Fantomzeit

Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter?

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Aktuelle Hauptbeiträge:

1. Juni 2013                     Kategorie(n): Fundsachen

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Sonderpreis Phantomzeit Bayern-Buch (2 Bände)

Bayern und die Phantomzeit

von Heribert Illig und Gerhard Anwander

Bayern Bayern

Archäologie widerlegt Urkunden des frühen Mittelalters.
Eine systematische Studie in zwei Bänden

Leseprobe: Nichts Niemand Nirgends Nie

Dieser Ausdruck von Arno Schmidt gilt für das fundleere Mittelalter in Bayern zwischen 614 und 911. Es wird damit ebenso zur Phantomzeit wie der gesamte Okzident und der Orient. Nicht nur Tassilo III. muss gehen.

Auch die Geschichte des Christentums wird neu geschrieben … Kommentar

Jetzt nur noch 19,80 € bei Versand innerhalb von Deutschland!

1. Auflage 2002
958 Seiten, 346 Abbildungen, 2 Pb.
ISBN 978-3-928852-21-0

28. Oktober 2010                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Zeitensprünge

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Planet UnWissen: Wie man mit Hilfe Karls des Großen das Fernsehpublikum weiter verdummen kann

Subjektives von Gerhard Anwander

(geringfügig gekürzte Version aus Zeitensprünge 2/2010)

Sendung vom 26. Februar 2009 [im wdr]

Karl der Große – Ein Kaiser und sein Riesenreich

Karl der Große, der erste Kaiser des Mittelalters, schuf ein Reich, das von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von den Pyrenäen bis ins heutige Ungarn reichte. Planet Wissen macht sich mit seinen beiden Gästen: der Romanautorin Martina Kempff und dem Historiker Johannes Fried, auf die Spuren des Frankenkönigs. Außerdem wird geklärt, was die beiden weißen Pferde in den Flaggen von Nord-Rhein-Westfalen und Niedersachsen, die Nationalhymne von Andorra und der erste Präsident der USA, George Washington, eigentlich mit Karl dem Großen zu tun haben.

Es gibt eine Fernsehserie namens Planet Wissen, die der WDR herstellt und die des öfteren recht interessant klingt. Eine ganze Stunde wird einem Thema gewidmet, meist mit einem Hauptgast. Derartige Sendungen schätzt man aber nur so lange, bis ein Thema kommt, in dem man sich selber gut auskennt, nicht zuletzt dank der Zeitensprünge. Danach denkt man weniger günstig über Planet Wissen, weil sich der Verdacht aufdrängt, dass in anderen Fachgebieten ähnlich (schlecht) verfahren wird. So geschehen bei einer Sendung am 26. 2. 2009, von der hier berichtet sei.
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Nachrichten zur Stadt Paderborn : 28. Oktober : News zu Paderborn... Fantomzeit - Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Planet <b>...</b>... Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Zeitensprünge 2010/02 : 1. November : [...] Anwander, Gerhard: Planet UnWissen: Wie man mit Hilfe Karls d. Gr. das Fernsehpublikum weiter verdummen kann [...] Weiter ...
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11. Oktober 2009                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

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„Eine einzige Spatelknopfnadel…“

Die Lücke in der Regensburger Siedlungsarchäologie

von Gerhard Anwander und Heribert Illig (aus Zeitensprünge 2/2000)

Als vorgeschobener Außenposten des Römerreichs, als Herzogssitz der bajuwarischen Agilolfinger, als bevorzugte Residenz des Ostfränkischen Reichs (unter Ludwig dem Deutschen), als Pfalzort von Kaisern, Königen und Bischöfen, ab dem 10. Jh. als Hauptstadt des Herzogtums Bayern und ab dem 13. Jh. als freie Reichsstadt ist Regensburg neben Köln dafür prädestiniert, durchgehend Zeugnis abzulegen von all diesen Zeiten. In diesem Bulletin (S. 283) wird die Einschätzung von PD Amalie Fößel – vorgetragen auf dem letzten Symposium der Mediävisten – von siedlungsarchäologischen Untersuchungen und der Tragfähigkeit der Phantomzeitthese behandelt. Regensburg kann als guter Prüfstein dafür dienen, ob „die Vielzahl von Funden aus ganz unterschiedlichen Bereichen menschlichen Lebens und Arbeitens“ das „Hypothesenkonstrukt ganz schnell zum Einsturz bringen“ vermag [Fößel 69].
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haj : 28. Oktober : Das ist alles ganz schön, aber 9 Jahre später könnte man doch schon mal genauer gucken, ob nicht die Merowinger-,… Weiter ...
jb : 28. Oktober : Tun sie das denn? Merowinger waren wohl kaum längere Zeit in Regensburg, werden dort also auch nichts hinterlassen haben. Und… Weiter ...
haj : 7. Dezember : Es geht nicht um "Merowinger", sondern um die Zeit zwischen Ende der Römerzeit und - sagen wir - 16. Jahrhundert.… Weiter ...

