Fantomzeit

Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter?

11. September 2010                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter, Mittelalterdebatte

eingestellt von: HI

Zwischen den Kalenderreformen von Cäsar und Gregor XIII. liegen nur 1.330 Jahre

Kalendarisch bestätigt: die These vom erfundenen Mittelalter

von Heribert Illig

Abstract: Der vom Papst hergestellte Bezug zwischen Gregorianischer Kalenderreform und dem Konzil von Nicäa ist nicht mehr zu halten. Der Abstand zwischen beiden Kalenderreformen muss verringert werden, womit ein Gutteil der Merowinger- und Karolingerherrschaft entfällt.

Alles scheint klar und einfach: Papst Gregor XIII. hat 1582 die Kalenderzählung vom 4. Oktober nicht auf den 5., sondern auf den 15. Oktober springen, also 10 Tage überspringen lassen. Er hat damit den im Julianischen Kalender aufgelaufenen Fehler korrigiert. Es lässt sich leicht ermitteln, wie groß der Zeitraum ist, während dem dieser Fehler aufgelaufen ist:

Da die julianische Jahreslänge gegenüber dem tropischen Jahr um ca. 674 sec zu lang ist (365 d + 21.600 s contra 365 d + 20.926 s [Meeus/Savoie, 42]), summiert sich der Fehler (86.400 sec [= 1 Tag] ./. 674) in fast exakt 128,2 Jahren zu 1 Tag. Eine Korrektur um 10 Tage behebt folglich den Fehler, der binnen 1.282 Jahren (±64 Jahre) aufgelaufen ist. Von 1582 zurückgerechnet ergibt sich somit im Mittel das Jahr 300 n. Chr.
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3 Kommentare zu “Zwischen den Kalenderreformen von Cäsar und Gregor XIII. liegen nur 1.330 Jahre”
1
jek sagt:
1. Oktober 2010 um 15:18

Es bleibt ja konsequent still trotz dieses schweren Geschützes.
Ein anderer Aspekt – wobei ich vermutlich nicht als erster darauf komme – ist, wie hochgradig unwahrscheinlich es ist, dass die Instituion “Konzil” im Jahre 325 den Kalender justierte. Schließlich war das römische Reich bei Weitem nicht durchchristianisert und Konstantin hätte innenpolitisch sicher Schaden genommen, wenn er die alten Kulte mit einer Übertragung solch grundlegender Kompetenzen verprellt hätte. Auf dem Kalender lastete die Autorität der kaiserlichen römischen Tradition, Basis der Macht auch für Konstantin. Politisch hatte er mit der Anerkennung des Christentums deren Anhänger schon auf seiner Seite.

Öffentlich bekannte Konstantin sich nicht zum Christentum; und die Taufe auf dem Sterbebett… naja, glauben wir das einfach mal.

M.E. kann im Lichte der religiös-politischen Gemengelage des beginnenden 4. Jahrhunderts fast ausgeschlossen werden, dass das Konzil von Nicäa den imperialen Kalender neu ordnete.

[…] aktuellen Beitrags von Prof. Frank sowie des hier auf fantomzeit.de veröffentlichten Artikels Zwischen den Kalenderreformen von Cäsar und Gregor XIII. liegen nur 1.330 Jahre von Heribert Illig.) Illig entwickelt daraus die Theorie der fehlenden Jahrhunderte. Genau genommen […]

3
ao sagt:
7. Oktober 2010 um 18:20

… wie hochgradig unwahrscheinlich es ist, dass die Institution “Konzil” im Jahre 325 den Kalender justierte.

Es gibt keinen Hinweis in den Akten, dass bestätigt auch die Forschung. Desweiteren hätte die Abweichung erkannt werden müssen, was bei 3 Tagen noch schwer fallen könnte. Man kann meines Erachtens sicher ausschließen, dass das Konzil eine solche Reform beschlossen hat. Es gäbe natürlich noch die Möglichkeit, dass ungefähr zu der Zeit, jemand anderes eine Reform durchgeführt hat, aber hier gilt das gleiche: Kein Hinweis und die Frage der Erkennbarkeit.

Natürlich ist eine derartige Reform imaginiert worden, weil ja sonst der Kalender nicht stimmt. Aber dieses Argument greift zu kurz, denn selbst Gegner wie Krojer mussten schließlich koinzidieren, dass der Julianische Kalender „Schlupf“ enthält.

Wenn man bedenkt, dass die Definition, Einführung und Durchsetzung der Gregorianischen Reform des Julianischen Kalenders mehrere hundert Jahre gedauert hat, dann ist eine Auslassung von 3 Tagen ohne Reform in einem bestehenden und genutzten Kalender nicht unbemerkt zu bewerkstelligen. Dagegen ist ein „versehentliches“ Einfügen von ca. 300 Jahren beim Wechsel auf eine neue Zeitrechnung ein vergleichsweise einfaches Unterfangen ….

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13. August 2010                     Kategorie(n): Frühmittelalter

eingestellt von: ao

Multikulti in Ur-Wien

Unter dem Titel „Multikulti in Ur-Wien“ fand sich am 2.8.2010 ein Beitrag von Herbert Lackner zur Geschichte Wiens in der Zeitschrift profil (ein Fund von Peter Mikolasch). Der Untertitel des Beitrags lautet:

Archäologie. Historiker schreiben die Geschichte Wiens neu: Anders als bisher angenommen, war die Stadt zu Beginn des Mittelalters 300 Jahre lang eine menschenleere Ruinenlandschaft.

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14. Mai 2010                     Kategorie(n): Fundsachen

eingestellt von: ao

Antiker Alleskleber

Wissenschaftler entdeckten antiken Alleskleber in einem römischen Paradehelm:

http://www.welt.de/wissenschaft/article1428652/Deutsche_entdecken_antiken_Superkleber.html

(Fund von Zainab Angelika Müller)

4 Kommentare zu “Antiker Alleskleber”
1
Glasreiniger sagt:
14. Mai 2010 um 18:49

Wobei der Umstand, daß dieser Kleber auch am Kölner Dreikönigsschrein verwendet worden sein soll, ja interessante Fragen aufwirft.

Wie wird der Schein denn datiert?

2
zam sagt:
19. Mai 2010 um 17:11

Der verwunderliche Satz lautet:
“Unerklärlicherweise sei der heute vergessene Klebstoff in ähnlicher Zusammensetzung im 12. Jahrhundert auch für den Goldbelag des Kölner Dreikönigs-Schreins verwandt worden.”

Reichen da 300 Jahre als ‘Zeitkleber’?

3
Herz_aus_Stahl sagt:
21. Mai 2010 um 19:17

ich will ja nicht meckern, aber ist der Artikel nicht was alt? Ich kann mich nämlich noch daran erinnern als das 2007(!) entdeckt wurde….

4
admin sagt:
21. Mai 2010 um 19:50

ich will ja nicht meckern, aber ist der Artikel nicht was alt? Ich kann mich nämlich noch daran erinnern als das 2007(!) entdeckt wurde….

Fundsache ist Fundsache, auch noch 2 Jahre später. Alles, was irgendwie auf chronologische Verwerfungen hindeuten kann, ist für diese Rubrik interessant.

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27. April 2010                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Frühmittelalter, Zeitensprünge

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Doppelter Gregor – fiktiver Benedikt

Pseudo-Papst erfindet Fegefeuer und einen Vater des Abendlandes

von Heribert Illig (aus Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 2/1994)

Die Überschrift könnte auch lauten: Wie man Lawinen auslöst. Da bringt 1993 ein Regionalteil der Süddeutschen Zeitung einen beiläufigen Artikel aus Anlaß eines alljährlichen kirchlichen Feiertages, der die brisante Frage aufwirft, ob einer der größten Heiligen der Christenheit überhaupt gelebt habe [Reichold]. Da meine Rückfragen nach Literatur buchstäblich auf der Strecke bleiben, verfasse ich eine Kommentierung, in der ich auf noch sehr dünnem Boden den geschichtlichen Tod des zweiten “Vater des Abendlandes” nahelege [Illig 1993].
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4 Kommentare zu “Doppelter Gregor – fiktiver Benedikt”

[…] Heribert Illig: Doppelter Gregor – fiktiver Benedikt. Pseudo-Papst erfindet Fegefeuer und einen Vater des Aben… […]

[…] Mittelalter? Vorheriger/Nächster Beitrag « The Christian Era Is Too Long | Home | Doppelter Gregor – fiktiver Benedikt » 27. April 2010 um […]

3
emma sagt:
28. April 2010 um 16:24

Unter http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2010/01/Interview-Fried?page=4
hat Johannes Fried die Erfindung des Benedikt von Nursia ebenfalls ins Gespräch gebracht. Hier noch beiläufig um seine Literatur zum Gedächtnisschleier zu sponsern. Er scheint auszuprobieren, wie weit er dieses Thema als seine eigene Entdeckung ausgeben kann.
Übrigens zeigt der Illigaufsatz sehr schön, mit wie viel wissenschaftlicher Akribie die Chronologiekritik arbeitet. Frieds eigene “Entdeckungen” klingen dagegen ziemlich lau und wenig kritisch untersucht. Schließlich unterschlägt Fried auch, wofür Benedikt eigentlich steht und wer/was mit ihm als “fiktiv” ebenfalls verschwindet. Man fragt sich unwillkürlich, wer hier eigentlich der “Laienhistoriker” ist!

[…] (1994): Doppelter Gregor – fiktiver Benedikt. Pseudo-Papst erfindet Fegefeuer und einen Vater des Aben…; in Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 6 (2) […]

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1. Februar 2010                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

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Hat das dunkle Mittelalter nie existiert?

von Heribert Illig und Hans-Ulrich Niemitz

[Redaktionelle Notiz: Es handelt sich hierbei um den zweiten Beitrag zur mittelalterlichen Phantomzeit aus Zeitensprünge 1/1991. Gemeinsam mit zwei weiteren Beiträgen aus dem gleichen Heft markiert er den Beginn der Beschäftigung mit dem Mittelalter aus chronologischer Sicht in den Zeitensprüngen.]

Das Mittelalter gilt nicht deshalb als dunkel, weil es eine finstere, unmenschliche, grausame Zeit gewesen wäre, sondern weil die Quellen es so schlecht erhellen. Das gilt insbesondere für das frühe Mittelalter, in viel geringerem Ausmaß für das späte Mittelalter.

Die beiden Autoren näherten sich dem Problem von verschiedenen Seiten. Dementsprechend können sie auch auf ganz verschiedene Quellen verweisen, die für jahrhundertelange Leerstellen im Mittelalter sprechen. Nachdem der komplexen Thematik nicht auf Anhieb Rechnung getragen werden kann, werden in einem ersten Anlauf nur knapp die ersten Befunde aufgelistet.
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3 Kommentare zu “Hat das dunkle Mittelalter nie existiert?”

[…] Illig, H. und Niemitz, H.-U.: Hat das dunkle Mittelalter nie existiert? […]

[…] Hat Karl der Große je gelebt?; Gräfelfing Illig, Heribert / Niemitz, Hans-Ulrich (1991): “Hat das dunkle Mittelalter nie existiert?“; in VFG III (1) 36 Langosch, Karl (1990): Mittellatein und Europa. Führung in die […]

[…] Heribert / Niemitz, Hans-Ulrich (1991): “Hat das dunkle Mittelalter nie existiert?“; in Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 3 (1) […]

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4. Januar 2010                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

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Die christliche Zeitrechnung ist zu lang

von Heribert Illig

[Redaktionelle Notiz: Es handelt sich hierbei um den ersten Beitrag zur mittelalterlichen Phantomzeit aus Zeitensprünge 1/1991. Gemeinsam mit zwei weiteren Beiträgen aus dem gleichen Heft markiert er den Beginn der Beschäftigung mit dem Mittelalter aus chronologischer Sicht in den Zeitensprüngen.]

Die Quintessenz dieses Artikels ist ebenso einfach wie weitreichend:

Zwischen Caesar und der Neuzeit werden rund 350 Jahre zuviel in unserer Chronologie geführt.

Diese Erkenntnis ergibt sich aus einer einfachen Rechnung und aus den vergeblichen Versuchen der Vorgänger, ihr falsches Resultat in ein richtiges zu verwandeln. Der Gregorianische Kalender setzt den Julianischen fort; unsere kalendarische Leitschiene1 verbindet also Antike und Neuzeit und überbrückt römische Kaiserzeit ebenso wie das gesamte Mittelalter. Wenn der neue Kalender fehlerhaft auf den alten aufgepfropft worden ist, dann müssen sämtliche Datierungen und Synchronismen zwischen Caesar und der Frührenaissance einer Prüfung unterzogen werden.
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4 Kommentare zu “Die christliche Zeitrechnung ist zu lang”
1
haj sagt:
5. Januar 2010 um 09:54

Das ist eine gute Gelegenheit, um mein eigentliches Anliegen noch mal anders formulieren:

Die Fantomzeitthese geht davon aus, dass die Jahre 614-911 fiktiv sind, dass der Kalender entsprechend manipuliert wurde. Tatsächlich gibt es keinerlei Hinweis auf die Authentizität der für jene Jahre überlieferten Ereignisse und Personen.

Die Kalendermanipulation hat aber Ulrich Voigt eindeutig ausgeschlossen. Er hat daraus den Schluss gezogen, dass auch die vom Julianischen Kalender belegte Zeit real sein muss.

Beides geht aber nicht.
Der einzige (!) Ausweg aus diesem Dilemma lautet:
Der Julianische Kalender wurde erst nach 911 eingeführt.

Volker Dübbers hat nachgewiesen, dass die angeblich spätrömischen Komputisten sowohl mit dem julianischen wie auch mit dem gregorianischen Kalender hantierten, dass sie die Zahl und das Jahr Null kannten.

Das bedeutet, dass die beiden christlichen Kalender parallel zueinander entwickelt wurden, also in der Zeit, die heute als 16. Jahrhundert firmiert.

Ich habe dem hinzugefügt, dass die Idee der Zweitagesdifferenz zwischen Julianischem und Gregorianischem Kalender im Jahre 0 und des Parallellaufs beider Kalender ab dem Jahr 200 aus der ägyptischen Hieroglyphe „Sohn des Re“ (Gans+Kreis mit Punkt) abgeleitet ist. Oder anders: Der Christus des christlichen Kalenders ist der „Sohn des Re“, der Zeitpunkt seines Erscheinens ist daher das in diesem Kalender auf einen einzigen Moment sublimierte Jahr 0.

Diese Art Überlegungen wird gestützt durch den Befund der Urbanoglyphen:
Die figural-synkretistische Struktur der europäischen Städte entspricht dem spätrömischen Synkretismus, dem die Einführung des Christentums als Staatsreligion ein Ende setzte – mitsamt der Schließung der ägyptischen Tempel. Schriftzeuge dieses Endes ist der Brief an die Römer, Kapitel 1, dessen praktische Auswirkungen im Städtebau die Hinwendung zu rein geometrischen Strukturen vom Typ Marienberg, Palma Nova und Karlsruhe war.

Das bedeutet für die Gegenwart aber nichts anderes, als dass es höchste Zeit ist, sich neuen Gedanken zu öffnen – je eher desto besser.

Wer die letzten Jahrgänge der Zeitensprünge nüchtern durchblättert, wird dies spüren: sie sind zwar dick geworden, aber nicht interessanter. Das enzyklopädische Wissen etwa von Klaus Weissgerber verpufft in unbegreiflichen Aegyptiaca, aber die Hieroglyphe Biene-Binse bleibt unverstanden – dabei bedeutet sie nur, dass der Namensträger ein unbefleckt empfangenes Kind ist.

Und damit überlass ich diese Seite wieder anderen. Machts gut.

[…] Illig, H.: Die christliche Zeitrechnung ist zu lang […]

[…] Heribert (1991a): Die christliche Zeitrechnung ist zu lang; in Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart 3 (1) […]

[…] Heribert: Die christliche Zeitrechnung ist zu lang [1/1991, 4-20] Niemitz, Hans-Ulrich: Fälschungen im Mittelalter [1/1991, 21-35] Illig/Niemitz: Hat […]

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21. November 2009                     Kategorie(n): Fantomzeit, Mittelalterdebatte

eingestellt von: ao

300 Jahre mehr oder weniger: Ein Gedankenexperiment zum frühen Mittelalter

von Gunnar Heinsohn

Eine Antwort auf “Wie man Karl den Großen aus der Geschichte tilgt” (Die Welt 16.11.2009)

I.

Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Lucas Wiegelmann!

Der von uns allen gelernte Zeitrahmen für die Geschichte der Menschheit ist das härteste Dogma der Geisteswissenschaften. Man kann über fast alles innerhalb der Geschichte kontrovers diskutieren, aber die Platzierung der Ereignisse auf der Zeitskala gilt als unumstößlich. Die Chronologie ist heilig.

Jeder Gebildete versteht sich als Kenner der Chronologie. Die besten Köpfe zeichnen sich dadurch aus, dass sie die wichtigsten Daten der Geschichte auswendig hersagen können – und das bereits seit der Schulzeit. Wer die Jahreszahlen nicht im Kopf hat, kennt zumindest renommierte Geschichtswerke, in denen er sie schnell und – so glaubt er – zuverlässig nachschlagen kann.
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30 Kommentare zu “300 Jahre mehr oder weniger: Ein Gedankenexperiment zum frühen Mittelalter”
1
haj sagt:
26. November 2009 um 09:22

Lieber Prof. Heinsohn!

Vielleicht melden sich ja die Platzhirsche aus den Studierstuben und versuchen den endgültigen Verriss der Phantomzeitthese.

Bis dahin schlage ich ein weiteres Gedankenexperiment vor:

Fragen wir uns doch einmal, warum es gerade dreihundert Jahre sein sollen.

Wo sind die Millionen von Münzen, Gräbern, Werkzeugen, Schüsseln, Waffen und Schmink-töpfen aus den Zeiten der Merowinger, Franken, Ottonen und Staufer? Wo kann man deren viele Tausend Tempel, Kirchen, Burgen, Rathäuser, Klöster und Stadtmauern oder wenigstens deren Fundamente so unstrittig und reich anschauen und besichtigen? Wo gibt es die seit der Römerzeit ununterbrochenen Stratigrafien über 17 Jahrhunderte?

