Fantomzeit

Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter?

Herzlich willkommen! Unser Ziel ist Information zu allen Fragen, welche die Fantomzeitthese betreffen. Lesen Sie die Hilfe/Sitemap für weitere Informationen.

Aktuelle Hauptbeiträge:

28. März 2008                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

eingestellt von: zam

Der Krieger Abu Bakr

von Zainab Angelika Müller

Eine Klärung der frühen islamischen Geschichte kommt an den ersten vier Kalifen nach Muhammed nicht vorbei. Die Überlieferung über sie beginnt in der offiziellen Geschichtsschreibung (ebenso wie jene über Muhammad) erst ca. 150 nach ihrem Tod.

Was hat es mit ihnen auf sich, waren sie bedeutungslose kleine Stammesfürsten, an die man sich erst später erinnerte, als „islamische Geschichte“ gebraucht wurde? Lebten diese vier Kalifen tatsächlich? Und wenn ja, in der angegebenen Reihenfolge?

Weiter … »

haj : 7. April : "Wer war Abu Bakr, in welche Zeit gehören die mit ihm verbundenen Ereignisse, sofern sie einen wahren Kern enthalten?"… Weiter ...
zam : 27. Februar : Da ich Herwig Brätz Etymologien nicht nachvollziehen kann und seine Idee, dass alles, was mythologisch auf Sternkarten abgebildet ist, auch… Weiter ...
zam : 27. Februar : Die Zitate stammen (außer Illig, VFG 5-1993) aus: Ekkehard Eickhoff : Seekrieg und Seepolitik zwischen Islam und Abendland (650-1040);… Weiter ...

2. März 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Polen im frühen Mittelalter. Der Schock bei den Arbeiten an der Yamal-Pipeline

von Gunnar Heinsohn (aus Zeitensprünge 1/2002)

I. Bisherige Fundlage

Polnische Historiker versuchen erst gar nicht, für Polens Epoche von 623 bis zur Geburt seines ersten Königs Mieszko vom Stamme der Polanen im Jahre 921 Geschichte zu schreiben. Der Beginn des polnischen Staates wird oft mit Mieszkos Thronbesteigung um das 963 gleichgesetzt. Da man eigene Texte aus den drei Jahrhunderten ohnehin nicht hat, begnügt man sich mit Hinweisen auf Einhards Vita Caroli Magni und Fredegar (typisch und leicht zugänglich für Internetnutzer etwa Szczytna [2002]). Beide Texte können mit ihren vielfältigen Details aus dem 11. und 12. Jh. nicht vor 1150 verfasst worden sein und taugen deshalb weder etwas für eine deutsche noch für irgendeine andere frühmittelalterliche Geschichte [Illig 1998; 1999; Heinsohn 2000; Heinsohn/ Sidorczak 2001].

Weiter … »

Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Zeitensprünge 2002/01 : 3. August : [...] Gunnar Heinsohn: Polen im frühen Mittelalter [...] Weiter ...

8. Februar 2008                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

eingestellt von: Adalbert Feltz

Die Realität der mittelalterlichen Phantomzeit und ihre Konsequenzen

von Adalbert Feltz, Erfurt und Deutschlandsberg 2007

„Eine Chronik schreibt nur der, dem die Gegenwart wichtig ist“ (Goethe 1826)

Zusammenfassung

Die Abhandlung betrifft die Notwendigkeit einer Geschichtskorrektur, die aus der Existenz einer im frühen Mittelalter anzusiedelnden Leerzeit von ca. 300 Jahren resultiert und die sich auf zahlreiche Fakten stützt, die bisher nicht widerlegt wurden. Es werden Tatsachen und reale Befunde zusammengestellt und Wege aufgezeigt, auf denen die Geschichtsmodifizierung zustande kommen konnte. Dabei wird weniger auf all das eingegangen, was auf Grund der herkömmlichen Geschichtsschreibung Spuren hinterlassen haben müsste, archäologisch aber fehlt, und ebenso bleiben architekturgeschichtliche Vergleiche und kunsthistorische Bezüge weitgehend ausgeklammert. Über derartige Basiserkenntnisse zur Existenz einer Phantomzeit im Mittelalter ist in der Literatur ausführlich berichtet worden.1 Im Mittelpunkt stehen gesicherte Fakten sowie historische Befunde und Ereignisse, deren Gesamtgefüge zu der Konsequenz führt: Wesentliche Teile der griechischen und die römische Antike einschließlich Christi Geburt rücken im Mittel um 297 Jahre näher an die für uns geltende Zeitskala heran. Die in diesem Fall einzufordernde Passfähigkeit historischer Ereignisse im beiderseitigen Randbereich der Phantomzeit wird im für die Fragestellung besonders relevanten europäischen Kulturkreis kommentiert. Die Eliminierung erfundener Geschichte aus unserem traditionellen Geschichtsbild wird als eine Aufgabe erkannt, die im Interesse der Glaubwürdigkeit und Wahrheitsfindung in der Geschichte in unserer Zeit zu bewältigen ist. Möge die vorliegende Ausarbeitung zur Versachlichung des weitgehend polemisch geführten Streits um eine Chronologierevision beitragen.