20. Januar 2009                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

eingestellt von: Gerhard Anwander

Corvey oder: warum es ohne Fälschungen besser dastünde

Die Forschungen von Claussen, Klabes und Faußner

von Gerhard Anwander (Überarbeitete Version aus Zeitensprünge 02/2008)

Corvey Klosterkirche: Fassade, Quelle: Klabes

Corvey Klosterkirche: Fassade, Quelle: Klabes

Heiliger Sankt Florian, verschon’ unser Haus, zünd’ andere an! lautet ein unfrommer Spruch in Bayern, bei dem der Schutzheilige gegen Brandschäden zum Brandstifter umgewidmet wird. Zu Corvey an der Weser liegt der umgekehrte Fall vor: dort wird Odysseus, ein antiker Held zweifelhaften Rufes, zu einem karolingischen Heiligen verklärt, u.a. weil er angeblich – zwar noch ohne Nimbus – ins dortige Westwerk-Gewölbe freskiert ist; andere meinen sogar, es handele sich um Herkules, was die Verehrung als karolingischen Heiligen auch nicht erleichtern würde!

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Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Zeitensprünge 2008/02 : 20. Januar : [...] Anwander, Gerhard: Corvey: Odysseus und Wibald. Die Forschungen von Claussen und Faussner [...] Weiter ...
huhn : 4. Oktober : Bezüglich der Einlassungen zur angeblichen oder tatsächlichen karolingischen Ingelheimer Kaiserpfalz möchte ich korrigierend auf folgende Punkte hinweisen:… Weiter ...
ao : 14. Oktober : Danke für die Hinweise. Es ist wohl an der Zeit, den Stand der Untersuchungen zu Ingelheim aufzufrischen. Eine erste Analyse… Weiter ...

4. Juni 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

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Schwedens ausgemusterte Karle, Polens noch früherer Königsverlust

Ein Anstoß von Henning Heinsohn, weitererforscht von Gerhard Anwander, geschrieben von Heribert Illig (aus Zeitensprünge 2/2004)

Das schwedische Königreich wird derzeit von Carl XVI. Gustav und seiner allseits geliebten Gemahlin Silvia regiert. Die Wurzeln dieser Monarchie reichen jedoch weiter zurück, als selbst die Schweden denken. Wenn wir nur die Karle beachten, so begegnen wir ihnen bis zurück ins 12. Jh.

Karl XVI. Gustav (Bernadotte), 1973 –
Karl XV. (Bernadotte), 1859 – 1872
Karl XIV. (Bernadotte), 1818 – 1844
Karl XIII. (Hollstein-Gottorp), 1809 – 1818
Karl XII. (Wasa), 1697 – 1718
Karl XI. (Wasa), 1660 – 1697
Karl X. Gustav (Wasa), 1654 – 1660
Karl IX. (Wasa), 1604 – 1611
Karl VIII. Knutsson, 1448 – 1457, 1464 – 1465 und 1467 – 1470
Karl VII. Severkersson, 1156/60 – 1167

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Thomas dahmlos | Laughtogethertravels : 8. Januar : [...] Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter … [...] Weiter ...