Unstrittig ist nur eines:

Die Vertreter der Phantomzeitthese sind seit Jahren unbeweglich auf ihrer Position stehen geblieben und haben peinlichst den sachlichen Diskurs mit allen gescheut, die kritischere Pfade beschritten. Wie soll die Phantomzeitthese Geschichtsdoktrinäre überzeugen, wenn ihre Vertreter sich selbst verhalten wie Geschichtsdoktrinäre?

Wann findet die Auseinandersetzung mit den Ansätzen von Leuten wie Christoph Pfister (dem Anti-Illig) oder Christoph Däppen statt, nach denen es vor 1750/1550 gar keine irgendwie gesicherte Chronologie geben kann? Wer prüft die Chronologiestudien von Volker Dübbers, aus denen klar folgt, dass Julianischer und Gregorianischer Kalender sich gegenseitig bedingen und um das Jahr 1000 keine Umschreibung erfolgen konnte? Wann wird eingesehen, dass der Geschichtskritik mit der Entdeckung der Urbanoglyphen zahlreiche echte Do-kumente zur Verfügung stehen, über welche die Historiker nicht verfügen, die aber auch der Phantomzeitthese zuwiderlaufen?

Wann werden die Phantomzeitfreunde verstehen, dass es wohl bequem aber nicht hilfreich ist Kritik auszublenden?

Debatte muss sein? Machen Sie mal.

Ihr Leser – H. Brätz

2
haj sagt:
2. Dezember 2009 um 10:46

Bevor sich hier die Freunde der Phantomzeitthese äußern, sei mir noch diese Erinnerung gestattet:

Ich selbst hatte im Jahr 2000 eine Diskussion darüber angeregt, die in der Zeitschrift Archäologie in Deutschland stattfand und in der Amalie Fößel mit ihrem herzlichen Bekenntnis zum Mittelalter die Reifeprüfung zur Professorin der Geschichte bestand.
Sonst kam aber nichts dabei heraus – außer Peinlichkeiten.

Statt also zu quengeln, warum keiner mit Euch reden will, fangt lieber noch einmal von vorn an zu überlegen.

Die Phantomzeitthese war ihrerzeit revolutionär, reicht aber nicht aus zur Beschreibung der wirklichen Probleme bei der Geschichterkenntnis.

3
jb sagt:
4. Dezember 2009 um 11:28

haj: Die Vertreter der Phantomzeitthese sind seit Jahren unbeweglich auf ihrer Position stehen geblieben und haben peinlichst den sachlichen Diskurs mit allen gescheut, die kritischere Pfade beschritten. Wie soll die Phantomzeitthese Geschichtsdoktrinäre überzeugen, wenn ihre Vertreter sich selbst verhalten wie Geschichtsdoktrinäre? … Wer prüft die Chronologiestudien von Volker Dübbers, aus denen klar folgt, dass Julianischer und Gregorianischer Kalender sich gegenseitig bedingen und um das Jahr 1000 keine Umschreibung erfolgen konnte? … Wann werden die Phantomzeitfreunde verstehen, dass es wohl bequem aber nicht hilfreich ist Kritik auszublenden?

Sehr geehrter Herr Brätz,

zweimal habe ich versucht, eine Diskussion mit Ihnen zu beginnen (siehe diesen Kommentar und diesen Forumbeitrag), zweimal haben Sie mir nicht geantwortet.

Angesichts dieser Diskussionsunwilligkeit Ihrerseits uns vorzuwerfen, dass wir “den sachlichen Diskurs mit allen, die kritischere Pfade beschritten,” scheuen würden und dass wir “Geschichtsdoktrinäre” seien, halte ich für ziemlich daneben.

Volker Duebbers kommt in unserem Forum ausführlich zu Wort, mit ihm wurde ebenfalls diskutiert, obwohl bestimmt noch nicht gründlich genug. Aber daraus, dass wir nicht auf alles gleich eine Antwort parat haben, den Vorwurf abzuleiten, wir würden “Kritik ausblenden”, ist verkehrte Welt.

Antworten Sie doch erst einmal auf die schlichten sachlichen Fragen, die ich in den beiden genannten Beiträgen gestellt habe. Hier dauernd starke Statements aufstellen, aber dann bei der ersten vorsichtigen Nachfrage gleich passen, ist meiner Ansicht nach nicht in Ordnung.

4
haj sagt:
7. Dezember 2009 um 08:15

Die Antworten habe ich mittlerweile nachgeholt.

Die Phantomzeitthese ändert die Geschichte “nach Christi Geburt” nur kosmetisch, denn
sie belässt das Grundprinzip der theologisch-spekulativen Konstruktion.
Sie verkennt also, dass die Chronologie nach Christi Geburt nur eine zugegeben geniale, in ihrer Gesamtheit jedoch realitätsfremde Retrospektion ist.

Das archäologische Material reicht aber bestenfalls für etwa ein Drittel dieser Zeit, weshalb es aller Orten zu den großen stratigrafischen Lücken und chronologischen Verwerfungen kommt.

Insofern greift diese These zu kurz und wird sich hoffentlich nie durchsetzen.

5
jb sagt:
7. Dezember 2009 um 16:19

haj: Die Phantomzeitthese ändert die Geschichte “nach Christi Geburt” nur kosmetisch, denn
sie belässt das Grundprinzip der theologisch-spekulativen Konstruktion.

Pardon, aber das ist völliger Blödsinn. Wir haben zwar einen Theologen in unseren Reihen (Prof. Winzeler), aber wir sind in der großen Mehrheit keine Theologen und an theologischen Konstruktionen überhaupt nicht interessiert.

Was wir versuchen, ist nicht “Konstruktion”, wie Sie es nennen, sondern Rekonstruktion von Geschichte. Das heißt, wir fragen, wie das überlieferte Material (Texte und materielle Objekte) aus heutiger Sicht sinnvoll neu gedeutet werden kann, wo das nötig erscheint.

Sie verkennt also, dass die Chronologie nach Christi Geburt nur eine zugegeben geniale, in ihrer Gesamtheit jedoch realitätsfremde Retrospektion ist.

Was meinen Sie denn mit “der Chronologie nach Christi Geburt”? Meinen Sie die Jahreszählung, die Dionysius Exiguus eingeführt haben soll? Wie wir oder zumindest einige von uns dieses Konstrukt inzwischen einordnen, können Sie in meinem Beitrag Wer erfindet historische Zeit nachlesen. Darin steht im wesentlichen, dass wir die christliche Zeitrechnung für ein Konstrukt des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos halten (die so genannte Birken-These). Dieser versuchte damit, den sich über Jahrhunderte hinschleppenden antiken Osterstreit zu beenden. Wir halten diese Zeitrechnung also mitnichten für ein Abbild der Realität, wie Sie uns seltsamerweise zu unterstellen scheinen.

Das archäologische Material reicht aber bestenfalls für etwa ein Drittel dieser Zeit

Mich würde interessieren, wie Sie zu dieser Einschätzung kommen.

Insofern greift diese These zu kurz und wird sich hoffentlich nie durchsetzen.

Wie kommen Sie denn auf “durchsetzen”? Sie tun gerade so, wie wenn Ihnen nicht bekannt wäre, dass die Illig-These von der akademischen Geschichtswissenschaft nahezu völlig ignoriert wird.

6
haj sagt:
9. Dezember 2009 um 13:00

Es ist kein Geheimnis, dass ich oft anderer Meinung war als Herr Birken, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte.

Mir ist bekannt, dass die Illig-These von der akademischen Geschichtswissenschaft nahezu völlig ignoriert wird, ich bin ja Abonnent der Zeitensprünge.

Ich selbst ignoriere sie nicht und schätze viele ihrer Anhänger persönlich und es könnte ja immer noch sein, dass sich da mal mehr oder weniger spontan ein Verständigungswillen einstellt.

Warten wir es doch einfach ab und legen nicht jedes Wort auf die Mail-Waage.

7
jb sagt:
13. Dezember 2009 um 13:23

haj: Es ist kein Geheimnis, dass ich oft anderer Meinung war als Herr Birken, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte.

Mir persönlich sind die von Ihnen erwähnten Differenzen nicht bekannt. Mich würde allerdings interessieren, warum Sie die Birken-These über Dionysius Exiguus zurückweisen.

Mir ist bekannt, dass die Illig-These von der akademischen Geschichtswissenschaft nahezu völlig ignoriert wird, ich bin ja Abonnent der Zeitensprünge.

Ich selbst ignoriere sie nicht und schätze viele ihrer Anhänger persönlich und es könnte ja immer noch sein, dass sich da mal mehr oder weniger spontan ein Verständigungswillen einstellt.

Warten wir es doch einfach ab und legen nicht jedes Wort auf die Mail-Waage.

Das klingt schon mal ganz anders als Ihr Einstiegskommentar, wo Sie uns unter anderem als “Geschichtsdoktrinäre” beschimpft hatten (vielleicht wäre da eine Entschuldigung nicht ganz fehl am Platz?). Im von Ihnen jetzt gewählten viel freundlicheren Ton können wir uns gerne weiterhin austauschen.

8
haj sagt:
14. Dezember 2009 um 09:27

Beschimpft?
Das war eine Feststellung.
Die Phantomzeitthese beinhaltet ja zwei Dinge:
a) die Ereignisse der Jahre 614-911 sind fiktiv
b) ansonsten ist die Geschichte halbwegs realistisch beschrieben.

b) ist inakzeptabel.

Nehmen wir Konstantin Porphyrogennetos:
Das ist eine Doublette von Konstantin dem Großen:
Porphyrogennetos ist “Der Felsgeborene”, also der “Mithrasgleiche”, wie Konstantin der Große einer war.
Beide Konstantine sind Personifikationen des zirkumpolaren (also “konstanten”) Sternbilds Cepheus (Cheops, Kephas, Kaiphas), welches nur aus dem Oberkörper des noch halb im purpurnen Nachthimmel steckenden Mithras besteht und welches “konstant” an der Vogelbrücke über die Milchstraße gegen den Drachen kämpft, im Angesicht des Schwanenkreuzes.

Wie auch immer: sind wir kein Stück voran gekommen.
Ein erst genervter und dann entkrampfter admin macht noch keine Diskussion.

Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass etwa Gunnar Heinsohn sich zu einer Diskussion mit einem Fuzzi wie mir herablässt.
Er will ja auf Augenhöhe, von Katheter zu Katheter.

Aber z.B würde ich immer noch gern wissen, wo in Europa die Stratigafien lückenlos alle 17 Jahrhunderte seit Augustus belegen.
Nach meinem – bestimmt lückenhaften – Kenntnisstand fehlen aller Orten mehr als tausend Jahre, sogar in Rom und vermutlich auch in Konstantinopel.

9
jb sagt:
14. Dezember 2009 um 14:45

haj: Beschimpft?
Das war eine Feststellung.

Für mich ist “Geschichtsdoktrinär” ein Schimpfwort, tut mir leid. Sie können es hier kriegen, wie Sie es haben wollen. Treten Sie unfreundlich auf, reagiere ich entsprechend. Mir ist dann allerdings nicht mehr verständlich, was Ihr vorletzter Kommentar sollte. Den hatte ich als Friedensangebot gedeutet.

Die Phantomzeitthese beinhaltet ja zwei Dinge:
a) die Ereignisse der Jahre 614-911 sind fiktiv
b) ansonsten ist die Geschichte halbwegs realistisch beschrieben.

Pardon, aber das ist ein weiteres Mal schlicht Blödsinn. Ihnen ist anscheinend nicht bekannt, dass Heinsohn und Illig sowie viele andere Vertreter der FZT auch die Alte Geschichte stark kürzen.

Die hier in diesem Blog diskutierte Fantomzeitthese (nach dem von Niemitz geprägten Begriff “Fantomzeit”) bezieht sich ausschließlich auf das Frühmittelalter. Alles andere ist beliebiges Hineininterpretieren. Dass Illig selbst nicht glaubt, dass zwischen Caesar und uns mehr als 297 Jahre zu streichen sind, ist klar. Er spricht aber in dem Zusammenhang ausdrücklich von einer “Arbeitshypothese”. Andere Vertreter wie etwa Gerhard Anwander möchten 532 Jahre streichen. Was Sie uns boshafterweise unterstellen, ist einfach vollkommen falsch.

b) ist inakzeptabel

Sorry, aber mit solchen apodiktischen Sätzen, die keinen Zweifel zulassen, machen Sie sich selbst zu eben jenem Geschichtsdokrinär, den Sie absurderweise in uns sehen wollen.

Nehmen wir Konstantin Porphyrogennetos:
Das ist eine Doublette von Konstantin dem Großen:
Porphyrogennetos ist “Der Felsgeborene”, also der “Mithrasgleiche”, wie Konstantin der Große einer war.
Beide Konstantine sind Personifikationen des zirkumpolaren (also “konstanten”) Sternbilds Cepheus (Cheops, Kephas, Kaiphas), welches nur aus dem Oberkörper des noch halb im purpurnen Nachthimmel steckenden Mithras besteht und welches “konstant” an der Vogelbrücke über die Milchstraße gegen den Drachen kämpft, im Angesicht des Schwanenkreuzes.

Was berechtigt Sie zu dieser höchst ungewöhnlichen Ansicht? Wie kommen Sie zu Ihrer anscheinend wieder einmal keinen Widerspruch duldenden Auffassung? Wie sicher ist Ihnen das alles überhaupt selbst? Hier stellen sich zahlreiche Fragen. Wer zum Beispiel soll die angebliche “Dublette” und warum erstellt haben? Oder warum sollte nicht umgekehrt Konstantin der Große eine Dublette des Porphyrogennetos sein? Was macht den einen denn mit dem andern vergleichbar? Und warum Personifikationen eines Sternbildes? Wie kommen Sie auf solche Ideen? Und woher wissen Sie, dass es mehr als bloße Ideen sind, und alles sich wirklich so verhalten hat, wie Sie es sich vorstellen?

Wie auch immer: sind wir kein Stück voran gekommen.
Ein erst genervter und dann entkrampfter admin macht noch keine Diskussion.

Ich war keineswegs genervt, wie kommen Sie darauf? Ich habe Ihnen nur im von Ihnen selbst gewählten Ton geantwortet. Das tue ich jetzt wieder. Wie gesagt: Es liegt an Ihnen, wie weit wir hier vorankommen. Wenn Sie uns hier nur bekriegen wollen, wird es zweifellos schwierig. Wenn Sie dagegen in Ruhe Argumente austauschen möchten, bin ich zu allem bereit. Sie müssen dann allerdings schon wirklich Argumente bringen und Fragen beantworten. Einfach nur starke Behauptungen aufstellen führt zu nichts. Das ist nun mal so.

Natürlich hatte ich nicht erwartet, dass etwa Gunnar Heinsohn sich zu einer Diskussion mit einem Fuzzi wie mir herablässt.
Er will ja auf Augenhöhe, von Katheter zu Katheter.

Wieder so eine – sorry, ich kann es nicht anders sehen – Schwachsinnsbehauptung. Ich weiß nicht genau, was Sie mit “Fuzzi” meinen. Sie hätten auf jeden Fall leicht feststellen können, dass Heinsohn hier auf diesen Seiten noch nie mitdiskutiert hat. Das hat überhaupt nichts mit Ihnen zu tun. Sie überschätzen sich, wenn Sie das persönlich nehmen.

Aber z.B würde ich immer noch gern wissen, wo in Europa die Stratigafien lückenlos alle 17 Jahrhunderte seit Augustus belegen.
Nach meinem – bestimmt lückenhaften – Kenntnisstand fehlen aller Orten mehr als tausend Jahre, sogar in Rom und vermutlich auch in Konstantinopel.

Das mag schon sein, aber machen Sie solche Behauptungen doch zuerst einmal halbwegs plausibel. Was macht denn Ihr Kenntnisstand aus? Es könnte doch genau so gut sein, dass der lückenhaft ist? Ich habe zumindest bislang keine Ahnung, auf was oder wen Sie sich hier berufen. Ich hatte schon mal vermutet, dass es Fomenko ist: das hatten Sie aber abgestritten.

Das scheint bei Ihnen Methode zu haben: Sie stellen eine starke Behauptung auf, weigern sich dann aber, Fragen nach Ihren Gründen zu beantworten. So etwa wieder einmal geschehen in der Diskussion über Regensburg: Dieser Kommentar ist bislang unbeantwortet geblieben.

10
haj sagt:
16. Dezember 2009 um 12:34

Es gibt viele Doktrinen, aber nur eine Wahrheit,
steht hier am Universitätsgebäude.
Wer sich also festlegt, meinetwegen auf die Phantomzeitthese, und weitere Diskussion ablehnt, vertritt dann diese “Doktrin”.

Die Geschichte gehört bestimmt als Ganzes auf den Prüfstand und da wird es auch in Bezug auf die Alte Geschichte noch viele Überraschungen geben.

Die oben erwähnte angeblich “höchst ungewöhnliche Ansicht” ist m.W. von Gunnar Heinsohn geäußert worden, der bei einem Zeitensprünge-Jahrestreffen meinte, womöglich ließe sich die ganze Geschichte in Astralmythologie auflösen.
In den ZS wurde dazu mal ein Leserbrief von mir abgedruckt (Astronomie und Geschichte).
Heinsohn hat die Idee m.W. leider nicht weiter verfolgt.
Sie ist aber vielversprechend, weil es natürlich vor dem Aufkommen der Berufshistoriker keine wissenschaftliche Geschichtsschreibung gab, sondern nur Belletristik, Lagerfeuergeschichten usw.

“Schwachsinnsbehauptung”?
Das nehme ich gern nicht persönlich.
Richtet sich denn Gunnar Heinsohns Offener Brief mit seiner Diskussionsforderung gar nicht an die Leser dieses Forums?

11
jb sagt:
16. Dezember 2009 um 13:14

haj: Die oben erwähnte angeblich “höchst ungewöhnliche Ansicht” ist m.W. von Gunnar Heinsohn geäußert worden, der bei einem Zeitensprünge-Jahrestreffen meinte, womöglich ließe sich die ganze Geschichte in Astralmythologie auflösen.