Weiter … »

Vinzenz Obinger : 8. Februar : Mir wird in diesem Text viel zu viel von "Streichung", "Erfindung" und "Verdoppelung" gesprochen, was alles aktive Willkür voraussetzt.… Weiter ...
admin : 8. Februar : Der Beitrag ist eine Zusammenfassung von Artikeln der Zeitensprünge und Büchern diverser Autoren und natürlich Veröffentlichungen von Heribert Illig zur… Weiter ...
jb : 9. Februar : Ein schöner und ausgewogener Überblick über die vielen betroffenen Themengebiete! Kann admin etwas zur Person des Autors sagen?… Weiter ...

2. Februar 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Danzig und die rätselhafte frühmittelalterliche Chronologielücke des Weichseldeltas

von Gunnar Heinsohn (aus Zeitensprünge 3/2001)

I. Welthistorische Bedeutung der Weichselmündung

Was die Schelde- und später die Rheinmündung für den Überseeverkehr Westeuropas war und ungebrochen ist, das war – ohne es heute noch zu sein – die Weichselmündung für Osteuropa. Um 1650 ist der Weichselmündungshafen Danzig mit ca. 77.000 Menschen (Schätzungen reichen bis 100.000) – vor Wien, Augsburg, Köln und Hamburg – die volkreichste Stadt mit einer deutschen Einwohnerschaft. So ist es kein Zufall, dass St. Marien – eine der dreizehn gotischen Kirchen Danzigs – im 15. Jh. zur weltweit größten Hallenkathedrale aus Backstein ausgebaut wird (105,5 m lang und im Querschiff 60 m breit). In ihr finden 25.000 Personen Platz.

Weiter … »

haj : 8. Februar : Die Stratigrafie scheint untrügliche Ergebnisse zu liefern: Das Spätere liegt über dem Früheren, das Jüngere über… Weiter ...
haj : 4. März : Der Plan von Danzig ist natürlich um 90° nach rechts zu drehen oder von links zu betrachten. Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Zeitensprünge 2001/03 : 8. Januar : [...] Gunnar Heinsohn: Danzig und die rätselhafte frühmittel­- alter­liche Chronologielücke des Weichseldeltas [...] Weiter ...

12. Januar 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Sizilien und seine frühmittelalterliche Fundlücke

von Gunnar Heinsohn (Zeitensprünge 03/2003)

„Sizilien ist die geschichtlich reichste Insel des an
Geschichte überreichen Mittelmeerraumes” [Rill 2000, 50].

I. Wo sind die Quellen für Sizilien zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert

Aus der Sichtung vor allem arabisch verfasster Schriftstücke und Sagas, deren greifbare Fassungen frühestens aus dem 10. Jh., zumeist jedoch aus noch späterer Zeit stammen, ist nach freimütig eingeräumtem „mühseligem Vergleich“ [Rill 2000, 22] eine Chronologie der schier endlosen islamischen Invasionen Siziliens im 7., 8. 9. und 10. Jh. konstruiert worden. Für Details zog man auch christliche Texte heran. Sie stammen vom Neapolitaner Johannes Diaconus, von Beda Venerabilis sowie aus der Päpstechronik Liber Pontificalis. Diese Päpstereihung [LP 1955] hat als ersten nachweisbaren Autor den für 1133 bezeugten Pandulfus und dann noch einmal den 1178 verstorbenen Boso [Rosenberg 1896], ist also keine Quelle aus dem hier interessierenden Zeitraum des 7. – 9. Jhs. Beda Venerabilis wird zwar auf 672–735 datiert, der mit seinem Namen verbundene Text kann von seinen Inhalten her jedoch frühestens aus dem 11. Jahrhundert stammen [Illig 1999, 122-127] und bietet für die zu untersuchenden Jahrhunderte ebenfalls keine direkten Auskünfte.

Weiter … »

ao : 12. Januar : Ach hätten Traudl Bünger und Roger Willemsen doch nur ein bisschen besser für ihre "Weltgeschichte der Lüge" recherchiert ... dann… Weiter ...
neukum : 26. Januar : Die Chronologie der arabischen Eroberung Siziliens ist ein guter Beleg für die (297 Jahre)Fantomzeithypothese. Dies gilt auch für die Historie… Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Zeitensprünge 2003/03 : 3. Januar : [...] Gunnar Heinsohn: Sizilien und seine frühmittelalterliche Fundlücke [...] Weiter ...

24. Dezember 2007                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

eingestellt von: ao

Fantomzeit im Überblick – Wer liegt in diesem Sarkophag? – P.M. History (1/2008)

In der aktuellen Ausgabe der P.M. History (1/2008) schreibt Heribert Illig auf den Seiten 50-56 über die Fantomzeitthese. Ein Anhang (ebenfalls von H.I.) auf Seite 57 stellt die These in den größeren chronologiekritischen Zusammenhang (Ägypten, Velikovsky, …). Ein lesenswerter Einstiegsartikel, auch für Kenner der Theorie.

P.M. History (1/2008)

haj : 30. Dezember : In diesem Artikel heißt es: "... bislang hat sich an meinen Ideen nur wenig Änderungsbedarf ergeben."… Weiter ...
ao : 30. Dezember : Das kommt natürlich darauf an, für wen der Autor hier spricht: er selbst mag diese Ideen für geprüft… Weiter ...
haj : 1. Januar : "warum die retrospektive Zuordnung ... ausgerechnet in diesen drei Jahrhunderten so gründlich daneben gegangen ist." Das ist… Weiter ...