5. Februar 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

eingestellt von: Gerhard Anwander

„Das hat kein Niveau!“

Anmerkungen zu zwei Rezensionen über Faußner und ‘seinen’ Wibald von Stablo

von Gerhard Anwander (Zeitensprünge 3/2005)

2003 veröffentlichte Hans Constantin Faußner sein umfangreiches Werk über den Abt und Fälscher Wibald von Stablo. Die Zeitensprünge haben sich noch im selben Jahr damit beschäftigt [Anwander 2003], 2004 wurde eine entsprechende Langfassung in das Internet gestellt [Anwander 2004]. Jetzt sind Reaktionen der Geschichtswissenschaft zu vermelden, von denen wir die im Internet verbreiteten betrachten.

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4. Februar 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

eingestellt von: Gerhard Anwander

Wibald von Stablo – Hans Constantin Faußner

Mutiger Forscher entlarvt genialen Fälscher

von Gerhard Anwander (Langfassung zum Artikel der Zeitensprünge 3/2003)

Alle gut 6000 sogenannten Königsurkunden, die vor 1122 datieren,
sind aus rechtshistorischer Sicht zwingend: Fälschungen!

Das ist die Kernaussage des Buches, das der Innsbrucker Professor der Rechtsgeschichte Hans Constantin Faußner im Sommer des Jahres 2003 über die Königsurkunden Wibalds von Stablo in seinem vierbändigen Werk vorlegte. Den ersten Band (Wibald von Stablo. Erster Teil; Einführung in die Problematik; Hildesheim 2003) würdigen wir hier ausführlich.

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Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » „Das hat kein Niveau!“ : 5. Februar : [...] 2003 veröffentlichte Hans Constantin Faußner sein umfangreiches Werk über den Abt und Fälscher Wibald von Stablo. Die Zeitensprünge haben… Weiter ...
emma : 16. März : Nicht nur die Etablierten haben Probleme mit Faußners Wibaldbuch. Auch ich kann die Anwandersche Euphorie über die Entdeckung des Erzfälschers… Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Die Staufer müssen Schwaben bleiben : 5. Januar : [...] …und der heimatverbundene Schwabe mag sich nun beruhigt seinem Gschäft zuwenden. Würde er sich über Wibald von Stablo informieren,… Weiter ...

28. November 2006                     Kategorie(n): Mittelalterdebatte

eingestellt von: Gerhard Anwander

Veranstaltung in Ingolstadt

Am letzten Sonntag 26. November ging in Ingolstadt die Post ab; eingeladen von der rührigen Museumsleitung Dr. Schönewald hielten Illig und ich zwei Vorträge zur Fantomzeit und Fundlage in Ingolstadt. Weiter … »

jb : 4. Dezember : In Usenet-Diskussionen (insbesondere in der Newsgroup de.sci.geschichte) ist es üblich, der FZT auf diese Art zu begegnen. Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Tradition auf Abwegen : 7. Oktober : [...] leistet sich etwas, was einige von uns zwar des öfteren mündlich erleben mussten (siehe z. B. hier und ausführlicher… Weiter ...

5. Mai 2003                     Kategorie(n): Fantomzeit

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Das fundlose Frühmittelalter

von Heribert Illig und Gerhard Anwander (2003)

Heribert Illig / Gerhard Anwander (2002): Bayern und die Phantomzeit. Archäologie widerlegt Urkunden des frühen Mittelalters. Eine systematische Studie in zwei Teilen. Insgesamt 958 Seiten, 346 Abbildungen. 1. Auflage 2002, ISBN 3-928852-21-3 (amazon.de)

Die These, das frühe Mittelalter sei zum Teil eine Erfindung des späteren Mittelalters, rund 300 Jahre seien niemals Realität gewesen, ist nicht aus Sensationsgier heraus aufgestellt worden. Sie ist vielmehr die Antwort auf die unerhörte Fundarmut, die bislang das Frühmittelalter auszeichnet. Wer sich nicht von den vielleicht hundert Preziosen und Zimelien blenden lässt – von der Aachener Pfalzkirche über die Reichenau zum Lorscher Evangeliar, zum Codex Aureus von Regensburg und zu den wenigen Elfenbeinarbeiten der Hofschule Karls – , der muss feststellen, dass die Zeit zwischen 500 und 1000 viel zu wenige Spuren für eine aufkeimende Kultur, für eine exquisite karolingische Renaissance, aber auch für das Alltagsleben jener Zeit hinterlassen hat. Wo wäre ein Museum in Europa, das auch nur annähernd so viele Funde für das frühe Mittelalter wie für die römische Zeit Germaniens zeigen könnte? Die rund 400 Jahre Römerherrschaft haben Funde in einem Ausmaß hinterlassen, zu dem die fränkisch-alamannisch-bajuwarisch-sächsischen Funde in einer Relation von vielleicht 1 : 1000 stehen.