Kaum vorstellbar, dass Heinsohn so etwas gesagt hat, bzw. es so gemeint hätte, wie Sie es verstehen. Auf jeden Fall tragen Sie wieder einmal nichts dazu bei, Ihre für meine Begriffe in der Tat höchst ungewöhnlichen Ideen verständlich zu machen und wenigstens eine einzige der Fragen zu beantworten, die ich Ihnen dazu gestellt habe.

“Schwachsinnsbehauptung”?
Das nehme ich gern nicht persönlich.
Richtet sich denn Gunnar Heinsohns Offener Brief mit seiner Diskussionsforderung gar nicht an die Leser dieses Forums?

Heinsohns Text ist eine Antwort auf diesen Artikel in der Welt. Er wurde an die Welt geschickt, aber dort nicht veröffentlicht.

12
haj sagt:
17. Dezember 2009 um 07:46

“Kaum vorstellbar, dass Heinsohn…”

Nun, ich war dabei.

Hoffentlich war Prof. Heinsohn sich vorher darüber im Klaren, dass keiner mit ihm über dieses Thema reden würde – außer solchen wie mir, denen es klar war.

“Und woher wissen Sie”

Wen geht es an, woher ich was weiß?
Hier ist ja keine Hochschule, wo Wissen eine Zitatensammlung ist.
Es gibt auch Erkenntnis jenseits der Bibliotheken.
Wichtig ist was ma weiß und mitteilt: wer will kann drüber nachdenken oder auch nicht.

Woher wissen Sie, dass Karl der Große fiktiv, Konstantin Porphyrogennetos aber real ist?
Warum sind nicht alle beide Pappkameraden?

Naja, das führt wohl wieder zu nichts.
Lassen Sie uns an Weihnachten denken.

13
jb sagt:
17. Dezember 2009 um 14:22

haj: “Und woher wissen Sie”

Wen geht es an, woher ich was weiß?

Das geht alle etwas an, die Sie von der Richtigkeit Ihrer Auffassung überzeugen möchten. Das ist doch eigentlich selbstverständlich. Der kritische Leser möchte Ihre Angaben und die Herkunft Ihrer Ideen überprüfen können. Kann er das nicht, wird er vermutlich bald annehmen, dass alles Ihrem Daumen entspringt.

Hier ist ja keine Hochschule, wo Wissen eine Zitatensammlung ist.

Pardon, wir verbinden mit dieser Webseite einen wissenschaftlichen Anspruch. Wissenschaftlich heißt, dass Behauptungen kritisch hinterfragt werden können und entsprechend zu begründen sind.

Es gibt auch Erkenntnis jenseits der Bibliotheken.

Mit Sicherheit gibt es solche Erkenntnis. Gleichwohl wird sie sich der Kritik stellen müssen, wenn sie was gelten will.

Wichtig ist was ma weiß und mitteilt: wer will kann drüber nachdenken oder auch nicht.

Nicht jede beliebige Assoziation, die der Mensch hat, ist Wissen. Und nicht alles, was er für Wissen hält, ist auch wirklich solches. Wirkliches Wissen hält kritischer Prüfung stand, bloße Ideen fallen durch, und seien sie noch so genial.

Woher wissen Sie, dass Karl der Große fiktiv, Konstantin Porphyrogennetos aber real ist?
Warum sind nicht alle beide Pappkameraden?

In einem strengen Sinn “wissen” kann man das vermutlich nicht. Aber es lassen sich Argumente für und wider anführen. Das ist das Geschäft der Wissenschaft. Wenn Sie wollen, dass man sich mit Ihren Theorien auseinander setzt, müssen Sie bereit sein, Gründe für sie anzuführen. Tun Sie das nicht, können wir es auch gleich lassen.

Im übrigen wäre die Konsequenz Ihrer totalen Geschichtskritik so etwas wie der Lastthursdayismus: Die Welt ist erst am letzten Donnerstag geschaffen worden, und alles, was wir für Geschichte halten, ist bloße Einbildung.

Naja, das führt wohl wieder zu nichts.

Sie bestimmen, wohin es führt, was Sie hier treiben. Wollen Sie konstruktiv diskutieren, dann können wir weit kommen. Kommen Sie weiterhin vornehmlich mit grundlosen genialen Einfällen gespickt mit Angriffen gegen Vertreter der FZT, können wir gleich aufhören.

Lassen Sie uns an Weihnachten denken.

Sie sind ein furchterregender Riese, sobald es ums Austeilen geht. Vergilt es Ihnen aber jemand mit Gleichem, werden Sie zu einem kleinen Zwerg, der nur noch Weihnachten und Frieden wünscht.

14
haj sagt:
18. Dezember 2009 um 10:16

“was wir für Geschichte halten, ist bloße Einbildung”

Nun, als Philosoph würde ich sagen:
es “gibt” keine Geschichte, sondern nur Gegenwarten.

Ich weiß, dass Denken in der Wissenschaft nicht allzu hoch im Kurs steht.

Sie müssen keinen vermeintlichen Zwerg ernst nehmen, da sind Sie in guter Gesellschaft – es gibt viele, die sich gegen Erkenntnis wehren.

In diesem Sinne alles Gute, oder: bis zum nächsten Mal.

Ach so:
“Angriffe gegen Vertreter der FZT” – falls hier jemand irgendwas persönlich nimmt:
das wäre jetzt unnötig – ich halte die Phantomzeitthese für unzureichend, mit ihren “Vertretern” hat das nichts zu tun.
Ich weiß nicht einmal, warum Sie sich als Administrator so engagiert haben, wenn Sie das Thema in der Sache nicht reizt.

15
haj sagt:
18. Dezember 2009 um 10:22

Um keine Antwort schuldig zu bleiben noch dies:

Der “kritische Leser” will ja nicht überzeugt werden, sondern macht sich selbst ein Bild, prüft und misst nach.

“Die Herkunft der Ideen überprüfen” ist immer schwierig: wie machen Sie das bei – sagen wir – Plato?

Die Wahrheit würde Ihnen vermutlich unzumutbar erscheinen.

16
jb sagt:
18. Dezember 2009 um 11:09

haj: Nun, als Philosoph würde ich sagen:
es “gibt” keine Geschichte, sondern nur Gegenwarten.

Ein philosophisch durchaus respektabler und legitimer Standpunkt. Das Problem: Sie erwecken zugleich dauernd den Eindruck, dass Sie etwas zur Geschichte sagen wollten. Sie diskutieren hier in einem Blog über ein historisches Thema. Wie passt das denn zusammen?

Sie müssen keinen vermeintlichen Zwerg ernst nehmen, da sind Sie in guter Gesellschaft – es gibt viele, die sich gegen Erkenntnis wehren.

Ach, das arme verkannte Unschuldslamm, das uns die Wahrheit sagt. Wäre leider nur glaubwürdig, wenn die diskursunwilligen “Geschichtsdoktrinäre” aus Ihrem ersten Kommentar nicht immer noch im Raum stehen würden.

In diesem Sinne alles Gute, oder: bis zum nächsten Mal.

Sie wollen sich jetzt schon aus der Diskussion zurückziehen, noch bevor sie halbwegs begonnen hat? Und dann werfen Sie uns vor, dass wir “Geschichtsdoktrinäre” seien, die den “sachlichen Diskurs mit allen scheuen, die kritischere Pfade beschritten”? Verkehrte Welt, Herr Brätz, Philosophie und höhere Erkenntnis hin oder her.

“Angriffe gegen Vertreter der FZT” – falls hier jemand irgendwas persönlich nimmt:
das wäre jetzt unnötig – ich halte die Phantomzeitthese für unzureichend, mit ihren “Vertretern” hat das nichts zu tun.

Neenee, mit ihren Vertretern hat das ganz und gar nichts zu tun, nur dass diese mal so eben nebenbei in aller Öffentlichkeit als diskursunwillige Geschichtsdoktrinäre hingestellt wurden.

Ich weiß nicht einmal, warum Sie sich als Administrator so engagiert haben, wenn Sie das Thema in der Sache nicht reizt.

Nun wird es aber wirklich komisch. Ich interessiere mich für Ihre These, dass die nachrömische Geschichte kürzer sein soll als von Illig vermutet, ich möchte sie prüfen, möchte wissen, wie Sie die Geschichte sehen, hier, im Forum und in diesen Kommentaren, und jetzt, nachdem von Ihnen bisher nichts als heiße Luft gekommen ist, behaupten Sie auf einmal, dass das Thema mich nicht reizen würde? Und das, während Sie selbst ein paar Zeilen vorher geschrieben haben, Geschichte gäbe es gar nicht? Könnte es sein, dass das Thema Geschichte in Wirklichkeit Sie nicht reizt?

17
haj sagt:
18. Dezember 2009 um 15:16

Natürlich könnte man sich jetzt endlos irgendwelche Halbsätze rausgreifen
und feinsinnige oder beißende Kommentare liefern.

Zum Beispiel könnte ich fragen warum Sie sich in der Mehrzahl sehen?
Ich erkenne hier nur jb, dem ich persönlich viel Erfolg wünsche…

Kehren wir also lieber an den Ausgangspunkt zurück:
O-Ton Heinsohn:

“Wo sind die Schmuckstücke und Schminktöpfe?”

Meine Frage war ja sinngemäß, ob sie sich wenigstens für die zwei bis drei Milliarden Menschen der Merowinger-, Ottonen- und Stauferzeit gefunden haben, ganz abgesehen von den Fiedhöfen?

Dies Frage müsste sich doch jemand stellen, der meint, diese Frage für die Karolingerzeit beantworten zu können.

18
haj sagt:
18. Dezember 2009 um 15:19

Ach so, die “Geschichtsdoktrinäre”.

Schlagen Sie doch mal einen treffenderen Begriff vor!

19
Laitein1 sagt:
18. Dezember 2009 um 15:48

Da muss ich jb nun aber mal zur Seite springen. Sie stellen hier Behauptungen auf, die Sie mit nichts weiter begründen können, als mit Ihrer persönlichen Ansicht, bzw. Ihren persönlichen Überlegungen. Das ist Ihr gutes Recht, doch ist es unser ebenso gutes Recht ein paar Belege zu erbitten, die dabei helfen können, Ihre Gedanken und Erkenntnisse nachzuvollziehen. Ich fragte bereits, warum Sie in Rostocks Grundriss das Pferd sehen, man kann da mit derselben Überzeugung ganz andere Dinge sehen, oder auch keine, oder alles für Zufall halten. Also: warum ist es das Pferd? Und ist es überhaupt vorstellbar, dass Menschen in vergangenen Zeiten Bildmotive in Stadtgrundrissen verewigt haben? Ich kann mir das nicht vorstellen, wie hätte das geplant, vermittelt und durchgeführt werden sollen? Wieso wissen wir heute davon nichts mehrt? Ich möchte weiter fragen, wie Sie auf die Etymologie des Wortes „Ross Stock“ kommen. (Gibt es diesen Wort überhaupt?) Wieso führen Sie es auf „Einhorn“ hin? Das ist mir völlig schleierhaft, wobei es sich beim genannten Fabelwesen obendrein um ein Horn handelt, was doch etwas ganz anderes ist, als ein Stock. Beruht diese Gleichsetzung allein auf Ihrer persönliche Assoziation? Sie werden zugegeben, dass dies etwas schwach ist als Grundlage für eine so „neuartige“ These, wie die Ihren.

Also, womit können Sie Ihre Interpretationen belegen?

Sie werfen der Wissenschaft vor, sie sehe das Denken nicht gern. Worauf beruht diese Ansicht? Einzig auf der Tatsache, dass man dort Ihre Thesen nicht anerkennt? Gleiches gilt für die Fantomzeitler. Auch die weigern sich berechtigt, Ihre Thesen für unbegründet zu halten, solange Sie nichts vorweisen können als Ihre persönliche Ansicht. Von Geschichtsdoktrinären sollte man in beiden Fällen nicht sprechen. Dies gilt eher für Leute, die anderen ihre eigene Meinung verordnen, aber nicht bereit sind, diese Meinung zu begründen, sondern lieber allen, die diese Meinung hinterfragen als denkfaul bezeichnen.

20
Laitein1 sagt:
18. Dezember 2009 um 15:52

P.S.: Es muss natürrlich lauten: Die Fantomzeitler weigern sich zu recht, Ihre These haj, für begründet zu halten.

21
jb sagt:
21. Dezember 2009 um 00:41

haj in Kommentar 17: Natürlich könnte man sich jetzt endlos irgendwelche Halbsätze rausgreifen
und feinsinnige oder beißende Kommentare liefern.

Zum Beispiel könnte ich fragen warum Sie sich in der Mehrzahl sehen?
Ich erkenne hier nur jb, dem ich persönlich viel Erfolg wünsche…

“Feinsinnig”? “Beißend”? Eine solche Frage ist in meinen Augen nur ein dümmlicher Beleidigungsversuch und ein weiteres Beispiel dafür, dass es Ihnen mitnichten um eine Auseinandersetzung in der Sache geht. Ich kenne solche Diskussionspartner zur Genüge, das können Sie mir glauben. Mangels Argumente für die eigene Position weichen sie auf ein aggressives Verhalten aus, das der Gesprächspartner davon abhalten soll, zu insistieren und weiter nachzufragen. Ich weiß nicht, wie Sie auf die seltsame Idee kommen, ich würde mich “in der Mehrzahl sehen”. Das tue ich nicht und habe ich nie getan. Ein gelegentliches “wir” oder “uns” im Text bezieht sich natürlich auf die Gruppe, der ich mich hier auf diesen Seiten zugehörig fühle: eben den Vertretern der Fantomzeitthese. Das ist dermaßen selbstverständlich, dass man sich schon wundern muss, wie jemand das anders verstehen kann.

haj in Kommentar 18: Ach so, die “Geschichtsdoktrinäre”.

Schlagen Sie doch mal einen treffenderen Begriff vor!

Sie bleiben also bei Ihrem massiven Vorwurf aus Kommentar 1 (“…sachlichen Diskurs mit allen gescheut, die kritischere Pfade beschritten …, Geschichtsdoktrinäre”) und wollen den lediglich anders formuliert haben. Ich kann dazu nur sagen, wie ich die ZS-Abonnenten von Tagungen kenne und wie ich mich auch selbst verstehe: nämlich nicht als diskursscheue Doktrinäre, sondern als diskussionsfreudige Geschichtsinteressierte.

haj in Kommentar 15: “Die Herkunft der Ideen überprüfen” ist immer schwierig: wie machen Sie das bei – sagen wir – Plato?

Wenn Menschen eine Behauptung des Gegenübers nicht gleich einordnen können, fragen sie nun mal gelegentlich, wie er auf die Idee kommt. Normalerweise folgt dann eine erläuternde Antwort. Bei Ihnen bleibt aber nicht nur die Antwort aus, Sie scheinen nicht mal die Frage verstanden zu haben. Was das mit Platon zu tun haben soll, ist mir schleierhaft.

Die Wahrheit würde Ihnen vermutlich unzumutbar erscheinen.

In dieser Bemerkung meine ich eine weitere aggressive Spitze in meine Richtung zu erkennen, ansonsten ist sie mir dunkel geblieben.

haj in Kommentar 15: Der “kritische Leser” will ja nicht überzeugt werden, sondern macht sich selbst ein Bild, prüft und misst nach.

Ein kritischer Leser möchte durchaus überzeugt werden, nämlich immer dann, wenn der Autor Recht hat. Der Leser möchte nur nicht überredet oder durch haltlose Behauptungen in die Irre geführt werden.

In der Tat macht sich der kritische Leser auch selbst ein Bild. Das Bild, das ich mir bis jetzt von der nachchristlichen Geschichte gemacht habe, entspricht in etwa den Erkenntnissen Illigs. Das kann selbstverständlich völlig falsch sein. Deshalb bin ich auch am Wissen derjenigen interessiert, die möglicherweise mehr oder anderes erkannt haben als ich. Das ist der Grund, weshalb ich Ihre Kommentare und Diskussionsbeiträge bis jetzt gelesen habe. Allerdings haben Sie mir vorerst wenig bis keine Ursache gegeben, mein bisheriges Geschichtsbild zu ändern. Das liegt daran, dass Sie Fragen nach der Herkunft bzw. nach den Gründen Ihrer ungewöhnlichen Behauptungen konsequent unbeantwortet lassen. So habe ich in Kommentar 5 vergeblich danach gefragt, wie Sie zu der Einschätzung kommen, dass “das archäologische Material [der nachchristlichen Ära, jb] bestenfalls für etwa ein Drittel dieser Zeit” reiche. Unbeantwortet ist weiter Kommentar 19 von Laitein1, dann Kommentar 6 zum Regensburg-Artikel und schließlich dieser Forum-Beitrag.

haj in Kommentar 17: “Wo sind die Schmuckstücke und Schminktöpfe?” Meine Frage war ja sinngemäß, ob sie sich wenigstens für die zwei bis drei Milliarden Menschen der Merowinger-, Ottonen- und Stauferzeit gefunden haben, ganz abgesehen von den Fiedhöfen?

Heinsohn spricht an der betreffenden Stelle von der Erdbevölkerung, also nicht nur von Europa. Ich habe keine Ahnung, was weltweit für die von Ihnen genannten Zeiten gefunden wurde. Wissen Sie es? In Bereichen, die überschaubarer sind, wie etwa dem Land Bayern, scheinen Römerzeit und Hochmittelalter gut vertreten zu sein, das Frühmittelalter dagegen nicht. Das ist in Anwander/Illigs Bayern-Buch nachzulesen. Anwander/Illig zeigen dort minutiös, wie sich die extreme Fundarmut der späten Merowinger- und der Karolingerzeit besser als Fundleere deuten ließe. Zu dieser Frage gab es in diesem Forum-Thread eine längere Diskussion zwischen Laitein1, ao und mir. Wissen Sie, ob das, was Anwander/Illig für die Karolingerzeit in Bayern geleistet haben, irgendwo für die Ottonen- und Stauferzeit gemacht wurde? Oder kennen Sie Entsprechendes wenigstens für Regensburg? Dass Sie in der Diskussion über Regensburg bis jetzt noch nicht geantwortet haben, lässt vermuten, dass Sie nicht mehr wissen als ich.

22
haj sagt:
21. Dezember 2009 um 10:45

Ich werde hier mal beim Grundsätzlichen bleiben
und an der anderen Stelle auf die Einhornfrage zurückkommen.

