann keine Überrumpelung?

Den Text über das Krönungsevangeliar will niemand geschrieben haben. Das ist verständlich, denn er spricht von einer Evangeliensynopse mit vier Kolumnen. Doch es gibt nur drei synoptische Evangelien, weshalb die Kanontafel auch nur drei Kolumnen zeigt [RK 60 f.]. Niemals hätte Otto III. eine so erbärmlich fabrizierte Prachthandschrift aus der einbalsamierten Hand Karls entgegengenommen (vgl. S. 710). Eine Darstellung dieser Szene aus der skizzierenden Hand Alfred Rethels wird auch präsentiert [RK 122] – und siehe da: Der Künstler hat Katzingers „‘Kombi-Begräbnis’“ [261] des im Proserpinasarkophags sitzenden Karls dadurch überhöht, dass er den Thron samt Karlsmumie auf den Sarkophag stellt [RK 122].

Otto III. vor der Mumie Karls d. Gr., auf Thron und Proserpina-Sarkophag sitzend

Otto III. vor der Mumie Karls d. Gr., auf Thron und Proserpina-Sarkophag sitzend. Ölskizze von Alfred Rethel (Becher, 122)

Ehlers versucht die Herrschaftsstrukturen im Reich nachzuzeichnen, verheddert sich jedoch gründlich. Dieses Reich war kein Staat, weil es weder eine Verfassung noch Staatsvolk oder Staatsgebiet gab; es war gemäß Althoff eine „Herrschaft ohne Staat“, die Schneidmüller als „konsensuale Herrschaft“ bezeichnet hat.

„Nicht eine »Verfassung« oder »geltendes Recht« waren also die Grundlage politischer Aktionen, sondern der »einmütig« (unanimiter) gefällte – also von den Großen des Reichs mitgetragene – Wille“ [RK 65].

Das klingt nur einen Moment gut, wird doch noch auf derselben Seite von Ehlers eingeräumt: „Über das »Gremium«, in dem die Beschlüsse erarbeitet wurden, ist »herzlich wenig« bekannt“; vermutet wird, „dass Entscheidungen in einem kleinen Kreis engster Berater bindend fallen konnten“ [RK 66]. So also sieht der einmütige Willen der Großen aus. Da fällt es dann auch nicht mehr ins Gewicht, dass die verfügbaren Angaben über königsnahe Ämter „in den zeitgenössischen Quellen so spärlich sind, dass eine institutionelle »Wirklichkeit« kaum erkannt werden kann“ [RK 67]. So ist klargestellt, dass über die konsensuale Herrschaft vielleicht Konsens bei den Mediävisten besteht, aber der Begriff für keine Realität steht.

Ehlers tut sich ein weiteres Mal hervor, wenn er über das Reisekönigtum und seine Absteigen, sprich Pfalzen berichtet. Nicht von ihm erfährt man, dass von Karl 234 Aufenthalte in 110 Orten nachgewiesen seien [RK 80]. Karl ließ hierfür auch Königspfalzen bauen, darunter in Aachen seine bekannteste – mehr erfährt man in diesem Buch nicht über diese Pfalz und vor allem über deren weltberühmte Kapelle. Es scheint nicht mehr opportun zu sein, auf sein berühmtestes Bauwerk einzugehen. Dafür scheint Ingelheim mit seinem enormen „Halbkreisbau“, seiner Exedra hervorhebenswert:

„Kunsthistorisch ist bedeutsam, dass die Architektur dieser Anlagen eine Vorbildfunktion auch für die – weltlichen wie kirchlichen – Großen des Karolingerreichs erhielt, wenn diese ihre eigenen Herrschaftssitze einrichteten“ [RK 76].

Also ausgerechnet der römische Anteil Ingelheims, der im Mittelalter nirgends nachgeahmt worden ist, hätte vielfache Vorbildfunktion gehabt!?

Weidinger stellt dann die „für ihre Zeit einmalige Verwaltungsvorschrift des »Capitulare de villis«“ ohne jede Ironie vor [RK 79]. Über sie habe ich bereits im letzten Heft Nötiges gesagt [2011a] und darauf hingewiesen, dass sie viel später geschrieben worden sein muss.

Beim Lorscher Evangeliar, das ein Anonymus vorstellt, hat man auf die Abbildung des Evangelisten Johannes verzichtet, trägt der doch eine Toga mit Hosenträger. Gerd Zeising hat 1999 [473 f.] darauf hingewiesen, dass der Maler eine Zeichnung des späten 10. Jh. im Gero-Codex missverstanden hat, womit das Lorscher Evangeliar nicht karolingisch sein kann. Niemand konnte dieser scharfsinnigen Beobachtung widersprechen, weshalb hier nun der korrekt gekleidete hl. Matthäus als Platzhalter abgebildet ist [RK 86 f.].