Es fehlt ja an allem: Die berichteten Pfalzen haben sich nur in minimalem Umfang erhalten, karolingische Klöster überhaupt nicht, Kirchen nur sehr wenige. Wo sind die Ansiedlungen? Viel zu wenige Siedlungen werden entdeckt. Die eilige Antwort, selbst die Pfalzen müsse man sich aus leicht verfallendem Fachwerkbau vorstellen, der nun einmal nicht nachweisbar sei, ist – mit Verlaub – kindisch, nachdem die Vorgeschichtler schon seit mehr als 100 Jahren steinzeitliche Hütten nachweisen können. Wäre karolingisches Holz wirklich besonders schnell verfault?

Weil das keine Antwort sein kann, musste eine bessere Antwort gefunden werden. Und sie liegt seit zehn Jahren in Gestalt der Phantomzeitthese vor, die nach einigen Jahren der Diskussion nunmehr von den Historikern einer „damnatio memoriae“ unterworfen worden ist. Bislang war solche Verdammung Potentaten wie Tuthmosis III. oder Stalin vorbehalten gewesen – nunmehr gefallen sich unter Wortführung von Prof. Michael Borgolte oder Rudolf Schieffer die Mediävisten in der Tyrannengeste.

Da es uns nicht um sich überschätzende Beamte (sprich: Professoren) geht, haben wir in aller Ausführlichkeit gezeigt, dass die europäische Fundarmut, genauer Fundleere im Frühmittelalter keine Erfindung ist, sondern sich präzise nachweisen lässt. Zu diesem Zweck haben wir uns den Freistaat Bayern in seinen heutigen Grenzen gewählt, also ein Areal von rund 70.000 qkm. Dieses Areal ist besonders aussageträchtig:

  • denn es wird durch den Limes in etwa halbiert. Seine nördliche Hälfte war nie römisch, während die Südhälfte römisches Staatsgebiet war und damit auch das Christentum als Reichsreligion hatte. Obendrein gehörte es unter Theoderich formal zum oströmischen Bereich, hatte also auch Kontakte zur stärksten Macht Europas.
  • Hier gab es bis 778 ein Herzogsgeschlecht, das mit den Karolingern verschwägert und mit den Langobarden verwandt gewesen sein soll, also gut innerhalb der europäischen Geschichte verankert scheint.
  • Hier hat es neben römischen und fränkischen Einflüssen viele weitere Einflüsse gegeben, die den bayerischen Schmelztiegel auszeichnen: also thüringische, alamannische, böhmische, generell slawische, awarische, ungarische und spätromanische (Walchen) Elemente.

Damit ist gesichert, dass Bayern zumindest Mitteleuropa, wenn nicht ganz Europa beispielhaft vertreten kann (Ähnlichkeiten zu irgendwelchen aktuellen politischen Geschehnissen sind rein zufällig).

Unsere Arbeit sollte nun die schriftliche Überlieferung mit dem archäologischen Befund fürs frühe Mittelalter konfrontieren.

Urkundliche Nennungen gegen Bodenfunde

Dazu mussten zunächst alle schriftlich genannten Orte jener Zeit erfasst werden. Das erwies sich viel schwieriger als erwartet. Denn die Urkundenspezialisten schwören zwar jeden Eid auf die von ihnen verwesten Urkunden, halten es jedoch nicht für nötig, eine entsprechende Liste aufzustellen. So stammt die letzte Arbeit von 1957 und bezieht sich nicht aufs heutige Bayern, sondern auf die Grenzen von 778, als etwa Südtirol und Teile Österreichs zu Bayern gehörten, nicht aber Schwaben oder Franken. Das Fehlen einer solchen Liste demonstriert einmal mehr die Hilflosigkeit gegenüber den Urkunden, weil niemand weiß, ob eine ortsnennende Urkunde seit der letzten Publikation als Fälschung entlarvt worden ist oder ob der Ortsname zu Recht mit einer bestimmten Ortschaft verbunden wird. Resultat: Man kann auf die Urkunden nicht bauen, sondern nur an sie glauben.
Wir haben unsere Suche bei der schönen Zahl 2.200 beendet. Damit ist auf jeden Fall dokumentiert, dass das einstige Bayern ein durchaus gut besiedeltes Land war, keineswegs ein ‘Urwald’ mit einigen klösterlichen Rodungsinseln.