Wen das beleidigt, der kann sich gern zurückhalten.
Obwohl es mir hier nicht um Eitelkeiten geht,
weshalb das Beleidigtsein vollkommen fehl am Platz ist.

Grundsätzlich also:
wenn jetzt jemand die Phantomzeitthese vertritt,
welche Sicherheit hat er/sie, dass eine Untersuchung
der davor- und/oder danachliegenden Epochen nicht erweist,
dass auch diese Epochen nur Fiktion sind?

Wäre eine solche Untersuchung durch die Freunde der Phantomzeitthese nicht angebracht?

Nun gibt es Leute, die haben solche Untersuchungen angestellt
– die Freunde der Phantomzeit haben aber nichts Besseres zu tun,
als deren Ergebnisse abzulehnen oder gar nicht erst zur Kenntnis zu nehmen,
genau so, wie es die akademischen Wissenschaftler mit ihnen selbst tun.

Doe praktische Frage ist, ob es seitens der Freunde der Phantomzeit
irgendeinen Willen gibt, die Gräben zu überwinden.
Ich wollte mal welche zu einer “Verständigungskonferenz” überreden –
leider fehlte es am guten Willen.

Beispielhaft sollte dort eine Baustruktur gezeigt werden, die außerhalb des römischen Einflussgebietes liegt,
dem 13. Jahrhundert zugeordnet wird, aber baugleich mit dem Mithräum von Carnuntum ist.
Was jede Menge zu denken und zu diskutieren gibt.

Naja, dies Jahr wird es nichts mehr.
Aber wer weiß?

23
jb sagt:
22. Dezember 2009 um 12:54

haj: Grundsätzlich also:
wenn jetzt jemand die Phantomzeitthese vertritt,
welche Sicherheit hat er/sie, dass eine Untersuchung
der davor- und/oder danachliegenden Epochen nicht erweist,
dass auch diese Epochen nur Fiktion sind?

Keine natürlich. Er hat nicht einmal die hundertprozentige Sicherheit, dass die Fantomzeitthese selbst zutrifft.

Um mich nicht zu wiederholen, verweise ich auf Kommentar 9, zweiter Absatz.

Wäre eine solche Untersuchung durch die Freunde der Phantomzeitthese nicht angebracht?

Warum denn? Jeder kann sich doch mit der Zeit oder Unzeit befassen, für die er sich interessiert? Freie Fahrt für freie Forschung. Ich muss mich anscheinend doch wiederholen: Viele Freunde der Fantomzeitthese kürzen gerne auch die Alte Geschichte. Einige Freunde der Fantomzeitthese setzen die mittelalterliche Fantomzeit erheblich länger an als Illig, einige (wie Hunnivari) allerdings auch kürzer. Weitere Freunde der Fantomzeitthese (wie Uwe Topper) haben sich der Fomenko/Gabowitsch-Gruppe angeschlossen.

Nun gibt es Leute, die haben solche Untersuchungen angestellt
– die Freunde der Phantomzeit haben aber nichts Besseres zu tun,
als deren Ergebnisse abzulehnen oder gar nicht erst zur Kenntnis zu nehmen,
genau so, wie es die akademischen Wissenschaftler mit ihnen selbst tun.

Wie kommen Sie denn auf dieses schmale Brett? Woher wollen Sie wissen, wer was zur Kenntnis genommen hat? Was sind das für haltlose Unterstellungen? Wie ich gerade schrieb: Manche Freunde der Fantomzeitthese kürzen die nachchristliche Chronologie viel stärker als Illig. Persönlich fand ich diese Versuche bis jetzt nicht überzeugend, allenfalls Anwanders 532 Jahre könnte ich mir vorstellen. Auch das, was Sie hier bis jetzt geboten haben, ist mir nicht fundiert genug – aber das liegt möglicherweise nur daran, dass Sie mit dem Nachliefern von Gründen für Ihre Auffassung so extrem zurückhaltend sind. Es könnte sich also noch ändern.

Andreas Otte macht übrigens auf zwei Beiträge aufmerksam, in denen auch die Stratigraphie der Nachfantomrealzeit teilweise mitberücksichtigt wird. Es handelt sich um den Artikel Eine frühmittelalterliche Phantomzeit – nachgewiesen in Frankfurter Stratigraphien von Hans-Ulrich Niemitz und um Heribert Illigs Beitrag St. Pantaleon – vier Rekorde fürs Guinness. Sven Schütte als karolingischer Lückenbüßer. Auch erinnert er an das Beispiel Werla, das in Anwander/Illigs Bayernbuch besprochen und in diesem Forumbeitrag kurz referiert wird. Das sind nur zufällig herausgegriffene Beispiele, die gleichwohl die nachfantomzeitliche Chronologie zu bestätigen scheinen. Es zeigt in meinen Augen, dass Ihrerseits sehr viel mehr kommen müsste, um Ihre Vermutung, auch die Nachfantomrealzeit sei zu kürzen, plausibel zu machen.

Doe praktische Frage ist, ob es seitens der Freunde der Phantomzeit
irgendeinen Willen gibt, die Gräben zu überwinden.
Ich wollte mal welche zu einer “Verständigungskonferenz” überreden –
leider fehlte es am guten Willen.

Pardon, ich sehe keine unsererseits aufgerissenen Gräben. Jeder, der hier mitdiskutieren will und sich an die Regeln hält, ist willkommen. Obwohl dieser Blog hauptsächlich der mittelalterlichen Fantomzeit gewidmet ist, haben wir extra eine Forumabteilung für allgemeine Chronologie-Fragen aufgemacht. Volker Dübbers und Sie diskutieren dort doch auch schon mit.

Beispielhaft sollte dort eine Baustruktur gezeigt werden, die außerhalb des römischen Einflussgebietes liegt,
dem 13. Jahrhundert zugeordnet wird, aber baugleich mit dem Mithräum von Carnuntum ist.
Was jede Menge zu denken und zu diskutieren gibt.

Das ist nun aber nicht gleich ein Grund für eine über die FZT hinausgehende Chronologiekürzung. Auch unter den Vertretern der Fantomzeitthese gibt es mehrere, die annehmen, dass es zum Beispiel viele römische, aber bis jetzt nicht als römisch erkannte Bauten jenseits des Limes gab. Das ist auf unseren Seiten mehrfach angesprochen worden: Suchen Sie mal mit dem Tag “Anwander” oder dem Stichwort “Corvey”.

24
haj sagt:
23. Dezember 2009 um 10:08

“Auch das … ist mir nicht fundiert genug.”

Ich will Ihnen keine meiner Thesen oder Theorien einreden.

Mich interessiert eigentlich nur, ob im Kreise der Zeitensprünge die Chronologiekritik mit dem Streichen der 297 Jahre von 614 bis 911 wirklich abgeschlossen ist.

Also: war’s das oder kommt noch was?

Am liebsten wüsste ich dies gern von Dr. Illig und Prof. Heinsohn – alle anderen, mit Verlaub – zählen nicht wirklich.

Aber vermutlich sind die beiden ideell schon Altenteiler und Prof. Heinsohn hat seinen Diskussionswillen auch nur aus dem Lehnstuhl heraus verkündet, ohne das jetzt ganz ernst zu meinen.

Eine “Fomenko-Gabowitsch-Gruppe” gibt es übrigens nicht im deutschsprachigen Bereich.
Nur ein paar Versprengte diskutieren noch in dem Forum, welches ein Kumpel von Dr. Gabowitsch betreibt.
Ein wirklicher Kontakt nach Russland besteht dort nicht.
Und: Herrn Topper würde ich nun nicht gerade als “Freund der Phantomzeit” bezeichnen.

Und jetzt verabschiede ich mich für eine Weile,
nicht aus Unhöflichkeit, sondern äußerer Umstände wegen.
Genießen Sie die Zeit!

25
jb sagt:
24. Dezember 2009 um 12:32

haj: “Auch das … ist mir nicht fundiert genug.”

Ich will Ihnen keine meiner Thesen oder Theorien einreden.

Es geht nicht ums Einreden, es geht ums Begründen. Mit grundlosen Thesen werden Sie niemanden überzeugen. Sie möchten allem Anschein nach, dass Ihre privaten, äußerst ungewöhnlichen und eigenwilligen Fantasien einfach so als historisches Wissen anerkannt werden. Dann aber werden Sie wohl damit leben müssen, dass zumindest alle wissenschaftlich Interessierten Sie nicht länger ernst nehmen können. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das wollen.

Mich interessiert eigentlich nur, ob im Kreise der Zeitensprünge die Chronologiekritik mit dem Streichen der 297 Jahre von 614 bis 911 wirklich abgeschlossen ist.

Also: war’s das oder kommt noch was?

Ich wüsste nicht, warum da irgendwas abgeschlossen sein sollte. Wenn gute Argumente dafür sprechen, mehr Zeit zu streichen, als Illig vorgeschlagen hat, dann ist mehr Zeit zu streichen. Von Ihnen sind solche Argumente allerdings bis jetzt nicht gekommen, so weit ich sehe. Im Gegenteil, Sie tun alles, um einer Auseinandersetzung in der Sache aus dem Weg zu gehen.

Am liebsten wüsste ich dies gern von Dr. Illig und Prof. Heinsohn – alle anderen, mit Verlaub – zählen nicht wirklich.

Die Meinung von Heinsohn und Illig ist doch bekannt: Sie sehen für nachfantomzeitliche Zeitkürzungen keinen Grund, und das wird sich wohl so bald nicht ändern. Ihr aktuelles Auftreten hier – sofern es überhaupt zur Kenntnis genommen wurde -, wird sie in dieser Meinung gewiss bestärkt haben. Und bei den übrigen Zeitenspringern, die für Sie “nicht wirklich zählen”, haben Sie mit eben dieser Bemerkung wohl auch endgültig verspielt.

Aber vermutlich sind die beiden ideell schon Altenteiler und Prof. Heinsohn hat seinen Diskussionswillen auch nur aus dem Lehnstuhl heraus verkündet, ohne das jetzt ganz ernst zu meinen.

Pardon, ich kenne Heinsohn und Illig als weiterhin sehr aktive, kommunikative und diskussionsfreudige Wissenschaftler. Wenn jemand nicht mehr mit Ihrer Person diskutieren möchte, muss das nicht unbedingt am Betreffenden liegen. Die Ursache könnte auch bei Ihnen selbst zu suchen sein. Zumindest hier sind Sie bis jetzt vor allem durch unfreundliches Verhalten und Argumentationsverweigerung aufgefallen. So etwas machen die meisten Menschen nun mal nicht lange mit.

Und jetzt verabschiede ich mich für eine Weile,
nicht aus Unhöflichkeit, sondern äußerer Umstände wegen.
Genießen Sie die Zeit!

Danke schön. Auch Ihnen eine gute Zeit!

26
haj sagt:
29. Dezember 2009 um 11:27

“endgültig verspielt”

Nun gut, sehen wir es als Spiel:

“Sie sehen … keinen Grund”

Wer anderleuts Thesen als grundlos ansieht, kann natürlich keinen Grund sehen: soweit er sieht.

Was wäre ein Grund für “Zeitenspringer”?

“Fantasien … als historisches Wissen”

Ist denn der Storch mit dem Pfeil im Hals eine Phantasie von mir?
(Er soll doch den “Wissenschaftlern” den endgültigen Beweis geliefert haben, dass die Zugvögel nach Afrika fliegen.)

Ist denn das Münchener Kindl nicht auf dem Münchner Fischbrunnen zu sehen?
Steht der Lübecker Butt nicht bei Günther Grass im Garten?
Ist denn der Erfurter Esel nicht im dortigen Dom zu sehen und hat Eulenspiegel ihm nicht das Lesen beigebracht?
Steht denn der Esel von Chartres nicht oben auf dem Alten Turm der Kathedrale und brüllt weise IA?

Freilich: was ist eigentlich “historisches Wissen”?

27
zam sagt:
28. Februar 2010 um 21:42

Ich hab das grad überflogen und bekomme dabei den Eindruck, das vielleicht für einige Chronologiekritiker etwas Neues ansteht, um (allein und miteinander) weiter zu kommen:

nämlich sich gegenseitig zu fragen und fragen zu lassen, welche Kriterien der Kritik sie akzeptieren (würden)
oder anders herum gesagt:ob sie selbst Kriterien nennen können zur Falsifizierung ihrer Thesen. (Verifizierung – davon träumt man nur)
In der Festschrift für Illig, S. 135, hatte ich Molkenthins Frage, welche Gegenbeweise Illig zu seiner These akzeptieren würde, noch zurückgewiesen, weil die Historiker selbst sich dieser Frage nicht stellen.

Aber mir scheint, es wäre manchmal für die Chronologiekritik und für die Autoren nützlich, wenn wir uns (diesmal meine ich mich auch) diese Frage stellen, wo immer es uns möglich ist.
Ich halte das nicht immer für leicht; aber zumindest könnten darüber konstruktive und unterstützende Gespräche geführt werden.Meinungsstreits würden erheblich abgekürzt.

28
kurti4 sagt:
4. April 2010 um 20:51

@haj: Wovon reden Sie eigentlich?
Die Hälfte Ihrer Einlassungen (hier wie auch auf sinossevis.de) sind bestenfalls unverständlich. Und das scheint tatsächlich die bessere Hälfte zu sein, wenn ich mir ansehe, was Sie sonst so von sich geben:

Steht der Lübecker Butt nicht bei Günther Grass im Garten?

Ääääh, jein! In Günther Grassens Garten steht tatsächlich die Skulptur einer Hand, die einen Fisch hält, der einen Butt darstellt. Warum auch nicht? G.Grass hat das Ding selbst geschaffen und somit alles Recht, das Teil in seinen Garten zu stellen. Das Original steht übrigens mitnichten in Lübeck, sondern im dänischen Sonderburg. Das Buch “Der Butt” von G.Grass hat an sich auch nichts mit Lübeck zu tun. Nicht mal der Autor selbst ist Lübecker (bestenfalls Wahl-L, aber glauben Sie einem Einheimischen: das zählt hier nicht!)
Ich wurde in Lübeck geboren und lebe die meiste Zeit der vergangenen vier Jahrzehnte in dieser Hansestadt. Von einem Lübecker Butt habe ich noch nie etwas gehört! Und auch niemand den ich kenne, kann mit diesem Ausdruck etwas anfangen. Google findet immerhin 3 (in Worten: DREI) Einträge für den Suchbegriff “Lübecker Butt” – deren zwei direktement in dieses Forum führen. Im dritten Suchergebnis schwadroniert ein gewisser prusak (sind das Sie?) und benutzt diesen Begriff. C’est tout! Sonst nüscht! Sie scheinen folglich der einzige Mensch zu sein, der den Begriff “Lübecker Butt” kennt und benutzt.

Somit müssen Fragen erlaubt sein, und ich bitte hiermit höflichst um Aufklärung: Wo kommt dieser Fisch her; wessen Werk formten Günther Grassens Hände? Was spezifisch lübsches symbolisiert diese Flunder? Sehen Sie in dieser Scholle das greifbare Zeichen der Lübecker Urbanoglyphe? Welche ist das? (Lübeck wurde von Heinrich dem Löwen gegründet und trägt den Adler im Wappen – Reminiszenzen an Maritimes gibt es zwar zuhauf, aber der einzige Fisch mit Bedeutung hier ist der Schlutuper Aal.) Ist der Fisch für Sie bereits in der teilweise künstlich erschaffenen Altstadtinsel zu sehen? Sieht der Umriss einem Plattfisch nicht verblüffend ähnlich? Wer hat all das geplant? Die Slawen, denen man die Gründung der Vorgängersiedlung anlastet? Heinrich der Löwe und Konsorten? Die Hanse – deren Königin Lübeck ja wohl mal war – als wirtschaftliche Geheimgesellschaft? Björn Engholm, um von der Schubladenaffäre abzulenken? Cui bono? Comodo vales? Sag mir quando, sag mir wann!

Ich würde Sie, Herr Brätz, so unendlich gern ernstnehmen können – aber es geht nicht! Sie stammeln zusammenhangsloses Zeugs, das vielleicht, aber auch nur vielleicht, Sinn ergibt, wenn man eines Ihrer Bücher gelesen hat. Nach Ihren unfundierten Forenbeiträgen hüben wie drüben habe ich für mein Teil aber nicht die geringste Lust, Geld für Ihre Schreibereien auszugeben. Erzählen Sie uns doch mal, was Ihrer Meinung nach die vielen Esel in den vielen Kirchen zu bedeuten haben. Oder was an einem Kind auf einem Fischbrunnen so besonders ist. Und was es mit diesem erschossenen Storch auf sich hat, interessiert mich auch. Ehrlich!
Lassen Sie doch mal zu, dass Ihre Gedanken sich nicht immer in konzentrischen Kreisen um sich selbst drehen. Lassen Sie mal was raus, geben Sie Unwissenden die Chance, Ihren Gedanken zu folgen!

Ohne Hoffnung auf Besserung

Kurti4

29
jb sagt:
5. April 2010 um 17:38

Danke für diesen erhellenden Kommentar, Kurti4. Damit die Herren Brätz und Dübbers mit ihren – wie Sie m. A. n. zurecht schreiben – unfundierten Beiträgen nicht weiter beliebig Diskussionen stören können, wird ihnen Gelegenheit gegeben, in den Foren Kritik oder Chronologiekritik allgemein zu reagieren. An dieser Stelle wird es dann nur noch einen Hinweis auf die Antwort geben.