5. September 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Eine frühmittelalterliche Phantomzeit – nachgewiesen in Frankfurter Stratigraphien

von Hans-Ulrich Niemitz

[Redaktionelle Notiz: Dieser Beitrag stammt aus den VFG 1993, Heft 3/4]

In der Nachkriegszeit nutzten die Archäologen die Stadtzerstörungen, um vor dem Wiederaufbau Ausgrabungen in den Stadtzentren vorzunehmen. So arbeitete in Frankfurt am Main eine Gruppe, deren Ergebnisse Otto Stamm 1962 unter dem Titel: “Spätrömische und frühmittelalterliche Keramik der Altstadt Frankfurt am Main (Schriften des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte)” veröffentlichte. Er konnte dabei Ergebnisse aus 7 Grabungskampagnen zusammenstellen und wesentlich mehr als nur Keramik behandeln. Im Vorwort schrieb Stamm:

“Der besondere Gewinn der Frankfurter Ausgrabungen besteht in einer, trotz all der vorhandenen großstädtischen Erdstörungen, immerhin recht sauberen und reichlichen Schichtenfolge […] In Kapitel II haben wir versucht, diese Schichten in ein stratigraphisches Schema zu bringen” [Stamm 1962, 56].

Weiter … »

timeslip : 5. September : Laut HC gibt es keine Probleme; G8 100 Jahre= 28 cm… Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 1993/03-04 : 20. Januar : [...] Hans-Ulrich Niemitz: Eine frühmittelalterliche Phantomzeit – nachgewiesen in Frankfurter Stratigraphien [...] Weiter ...

9. August 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Die Dauerkrise frühmittelalterlicher Keramikforschung

von Hans-Ulrich Niemitz

[Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag entstammt VFG 2/94, die generelle Fragestellung ist jedoch immer noch aktuell]

Wenigen Mittelalterarchäologen ist bewusst, dass die Forschungen zur Keramik des Frühmittelalters in einer Dauerkrise stecken. Doch ihre Veröffentlichungen, von der Entdeckung der karolingischen Keramik durch Constantin Koenen am Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, zeigen diese Dauerkrise. Heute, nach mehr als hundertjähriger Forschung, sind noch immer Formulierungen zu lesen, die eigentlich jedem kritischen Wissenschaftler die Haare zu Berge stehen lassen müssten.

Weiter … »

Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » St. Pantaleon – vier Rekorde fürs Guinness. Sven Schütte als karolingischer Lückenbüßer : 31. August : [...] In ottonischer Zeit angelegte Gräber oberhalb seiner Fundamente schließen bereits Fußbroichs ottonischen Bau aus. In den entscheidenden Schichten wurde… Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Eine interessante Grafik : 25. September : [...] durch C14-Datierungen vor der Lücke und vergleichende (Keramik-)Datierungen nach der Lücke. Zur Keramik-Datierung. Dieser Beitrag wurde eingestellt… Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 1994/02 : 20. Januar : [...] Hans-Ulrich Niemitz: Die Dauerkrise frühmittelalterlicher Keramikforschung [...] Weiter ...

23. Mai 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Mittelalterdebatte, Zeitensprünge

eingestellt von: jb

Wer erfindet historische Zeit? Überlegungen zum Motiv der mittelalterlichen Zeitfälschung

von Jan Beaufort

Abstract: Dass die frühmittelalterliche Fantomzeit das Werk von Komputisten – eher als von Historikern oder Astronomen – war, wurde schon gelegentlich vermutet. Andreas Birken hält Dionysius Exiguus gar für eine Erfindung durch den byzantinischen Kaiser Konstantin VII. und dessen Gelehrtenschar. Wenn diese Vermutung aber zutrifft, ist damit auch etwas über das Motiv der Zeitfälschung ausgesagt, denn Komputistik heißt Osterfestberechnung. Im vorliegenden Beitrag wird die These vertreten, dass es Konstantin in der Tat um eine umfassende, reichseinheitliche Regelung des Osterfestdatums ging. Dieses wäre künftig nur noch mittels der dionysischen 532-jährigen Periode, des so genannten großen Osterzyklus, zu berechnen. Sämtliche flankierende Fälschungen, insbesondere die Synkellos-Theophanes-Chronik, hatten das Ziel, dieses Anliegen im Rahmen und auf der Grundlage eines „Weltgeschichte und Himmelsgeschehen umgreifenden Systems” und eines „einmaligen einheitlichen Weltbildes” (so der Theologe August Strobel) durchzusetzen.

Weiter … »

ao : 24. Mai : Das Argument von Jan Beaufort funktioniert, wie er auch selbst anmerkt, mit anderen Längen der Phantomzeit als nun gerade 297… Weiter ...
Ulrich Voigt : 25. Mai : Ich denke, ich sollte mich erst einmal zurückziehen von dieser Diskussion. Zu meinem Erstaunen versucht man… Weiter ...
jb : 25. Mai : Andreas Otte: Das Argument von Jan Beaufort funktioniert, wie er auch selbst anmerkt, mit anderen Längen der Phantomzeit als… Weiter ...