Zum anderen suchten wir die Grabungsergebnisse und architekturhistorischen Erwägungen der letzten Jahrzehnte zusammen. Auch hier gibt es keinen kompakten Führer, sondern nur eine Vielzahl von Publikationen, die jede für sich kaum einen Überblick schaffen kann.
Als erstes Ergebnis ist festzuhalten, dass den 2.200 Schriftnennungen nur 88 archäologische Befunde entsprechen. Gemeint sind damit Siedlungsreste, Reste von Holz- und Steinkirchen, nicht zuletzt Flechtwerksteine (die zahlreichen Erdwerke und Reihengräberfelder sind separat untersucht worden, weil ihre Entstehungszeit einigermaßen willkürlich fixiert worden ist).
Selbstverständlich gibt es andererseits Befunde, die mit keiner Urkundennennung korrespondieren. Es sind sogar mehr, als der Urkundenlehre gut tut, nämlich59. Die Zahl liegt in derselben Größenordnung wie die von Orten mit Urkundennennung.

  • In der beigefügten Tabelle sind alle diese Orte aufgeführt, insgesamt 2.366.
    Die allermeisten Orte führen in der Erläuterung das folgende Sigel: <> O <>, das eine Urkundennennung ohne archäologische Bestätigung signalisiert.
  • Orte mit Urkundennennung und archäologischem Befund erkennt man daran, dass in der zweiten Spalte eine Jahreszahl und in der dritten Spalte (“ÜR”) eine gefettete Jahreszahl steht. Die Erläuterungen bringen dann einen Kurzhinweis und den Seitenverweis auf den Buchtext, in dem sämtliche Funde und Befunde abgehandelt sind.
  • Bei archäologischen Befunden ohne entsprechende Urkundennennung fehlt die Jahreszahl in der zweiten Spalte.

Erst der Gang durch die endlose Ortsnamenreihung macht plastisch, was hier alles fehlt: Nicht nur sämtliche Agilolfingerpfalzen und alle Karolingerpfalzen, auch die oft genannten Bischofspfalzen, nicht nur ein Münz-wesen unter den Agilolfingerherzögen, als hätten sie von ihren Verwandten nie von den Vorteilen des Münzschlagens gehört. Nein, auch das gesamte normale Leben jener Zeit, die zwar ohnehin keine Städte gekannt haben soll, aber doch Tausende von Ansiedlungen.

An dieser Stelle ist der Einwand zu erwarten, dass es aber immerhin 57 Siedlungen, 15 Flechtwerkfunde, 26 Holzkirchen und 70 Steinkirchen gegeben hätte. Die Existenz der wenigen Holz- und Steinbauten wird von uns in keiner Weise bestritten, sehr wohl aber ihre Datierung. Wir gehen ihr in jedem einzelnen Fall nach und kön-nen so zeigen, wie schnell eine Agilolfingerkirche ‘nachgewiesen’ ist. Man lege in eine spätgotischen Kirche eine Heizung und fördere ein altes Fundament zutage. Das ist nicht leicht datierbar, da sämtliche Zierformen fehlen. Aber da hilft der Blick in die Urkunden weiter. Ist da nicht bereits 774 von einer Kirche die Rede? Also haben wir ein agilolfingisches Fundament vor uns…

