Heutige Astronomieprogramme (wie etwa das empfehlenswerte kostenlose Stellarium) erwecken leicht den Eindruck, dass sich Sonnen- und Mondfinsternisse problemlos auch über längere Zeiträume hinweg berechnen lassen. Es ist also gut, immer wieder daran zu erinnern, dass das keineswegs der Fall ist. Herbert Helmecke fand nun bei Ralph Juergens eine beiläufige Bemerkung über den französischen Astronomen André Danjon, die eine der zahlreichen Schwierigkeiten beim Rückrechnen hervorhebt:

1959 wies Professor Andre Danjon, der Direktor des Pariser Observatoriums, nach, daß abrupte Änderungen in der Rotationsgeschwindigkeit der Erde infolge von Schwankungen der Sonnenhelligkeit vorkommen; er führt sie auf elektromagnetische Einflüsse zurück. Eine Folge dieser Entdeckung ist, daß man Sonnenfinsternisse nicht nachträglich datieren kann.

(Die Artikel in Harper’s Magazine. In: Alfred de Grazia, Immanuel Velikovsky. Die Theorie der kosmischen Katastrophen, aus dem Englischen übertragen von Dietrich Geiger, München 1979, S. 44, im Netz hier nachzulesen.)

André-Louis Danjon (1890-1967) ist vor allem durch das Danjon-Astrolab sowie durch die Danjon-Skala zur Feststellung der Helligkeit von Mondfinsternissen bekannt geworden. Bis 1945 leitete er die Sternwarte Straßburg, danach bis 1963 das Observatoire de Paris. Er war wohl der Erste, der eine praktikable Methode zur Zeitbestimmung mit Hilfe des Sonnenjahres (Ephemeridenzeit) vorgeschlagen hat (G. M. Clemence, The Concept of Ephemeris Time). Damit wurde es möglich, die Zeit unabhängig von den Störungen durch die unstete Erdrotation zu messen (siehe auch den Beitrag Eine Sonnenfinsternis des Theon von Alexandria, Punkt 4).