von Norbert Giesinger

Rudolf Wendorff [Wendorff] geht in seinem Buch Tag und Woche, Monat und Jahr“ auf Seite 88 auf eine Schrift von Martin Luther ein [Luther]. Diese wurde 1539, also 43 Jahre vor dem Beginn des gregorianischen Kalenders mit seinem Sprung von Donnerstag 5.10. julianisch auf Freitag 15.10. gregorianisch 1582, verfasst.

„Was fragen wir Christen danach ?“ schrieb Luther, wohl im Glauben an ein baldiges Ende der irdischen Zeit. Wendorff schrieb, dass Luther die Unvollkommenheiten des Kalenders bewußt waren:

 „der alte rock ist jmer mit blieben sampt seinem großen riß, So mag er nu fort also bleiben bis an den jüngsten tag. Es ist doch nu auff der neige. Denn hat der alte rock nu bey 1400 jaren sich lassen flicken und reißen, So mag er sich vollends auch flicken und reißen noch einhundert jar, Denn ich hoffe, es soll alles schier ein ende haben…“ [Luther]


Zur Formulierung „nu bey 1400 jaren“ stellen sch folgende Fragen:

  • Ist diese Zeitspanne aus einem damaligen Kenntnisstand des Jahres des Konzils von Nicäa entstanden?
  • Ist der Beginn der Zeitspanne auf Ptolemäus und dessen Arbeiten an und zum Almagest gesetzt?
  • Ist sie einfach als eine grobe Schätzung Luthers zu sehen?

Ein Nachforschen über den damaligen Kenntnisstand lange vor den neuzeitlichen Chronologien von Scaliger, Petavius und anderen dürfte sich schwierig gestalten.  Wenn jemand etwas darüber weiß, bitte ich um Information.

Mit Luthers Angabe ist der Beginn des Korrekturzeitraums das Jahr 139AD und führt 1539 zu einer notwendigen Korrektur von 10,94 Tagen. Weitergerechnet auf 1582 sind es 11,27 Tage. Setzt man den Korrekurfaktor von Roger Bacon, 1 Tag pro 125 Jahre, aus dem Jahr 1460 ein, der dem Reformator vielleicht bekannt war, so kommen wir auf 11,54 Tage für das Reformjahr 1582.

Die „Lücke“ nach Luther ist, modern gerechnet, 163 Jahre, nach Roger Bacon 193 Jahre.

Weitere Überlegungen zu diesen Anmerkungen überlasse ich den Lesern.

Literatur

Luther, Martin (1539): Von den Konziliis und Kirchen“, München (Ausgabe von 1963)

Wendorff, Rudolf (1993): „Tag und Woche, Monat und Jahr“ , Opladen

Das Luther Zitatt ist auch in dem exzellenten Artikel „Die gregorianische Kalenderreform“ von Manfred Vasold abgedruckt, siehe Seite 4 in: http://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/data/Insel/Information/KT/heftarchiv/1987/11-4-226.pdf