3. Mai 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Arno Borst, 8.5.1925 – 24.4.2007

von Heribert Illig

Fraglos ist mit Arno Borst ein Ausnahme-Gelehrter verstorben, darin durchaus mit dem jüngst verstorbenen Carl-Friedrich von Weizsäcker zu vergleichen. Während dieser Philosophie, Friedensforschung und Physik verband, beschäftigte Borst nicht nur die Mediävistik in ihrer ganzen Bandbreite über 1.000 Jahre, sondern genauso die Antike, die Linguistik oder Kalenderwesen und Komputistik.

Ihm gelang es, auch breitere Leserkreise für sein Forschungsgebiet anzusprechen, indem er Querschnitte durch das Mittelalter legte: 1973 mit „Lebensformen im Mittelalter“, 1988 mit „Barbaren, Ketzer und Artisten“, das heuer noch eine preisgünstige Neuauflage unter dem Titel „Die Welt des Mittelalters“ erlebt hat.

Am liebsten suchte er die Kontinuität. In seiner Doktorarbeit von 1953, die immer noch im Buchhandel erhältlich ist, ging er nicht nur den Katharern nach, sondern der Ketzergeschichte von der Antike bis weit ins Mittelalter. Als er nach Konstanz berufen wurde beschäftigte ihn das Mönchswesen am Bodensee und besonders auf der Reichenau. Dann wieder ging er der Rezeptionsgeschichte des Buches der Naturgeschichte von Plinius nach.

Doch spätestens seit 1988 legte er den Schwerpunkt auf das Kalenderwesen, auf die Osterrechnung, auf die Komputistik. Es gelang ihm, nach fast dreißig Jahren den selbstgesteckten Rahmen auszufüllen, indem er letztes Jahr die monumentale, dreibändige Ausgabe der „Schriften zur Komputistik im Frankenreich von 721 bis 818“ abschließen konnte. Doch ist er hier bislang eher Spezialist für ein mühseliges Fachgebiet geblieben, dem die Kollegen nur wenig abgewinnen konnten.

Aus Sicht der Fantomzeitthese sind aber gerade diese seine Arbeiten von höchstem Interesse. Es ist deshalb vielleicht kein Zufall, dass am 30.3., also kurz vor seinem Tod, eine längere Analyse abgeschlossen wurde. Sie ist mittlerweile in den „Zeitensprüngen“ erschienen und wird hier wiedergegeben.
Weiter … »

University Update : 3. Mai : Arno Borst, 8.5.1925 – 24.4.2007... ... Weiter ...
Ulrich Voigt : 4. Mai : Kritik an Voigt Illig S. 170: "Da muss es einmal mehr verwundern, wie Voigt [2005, 445] davon… Weiter ...
Ulrich Voigt : 4. Mai : Kritik an Voigt Selbst sein [die Rede ist von Dionysius Exiguus] 532-jähriger Osterzyklus ist keine Übernahme aus… Weiter ...

16. Dezember 2006                     Kategorie(n): Frühmittelalter

eingestellt von: hek

Heuneburg – die Mauern sind viel älter

StZ. vom 16.12.06: Die Heuneburg – älteste Stadt Europas?

Neue Grabungsbefunde ergaben, dass das massive Mauerwerk zur Befestigung der Anlage nicht, wie zunächst angenommen, aus der Zeit der Ungarneinfälle (9.-10. Jh.) stammt, sondern schon aus keltischer Zeit (ca. 500 v. Chr.). Damit könnte es sich nach Ansicht der Archäologen bei der Heuneburg um das bereits von Herodot erwähnte ‘Pyrene an den Quellen des Istros (=Donau)’ handeln.

31. Juli 2004                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

eingestellt von: admin

Hägar der Spurlose

von Martin Ebner (erschienen 2004 im “Letzebuerger Land”)

Freispruch mangels Beweisen? Für Wikinger-Züge ins Rheinland gibt es keine Belege

Mal metsaufende Raufbolde mit Hörnerhelmen, mal wagemutige Entdecker: das Image der Wikinger ändert sich ab und zu. Mit dem Rheinland werden die skandinavischen Seeräuber des Mittelalters bisher kaum in Verbindung gebracht. Das soll sich jetzt aber ändern: Das Rheinische Landesmuseum, die Universität Bonn und Museen in Holland und Dänemark stellen die Ergebnisse “jüngster Forschungen” vor. Sie beleuchten mit einer Ausstellung samt Begleitbuch “erstmals die unruhige Zeit zwischen 800 und 1000 in einem der am heftigsten durch Wikingereinfälle gebeutelten Landstriche Europas, am Rhein. Köln, Bonn, Aachen, Neuss, Utrecht und Lüttich, ja sogar die Abtei Prüm in der Eifel fielen den Plünderzügen der Nordmänner zum Opfer”.

Mit der jüngsten Forschung ist das allerdings so eine Sache. In Deutschland hat sie nichts gefunden. Obwohl die Vorfahren der Dänen in den Jahren 881ff. von Xanten bis Trier ein ganzes Dutzend Städte und Klöster in Schutt und Asche gelegt haben sollen, muss der Ausstellungskatalog kleinlaut einräumen: Die Wikinger haben “an den deutschen Flussläufen von Rhein und Mosel keine Hinterlassenschaften zurückgelassen, und keine Ausgrabungen haben sich bislang direkt und unzweifelhaft mit den Wikingerüberfällen verbinden lassen”. Das sei aber “wohl nur Zufall”, vermuten die Ausstellungsmacher. Vielleicht, weil die Normannen nur kurz da waren: “Die Geschichten von diesen Männern haben sich im Rheinland erhalten, nichts aber von den Waffen und sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs, die man sonst mit Siedlungsfunden verbindet.” Vielleicht waren die Piraten auch einfach nur schlecht drauf: “Der Mangel an Artefakten hat auch mit ihrer Einstellung im Rahmen der Plünderungszüge zu tun: “Sie kamen, um zu nehmen und nicht, um zu geben.'”