Jetzt aber scheint es wirklich Neuigkeiten zu geben, stellt doch Hartmann die Frage: „Maßnahmen eines Analphabeten?“ In einer Handschrift der in Karls Auftrag verfassten Schrift gegen die Irrtümer der Griechen über die Bilderverehrung finden sich knappe Kommentare, „die gut zu einem aufmerksamen Zuhörer passen, wie es Karl der Große gewesen sein könnte“ [RK 90]. Wir bewundern die Beweiskraft dieses Satzes, noch mehr, wie ein Zuhörer gleichzeitig Notizen in den vorgelesenen Text machen kann, am meisten aber, dass es sich um tironische Noten handelt, also um die antike Kurzschrift erprobter Schreiber. Wenn schon Analphabet, dann professionell.

Folgt gleich ein weiterer Beweis?

„Alkuin spricht in einem Brief von »Akademikern«; aber wahrscheinlich sollte das eine Anspielung auf die Akademie im antiken Athen [s]ein. Haben wir dennoch in Karls »Akademie« einen Vorläufer der Universitäten des hohen Mittelalters oder gar der neuzeitlichen Akademien vor uns?“ [RK 94].

Diese rhetorische Frage wird sofort verneint, aber gleich darauf zitiert Hartmann aus einem ungenannten Text genau so, als hätte es Akademien gegeben:

„Für das Studium der Wissenschaften wähle man Männer aus, die Lust und Fähigkeit zu lernen haben und auch das Verlangen tragen, andere zu unterrichten.“ [RK 96]

Es folgt Arno Borsts Irrtum, dass die Erforschung der Natur im lateinischen Europa nicht um 1120 an den Hochschulen Frankreichs, sondern um 780 am fränkischen Königshof begann [RK 97]. Übersehen hat Hartmann, dass Borst auch die Genesis des wissenschaftlichen Textes contra Ivan Illich um exakt dieselbe Zeitspanne früher beginnen ließ. Dieser Fehleinschätzung ist längst begegnet worden [Illig 1997].

Eine weitere Neuigkeit steht uns ins Haus. Hartmann beantwortet die Frage „Gab es eine karolingische Renaissance?“ weitgehend mit Nein, lässt er  doch trotz aller so oft gefeierten Höhepunkte in Architektur, Buchmalerei, Goldschmiedekunst oder Elfenbeinschnitzerei nur eine „Renaissance der Dichtung“ gelten.

„Man sollte daher doch eher von karolingischer Bildungsreform anstatt von karolingischer Renaissance sprechen, denn mit dem Ausdruck »Reform« kann auch der planmäßige, von oben ausgehende Zug zur Förderung der Bildung betont werden.“

So kann nur ein Schriftgelehrter, ein Diplomatiker formulieren, der nicht bemerkt, dass es neben dem Geschriebenen auch noch ganz andere Kunstrichtungen gab, die von dieser ‘Renaissance’ erfasst worden sein sollen. Ein ganz spezieller Zug dieser „Bildungsreform“ war es allerdings, dass das Konzil von Aachen 817 die Abschaffung der sogenannten „äußeren Schulen“ an Klöstern und Kathedralen forderte:

„Künftig sollten dort nur noch zukünftige Kleriker oder Mönche ausgebildet werden. Angehörigen der weltlichen Führungsschicht des Reiches und erst recht einfachen Laien war es damit erschwert, eine literarische Bildung zu erhalten.“ [RK 100]

Insofern ließe sich ebenso präzise von Bildungsabbau sprechen, von der Aufspaltung in einen hochgelehrten Klerikerstand und tumbe Laien.

Das Schlusswort formuliert Schneidmüller in einer ganz speziellen Sprache: „Karl der Große lebt weiter“ [RK 115-127], und das so lebendig, als ob dieser noch immer handle und erleide:

„Keiner Benutzung vermochte der tote Franke zu widerstehen. Allen nationalen wie übernationalen Sehnsüchten musste er, der weder Europa noch Deutschland oder Frankreich geliebt hatte, sich beugen“ [RK 120].

Wie will Karl der Große noch wachsen, wenn Europa dereinst zu eng für ihn wird? Er überstand nationale Reduktion, imperiale Weitung und europäische Sendung. Er hält sicher auch noch den Kulturvergleich mit anderen imperialen Modellen in der Weltgeschichte aus. Für alle seine Nutzer war Karl bislang wandlungsfähig genug“ [RK 121].

„Seine erstaunlichen Karrieren im Mittelalter, die an seinem Todestag begannen, bezeugen die Anpassungsfähigkeit eines großen Kaisers an sein Nachleben“ [ebd.; Hvhg. HI].