Schließlich haben die Archäologen genauso wie die Historiker ständig das Bedürfnis, das so fundarme Frühmittelalter mit Funden anzureichern. Und da bleibt es nicht aus, dass die Beigaben der Reihengräberfelder von ca. 600 bis nach 700 gedehnt werden, dass spätantike Funde jünger und frühromanische Funde älter gemacht werden. Nur so kann die Lücke einigermaßen kaschiert werden. Dieser Vorgang lief bislang in bester Absicht ab, seit einiger Zeit natürlich in der erkennbaren Absicht, die monierte Lücke immer besser zu schließen. Da kann es dann schon passieren, dass – wie in Sulzbach-Rosenberg – eine klar als ottonisch erkannte Burgkapelle in einen Karolingerbau verwandelt wird (innerhalb derselben Grabungskampagne) oder dass die Ramsacher Glocke binnen 24 Stunden zwei verschiedene Datierungen und verschiedene Herkunftsgebiete erhält, um sie nur endlich von der Realzeit in die Imaginärzeit zu verpflanzen (im Buch eingehend erläutert).

Wenn wir die Zeit von 500 bis 1000 nehmen, dann lässt sich die insgesamt ärmliche Fundsituation erheblich aufbessern, wenn drei dieser fünf Jahrhunderte entfallen und nicht mehr durch Funde belegt werden müssen. So lange dies nicht geschieht, bleibt das frühe Mittelalter die jammervollste Periode innerhalb der europäischen Geschichte, die uns scheinbar mehr Funde vorenthält als die Jungsteinzeit, als die keltische oder die Römerzeit – die nun alle deutlich älter sind als das Frühmittelalter und über weite Strecken nicht als Aufbruchszeit gelten können. Wir haben zum Vergleich die denkmalgeschützten Hügelgräber der Vorzeit, Keltenschanzen und römisches Fundgut mit aufgelistet.

Urkunden sind leicht fälschbar, Urkunden sind beliebig oft gefälscht worden – davon könnten die Diplomatiker ein Lied singen. Urkunden können deshalb nur dann für eine Zeit bürgen, wenn die von der Archäologie überprüfbaren Elemente dieser Texte auch zu einem Gutteil von den Archäologen bestätigt werden können. Wenn dies nicht geschieht, verwaltet die Wissenschaft Geisterreiche, die zwar auf Papier oder Pergament wunderbar wirken, doch in der Wirklichkeit niemals existiert haben. Dass sich der Glaube ans geschriebene Wort so lange halten konnte, ist wirklich ein Wunder.

Wie gesagt: Bayern steht nur als gutes Beispiel für ganz Mitteleuropa, ja für ganz Europa und die Alte Welt von Island bis Indonesien. Was sich vielerorts stichprobenartig abzeichnet, ist hier einmal durchexerziert worden: Das frühe Mittelalter (von 614 bis 911) ist nicht extrem fundarm, sondern fundleer. Daraus ergeben sich umstürzende Folgerungen: Im Buch ist nicht nur die fränkisch-bajuwarische Geschichte behandelt, sondern vor allem auch die Christianisierung von Mitteleuropa.

An dem grundstürzenden Befund dieses Buches kann auch eine astronomische Retrokalkulation oder eine damnatio memoriae nichts ändern. Es ändert sich nur die Einschätzung von Wissenschaftlern, die eine aufgeworfene Frage nicht beantworten, ein Problem nicht angehen wollen, weil die Antwort alles über den Haufen werfen würde. Die Bezeichnung „Wissenschaftler“ kann nicht mehr für solche ‘Bewahrer’ benutzt werden, die lieber verleumden oder totschweigen, als die eigenen Ergebnisse kritisch zu würdigen und die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Es sei an die jüngste und vielleicht letzte derartige Äußerungen erinnert, gemacht von Prof. Dr. Rudolf Schieffer:

„Wenn man gegen Illig sei, fühle er sich als Mittelpunkt der wissenschaftlichen Diskussion, und wenn man schweige, sage er, dass der Wissenschaft halt nichts Vernünftiges einfalle. Er, Schieffer, werde dennoch den Mund halten.“ (Süddeutsche Zeitung, 7.2.2003).

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"In den auf Justinian folgenden drei Jahrhunderten, in denen äußere Feide das Reich bedrohten und der Bilderstreit es im Inneren erschütterte sind diese Studien [zur Arithmetik] zum Erliegen gekommen." [Vogel, Kurt (1978): Beiträge zur Geschichte der Arithmetik; München, S. 36]