Im benachbarten Holland haben die Archäologen etwas mehr als nichts ausgegraben. Der “Wikingerschatz” von Wieringen zum Beispiel besteht aus arabischen und karolingischen Münzen und einem Topf aus dem Raum Köln. Ferner wurden in der angeblich zwei Jahrhunderte lang heftig umkämpften Gegend sage und schreibe neun “Wikingerschwerter” gefunden: Die Klingen sind fränkisch, aber die – mittlerweile weitgehend weggefaulten – Griffe wurden von Experten als “skandinavisch” erkannt. In der Stadt Zutphen wurde eine Brandschicht aus dem 9. Jahrhundert entdeckt, was “erstmals auf dem europäischen Kontinent eine Plünderung durch die Wikinger” belege. Leider verraten uns die Fachleute aber nicht, was an verkohlten holländischen Holz- und Getreideresten “wikingisch” sein soll.

Dorestad bei Utrecht war einmal eine reiche Handelsstadt. “Dass die Wikinger Dorestad überfielen, überrascht denn auch kaum”, finden die Ausstellungsmacher. “Erstaunlich hingegen ist, dass die Angreifer fast jedes Jahr wiederkamen. Allein zwischen 834 und 837 wurde Dorestad viermal zerstört und viermal erholte sich die Stadt innerhalb kurzer Zeit (während des Winters) und war so weit wieder hergestellt, dass sie für die Wikinger erneut eine lohnende Beute darstellte.” Erstaunlich ist vor allem, dass man so etwas in einen Katalog schreiben kann, ohne auf die Idee zu kommen, dass daran etwas faul sein könnte. Zumindest ist verwunderlich, dass nichts über etwaige Brandschichten oder Waffenreste in Dorestad, einer der größten archäologischen Ausgrabungen des 20. Jahrhunderts, zu erfahren ist.

Abgesehen von holländischen Funden zeigt die Ausstellung vor allem Objekte aus Dänemark und Schweden, verbunden mit der Aufforderung, man möge sich die Aktivitäten der Invasoren im Rheinland so ähnlich wie in Skandinavien vorstellen. Zum Beispiel ihren den Franken “haushoch überlegenen” Schiffbau: “Wir wissen zwar nicht, welche die üblichsten Bootstypen waren, mit denen die Wikinger auf dem Rhein operierten, aber es werden wohl die kleineren (und somit finanzierbareren) Typen von Kriegsschiffen gewesen sein.” Warum nicht billige Indianer-Kanus? Von denen hat man am Rhein auch nichts gefunden.

Der einzige Beleg für Wikinger im Rheinland sind und bleiben also die Chroniken des Mittelalters, die über blutrünstige Banditen aus dem Norden jammern. Kein frommer Museumsbesucher wird an der Glaubwürdigkeit ihrer Verfasser zweifeln: Kleriker, die stolz auf den Besitz der “Sandale Christi” sind (im Kloster Prüm) und zuweilen auch von feuerspeienden Drachen berichten. Aber ob man mit solchen Zeugen vor Gericht durchkommt?

Die Bonner Ausstellung und ihr Katalog sind außerordentlich interessant und witzig. Jedenfalls, wenn man ein gesundes Mißtrauen mitbringt und dazu die Wikinger-Kapitel in den Büchern von Heribert Illig liest. Der Münchner Historiker vertritt die Auffassung, die “Phantomzeit” von 614 bis 911 habe es nur auf Urkundenpapier, nie aber in Wirklichkeit gegeben. Ergo auch keine handfesten Spuren von blutrünstigen Hörnerhelmträgern im Frühmittelalter: “Wilde Berserker mit Samthandschuhen? Ein Volk von Kriegern, das nach jedem Angriff seine Pfeilspitzen wieder einsammelte, seine Gefallenen wieder in die Boote packte und den Ort der Verwüstung ‘besenrein’ zurückließ?” Man wird ja mal fragen dürfen.


“Wikinger am Rhein”: bis 17. Oktober im Rheinischen Landesmuseum Bonn, Di – So 10 bis 18 Uhr, Mi – Fr bis 21 Uhr. Danach im Centraal Museum in Utrecht und im Wikingermuseum im dänischen Roskilde. Katalog von Annemarieke Willemsen: “Wikinger am Rhein 800-1000”, Theiss Verlag Stuttgart 2004, 192 Seiten, 24,90 Euro (auf Englisch unter dem Titel “Vikings! Raids in the Rhine/Meuse region” und auf Holländisch als “Vikingen! Overvallen in het stroomgebied van Rijn en Maas” erschienen).