„Lassen wir uns überraschen, wie Karl der Große die Globalisierung überstehen wird“ [RK 127].

Chapeau, wenn sich ein toter Kaiser chamäleonartig seinem Nachleben anpassen kann. Doch ist in diesem Zusammenhang auf einen tatsächlich bislang unbeachteten Umstand hinzuweisen. Friedrich I. Barbarossa erhob am 29. 12. 1165 Karl „aus der Gruft zur Ehre der Altäre“.

„Wenige Tage nach der Erhebung der Gebeine stellte er der Grabeskirche des neuen Heiligen eine feierliche Urkunde aus. Sie nahm ein für die Heiligsprechung gefälschtes Diplom Karls des Großen auf und bestätigte es rechtswirksam. Diese angebliche Karolingerurkunde beschwor den Ruhm des Reliquienschatzes wie den Vorrang Aachens als Krönungskirche der römisch-deutschen Könige“ [RK 124].

Zuletzt [2011, 153 f.] hatte ich davon gesprochen, dass die zeitliche Untergrenze für den Bau der Aachener Kuppel wegen des Eisen-Arguments bei 1130, die Obergrenze zwischen 1182 und 1200 liegt. Dank dieses Zitats lässt sich die Spanne nun auf 1130 bis 1165 eingrenzen, wenn wir davon ausgehen, dass Barbarossa die fertiggestellte Kirche mit diesem Privileg bedacht hat.

Schneidmüller bleibt noch bei seinen seltsam ironischen Formulierungen: „Der europäische Wettbewerb um Standortvorteile durch Heiligenreliquien war voll entbrannt“ [RK 125], wurde doch der hl. Dionysos 1144 in Frankreich erhoben, Eduard 1161 in England, Knud 1169 in Dänemark und Kaiserin Kunigunde 1201 im Deutschen Reich.

Plötzlich gerät ihm sogar das erfundene Mittelalter ins Gesichtfeld. Schneidmüller, der zugleich meinen Hinweis auf Andorra als bekennendes Karlsland [ZS 2006, 268] aufgreift, gesteht mir zu, viele offene Fragen berührt zu haben, sieht aber die Zeiterfindung als eine Idee, die erst in Zeiten von CIA und KGB Sinn machen würde.

„Auch wenn wir das meiste über Karl den Großen nicht wissen – seine angebliche Erfindung war ein bloßer Gag, der in seiner Komik schon fast wieder Respekt einfordert“ [RK 116].

Es hat etwas von griechischer Tragik, wenn sich eine geblendete Zunft nicht von ihren eigenen Denkverboten befreien kann. Das Reich Karls des Großen soll den mediävistischen Status Quo unter der Ägide der Wissenschaftlichen Buchgemeinschaft festnageln. Das erinnert allerdings fatal an die Nägel, mit denen Friedrich II. 1215 den Karlsschrein (keinen Sarkophag [Schneidmüller, 125]) verschloss und Karl den Großen zum Untoten machte.

 Aachener Abgesang

Wie wir sahen, macht das Autoren-Septett einen vorsichtigen Bogen um die Aachener Pfalzkapelle, liefert aber gleichwohl die Eingrenzung ihres Entstehungsintervalls. Hat Aachen und das übrige Deutschland auf das neue Buch Aachen ohne Karl den Großen reagiert? Das kann man weitgehend verneinen. Am 24. 10. 2011 bestätigte der Glossist Willi Wichtig, dass er um die Theorie mit den knapp 300 nicht existenten Jahren weiß, aber trotzdem nicht im Jahr 1714, sondern im Jahr 2011 lebt. Entsprechende Kommentare hat WW auch früher abgegeben; mit dem neuen Buch will er nichts zu tun haben. Ansonsten  gab es am 27. 08. eine kleine Rezension in den Stuttgarter Nachrichten: „Zu alt, um wahr zu sein.“ Ansonsten übte die Presse Enthaltsamkeit. Ein hier ungenannter Mediävist trat immerhin privat aus der Reserve:

„Und was die Ringanker in Aachen betrifft, so mögen diese ja tatsächlich außerhalb der Marienkirche erst wieder für das 12. Jh. nachzuweisen sein. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die gesamte restliche Überlieferung in Quellen und Dingen – soweit mir bekannt – diese Kirche als ein Werk des 9. Jh. datiert. Ein Umstand, den Sie ignorieren.