[…] Im November 2009 war die Welt um ein  Portät bemüht, auf das Gunnar Heinsohn mit eimem offenen Leserbrief […]

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11. Oktober 2009                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

„Eine einzige Spatelknopfnadel…“

Die Lücke in der Regensburger Siedlungsarchäologie

von Gerhard Anwander und Heribert Illig (aus Zeitensprünge 2/2000)

Als vorgeschobener Außenposten des Römerreichs, als Herzogssitz der bajuwarischen Agilolfinger, als bevorzugte Residenz des Ostfränkischen Reichs (unter Ludwig dem Deutschen), als Pfalzort von Kaisern, Königen und Bischöfen, ab dem 10. Jh. als Hauptstadt des Herzogtums Bayern und ab dem 13. Jh. als freie Reichsstadt ist Regensburg neben Köln dafür prädestiniert, durchgehend Zeugnis abzulegen von all diesen Zeiten. In diesem Bulletin (S. 283) wird die Einschätzung von PD Amalie Fößel – vorgetragen auf dem letzten Symposium der Mediävisten – von siedlungsarchäologischen Untersuchungen und der Tragfähigkeit der Phantomzeitthese behandelt. Regensburg kann als guter Prüfstein dafür dienen, ob „die Vielzahl von Funden aus ganz unterschiedlichen Bereichen menschlichen Lebens und Arbeitens“ das „Hypothesenkonstrukt ganz schnell zum Einsturz bringen“ vermag [Fößel 69].
Weiter … »

8 Kommentare zu “„Eine einzige Spatelknopfnadel…“”
1
haj sagt:
28. Oktober 2009 um 16:17

Das ist alles ganz schön, aber 9 Jahre später könnte man doch schon mal genauer gucken, ob nicht die Merowinger-, Ottonen- und Stauferzeiten eine ganz ähnliche Bewertung verdienen wie die der Karolinger.

2
jb sagt:
28. Oktober 2009 um 22:29

Tun sie das denn? Merowinger waren wohl kaum längere Zeit in Regensburg, werden dort also auch nichts hinterlassen haben. Und aus der Stauferzeit ist doch in Regensburg allem Anschein nach ziemlich viel erhalten. Wie könnte man die Stauferzeit dann streichen? Oder was an der Geschichte dieser Zeit erscheint Ihnen so unrealistisch, dass wir sie für erfunden halten müssten?

3
haj sagt:
7. Dezember 2009 um 07:28

Es geht nicht um “Merowinger”, sondern um die Zeit zwischen Ende der Römerzeit und – sagen wir – 16. Jahrhundert.
Gibt es da in Regensburg Zeiträume, die archäologisch so gut belegt sind wie die Römerzeit selbst?

4
jb sagt:
7. Dezember 2009 um 18:06

haj: Gibt es da in Regensburg Zeiträume, die archäologisch so gut belegt sind wie die Römerzeit selbst?

Keine Ahnung, wissen Sie es? Für die Zeit bis einschließlich des 9. Jahrhunderts finden Sie die Angaben im obigen Anwander/Illig-Beitrag. Die Autoren nehmen vermutlich an, dass die Römerfunde die ganze Vorfantomrealzeit, also auch die Merowingerzeit abdecken sollen.

Für das 10. bis 14. Jahrhundert findet sich eine Auflistung in Anwander/Illig, Bayern und die Phantomzeit, auf Seite 432. Hier ein Zitat:

“Ebenso erstaunlich sind die Bauzeugnisse der Zeit ab etwa 940. Die imposante Fülle kann nur zum Teil aufgelistet werden:
– Mauer der ersten Stadterweiterung
– St. Emmeram III, IV und V
– Erhardikapelle
– Niedermünster III und IV
– Obermünster
– Alte Kapelle
– Dom St. Peter
– Domstadt mit St. Johan, Verbindungsgängen und Atrium, St. Stephans-Kapelle, Kapitelhaus, Vikarsgebäude, Mesmerhaus, Allerheiligenkapelle, Kreuzgang, Mortuarium
– Schottenkirche
– Altes Rathaus
– Steinerne Brücke
– St. Leonhard
– Pfarrkirche St. Rupert
– St. Ulrichskirche
– Römerturm
– zahlreiche Wohntürme/Patrizierhäuser und weitere Kirchen”

5
haj sagt:
16. Dezember 2009 um 12:06

Bei günstigen Rahmenbedingungen genügen für all diese Bauwerke 2 Generationen, bei ungünstigen vielleicht 4.
Z.B. soll die Stadt Rostock – von ähnlicher Größe – innerhalb von 50 Jahren halbwegs fertig gewesen sein (1218-1265), dann passierte angeblich 500 Jahre lang fast nichts mehr.
Auch in Regensburg stellt sich die Frage ob da wirklich 500 Jahre lang nur Baustellen waren?

6
jb sagt:
16. Dezember 2009 um 16:40

haj: Bei günstigen Rahmenbedingungen genügen für all diese Bauwerke 2 Generationen, bei ungünstigen vielleicht 4.

Sie haben sich noch nie ernsthaft mit Regensburg befasst und stellen hier einfach blind Behauptungen auf? Woher wollen Sie wissen, wie viele Kirchen pro Generation im Mittelalter gebaut wurden? Lassen sich da überhaupt allgemeine Aussagen treffen? Wird das nicht von Stadt zu Stadt unterschiedlich gewesen sein (wie uns etwa in dieser Seminararbeit versichert wird)?

Das Anwander-Illig-Zitat (bei dem ich übrigens die im Bayern-Buch gemachten Angaben zu den Bauzeiten weggelassen hatte) zeigt zunächst einmal, dass ab dem 10. Jahrhundert in Regensburg – im Gegensatz zur Zeit davor – wieder viel gebaut wurde. Dazu die Autoren: “Von großer Bedeutung ist die erste Stadterweiterung Regensburgs, die gleichzeitig als die erste Stadterweiterung in Mitteleuropa seit Römertagen und gleichzeitig als ‘die größte mir [= C. Brühl] bekannte Stadterweiterung im 10. Jahrhundert’ angesehen wird. Laut Arnold von St. Emmeram hat sie Herzog Arnulf (907-937) veranlasst …”

Z.B. soll die Stadt Rostock – von ähnlicher Größe – innerhalb von 50 Jahren halbwegs fertig gewesen sein (1218-1265), dann passierte angeblich 500 Jahre lang fast nichts mehr.

Ich kenne Rostock nicht. Stammen die Gebäude der heutigen Altstadt in traditioneller Sicht alle aus dem 13. Jahrhundert?

7
haj sagt:
29. Dezember 2009 um 11:30

Um hier nichts unbeantwortet zu lassen:
Die Altstadt von Rostock ist 1942 zu 80 % zerstört worden.

[…] Gerhard Anwander / H. Illig: “Eine einzige Spatelknopf- nadel”. Die Lücke in der Regensburger Siedlungs- archäologi… […]

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18. April 2009                     Kategorie(n): Fundsachen, Sonstiges

eingestellt von: jb

Neues aus Kalefeld

Münzfunde weisen auf das dritte Jahrhundert

Wie versprochen, halten wir unsere Leser über die Ausgrabung bei Kalefeld auf dem Laufenden. Heute berichtet HNA Online, dass dort sechs Münzen gefunden wurden, die eine Datierung der Schlacht nicht vor 225 n. Chr. nahelegen:

Quelle: HNA Online

“Unter den Münzen, so genannten Denaren, ist eine von Kaiser Caracalla (regierte von 211 bis 217 nach Christus), drei von Kaiser Elagabal (regierte von 218 bis 222 nach Christus) sowie zwei von Severus Alexander (regierte von 222 bis 235). Münz-Experte Dr. Frank Berger aus Frankfurt am Main nahm die geschichtliche Einordnung der Münzfunde vor.”

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20. Januar 2009                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

eingestellt von: Gerhard Anwander

Corvey oder: warum es ohne Fälschungen besser dastünde

Die Forschungen von Claussen, Klabes und Faußner

von Gerhard Anwander (Überarbeitete Version aus Zeitensprünge 02/2008)

Corvey Klosterkirche: Fassade, Quelle: Klabes

Corvey Klosterkirche: Fassade, Quelle: Klabes

Heiliger Sankt Florian, verschon’ unser Haus, zünd’ andere an! lautet ein unfrommer Spruch in Bayern, bei dem der Schutzheilige gegen Brandschäden zum Brandstifter umgewidmet wird. Zu Corvey an der Weser liegt der umgekehrte Fall vor: dort wird Odysseus, ein antiker Held zweifelhaften Rufes, zu einem karolingischen Heiligen verklärt, u.a. weil er angeblich – zwar noch ohne Nimbus – ins dortige Westwerk-Gewölbe freskiert ist; andere meinen sogar, es handele sich um Herkules, was die Verehrung als karolingischen Heiligen auch nicht erleichtern würde!

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6 Kommentare zu “Corvey oder: warum es ohne Fälschungen besser dastünde”

[…] Anwander, Gerhard: Corvey: Odysseus und Wibald. Die Forschungen von Claussen und Faussner […]

2
huhn sagt:
4. Oktober 2009 um 16:34

Bezüglich der Einlassungen zur angeblichen oder tatsächlichen karolingischen Ingelheimer Kaiserpfalz möchte ich korrigierend auf folgende Punkte hinweisen:

1. Mörtel mit Ziegelmehl (auch sog. Ziegelkleinmörtel), der sog. “hydraulische Eigenschaften” hat, also nicht nur trocknet, sondern sich beim Abbinden chemisch verbindet und dadurch teilweise wasserfest wird, ist kein Alleinstellungsmerkmal römischer Bauten (im Gegensatz zu dem von den Römern verwendeten, ebenfalls hydraulischen Puzzolanzement) und wird von der “Schulwissenschaft” ebenfalls als üblich für frühmittelalterliche bzw. als karolingisch angesprochene Bauten angesehen. Er ist also auch aus Sicht der “Schulwissenschaftler” kein “Hauptkennzeichen römischen Bauens”.

2. Anwander ist offenbar entgangen, dass die Kaiserpfalz Ingelheim schon vor dem Bau der als ottonisch eingeordneten Saalkirche eine eigene, als Dreikonchenanlage ausgebildete Pfalzkapelle besass, die nördlich ihres heute noch in Teilen stehenden ottonischen Nachfolgerbaus stand und seitens der “Schulwissenschaft” als karolingerzeitlich eingeordnet wird. Dieser Sakralbau wurde bei den Grabungskampagnen Holger Grewes zwischen 1994 und 2003 ergraben. Offenbar bezieht Anwander seine Behauptungen aus den Vorarbeiten Günter Lelarges und Heribert Illigs von 2001, denen die archäologischen Erkenntnisse zur ingelheimer Pfalz offensichtlich nicht bekannt waren.

3. Die Ingelheimer Kaiserpfalz ist von der “Schulwissenschaft” nicht allein über den Golddenar Karl dem Großen zugeordnet, sondern besipielsweise auch über karolingische Silbermünzen, die Lelarge bei seinen “Forschungen” schlichtweg übergangen hatte. Ganz abgesehen von den zahlreichen weiteren Stücken von Schmuck und Bauzier, die seitens der “Schulwissenschaft” der Karolingerzeit zugeordnet wurden, von Lelarge aber ignoriert oder ohne Erklärung “umdatiert” wurden.

Die Hinweise zur Ingelheimer Kaiserpfalz in Gerhard Anwanders Anregung ist also bitte mit etwas Vor- oder Nachsicht zu befolgen.

Beste Grüße
mmg

3
ao sagt:
14. Oktober 2009 um 20:41

Danke für die Hinweise. Es ist wohl an der Zeit, den Stand der Untersuchungen zu Ingelheim aufzufrischen. Eine erste Analyse der Angaben der Webseiten zur „Kaiserpfalz Ingelheim“ lässt vermuten, dass nach Halbkreisbau, Aula und Wasserleitung damit ein weiterer Römerbau lokalisiert worden ist.

Es ist höchst zweifelhaft, dass man im FMA mit Ziegelkleinmörtel gearbeitet hat, trotz einiger Datierungen von Bauten in diese Zeit, in denen dieser Mörtel verwendet wurde. H. Illig vertritt ein Wiederauftreten des „Römermörtels“ Mitte bis Ende 10. Jahrhundert, zunächst schlecht nachgemacht, siehe z.B.: Illig, Heribert; Mörtel mit Zuschlag. Ein Diskussionsbeitrag zu Ingelheim und Aachen; ZS 2002 (1); S. 145-149 und auch Illig, Heribert; Roter Mörtel in Aachens Pfalzkapelle; ZS 2003 (3) S. 538

Bezüglich der „karolingische Silbermünzen“ wäre eine Quellenangabe nicht schlecht, ebenso für die „zahlreichen weiteren Stücke von karolingischem Schmuck und Bauzier“.

4
huhn sagt:
17. Oktober 2009 um 10:48

Weder die Webseite der “Kaiserpfalz Ingelheim” noch die Literatur zu diesem Bauwerkskomplex legen den Schluss nahe, dass hier Reste von Römerbauten gefunden wurden. Römische Beifunde wurden keine gemacht, die Architektur und die Bauzier weisen nicht auf Römer hin. Halbkreisbau, Aula und Wassreleitung werden von Archäologen und Historikern als “karolingisch” angesprochen und diese Ansprache in sich schlüssig begründet. Auch wenn man diese Zeit als Fantomzeit unter Generalverdacht stellt, bleiben keine schlüssigen Indizien, den Baukomplex mit seinen Begleitfunden “umzudatieren”. Die Ingelheimer Kaiserpfalz stellt für die Fantomzeitthese noch immer ein ungelöstes Problem dar.

Als einziges Indiz für eine römisch-antike Entstehung der Pfalz wird der Ziegelkleinmörtel der Wasserleitung angesprochen. Die Verwendung von Ziegelkleinmörtel war jedoch nicht allein den Römern vorbehalten, er wurde durchgängig bis in die Gegenwart verwendet. Zwar gibt es viele Römerbauten, die Ziegelkeinmörtel verwendeten, doch lässt das weder denn logischen Schluss zu, dass aller Ziegelkleinmörtel römisch sein müsse, noch genausowenig, dass alle Römerbauten mit diesem Material errichtet worden wären. Ziegelmehl war auch in nachrömischer Zeit, darunter bei karolingischen, romanischen, gotischen und neuzeitlichen Bauten im Einsatz und kann dort nachgewiesen werden (z.B. an der romanischen Abteikirche von Susteren, siehe: [1] ; im gesamten Mittelalter war Ziegelklein ein üblicher Mörtelzusatz, siehe z.B. [2] oder [3] ) Die Argumentationskette “Ziegelkleinmörtel=Römisch”, die irgendwann (von Illig?) in die Debatte eingeführt wurde, beruht auf einem Missverständnis: Der Ziegelkleinmörtel ist hydraulisch und hat damit ähnliche Eigenschaften wie der römische Puzzolanmörtel, der tatsächlich ein Indikator für eine römerzeitliche Entstehung ist. Da Puzzolan (eine vulkanische Asche mit hydraulischen Eigenschaften) und Ziegelklein (zerbrochene, zerstossene oder gemahlene Ziegel aus gebranntem Lehm) allerdings nicht das gleiche sind, ist auch die Gleichsetzung als Datierungsmerkmal unzulässig. Warum Illig bei gut dokumentiertem Einsatz von Ziegelkleinmörtel in Bauten aller Zeiten seit der römischen Antike ausgerechnet für die Zeit zwischen 614 und 911 eine Fundleere postuliert und dabei z.B. die Ziegelklein-befunde in den Pfalzresten von Aachen und Ingelheim ignoriert, ist unklar. Dass Illig zudem behauptet, der gefundene Ziegelkleinmörtel in Aachen und Ingelheim seien gar ein Indiz gegen die angenommene Entstehung in karolingischer Zeit, ist in sich nicht logisch und ein Zirkelschluss. Ziegelkleinmörtel an sich ist kein eindeutiges Datierungsmerkmal, da er seit der römischen Gegenwart bis in die Gegenwart ungebrochen Verwendung findet. Entsprechende Datierungsversuche zum Ziegelkleinmörtel, die für die Fantomzeit argumentieren wollen, sind mit äusserster Vorsicht zu betrachten.

Was die Beifunde in der Ingelheimer Kaiserpfalz angeht, ist deren Zahl, anders als von Lelarge/Illig vermittelt, wesentlich höher. Tatsächlich sind in der Presse und auf den einschlägigen Webseiten nur die “Sensationsfunde”, also z.B. die Goldmünze und die goldene Riemenzunge im Tassilostil, gewürdigt. Die üblichen und unspektakulären Kleinfunde wurden dagegen in der Öffentlichkeitsarbeit kaum beachtet, dennoch gab es diese. Noch sind die Ergebnisse der nun über 15 Jahre dauernden Grabungskampagne von Holger Grewe nicht in Buchform veröffentlicht, einige Kleinfunde werden aber bereits jetzt im Museum an der Kaiserpfalz und den Ausstellungstafeln im Grabungsgebiet gewürdigt. So lässt sich beispielsweise der Schautafel in der Aula Regia entnehmen, dass ein Silberpfennig (Denar) Karls des Großen von vor 790 in der Aula regia gefunden wurde, und dass auch “Münzen und Bestandteile von Tracht und Schmuck aus Edelmetall […] zu den kunsthistorisch wertvollsten Funden der archäologischen Grabung [in der Ingelheimer Pfalz zählen].”

Beste Grüße
mmg

5
ao sagt:
22. Oktober 2009 um 20:11

Die Beschreibungen auf der aktuellen Website Ingelheims sprechen manches deutlich an:

  • Die Wasserleitung ist im römischen Stil gebaut
  • die Architektur entspricht römischem Villenstil

Wenn man ergänzt, dass das halbrunde Peristyl nach der Römerzeit nördlich der Alpen nicht mehr gebaut worden ist, dass die Aula in ihren Proportionen von Höhe zu Breite keineswegs karolingisch-ottonisch-salischem Typ entspricht (ein noch nicht vorgebrachtes Indiz), sondern römischen Abmessungen, dann ist der Befund einer römischen Anlage mit guten Indizien untermauert.

Man sollte nicht vergessen, dass der Fantomzeitler zwischen den Zeilen der Darstellungen lesen muss, dass er Dinge durchaus auch mal begründet anders sehen darf. Dass er nicht dem Zwang unterliegt, eine archäologisch schlecht belegte Zeit mit Funden füllen zu müssen. Dass er die Urkunden dieser Zeit (z.B. wegen der schlechten Fundlage) initial als Fälschungen betrachtet und „Mäuerchen“ nicht gleich datiert, weil es ein „passendes“ Schriftstück gibt, usw.