Heribert Illigs Bücher “Das erfundene Mittelalter” und “Wer hat an der Uhr gedreht?” sind in verschiedenen Auflagen erschienen: http://www.mantis-verlag.de/

7. Juli 2000                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

eingestellt von: admin

Karl der Gefälschte

von Martin Ebner (erschienen am 7. Juli 2000 im “Letzebuerger Land”)

Wir leben nicht im Jahr 2000, sondern erst im Jahr 1703, meint der Historiker Heribert Illig: Das frühe Mittelalter habe es nie gegeben, Karl der Große sei nur eine nette Legende. Die Mediävisten tun sich mit dieser Provokation erstaunlich schwer.

An Karl dem Großen führt dieses Jahr kein Weg vorbei: Von York bis Barcelona wird sein 1200-jähriges Krönungsjubiläum mit Ausstellungen, Briefmarken und Büchern gefeiert. Im prächtigen Krönungssaal des gotischen Aachener Rathauses wurde aus diesem Anlass die Schau “Krönungen. Könige in Aachen – Geschichte und Mythos” eröffnet. In den Jubel wollen jedoch nicht  alle einstimmen: “Ausgerechnet ein Kaiser, der in 46 Regierungsjahren 44 Kriege geführt und Europa mit Massenmord geeint haben soll, wird als ‘Vaters Europas’ gefeiert”, motzt Heribert Illig, ein promovierter Historiker aus München. Einmal ganz abgesehen davon, dass dieser Herrscher in Wirklichkeit gar nie existiert habe. Das Frühmittelalter von 614 bis 911 sei nämlich eine “Erfindung”. Karl sei genauso fiktiv wie sein Kontrahent Harun al-Raschid, meint Illig: “Zusammen mit ihnen müssen etliche Dynastien in allen europäischen Ländern, fast 25 byzantinische Kaiser und mehr als 50 Päpste die Geschichte verlassen. Natürlich bleiben die geistigen Leistungen jener Zeit erhalten, doch bekommen sie neue Urheber aus späteren Jahrhunderten.”

Zu dieser aberwitzigen Theorie ist Heribert Illig eher zufällig gekommen. Er hatte von den “antizipatorischen” Fälschungen des Mittelalters gelesen: Wenn man den Forschern glauben soll, dann haben damals Mönche Urkunden gefälscht, die erst Jahrhunderte später verwendet wurden – sozusagen Fälschungen auf Vorrat. “Kann das sein?” fragte sich Illig. “Oder stimmt etwas mit der Chronologie nicht?” Er rechnete die Kalenderkorrektur des Jahres 1582 nach.

Der von Cäsar eingeführte Kalender weicht jedes Jahr 614 Sekunden von der Himmelszeit ab. 1582 hätte man daher den Kalender um 12 oder 13 Tage korrigieren müssen. Papst Gregor XIII. ließ damals bei der Reform aber nur 10 Tage streichen. “Wenn da alles gestimmt hätte, hätte ich darüber nie mehr nachgedacht”, sagt Illig. So aber ließ ihn die Sache nicht mehr los. Er gab seinen Beruf als Systemanalytiker einer Bank auf, um sich ganz der Chronologie zu widmen.

Seine Forschungsergebnisse präsentiert Illig in seiner mit ein paar Mitstreitern herausgegebenen Zeitschrift “Zeitensprünge”. Die ist zwar winzig – dafür sind seine Bücher “Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte” und “Wer hat an der Uhr gedreht?” Bestseller. Zumindest ist eine Auflage von mehr als 60.000 für historische Themen nicht schlecht.

Die Reaktion der Fachwissenschaftler ist eindeutig: “Die Thesen sind abstrus. An dieser Diskussion werde ich mich nicht beteiligen”, erklärt der Bonner Mediävist Theo Kölzer. Die Tübinger Professorin Barbara Scholkmann befindet: “Seine Theorien sind so abenteuerlich, dass es sich nicht lohnt, sich damit zu befassen.” Zur Verbitterung der Mittelalterspezialisten bekommt Illig jedoch Unterstützung von Vertretern anderer Disziplinen, beispielsweise von dem Leipziger Technikhistoriker Hans-Ulrich Niemitz. Kulturwissenschaftler und Architekturhistoriker verschiedener Universitäten haben Illig zu Diskussionen eingeladen.

Auch die deutschen Medien folgen nicht dem Verdikt der Experten und berichten über den “redegewandten Außenseiter” (“Der Spiegel”). Seit die Berliner “tageszeitung” 1995 den Artikel “300 Jahre erstunken und erlogen” veröffentlichte, reisst das Interesse der Journalisten nicht ab. Nach dem Motto “kann nicht sein, weil es nicht sein darf”, verteidigt die konservative “Frankfurter Allgemeine Zeitung” das urdeutsche Kaisertum. Die Münchner “Süddeutsche Zeitung” dagegen kam zu dem Schluss, Illigs Argumente seien “verwirrend stichhaltig”.

Neben der Kalenderrechnung ruht Illigs Theorie auf Kunstgeschichte und Archäologie: Da ist zum einen die Aachener Pfalzkapelle – angeblich vom großen Karl vor genau 1200 Jahren erbaut. 24 “anachronistische Bauelemente” hat Illig an diesem “Herz des Frankenreichs” ausgemacht. Etwa die riesige Kuppel, die keine Vorläufer und jahrhundertelang keine Nachbauten habe: Können Handwerker aus dem Nichts heraus derartiges Know-how entwickeln – und dann gleich wieder vergessen? Tatsächlich datieren mittlerweile Kunsthistoriker wie Prof. Jan van der Meulen den Bau eher ins 11.Jahrhundert – aber was wird dann aus der “Hauptstadt” Karls, von der außer der Pfalzkapelle nichts erhalten ist?