Und damit wird Ihre Beobachtung, dass sich derartige Ringanker erst 400 Jahre später wieder physisch nachweisen lassen zwar nicht unrichtig, was ihrer These aber nichts nützt, da allein eine solche Lücke nicht ausreicht, um zu beweisen, dass solche Ringanker nicht auch an ihrem Anfang möglich waren. Dies um so mehr, als dass es völlig unmöglich ist abzuschätzen, was an entsprechender Bausubstanz in der Zwischenzeit verloren gegangen ist und die restliche Überlieferung die karolingerzeitliche Datierung nahezu zwingend macht.“

So ist das also: Wenn Texte die Kirche ins 9. Jh. datieren, dann ändern daran irgendwelche Eisenteile, die vor 1130 niemand schmieden konnte, nichts an der Glaubwürdigkeit der Quellen. Und das gilt auch dann, wenn die Fehlzeit keine Lücke von 400 (recte 340), sondern von mindestens 3.000 Jahren ausmacht, konnten doch weder die Römer noch andere antike Völker derartig schwere Eisenteile schmieden. Trotzdem ein „nahezu zwingend“. Verwundern muss das Wörtchen „nahezu“. Sollte sich trotz allem ein winziger Zweifel eingeschlichen haben? Wir können ihn verstärken, indem wir nur solche Eisenanker als karolingisch akzeptieren, die Karls Monogramm samt Vollzugsstrich tragen. Denn erst dann liegt auch das schriftliche Zeugnis vor…

Dazu noch ein aktueller Pressefund: Immer wieder gibt Lyndon LaRouche (* 1922), ein amerikanischer Politiker, der mit seiner Frau sowohl in den USA wie in Deutschland mehrere erfolglose Parteien gegründet hat und mit ähnlichem Erfolg wiederholt als Präsidentschaftskandidat bei den Demokraten aufgetreten ist, Anlass für Grübeleien. Kürzlich schlug er den ganz großen Geschichtsbogen unter „VII. Das Vermächtnis Karls des Großen“:

Die Bedeutung Karls des Großen

Es gab unter Karl dem Großen ein großartiges Wirtschaftssystem, eine wahre Zivilisation und umfangreiche Wasserprojekte in Mitteleuropa (d.h. auf dem Gebiet des heutigen Frankreichs und Deutschlands), doch als Karl starb, brach die europäische Zivilisation ein. Kontinentaleuropa verrohte zunehmend und versank im Herrschaftssystem der »Kreuzritter«, das in der Folge den Schwarzen Tod nach sich zog – etwas, was prophetisch sein könnte, wenn sich heute die »grüne« Option durchsetzen sollte. […]

Der tragische Fehler Frankreichs und Deutschlands (und anderer [in den letzten Jahrhunderten bis zu Zeiten von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer]) war, daß sie die Bedeutung der großen Reformen Karls nicht erkannten, besonders für den souveränen Nationalstaat, der so bravourös auf dem Fundament eines Friedensplans für den Mittelmeerraum, den Karl der große und Harun al-Raschid zeit ihres Lebens verfolgten, errichtet worden war.“

So entstammt denn auch der Nationalstaat dem Hirn Karls, das freilich nur ein Reichsgebilde zustandegebracht hätte, das man gerade erst (s.o.) als „Herrschaft ohne Staat“ erkannt hat, und dem ein Nationalstaat für seine Franken, Sachsen, Baiern, Schwaben, Langobarden, Römer, Katalanen, Slawen etc. mit Sicherheit noch nicht vorstellbar gewesen wäre.

 Literatur

Becher, Matthias u. a. (2011): Das Reich Karls des Großen; Darmstadt

Illig, Heribert (1997): Arno Borst contra Ivan Illich; ZS 9 (3) 330-343

– (2006): Editorial; ZS 18 (2) 267 f.; 18 (3) 531

– (2011): Aachen ohne Karl den Großen. Technik stürzt sein Reich ins Nichts; Gräfelfing

– (2011a): Capitulare de villis als Verwaltungsorgie; ZS 23 (2) 295-304

Katzinger, Willibald (2001): Ein Anti-Illig-Buch, das ganz ohne ihn auskommt; ZS 13 (2) 258-265

LaRouche, Lyndon (2011): Drei Schritte zum Aufschwung? Letzter Teil; Neue Solidarität, Wiesbaden, Nr. 46 vom 16. 11., S. 7

o.A. (2011): Zu alt, um wahr zu sein; Stuttgarter Nachrichten, 27. 08., Beilage Querschnitt

Suhr, Detlef (2011): Die Karlsleiche Ottos III. Medizinische Wertung einer Gruselgeschichte; ZS 23 (3) 705-714

Wichtig, Willi (2011): Schreiben konnte Karl auch nicht; Aachener Nachrichten; 24. 10.

Zeising, Gert (1999): „Zwischen den Zeiten“ oder Zeitensprung? Eine Schnittstelle und ein Konflikt zwischen spezialwissenschaftlicher und interdisziplinärer Forschung; ZS 11 (3) 459-479