Zum Ziegelkleinmörtel: Illig hat in die Diskussion gebracht (siehe die früher erwähnten ZS-Artikel), dass der Kölner Dombau, der abwechselnd mittleren oder späteren Karolingern, aber auch Ottonen zugeschrieben wird und von dem noch aufgehendes Mauerwerk erhalten ist, ganz unten ohne roten Mörtel begonnen, dann mit rotem Mörtel fortgeführt, aber sicher nicht zu Ende geführt worden ist. Das schien ihm damals zu zeigen, dass – selbst wenn es ein karolingischer Bau gewesen wäre – dieser zunächst ohne diesen roten Mörtel begonnen worden wäre. Insofern musste dieser Mörtel beim abendländischen Mauern nach den Römern neuerlich zum Einsatz gekommen sein.

Anwanders Interpretation ist hier zu römerzentriert, Ziegelkleinmörtel als alleiniges Argument zählt nicht, da stimme ich Ihnen zu. Wird er aber kombiniert mit anderen Römerhinweisen, dann ist er als Zusatzargument durchaus geeignet.

Zu den Ingelheimer Karolingerfunden: Lelarge und Illig waren damals für ihren Artikel in Ingelheim und haben sich unter anderem im dortigen Museum informiert und orientiert. Damals war noch von keinen Silbermünzen die Rede. Wie damals beschrieben, passten die wenigen Stuckreste und sonstigen Winzigkeiten in Zigarrenschachteln – ein für ein Museum doch eher unübliche Präsentationsweise.

Illig erinnert sich, dass nach Entdeckung der ottonischen Pfalzkapelle ohne karolingischen Vorgängerbau öffentlich darüber nachgedacht wurde, wo der Kaiser seiner Gottesdienstpflicht nachgekommen sei, hätte er doch etliche Kilometer bis zur nächsten, als karolingisch ausgewiesenen Kirche reiten müssen, was indiskutabel erschien. Damals sprach niemand von dieser zusätzlichen, älteren Kirche in Ingelheim. Im Internet sind heute noch die Grafiken zu sehen, auf denen von einem Trikonchosbau, nicht von einer Kirche die Rede ist. Es ist also damals nichts unterschlagen oder ignoriert worden.

Der Vorwurf, bis heute noch nicht Veröffentlichtes, vor Jahren nicht berücksichtigt zu haben, erinnert fatal an Sven Schüttes Vorwurf, seine demnächst erscheinende Monographie über den Aachener Karls-Thron nicht berücksichtigt zu haben. Wir warten noch immer … nun schon fast 10 Jahre.

Andererseits hat es sich inzwischen deutlich gezeigt, dass es immer wieder notwendig ist, schon bearbeitete Stellen zyklisch wieder zu betrachten, da die Archäologie, aufmerksam geworden auf die Fundarmut, sich bemüht, die „Delle“ zu verfüllen, die wir zur „Lücke“ machen. Siehe z.B. Frauenchiemsee. Insofern ist man gut beraten, sich immer wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Deshalb nochmals Dank für den Hinweis, dass sich in Ingelheim wieder Arbeitsbedarf entwickelt.

6
Wilhelm klabes | Cheapdiningout sagt:
15. Mai 2012 um 19:11

[…] Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Corvey … […]

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27. Dezember 2008                     Kategorie(n): Inhaltsverzeichnisse, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Zeitensprünge 2008/03

Zeitensprünge

Interdisziplinäres Bulletin
(vormalig ‚Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart’)
Jahrgang 20, Heft 3, Dezember 2008

Dieses Heft bestellen

515 Illig, Heribert: Jubiläen ohne Ende. 20 / 25 / 65 /
75 / 80 / 12.000 / 18.000. Ein Jubilarium
526 Glückwunschadressen für Gunnar Heinsohn von
Gisela Albrecht, Achim Babendreyer, Otto Ernst,
Andreas Otte, Erika Vierling und Frank Wallace
532 Beaufort, Jan: Es ist nicht alles Geld, was glänzt.
Über Vermögen, Währung, Eigentum und Geld
550 Blöss, Christian: Zeitenquantelung
563 Dickler, Robert A.: Der offene Mensch und seine
Freunde
572 Heinitz,Volker: „Erste Spuren nach der Eiszeit.
Am Geraer Zoitzberg wird nach Beweisen für die
Besiedlung gesucht“
583 Familie Heinsohn: Unserem Bruder, Schwager
und Onkel zum Geburtstag
590 Ulf Heinsohn: Gunnar Heinsohn – Leistung und
Anstöße. Ein Forschungsprogramm
617 Illig, Heribert: C14 kann blind machen. Eine Reverenz
an Gunnar Heinsohn, den Bekämpfer überhöhter
Datierungen
624 Illig, Heribert: Das Menschengeschlecht – sesshaft!
Josef Reichholf antwortet auf Gunnar Heinsohn.
Eine Rezension
627 Illig, Heribert: Zum Klimawandel. Für den
Treibhauseffektgegner Gunnar Heinsohn
631 Klier,Walter: Der Vielfachgelehrte. Über Gunnar
Heinsohn, zum 65. Geburtstag
635 Mikolasch,Peter: 20 Jahre Gunnar Heinsohn oder
wie ich lernte, mit der Krise zu leben
637 Mullen, William: Homage to Gunnar Heinsohn on
His 65th Birthday
642 Polatschek, Klemens: Der Monohistor. (Gunnar
Heinsohn zum 65. Geburtstag)
646 Weissgerber, Klaus: Zu Ihren Ehren, Herr
Professor!
648 Whelton, Clark: The Persian Puzzle. Honoring
the 65th Birthday of Gunnar Heinsohn
652 Winzeler, Peter: Eine akausale Synchronizität? Dogmatik
und Psychoanalyse bei Karl Barth und Velikovsky –
Gunnar Heinsohn zum 65sten
659 Zemel, Henry: What was old is new again
662 Zuberbühler, Robert: Lieber Gunnar, wer uns
schon so viel gab wie Du, wird auch beschenkt
666 Zysman, Milton: “Off We Are to see the Wizard!”
668 Müller, Leonhard: Mein Schulfreund Günter Lüling
670 Müller, Zainab A.: Zustände in den ‘Islamwissenschaften’
692 Birken, Andreas: Gegenrede im Namen Alis
702 Weissgerber, Klaus: Fundleere gegen Traditionen.
Bemerkungen zur islamischen Problematik (Islamica V)
709 Siepe, Ursula / Siepe, Franz: Die Bonner Doppelausstellung zur
Völkerwanderungszeit. Eine Besprechung
715 Glahn, Alexander: Abschied von den „Schwertgenossen“
728 Seel, Karl August / Friedrich, Volker: Ein Römerlager bei
Schweinfurt. Die römische Expansion gegen Germanien im
Lichte eines kürzlich aufgespürten, mutmaßlich römischen
Militärkastells im Maingebiet
750 Kerner, Martin: Die Goldscheibe von Moordorf als Venus-
Kalender
757 Otte, Andreas: Das elektrische Universum. Eine Übersicht –
Teil II
778 Illig, Heribert: Weimar, abseits der Klassik. Tagungsbericht
zum Jahrestreffen am 3./4. Oktober
781 Otte, Andreas: 20 Jahre Zeitensprünge. Ein Rückblick
786 Register der Aufsätze 1999 – 2008
809 Stichwortverzeichnis für Jahrgang 2008
819 Verlagshinweise

ISSN 0947-7233

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25. Dezember 2008                     Kategorie(n):

eingestellt von: admin

53 Argumente für die Phantomzeitthese


Zitate und Belege für die hier aufgestellten Behauptungen finden sich in den Anmerkungen


    Archäologie

  1. Durchgängige archäologische Fundarmut im Frühmittelalter (FMA). Diese bleibt unverstanden.

  2. Europäische Städte, die seit der Antike bestehen, zeigen im FMA keine Siedlungsrelikte.

  3. Gebäude, die über das FMA hinweg bestanden, liefern über Jahrhunderte keine Spuren ihrer Bewohner.

  4. Die urkundlich erwähnten Pfalzen und Sakralbauten der Karolinger sind unauffindbar.

  5. Die Karolingerhochburg Aachen bleibt ohne Siedlungsfunde zwischen Spätantike und ottonischem Mittelalter.

    Weitere Beispiele, die sich fast beliebig vermehren lassen:

  6. Für Bayern lassen sich in Schriftquellen genannte karolingische Kirchen, Klöster, Pfalzen und Villen archäologisch nicht belegen.

  7. Auch Thüringen ist karolingerfrei.

  8. In Polen fand sich unter 724 zufälligen Fundstätten (beim Bau der Yarmal-Europe Pipeline) keine aus dem FMA.

  9. Der durchgehend bewohnte Siedlungshügel von Byblos zeigt keinerlei Spuren aus der Zeit von 637 bis 1098.

  10. Archäologische Spuren der schriftlich überlieferten Wikingerüberfälle sind nicht nachweisbar.

  11. Die vielen überlieferten Sarazenenüberfälle auf Sizilien blieben ohne nachgewiesene Spuren.


  12. Kunst- und Technikgeschichte

  13. Aufblühen karolingischer Baukunst aus dem Nichts (z. B. in Aachen) und anschließender primitiver Neubeginn.

  14. Der karolingerzeitliche St. Galler Klosterplan zeigt bereits das gebundene Maßsystem der Romanik und eine ausgeschiedene Vierung.

  15. Das Westwerk von Corvey zeigt Wandmalereien mit römisch/griechischen Motiven – unvorstellbar für ein karolingisches Kloster.

  16. In Konstantinopel wurden während des ganzen Frühmittelalters keine Großbauten errichtet.

  17. Kirchen mit Kreuzkuppel entstehen in Konstantinopel ab dem 9.-10. Jh. nach dem Vorbild Armenischer Sakralbauten des 6.-7. Jh.

  18. Der Kirchenbau des Fulrad in St. Denis blieb ohne Spuren. (Unter der gothischen Kathedrale fanden sich nur Reste eines Baus der Merowinger).

  19. Die Kirche S. Maria Foris Porta (Castelseprio, Norditalien), nach 600 erbaut, besitzt im ursprünglichen Verputz Fresken im byzantinischen Stil des 10. Jh.

  20. Die ägyptischen Fatimiden des 10. Jh. knüpfen in Handwerk und Kunst direkt an die persischen Sassaniden des 7. Jh. an.

  21. Technische Entwicklungen (z. B. der Steigbügel) verbreiten sich während des FMA anscheinend nur sehr langsam.


    Personen

  22. Münzen und Signatur Karls des Einfältigen lassen sich von denen Karls des Großen nicht unterscheiden.

  23. Beda Venerabilis (674-735) verwendete das im FMA noch unbekannte Zahlwort null. Seine Grabstätte entstand um 1030.

  24. Adhelm, Bischof von Sherburn (†709) konnte nicht Abt in einem Kloster sein, dass erst um 960 gegründet wurde.

  25. Dunstan, „erster Abt der englischen Nation“, kann nicht zugleich im 7. und im 10. Jahrhundert gelebt haben.

  26. Kaiser Konstantin VII. hinterließ zwei sich widersprechende Werke (für das Staatsarchiv und für seinen Sohn).

  27. Die praktisch namensgleichen Religionsstifter Ari (lat. Arius) und Ali zeigen überraschende Ähnlichkeiten.

  28. Die Reihe der Päpste verkürzt sich um 3 Jahrhunderte wenn Sabinianus v. Volterra (604-606) und Lando Sabinianus (913-914) gleichgesetzt werden (It. landa = terra).

  29. Abd ar-Rahman III. (gest. 961) ist der früheste nachgewiesene islamische Herrscher Spaniens.

  30. Die Werke des armenischen Geschichtsschreibers Movses Chorenatzi wurden erst vier Jahrhunderte nach seinem Tod erstmals zitiert.

  31. Die als fiktiv erkannten polnischen ‚Karolinger’ wurden durch Adam Naruszewiczs bereits 1780 getilgt.

  32. Leo v. Vercelli forderte im Jahr 998 Papst Gregor V in einem Schreiben auf, ‘Jahrhunderte zu erschaffen’.


    Urkunden und Überlieferung

  33. Im Mittelalter wurde alles gefälscht, was sich fälschen ließ – insbesondere Urkunden und Schriften (Pseudepigraphen). Normalerweise wurde rückdatierend gefälscht.

  34. Im Karlsreich erleben wir einen plötzlichen dramatischen Anstieg sowie einen ebenso plötzlichen Abfall der literarischen Produktion.

  35. Die FZT hat eine Erklärung für den byzantinischen Metacharakterismos, der in der traditionellen Theorie unverstanden bleiben muss.

  36. Nach der Endredaktion des Talmud im 6. Jh. entstanden dreihundert Jahre keine jüdischen Texte.

  37. Bei den Parsen Indiens bekämpften sich die Sekten der Schahinschahis und der Kadimis wegen um 3 Jh. abweichender überlieferter Chronologien.

  38. Nach drei Jahrhunderten des Frühmittelalters erscheint die politische Landkarte nahezu unverändert.

  39. Die Ungarn unter Arpad hätten gegen 900 unbesiedeltes Land in Besitz genommen, das von den Slaven bis dahin ignoriert wurde.

  40. Die islamische Eroberung Spaniens kann nicht wie überliefert stattgefunden haben.

  41. Widukind von Corvey nutzt die Bezeichnungen Ungarn und Awaren synonym. Zwei gleichartige, vernichtende Niederlagen 611 und 910.

  42. Im Abstand von 298 bis 300 Jahren wiederholen sich päpstliche Entscheidungen unter Theoderich und Karl dem Großen.

  43. Unterwarfen sich die Langobarden den Franken (wie Gregor von Tours berichtet) und hielten dann mehr als 200 Jahre Frieden?

  44. Die überwiegende Mehrheit der langobardischen Königsurkunden ist erwiesenermaßen gefälscht.

  45. Bekannte Fälschungszentren waren St. Denis, Reichenau, Stablo, Fulda, Köln, Pfäfers u. v. a. m.

  46. Die vielen ihrer Zeit vorauseilenden Urkundenfälschungen (z. B. die Konstantinische Schenkung) machten für die Fälscher keinen Sinn.

  47. Alle gut 6000 Königsurkunden, die vor dem Wormser Konkordat (1122) datieren, müssen mangels Rechtsgrundlage gefälscht sein.

  48. Die Überprüfung von mehr als 2000 Urkunden aus Bayern ergab kein einziges korrekt datiertes Bauwerk des FMA.


    Komputistik und Astronomie

  49. Der Gregorianischen Kalenderreform genügten 10 übersprungene Tage, um die Wanderung des kalendarischen Frühlingpunktes zu korrigieren.

  50. Sonnenfinsternisberichte der Spätantike sind unstimmig (bei Annahme gleichbleibender Verzögerung der Erdrotation).

  51. Die Planeten-Konstellation des 30.9.395 über Patmos entspricht exakt der Beschreibung der Johannesoffenbarung – 3 Jh. nach deren überlieferter Entstehungszeit.


    Naturwissenschaftliche Datierungsverfahren

  52. Alle Datierungen mit C14 beruhen auf der Annahme, dass die Methode im Prinzip funktionsfähig ist und dass die Kalibrierkurve und die dieser zugrunde liegende Dendrochronologie fehlerfrei und unabhängig voneinander erstellt wurden.

  53. Der Verlauf der Kalibrierkurve des Radiokarbonverfahrens bleibt in mehrfacher Hinsicht unverstanden.

  54. Die Dendrochronologie ist keine verlässliche Methode zur Altersbestimmung. Gerade in der Antike und im Frühmittelalter zeigen sich Verwerfungen, die eine Zeitkürzung von mindestens 200 Jahren nahe legen.

     

     


Anmerkungen

Die Literaturangaben zu den einzelnen Argumenten sind nur als Beleg und Einstieg für Interessierte gedacht und keinesfalls vollständig.

Das Register der Zeitensprünge (vormals “Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart”) seit 1989 enthält Literaturhinweise zur Untermauerung der obigen Befunde in großer Zahl.

Einen Überblick und reiche Angaben zu weiterführender Literatur liefern die Bücher von Heribert Illig:

Heribert Illig (2003-5.Aufl.): Wer hat an der Uhr gedreht? Wie 300 Jahre Mittelalter erfunden wurden, Ullstein Verlag München (= WU)

Heribert Illig (2004-7.Aufl.): Das erfundene Mittelalter. Hat Karl der Große je gelebt?, Ullstein Verlag München (= DeM)


Archäologie

  1. [Fundleere]: Die allgemeine Fundarmut des Frühmittelalters wird heute von Mediävisten, die Illigs These kennen, nicht gerne mehr zugegeben. Auffällig ist gleichwohl, dass einer der wenigen Historiker, die sich offen zur Fantomzeitthese geäußert haben, gegen Illig ausschließlich Schriftquellen ins Feld führt. Siehe Gerd Althoff (1997): Kann man eine Hochkultur erfinden? In: Ethik und Sozialwissenschaften 4/1997, 483 f.

  2. Vor Illig sprach man nicht zuletzt aufgrund der dürftigen Informationslage über diese Zeit vom “dunklen Frühmittelalter”. Diese Rede ist heute bei deutschen Historikern nicht mehr sehr beliebt. Hier wird die Wirkung der Illig-These spürbar, weil die Charakterisierung des Frühmittelalters als “dunkel” im Sinne von “nicht aufgehellt”, “nicht klar”, “unbekannt” Illig in die Hand spielt. Im englischsprachigen Kulturkreis, der Illig immer noch nicht kennt, findet man den Begriff “dark ages” dagegen noch naiv gebraucht. Vergleiche etwa diese Darstellung: “The ‘Dark Ages’ is a term given by some archaeologists and historians to the centuries after the Roman period, from about 410 AD, when it is very difficult archaeologically to see what happened as far as settlement, farming and so on are concerned. There is hardly any written evidence from this time and much of what we know from the early written sources was actually transcribed much later.” Hier wird also noch umstandslos festgehalten, dass es “archäologisch sehr schwer sei, zu erkennen, was bezüglich Ansiedlung, Landwirtschaft und so weiter geschah”.

