Sven Schütte und kein Ende

Dem mit seinem 65. Geburtstag aus seinen Ämtern scheidende Prof. Dr. Hansgerd Hellenkemper soll für seine Tätigkeit als Leiter des Römisch-Germanischen Museums in Köln (seit 1980) und der archäologischen Bodenpflege der Stadt (seit 1994) das Bundesverdienstkreuz verliehen werden. Das verbat sich Dr. Sven Schütte als Leiter der Archäologischen Zone, Köln, in einem privaten Schreiben an die nordrhein-westfälische Staatskanzlei. Darin schrieb er u.a.:

„Ich hielte es für einen Skandal, eine solche Person, die aus meiner Sicht mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat, hierfür auch noch auszuzeichnen.“ Es habe in Hellenkempers Amtszeit „zahlreiche Skandale um den Ankauf unechter Objekte gegeben“. „Die Standards auf den Grabungen wurden bereits in den 90er Jahren so gesenkt, dass dem wissenschaftlichen Ruf der Stadt Köln ein solcher Schaden zugefügt wurde, dass das Ansehen der Kölner auf Jahre in der Fachwelt ruiniert war und noch ist“ [Hümmeler].

Es könnte dabei um Vorwürfe gehen, dass Hellenkemper in den 90er Jahren die Ergebnisse britischer Archäologen unter eigenem Namen veröffentlicht, unberechtigt Funde aus seinem Museum verkauft und eine vergleichsweise kurze Publikationsliste vorzuweisen habe; zumindest werden solche Vorwürfe im Internet erhoben [Leserkommentare bei ksta.de zu Berger/Dietmar, insbesondere 13./16. 10. 2010].

Mit Schütte schreibt ein Mann, der selbst dem wissenschaftlichen Ruf der Stadt Köln zu schaden droht – erinnert sei an seine willkürlichen Veralterungen bei St. Pantaleon, bei Synagoge und Mikwe. Aktuell wird ihm vorgeworfen:

  • Weil Schütte als Projektleiter der Archäologischen Zone überfordert war und ist, wurde ihm 2009 das Ingenieursbüro „DU Diederichs Projektmanagement” als Projektkoordinator zugeordnet. Doch dieses Büro moniert nun, dass es weder hinreichend informiert noch in Planungsbesprechungen einbezogen werde.
  • Nach wie vor sei das Projektdossier Archäologische Zone nicht fortgeschrieben, obwohl daran die millionenschwere Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen hängt.
  • Als Schütte als Projektleiter immer stärker in die Kritik geriet, präsentierte er der Öffentlichkeit den mutmaßlichen Schlüssel der Kölner Synagoge, die sein Projekt gerade ausgräbt. Wegen des möglichen Kausalzusammenhangs hätte der Wissenschaftliche Beirat des Projekts gerne eine exakte Dokumentation der unmittelbaren Fundsituation.
  • Die Philosophische Fakultät der Uni Köln hat Schüttes Lehrbefugnis nicht verlängert.
  • Der Archäologe Gundolf Precht wirft als Mitglied des Beirats der Archäologischen Zone Schütte bewusste „Verfälschung“ vor. Es geht um die allein von Schütte postulierte spätantike Synagoge. Sie scheint sich im Plan nur darstellen zu lassen, weil Schütte die Abstände in diesem Bereich „falsch wiedergegeben“ hätte [Punkte bis hier bei Dietmar].
  • Die Direktoren der städtischen Museen wollen den Ausschluss Schüttes aus ihrem Kreis.
  • Die Regionale 2010 Agentur lastet der Stadt, vertreten durch Schütte, zahlreiche Versäumnisse im Bewerbungsprocedere an.
  • Schütte hat für die Archäologische Zone den Förderverein Colonia Archaeologica ins Leben gerufen; das ist ohne Absprache mit Ministerium und Regionale-Agentur erfolgt [diese weiteren Punkte bei Berger/Dietmar].

Es scheint, dass Sven Schütte zwei Sachen wirklich beherrscht: sich mit aller Welt zu zerstreiten und einen Arbeitsvertrag auszuhandeln, der ihn vor Kündigung schützt. So kann Köln noch einiges von ihm erwarten.

Im Internet zugängliche Zeitungsberichte:

Berger, Peter / Dietmar, Carl (2010): Archäologische Zone in Köln gefährdet; in Kölner Stadt-Anzeiger, vom 13. 10.

Dietmar, Carl (2010): Neue Vorwürfe gegen Schütte; in Kölner Stadt-Anzeiger, vom 9. 11.

Hümmeler, Christian (2010): „Privater Rachefeldzug“ gegen Hellenkemper; in Kölner Stadt-Anzeiger, vom 18. 9.