Das Kleingedruckte der Begleittexte zur Aachener Ausstellung ist auffallend vorsichtig formuliert: Die berühmte Reichskrone werde seit dem 14. Jahrhundert “fälschlich” Karl dem Großen zugeschrieben und stamme wohl aus dem 12. Jahrhundert. Das “sogenannte Schwert Karls des Großen”, stamme auch nicht aus Karls Zeit, sondern vermutlich erst aus dem 12. Jahrhundert, genau wie der “sogenannte Mantel Karls” und das “sogenannte Karlsprivileg”, das die Gründung Aachens dem Überkaiser zuschreibt.

Super-Karl könne einfach nicht echt sein, findet Illig: Ein unermüdlicher Feldherr, der sogar Mitten im Winter samt Armee über die Alpen zieht – aber kein einziges Kettenhemd ist übriggeblieben? Ein Latinist und Germanist – der nach den Überlieferungen weder lesen noch schreiben konnte? Ein Münzreformer – aber wo blieben die Münzen? Und wohin wurden die 313 Großbauten verschlampt, die er angeblich erbaute? Genüsslich weidet sich Illig an den Problemen der bisherigen Geschichtsschreibung.

Illig hält dieses Szenario für möglich: Kaiser Konstantin VII drehte in Byzanz im 10. Jahrhundert aus dynastischen Gründen die Uhr um 297 Jahre vor. Im Westen justierte Kaiser Otto III, ein Verwandter Konstantins, die Uhr auf das Jahr 1000 und erfand seinen heldischen Vorfahren Karl. Der Papst machte mit, weil er dem fiktiven Karl ebenfalls allerhand nützliche Urkunden unterjubeln konnte. Spätere Generationen erfanden dann dazu, was sie brauchten. Als zum Beispiel die Stadt Zürich Ärger mit den Habsburgern hatte, erklärte sie, von Karl dem Großen gegründet worden zu sein – wer wird sich schon an einer so edlen Stadt vergreifen? “Ein Kloster gab die grobe Linie vor”, vermutet Illig, “die anderen machten jeweils das örtliche Fleisch an dieses Skelett: ‘Uns hat Karl die und die Ländereien geschenkt’.” Alle damaligen Schriftkundigen hätten so von der Karlsfiktion profitiert. Die neue Datierung sei außerdem nicht aufgefallen, da man gleichzeitig die Zählung der Jahre “nach Diokletian” auf “nach Christus” umstellte.

Wieso aber hat das bisher niemand entdeckt? “Die Mediävisten schauen nur auf die Urkunden, obwohl sie selbst immer mehr davon als Fälschungen entlarven”, erklärt sich das Illig. “Wie erkennen sie, ob die Urkunden echt sind? Indem sie diese Fälschungen mit anderen Fälschungen vergleichen, von denen sie beschlossen haben, dass sie echt seien. Ein Zirkelschluss!” Stattdessen müsse man die Schriftquellen mit archäologischen Funden und erhaltenen Bauten vergleichen: “Eine Urkunde ist schnell gefälscht – der Fundamentstein einer Kirche nicht!” Die Archäologen aber würden zwischen den alten Römern und dem hohen Mittelalter nichts finden: “Eine Phantomzeit gibt’s nur auf dem Papier, nicht aber im Boden.”

In der Karolingerzeit habe man mit Holz gebaut, da sei nichts erhalten geblieben, entgegnen manche Historiker. “Komisch”, staunt Illig, “aus der Steinzeit hat man Pfahlbauten oder wenigstens Pfostenlöcher gefunden. Wieso nicht aus dem frühen Mittelalter?” Mit Illig “kann man nicht vernünftig argumentieren”, sagt Prof. Scholkmann, “er führt einen Glaubenskrieg, keine wissenschaftliche Auseinandersetzung”.

Der Berliner Mediävist Michael Borgolte schimpft: “Um Illig ist eine pseudoreligiöse Gemeinde entstanden, die langsam Sektencharakter annimmt.” Und der Frankfurter Professor Johannes Fried rückt Illig gar in Nazi-Nähe – denn wer Karl leugnet, könne auch Auschwitz leugnen. “Mit meinen strengen Kriterien kann man selbstverständlich nicht jede unliebsame Zeit eliminieren”, empört sich Illig. “Für die NS-Zeit passen Schriftquellen, Bauten und Überreste einwandfrei zusammen.” Illig sind die Angriffe unverständlich: “Für einen Physiker wär’s völlig normal, dass er sagt: ‘Simulieren wir das mal. Was kommt raus, wenn wir das durchspielen?'”

Sein Ansatz könne eine ganze Reihe von Rätseln klären, ist Illig überzeugt. Zum Beispiel warum eine so nützliche Erfindung wie der Steigbügel nach dem 6. Jahrhundert wieder für 300 Jahre vergessen wurde – ohne die “Phantomzeit” wäre die Entwicklung bruchlos. Auch der ungeklärte Bevölkerungsschwund im frühen Mittelalter würde zum “Scheinproblem” wenn die archäologischen Funde nicht mehr 500 Jahren, sondern nur 200 zugeordnet würden. Die Wikinger wären nicht mehr ein seltsames “Volk von Kriegern, das nach jedem Angriff seine Pfeilspitzen wieder einsammelte, seine Gefallenen in die Boote packte und den Ort der Verwüstung ‘besenrein’ zurückliess”, sondern Händler, denen Untaten angedichtet wurden. In Luxemburg würde das seltsame Geschichtsloch zwischen der Römerzeit und der ersten Erwähnung der Lucilinburhuc im Jahr 963 verschwinden.