    Die deutsche Wikipedia äußert sich immerhin ähnlich: “Als dunkle Jahrhunderte (bzw. dunkles Zeitalter) werden in der Geschichtswissenschaft bisweilen Zeitabschnitte in der mittelalterlichen europäischen Geschichte bezeichnet, in denen nur wenige Quellen zur Verfügung stehen. Damit ist gemeint, dass die diesbezügliche Quellenlage (wozu schriftliche, aber auch numismatische und archäologische Zeugnisse etc. zählen) oft unzureichend für eine genauere Bewertung ist. Je nach Region kann man hier verschiedene Zeitabschnitte als „dunkel“ bezeichnen. In der Völkerwanderungszeit kann dies auf Britannien bezogen etwa für die unmittelbare Zeit nach dem dortigen Abzug der Römer gelten.” [Artikel Dunkle Jahrhunderte (Mittelalter), Abfrage vom 3.7.2009]

  3. [Städte]: England: “Man muss letztlich zugeben, dass der archäologische Befund für diese Periode minimal ist. Wir haben wirklich wenig Funde gleich welcher Art von dem, was vom 5. bis 9. Jh. in Chester geschah.” Thacker in Hodges/Hobley (1988): The rebirth of towns in the west AD 700-1050, Oxford.

    Aachen: “Erstaunlicherweise hat bislang keine Grabung oder Baustellenbeobachtung innerhalb und außerhalb der Altstadt von Aachen eindeutig Siedlungsreste karolingischer Zeit erfasst, obwohl die Überlieferung auf die Anwesenheit von Kaufleuten und zahlreichen Anwohnern sowie auf die Existenz durchaus anspruchsvoller Adelshöfen schließen lässt, von deren Gebäuden und Sachkultur einiges im Boden zu finden sein müsste.” [Matthias Untermann im Band III des Katalogs zur Paderborner Karolingerausstellung von 1999.]

  4. Der Linzer Archäologe und Museumsleiter Willibald Katzinger musste 1998 den Plan einer Ausstellung über die Gründung der Städte im Frühmittelalter aufgeben: “Eine solche hat sich aufgrund des absoluten Mangels an originalen Schauobjekten als nicht durchführbar erwiesen. Im Nachhinein betrachtet ist der Plan zur Ausstellung sogar als reichlich naiv zu betrachten, war doch die Fundleere zur fraglichen Epoche schon vorher bekannt” [Willibald Katzinger, Linz ohne Phantomzeit, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 2003/2004, S. 328].

  5. [Wohngebäude]: Gebäude, die über das FMA hinweg bestanden, liefern über Jahrhunderte keine Spuren ihrer Bewohner. Beispiele hierfür wurden von Island (Westmännerinseln) quer durch Europa (z.B. Augsburg) bis nach Armenien gefunden.

    Nargaret Hermanns-Audardottir (1989): Islands Tidiga Bosättning…, Dissertation – Ref. Illig [WU]

  6. [Pfalzen]: Illig, Heribert (2004-7): [DeM]

  7. [Aachen]: “Alle bisherigen Aussagen zu Strassensystem, Siedlungsstruktur und Grenzen dieser Siedlung [Altstadt von Aachen] beruhen allein auf Schriftquellen und theoretischen Überlegungen.” [Matthias Untermann in Band III des Paderborner Ausstellungkatalogs]

    “Die karolingische Fundsituation Aachens unterscheidet sich insofern von der römischen, als in beiden Fällen zwar die monumentalen Ortskerne noch recht gut nachgewiesen werden können, aber der römische vicus wenigstens mit einigen Befunden aufwartet, während sich die vermeintlichen karolingischen vicus-Reste bei genauerem Hinsehen zu nichts verflüchtigen.” [A. Mann, Vicus Aquensis. Der karolingische Ort Aachen, Aachen 1984, S. 10]

    “Für die Zeitstellung der fränkischen Keramik aus den Kaiserthermen haben die Fundumstände keine nennenswerten Anhaltspunkte ergeben, sie ließen lediglich in einzelnen Funden erkennen, dass die fränkische Keramik sich an die letzten römischen Formen anschließt; in welchem Zeitabstand sie diesen folgt, ob unmittelbar anschließend oder durch Jahrhunderte getrennt, bleibt durchaus unentschieden.” [Ludwig Hussomg in Die Trierer Kaiserthermen, posthum 1972, S. 99]

  8. [Bayern]: Illig, Heribert und Anwander, Gerhard (2002): “Bayern und die Phantomzeit”, 2 Bände, Mantis-Verlag, Gräfelfing

  9. [Thüringen]:

    Weissgerber, Klaus (1999) : “Zur Phantomzeit in Thüringen. Schriftquellen und archäologische Befunde (I)”, in Zeitensprünge (vormals Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart) JG 11 / Heft 3, Seite 482-509

    Weissgerber, Klaus (1999) : “Zur Phantomzeit in Thüringen. Schriftquellen und archäologische Befunde (II)”, in Zeitensprünge (vormals Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart) JG 11 / Heft 4, Seite 583-612

    Schmidt, Gerald (2002) : “Karolingische Spuren auf der ‘Straße der Romanik’?”, in Zeitensprünge (vormals Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart) JG 14 / Heft 2, Seite 309-324

    Meisegeier, Michael (2006) : “Phantomzeitliche und phantomzeitnahe Bauten in Thüringen und Sachsen-Anhalt”, in Zeitensprünge (vormals Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart) JG 18 / Heft 2, Seite 449-482

  10. [Polen]: Chlodnicki, M. et al. (1998): The Pipeline of Archaeological Treasures, Posnan.

    Heinsohn, G. (2002): Polen im frühen Mittelalter. Der Schock bei den Arbeiten an der Yamal-Pipeline, ZS 1/02, 126-131.

    Heinsohn, G. (2001): Gibt es Slawen betreffende Schriftquellen aus dem frühen Mittelalter? [mit J. Sidorczak], ZS 2/01, 200-212.

  11. [Byblos]: Es finden sich 21 wohlunterschiedene Grabungsschichten aber keinerlei Spuren aus dem FMA: Gunnar Heinsohn (1998), Byblos von +637 bis +1098 oder Warum so spät zum Kreuzzug ? in: ZS 1/98, 113-116.

  12. [Wikinger]: Armin Wirsching (2005): Stürmten die Wikinger 400 Jahre zu spät in die Normandie? ZS 2/05, 378-394.

  13. [Sizilien]: Gunnar Heinsohn (2003): Sizilien und seine frühmittelalterliche Fundlücke ZS 3/03, 540-555.


  14. Kunst- und Technikgeschichte

  15. [Baukunst]: Exemplarisch für sämtliche vorgebliche Fantomzeitbauten in Bayern aufgezeigt durch Heribert Illig und Gerhard Anwander in Bayern und die Phantomzeit, München 2002.

  16. [St.Gallen]: Der nie realisierte St. Galler Klosterplan, der mangels sonstiger Beispiele als repräsentativ für die karolingische Architektur gilt, zeigt ein gebundenes Maßsystem und eine ausgeschiedene Vierung Beide wurden erst ab der Romanik üblich.

    Hoffmann, Volker (1995): Der St. Galler Klosterplan – einmal anders gesehen, ZS 2/95, 168-180.

  17. [Corvey]: Heribert Klabes hat sich bei seinem Nachweis für ein römisches Corvey bereits auf das ‘opus signinum’ gestützt. Er hat dort an dem “Ur-Westwerk” rötlichen Mörtel festgestellt, während die Klostergebäude und spätere Teile der Kirche mit Luftkalkmörtel erbaut worden sind. Dieser Luftkalkmörtel entsteht durch Brennen von Kalkstein bei rund 900°-Holzkohlenfeuer. Nach dem Löschen und Beimengen von rauem Wesersand bildet sich aus Calziumhydoxid das witterungsanfällige Calziumcarbonat.

    Erst beim Zusatz von gestampftem Ziegelklein “entsteht eine überaus schwer von der Witterung angreifbare, durch den Hydraulefaktor Ziegelklein ausgelöste Silikaterhärtung des Calzium-hydroxids”. [Heribert Klabes, Corvey – Eine karolingische Klostergründung an der Weser auf den Mauern einer römischen  Civitas, Oerlinghausen: Verlag Andreas Otte, 22008, S. 80]

  18. [Konstantinopel]: John Julius Norwich (2000): Byzanz. 3 Bände, Augsburg.

  19. [Kreuzkuppel]: Kirchen mit Kreuzkuppel entstehen in Konstantinopel ab dem 9.-10. Jh nach dem Vorbild Armenischer Sakralbauten des 6.-7. Jh.

    Stepan Mnazakanjan (1982): Kunst des Mitelalters in Armenien, Wien.

  20. [St. Denis]: Abt Fulrad von St. Denis ist ansonsten als Verfasser von Restitutionsurkunden zugunsten des Fälschungszentrums St. Denis bekannt; er vermacht seinem Kloster die Stadt Esslingen. Ausserdem sei er mit der Durchführung der Pippinschen Schenkung beauftragt gewesen.

  21. [Castelseprio]: Weit über 100 wissenschaftliche Arbeiten haben sich mit diesem widersprüchlichen Befund beschäftigt: “Dennoch bleibt eine Spanne von drei Jahrhunderten zwischen den einzelnen Datierungshypothesen bestehen und drei verschiedene Interpretationen versuchen das künstlerisch Phänomen zu verstehen, das dieses große Werk entstehen ließ.” Bognetti in: Gian Piero Bognetti (1968), Castelseprio – Historisch-Kunstgeschichtlicher Führer, Neri Pozza Ed., S. 60.

    Ibid. (1953): Aggiornamenti su Castelseprio II, in Sibrium I, 1953-54, S. 113 ff.

  22. [Fatimiden] Philip K. Hitti (1974): History of the Arabs. London, S. 302

  23. [Steigbügel]: Steigbügel tauchen in der Buchmalerei des 9. Jh. auf, fehlen aber in der des frühen 10. Jh. Illig (WU).


    Personen

  24. [Münzen]: Gunnar Heinsohn (2001): Karl der Einfältige – Imitator oder Urmuster? ZS 4/01, 631-661.

  25. [Beda]: Zu Bedas Gebrauch der Null: R.R. Newton (1972): Medieval Chronicles and the Rotation of the Earth, Baltimore.

    Ab Mitte des 7. Jh. finden sich keine expliziten Jahresangaben bei Beda. Frühere Protagonisten (Zeitgenossen Bedas?) versterben ‘nach vielen Jahren’. Renate Laszlo (2006): Rätselhafte Zeitsprünge in England, ZS 3/06 s 689.

  26. [Adhelm]: Nur mit dem Einschub von rund 300 Jahren in die Zeitrechnung sind die von ihm gegründeten Kirchen und Klöster nicht anachronistisch, sondern zeitgemäß und seine Werke werden zur rechten Zeit ab dem 11./12. Jh. in England und auf dem europäischen Kontinent populär. Renate Laszlo (2006): ZS 3/06, S. 683.

  27. [Dunstan]: Dunstan gründet das Kloster Malmesbury, wo A(l)dhelm schon 674 Abt wird. Zugleich aber war er bis 988 Erzischof von Canterbury. Siehe Renate Laszlo, Dunstan, erster Abt der englischen Nation. Über das Alter der Kirche von Glastonbury, in ZS 2008/02, S. 424 – 446.

  28. [Konstantin VII.]: Die Chronik des Theophanes Confessor und die kaiserliche Geheimschrift De administratione imperii widersprechen sich mehrfach.

    Volker Friedrich (2006): Zur Zeitstellung Karls des Großen, in: ZS 2/06, 417-434.

    Cyril Mango / Roger Scott (Hg.) (1997): The Chronicle of Theophanes Confessor: Byzantine and Near Eastern History AD 284-813, Oxford.

  29. [Ari-Ali]: Sie lehrten der Überlieferung nach im Abstand von 3 Jh. im nahen Osten einen gleichartigen, strikt bilderfeindlichen Monotheismus.

    Siehe Jan Beaufort, FAQ, Frage 21, Zainab A. Müller, Zur Gleichsetzung von Ali und Arius und zur Identität der Arianer in ZS 03/2007, S. 600-609 und Arius und Ali. Über die christlichen Wurzeln des Islam und die islamischen Wurzeln des Christentums in ZS 02/2008, S. 314-331.

  30. [Päpste]: Liste aller Päpste, Zur Schlüssigkeit der Papstliste: H.-E. Korth: Gerbert von Aurillac + 12. Mai 1003, ZS 1/2003, 209-221.

  31. [ar-Rahman]: Gunnar Heinsohn (2005): Löschung der frühmittelalterlichen Regenten Spaniens. Die überzähligen Winths, Alfonsos und Abd-er-Rahmans bei Westgoten, Asturiern und Muslimen ZS 1/05, 76-97.

    Manfred Zeller (1993a): Das Kalifat der Omajjaden. In: ZS 3/1993, 69-86.

  32. [Chorenatzi]: Movses Chorenatzi gilt als bedeutendster Historiker des goldenen Zeitalters Armeniens, die er aus eigener Anschauung kannte. Er selbst datierte diese Zeit ins 5. Jh. Es erscheint unvorstellbar, dass sein Werk über 400 Jahre völlig unbeachtet blieb.

    Gunnar Heinsohn (1996): Die Wiederherstellung der Geschichte Armeniens und Kappadokiens ZS 1/96, 38-68.

  33. [Polenkönige]: Die Fiktionalität der polnischen ‚Karolinger’ wurde schon vor über 200 Jahren erkannt.

    Gunnar Heinsohn (2003): Adam Naruszewiczs bereits 1780 erfolgte Eliminierung der lechiadischen und lescidischen Könige aus Polens Frühmittelalter 1/03, 137-149

  34. [Leo v. Vercelli]: Das ‘versus de gregorio und ottone augusto genannte Dokument übt massiven diplomatischen Druck auf Papst Gregor II aus. Wenige Monate darauf verstarb dieser unter ungeklärten Umständen. Gerbert von Aurillac, der Gelehrte und Vertraute Kaiser Ottos III, wurde sein Nachfolger. Im Folgejahr begann das neue Millennium. Otto III bezichtigte sich ‘schwerster Verbrechen’ und verstarb nach zwei Jahren des Niedergangs.

    Hans-E. Korth (2006): Ein Schreiben des Leo von Vercelli, ZS 2/06, 410-416.

    Abbé Lausser (1976): Gerbert. Étude historique sur le dixième siècle, Genève.


    Urkunden und Überlieferung

  35. [Echtheit]: Fälschungen im Mittelalter. Internationaler Kongreß der Monumenta Germaniae Historica, München 16.-19. September 1986, 6 Bände, Hannover 1988 (= FM).

    Horst Fuhrmann (1986): Von der Wahrheit der Fälscher. In: FM I 82-98.

  36. [Anzahl]: Paul C. Martin (2002): Was las man denn zur Karolingerzeit? Teil IV, ZS 2/2002, 247-277.

  37. Byzantinisten wissen, dass irgendwann ab dem 9. Jahrhundert sämtliche Majuskelhandschriften in Minuskel umgeschrieben und anschließend vernichtet wurden (“Metacharakterismos”). Diese Aktion wurde bis ins 10. Jahrhundert fortgesetzt: Siehe zum Beispiel Hartmut Erbse, Überlieferungsgeschichte der griechischen klassischen und hellenistischen Literatur, in: Herbert Hunger / Otto Stegmüller (Hg.), Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur, Bd. I 243 f. und WU 165 ff. Mainstream-Geschichtswissenschaft hat für diese Aktion keine plausible Erklärung. Die FZT schreibt die Aktion Kaiser Konstantin VII. Porphyrogennetos und dessen Projekt der Chronologieverlängerung zu (Illig, WU 159-165). Letzteres war vermutlich selbst wiederum komputistisch motiviert: Es ging um die Beilegung des antiken Osterstreits (Beaufort, Wer erfindet historische Zeit?).

  38. [Judaica]: Nach der Endredaktion des Talmud im 6. Jh. entstanden dreihundert Jahre lang keine jüdischen Texte. Kontinuität jüdischen Lebens (z.B. im Rheinland) zwischen 5. und 9. Jh. wurde zwar vermutet, ist jedoch nicht nachweisbar.

    Gunnar Heinsohn (1991): Jüdische Geschichte und die Illig-Niemitzsche Verkürzung der christlichen Chronologie des Mittelalters. Eine Notiz, in: ZS 5/91, 35 f.

    Gunnar Heinsohn (2000): Jerusalems mittelalterliche Synagogenabfolge, in: ZS 1/00, 53-58.

  39. [Parsen]: Der Streit zwischen den bei der Islamisierung aus Persien vertriebenen Anhängern Zoroasters und den im 18. Jh zugezogenen, führte zu blutigen Kämpfen.

    “Sie unterscheiden sich in keinem einzigen Glaubenspunkt; der Disput beschränkt sich auf den Streit um das korrekte chronologische Datum für die Berechnung der Ära Yäsdegirds, des letzten Königs der Sassaniden-Dynastei.” Encycopedia Britannica (1911), nach Uwe Topper (1999): Erfundene Geschichte, München, S. 119-122.

  40. [Machtbereiche]: Klaus Weißgerber (2001): Zur bulgarischen Phantomzeit (I) ZS 1/01, 73-102 – ibid: Zur bulgarischen Phantomzeit (II), ZS 2/01, 213-242 – ibid: Zur magyarischen Phantomzeit. Die Ungarische Bilderchronik ZS 3/01, 410-439 – ibid: Zur frührussischen (Kiewer) Phantomzeit I ZS 4/01, 662-690.

  41. [Ungarn]:  Bisher gab die Geschichte des Kapartenbeckens im ersten Jahrtausend n. Chr. Rätsel auf. Zwar sind Steppenvölker wie Hunnen oder Awaren bekannt, doch verabschiedeten sie sich viel zu früh aus der Geschichte, so dass die Ungarn unter Arpad gegen 900 unbesiedeltes Land in Besitz genommen hätten. Doch die seit dem 6. Jahrhundert in ihren heutigen Gebieten ansässigen Slawen ignorierten die “Awarenwüste”, als wäre sie durchgehend besiedelt gewesen. Das aber muss die Archäologie verneinen. Der Historiker Klaus Weissgerber hat die Phantomzeitthese  auf das Kapartenbecken angewendet und geprüft. Er kann erstmals eine stimmige Bevölkerungsabfolge vorlegen, nach der die Ungarn bereits um 600 eintrafen. Klaus Weissgerber (2003): Ungarns wirkliche Frühgeschichte, ISBN 3-928852-24-8.