Illig selbst ist sich noch nicht sicher, wie weit er sich “der Wahrheit angenähert hat”. Gespannt sei er vor allem auf Argumente von Astronomen. Auch mit modernen Datierungsverfahren könnte es haken. Experten wie zum Beispiel Prof. Dieter Eckstein von der Uni Hamburg sind sicher, mit Baumjahresringen fehlerfreie Chronologien für die letzten 11.000 Jahre erstellen zu können.

In Aachen wurde zur Ausstellung der Thron Karls des Großen überprüft und auf die 790er Jahre datiert. Aber wer weiß schon, ob das nun das endgültige Forschungsergebnis ist? Bei einer ersten Untersuchung 1967 war der alte Holzthron dem Jahr 935 zugeschrieben worden. Illig hält Dendrochronologie und C14-Methode ohnehin für “falsch geeicht”, nämlich an der jetzigen Chronologie.

Jedenfalls verspricht Illig weitere Unruhe. Die Demontage Kaiser Karls reicht ihm keineswegs: “Man darf’s gar nicht laut sagen – aber von 3000 Jahren Ägypten fallen 2000 schlicht und einfach weg.” Auf diese respektlose Art soll es weitergehen, kündigt Illig an, denn: “Dilettantismus ist Freude an der Sache! Man darf sich von den Spezialisten nicht entmündigen lassen, sondern muss seinen eigenen Verstand gebrauchen.”


Bücher von Heribert Illig im ECON-Verlag, München:

– “Das erfundene Mittelalter”, 3. Auflage 1999 mit aktuellem Nachwort, 456 Seiten

– “Wer hat an der Uhr gedreht?”, 1999, 288 Seiten


Die Ausstellung “Krönungen. Könige in Aachen – Geschichte und Mythos” ist bis 3. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis 21 Uhr. Eintritt: 15 / 9 Mark (die Karte ist auch in der Domschatzkammer gültig).

Tel.: 0241-180 29 60, www.kroenungen.de

Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Karolo la Falsigita (Esperanto) : 20. September : [...] Text ist die leicht überarbeitete Übersetzung eines früheren Beitrags des Autors mit dem Titel Karl der Gefälschte) AKPC_IDS +=… Weiter ...

5. Dezember 1999                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Fälschungen im Mittelalter

von Hans-Ulrich Niemitz

[Redaktionelle Notiz: Es handelt sich hierbei um den Beitrag aus Zeitensprünge 1/1991, dessen Einreichung zur Entwicklung der Phantomzeitthese entscheidend beisteuerte. Gemeinsam mit zwei weiteren Beiträgen aus dem gleichen Heft markiert er den Beginn der Beschäftigung mit dem Mittelalter aus chronologischer Sicht in den Zeitensprüngen.]

Die Absicht Immanuel Velikovskys war, ein Katastrophen-Trauma der Menschheit ans Tageslicht zu bringen, um damit quasi in einer Menschheitspsychotherapie die zwanghafte Wiederholung einer Katastrophe zu verhindern, die dann allerdings selbstgemacht wäre (Anstoß aus psychoanalytischer Sicht). Bei G. Heinsohn führte die hartnäckige Frage nach der Entstehung des Monotheismus, des Geldes, des Patriatchats und des Verbots der Kindstötung im Zusammenhang mit Velikovskys Ansatz – unter Verwerfen des Bibelfundamentalismus – zu weiteren Entdeckungen (z.B. Sumer ein aus “Verdoppelung und Verdreifachung” kreiertes Phantom, eine neue Theorie der Geldentstehung, wobei der Anstoß aus einem Randgebiet, der Soziologie, kam). Diese Erkenntnisse werden sich als “ganz normale” wissenschaftliche Entdeckung durchsetzen können und mit den ursprünglichen Absichten der Überwindung des katastrophischen Menschheitstraumas kaum noch etwas zu tun haben.

Die Geschichte des Mittelalters hat ähnliche Probleme wie die der Vor- und Frühgeschichte. Darf es uns gleichgültig sein, wenn das Gesamtflechtwerk der Geschichte grundlegend verfälscht wirkt?
Weiter … »

Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 1991/01 : 20. Januar : [...] Niemitz, H.-U.: Fälschungen im Mittelalter [...] Weiter ...
Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » 20 Jahre These vom erfundenen Mittelalter : 5. Mai : [...] Heribert: Die christliche Zeitrechnung ist zu lang [1/1991, 4-20] Niemitz, Hans-Ulrich: Fälschungen im Mittelalter [1/1991, 21-35] Illig/Niemitz: Hat das… Weiter ...
"Wie der Beginn der Karolingerzeit, so ist auch deren Ende von den archäologischen Quellen her […] nicht genau zu bestimmen"
[Ulrich Dahmlos in ‘Archäologische Funde des 4. bis 9. Jahrhunderts in Hessen’, Marburg 1979, S.4]