  42. [Spanien]: Ignacio Olagüe (1903-1974): Les árabes n’ont pas envahi l’Espagne, Paris (1969). Los Árabes no invadieron jamás España (Epilog), Plurabelle (2006).

  43. [Widukind]: “Avares quos modo Ungarios vocamos”, “Ungarii qui et Avares dicuntur” – vergl. MGH: Hirsch, Paul: Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei, Hannover 1935 in http://www.dmgh.de. Reproduktion aus der Dresdner Handschrift der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey.

  44. [Päpste] Im Abstand von 298 bis 300 Jahren wiederholen sich päpstliche Entscheidungen unter Theoderich und Karl dem Großen.

  45. [Langobarden]: Gregor von Tours zitiert den Vertragstext zwischen dem Langobardenkönig Aptachar und König Guntram. Ausgerechnet die  kriegerischen Langobarden hätten sich über Jahrhunderte daran gehalten? Der Historiker A. Birken geht von einem Friedensschluss zwischen Langobarden und Byzanz im Jahre 595 aus. Andreas Birken, Italiens Phantomzeit, ZS 1/2006 121-134.

  46. [Langobarden]: Illig [WU], S. 229. Carlrichard Brühl (1970), Studien zu den langobardischen Königsurkunden, Tübingen.

  47. [Fälschungszentren]: Beispiele in FM, sowie z. B. in Uwe Topper (2000): Die große Geschichtsfälschung, Berlin.

  48. [Antizipation]: Siehe Horst Fuhrmann (1986), Von der Wahrheit der Fälscher, in: FM I 82-98, sowie auch Frage 10 der FAQ.

  49. Schon Jean Hardouin (1646 – 1729) behauptete, dass alle vermeintlichen Werke der Schriftsteller der Antike Fälschungen betrügerischer Mönche des 13. Jahrhunderts seien. Ausgenommen seien lediglich einzelne Werke von Cicero, Plinius, Vergil und Horaz. Desgleichen verwarf er fast alle alten Kunstwerke, Inschriften und Münzen.

    Günter Lelarge (1998): Stichwort: Hardouin, Jean. Vom Umgang mit Wissen und Wahrheit. In: ZS 1/1998, 156-162.

  50. [Rechtshistorie]: Hans C. Faußner (2003): Wibald von Stablo, Erster Teil, Hildesheim (1. von 4 Bänden) [Faußner].

  51. [Bayernprobe]: Heribert Illig / Gerhard Anwander (2002): Bayern und die Phantomzeit. Archäologie widerlegt Urkunden des frühen Mittelalters. Eine systematische Studie, 2 Bände, Gräfelfing.


    Komputistik und Astronomie

  52. [Kalender]: Der Julianische Kalender bleibt in 400 Jahren um 3 Tage zurück. Gutachten des 16. Jh rieten deshalb zu einer Korrektur um mindestens 12 Tage.

    Frank, Werner (2002): Welche Gründe gab es für die Autoren der Gregorianischen Kalenderreform 1582, die Frühlings-Tagundnachtgleiche auf den 21. März zurückzuholen? ZS 14/4, 646-655.

    Hans Maier (1991): Die christliche Zeitrechnung. Freiburg.

    Siehe auch: Kalenderfragen

  53. [Eklipsen]: Stephenson löst das Rückrechnungsproblem der Sonnenfinsternis vom 15. Juni 364 durch eine empirische Verzögerungskurve: F. R. Stephenson: Historical Eclipses and Earth’s Rotation, Cambridge University Press, 1997 – Kurzfassung

    Newton R.: Ancient astronomical observations and the acceleration of Earth and Moon, Baltimore (1970)

    Jan Beaufort (2001): Die Fälschung des Almagest. Versuch einer Ehrenrettung des Claudius Ptolemäus. In: ZS 4/2001, 590-615 u. 1/2002, 32-48

    Jan Beaufort (2003): Die Fälschung des Almagest und ihre Verdrängung durch Franz Krojer. In: ZS 3/2003, 508-515

  54. [Patmos]: Der Astronom Nikolaj Morosow identifizierte schon zu Beginn des 20. Jh. den Text der Offenbarung des Johannes als Beschreibung der astronomischen Konstellation, die am Sonntag, dem 30.9.395 über der Insel Patmos stand:


    Figur d. Off.

    Zuordnung

    Sternbild

    ~Rektas-zension

    Gestirn

    Rektas-zension

    Dekli-nation

    1

    Sonne

    Weib (Leib)

    Jungfrau

    12h – 14h

    Sonne

    12h 27m 56s

    -3° 02.9′

    2

    Mond

    Weib, zu Füßen

    Jungfrau

    12h – 14h

    Mond

    12h 19m 00s

    -2° 50.5′

    3

    Weißes Ross

    Bogenschütze

    Schütze

    16h – 18h

    Jupiter

    17h 56m 56s

    -24° 01.5′

    4

    Fahles Ross

    Tod

    Skorpion

    14h – 16h

    Saturn

    14h 40m 40s

    -13° 45.5′

    5

    Dunkles Ross

    Waage

    Waage

    12h – 14h

    Merkur

    13h 52m 38s

    -14° 54.5′

    6

    Rotes Ross

    Schwertträger

    Perseus/

    Widder

    00h – 02h

    Mars

    00h 59m 38s

    +3° 31.2′

    7

    Weib / Hure

    Rotes Tier

    Antares, Skorp.

    14h 55m

    Venus

    14h 54m 50s

    18° 22.9′

    [Die Koordinaten für das julianische Datum 30.9.395 um 15 Uhr Weltzeit wurden mit Hilfe des ‘Yoursky‘-Programms errechnet. (Die R.A.-Werte des Sternhimmels sind aufgrund der Präzession gegenüber den heutigen verschoben)]

    Da Sonne, Mond, sowie 3 äußere und 2 innere Planeten 3.732.480 Konstellationen in den 12 Sternbildern des Tierkreises bilden können (125 × 5 × 3), ist ein Zufallstreffer Morosows praktisch ausgeschlossen.

    An jenem Sonntag fand auch eine ringförmige Sonnenfinsternis statt (allerdings über Südamerika, vergl. NASA Sonnenfinsterniskatalog), die in Kenntnis des Saroszyklus von damaligen Astronomen erwartet werden konnte. Nun gilt bis heute, unter Bezug auf Irenäus (Haer. V,30,3), dass die Offenbarung gegen Ende der Regierungszeit Domitians (81-96) geschaut worden ist. Demnach wurde entweder die Offenbarung um drei Jahrhunderte zu alt datiert oder der Kaiser Domitian.

    Nikolaj A. Morosow (1912): Die Offenbarung Johannis. Eine astronomisch-historische Untersuchung, Stuttgart (russ. 1907).

    Siehe auch den Wikipedia-Beitrag Offenbarung des Johannes – Astronomische Datierung.


    Naturwissenschaftliche Datierungsverfahren

  55. [C14-Methode]: Reimer, P.J. et al.: IntCal04 Terrestrial Radiocarbon Age Calibration, 0-26 Cal Kyr BP. Radiocarbon, Volume 46, Number 3, 2004, pp. 1029-1058(30).

    Die Kalibrierkurve (aktuell IntCal04) liefert die Beziehung zwischen gemessenem Radiokarbonalter und der als fehlerfrei angenommenen Dendrochronologie. Die der Kalibrierung zugrunde liegende Dendrochronologie wurde nie veröffentlicht [sic!].

    Die C14-Methode ist mit vielen methodischen Problemen behaftet, insbesondere zirkuläre Abhängigkeiten mit anderen Methoden (z.B. Dendrochronologie) und der Verwendung unbekannter Vergangenheitswerte an zentraler Stelle.

    Libby, W. F: Radiocarbon Dating. Chicago, 2nd Ed. (1955).

    Blöss, Christian und Niemitz, Hans-Ulrich (2000): C14-Crash. Das Ende der Illusion mit Radiokarbonmethode und Dendrochronologie datieren zu können, 2. überarb. Auflage, Verlag Information für Technik und Wissenschaft IT&W, Berlin

    Hans-E. Korth (2002): Anomalie der C14-Kalibrierkurve beweist Kalendersprung, in: ZS 1/2002, 49-67.

    Blöss, Christian und Niemitz, Hans-Ulrich (2003): Beweist der Kalendersprung die C14-Methode? Eine Replik auf H.-E. Korts ‘Anomalie der C14-Kalibrierkurve beweist Kalendersprung’ in ZS 1/2002, in: ZS 2/2003, 423-429.

    Blöss, Christian und Niemitz, Hans-Ulrich (2003): C14-Crashkurs. Warum wir mit C14-Methode und Dendrochronologie nicht absolut datieren können, in: ZS 2/2003, 430-458.

  56. [Physik]: Der Verlauf der Intcal-Kurve, die abwechselnd drei jeweils konstanten Steigungen folgt, ist physikalisch unplausibel, desgleichen das Histogramm der Zehnjahresdifferenzen. (Korth, H.-E.)

    “Certainly, from a geophysical or astrophysical viewpoint, the 14C spectrum is a most interesting geophysical global parameter. It may take many years before it is fully understood (Sonett & Finney 1990)” Zit. nach Sonett C.P.: The radiocarbon record: Variations in time (in Radiocarbon After Four Decades: An Interdisciplinary Perspective / R. E. Taylor … eds.) – New York ; Heidelberg : Springer, 1992, p 56-59

    Ozaki H. et al. (2005): Precise AMS 14-C measurement for Japanese tree-ring samples – Deviations from INTCAL04 at around 370 BC –

  57. [Dendrochronologie]: siehe Andreas Otte (2008): Kritische Dendrochronologie


    [Mehrfach überarbeitete Liste nach einer Vorlage von Hans-Erdmann Korth]

 

Ein Kommentar zu “53 Argumente für die Phantomzeitthese”

[…] zum Thema in den 50 Argumenten sowie im Wikipedia-Beitrag d. Verf.: Offenbarung des Johannes – Astronomische Datierung Dieser […]

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15. Dezember 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Dunstan, erster Abt der englischen Nation – Über das Alter der Kirche von Glastonbury

von Renate Laszlo (aus Zeitensprünge 02/2008)

Abstract: Dunstan, Abt von Glastonbury und Erzbischof von Canterbury bis 988, gilt als Gründer mehrerer Klöster, darunter Exeter und Malmesbury (a). In diesen Klöstern erhalten aber schon im 7. Jh. bedeutende Persönlichkeiten der englischen Kirche ihre erste Ausbildung: Winfried (Bonifatius) in Exeter und Aldhelm in Malmesbury. In der ersten Biografie über Dunstan, die bereits 1004, sechzehn Jahre nach seinem Tod, in Frankreich vorliegt, bezeichnet der unter dem Pseudonym „B” schreibende Biograf Dunstan als den ersten Abt der englischen Nation (b). Diese Mitteilung wird in weiteren Berichten über Dunstan wiederholt. Ausnahmslos alle Lebensbeschreibungen über Dunstan teilen mit, dass dieser seine erste Ausbildung von irischen Mönchen erhält (c). Diese Aspekte sind aber zusammen nur möglich, wenn man die Realität der Phantomzeit anerkennt.

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2 Kommentare zu “Dunstan, erster Abt der englischen Nation – Über das Alter der Kirche von Glastonbury”

[…] Laszlo, Renate: Dunstan, erster Abt der englischen Nation. Über das Alter der Kirche von Glastonbur… […]

2
Renate laszlo | Ebrace sagt:
1. Juni 2012 um 02:13

[…] Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Dunstan …15. Dez. 2008 … von Renate Laszlo (aus Zeitensprünge 02/2008). Abstract: Dunstan, Abt von Glastonbury und Erzbischof von Canterbury bis 988, gilt als … […]

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13. Dezember 2008                     Kategorie(n): Fundsachen

eingestellt von: jb

Römerschlacht bei Kalefeld

Ein Hinweis von Marianne Koch: www.hna.de/northeimstart/00_20081211200224_Sensationsfund_Antikes_Schlachtfeld_bei_Northe.html.

Offenbar fand bei Kalefeld eine große Römerschlacht statt: viel später und viel weiter östlich als bisherige Forschung angenommen hat. Man wird die Veröffentlichung von Einzelheiten abwarten müssen, aber im Forum von Rainer Friebe wird schon auf Kaiser Probus getippt: www.varusschlacht-am-harz.de/varus_arminius.htm. Mit Probus sind wir im späten dritten Jahrhundert. Ziehen wir die Phantomzeit ab, wären wir bei Varus … Das muss natürlich nicht sein, Friebe selbst hat hier ganz andere Vorstellungen, aber “schaumermal”.

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4 Kommentare zu “Römerschlacht bei Kalefeld”
1
ao sagt:
14. Dezember 2008 um 09:24

Damit wird nun auch klar, warum Klaus Grote im April 2008 in Detmold so mutige Aussagen machte. Kalefeld liegt genau auf seiner Linie.

2
jb sagt:
17. Dezember 2008 um 10:10

Angeblich hat Klaus Grote im April noch nichts gewusst. Das Göttinger Tageblatt schreibt heute (Artikel Historisches Römerschlachtfeld: „Sensation“):

Von zwei Sondengängern waren ihr [Frau Dr. Lönne, jb] im Juni 2008 Funde vorgelegt worden – unter anderem eiserne Speerspitzen, Katapultbolzen und eine „Hipposandale“, ein für die römische Armee typischer Hufschutz. Daraufhin machte Lönne sich in Begleitung des Göttinger Kreisarchäologen Dr. Klaus Grote, der das Römerlager Hedemünden erforscht, daran, den Fundort zu erkunden.

Interessant daran ist eine frühere Nachricht auf HNA Online, nach der zwei Hobbyforscher schon im Jahr 2000 Katapultbolzen und eine Hipposandale gefunden hatten. Acht Jahre hat es also gedauert, bis offizielle Stellen informiert wurden.

Wird es weitere acht Jahre dauern, bis die Arbeiten von Heribert Klabes, Horst Leiermann und Rainer Friebe von der amtlichen Forschung zur Kenntnis genommen werden?

[…] Wie versprochen, halten wir unsere Leser über die Ausgrabung in Kalefeld auf dem Laufenden. Heute berichtet HNA Online, dass dort sechs Münzen gefunden wurden, die eine Datierung der Schlacht nicht vor 225 n. Chr. nahelegen: […]

[…] in der die These vom Erfundenen Mittelalter wie auch der Bericht über die römische Geisterlegion (Schlacht am Harzhorn) deutliche Fremdkörper […]

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25. September 2008                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

eingestellt von: ao

Eine interessante Grafik

Die folgende Grafik (Hinweis von Ewald Ernst) zur Nutzung von Befestigungsanlagen in Lippe stammt aus dem Buch “Ur- und frühgeschichtliche Befestigungen in Lippe” von Friedrich Hohenschwert von 1978, Seite 213. Friedrich Hohenschwert war Leiter des Lippischen Landesmuseums.

Hohenschwert

Dieses Bild bedarf keines Kommentars. Die Nutzungslücke der Befestigungsanlagen in der römischen Kaiserzeit und der Merowinger-/Völkerwanderungszeit springt ins Auge. Die Lücke wird aufgerissen durch C14-Datierungen vor der Lücke und vergleichende (Keramik-)Datierungen nach der Lücke. Zur Keramik-Datierung.

Ein Kommentar zu “Eine interessante Grafik”
1
jb sagt:
3. Juli 2009 um 22:22

Auf dieser Seite wird Ähnliches über Wehranlagen auf der Schwäbischen Alb berichtet:

Die Schwäbische Alb zählt zu den burgenreichsten Landschaften Deutschlands. Hoch- und spätmittelalterliche Burganlagen besetzen in einzelnen Regionen in dichter Folge die Höhen der Alb und prägen mit ihrem abwechslungsreichen Formenschatz das Landschaftsbild. Doch weist die Alb noch weitaus ältere Befestigungsanlagen auf. Aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit und aus dem Frühmittelalter sind einfache Erdbefestigungen überliefert. Abschnittwälle schneiden Bergsporne ab und schützen meist relativ große Flächen durch einen Graben und anschließendem Wall. Bei aufwändiger ausgebauten Anlagen mündet die Abschnittsbefestigung in Gräben, die den Bergsporn seitlich begleiten. Diese Anlagen weisen einen rein defensiven Charakter auf, meist trugen sie keine Bebauung und waren – wenn überhaupt – nicht ständig bewohnt. Sie dienten in unruhigen und kriegerischen Zeiten als sichere Rückzugsorte für die Bewohner der umliegenden Orte mit ihrem beweglichen Hab und Gut. Die Fundarmut bzw. Fundleere vieler frühmittelalterlicher Wehranlagen bezeugt, dass diese Schutzeinrichtungen selten oder auch nie aufgesucht werden mussten. [Hervorhebung jb]
Erst mit der Ausbildung einer mittelalterlichen Adelsschicht wandeln sich Art und Funktion der Wehranlagen. Ausgehend von befestigten Höfen der Adelsfamilien entstehen spätestens im 11. Jahrhundert Turmhügelburgen, zunächst in Holzbauweise, später auch als Steinbauten.

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2. September 2008                     Kategorie(n): Fundsachen

eingestellt von: admin

Das Corvey-Buch von Heribert Klabes ist endlich wieder verfügbar

Corvey – Eine karolingische Klostergründung an der Weser auf den Mauern einer römischen Civitas

von Heribert Klabes

Corvey01 Corvey02 Ist der Westbau der Klosterkirche von Corvey bei Höxter in Wirklichkeit in seinem Grundkörper ein römischer Quadrifrons aus der Zeit der römischen Okkupation? Heribert Klabes (verstorben 2001) geht dieser Frage als Baufachmann nach und fordert dabei die amtliche Archäologie heraus.

Die Neuausgabe ist um ein Nachlassfragment, ein Nachwort, ein vollständiges Abbildungsverzeichnis und ein Stichwortverzeichnis erweitert. Zusätzlich wurden die Endnoten in Fußnoten umgesetzt und überprüft. Auch das Literaturverzeichnis wurde überprüft und erweitert.

2. Ausgabe, Juli 2008
255 Seiten, 153 Abbildungen, Pb.
ISBN 978-3-00-025621-9
Verlag Andreas Otte
Preis: 24,95 €

Erhältlich unter http://www.lulu.com/content/1329761 mit skandalösen Versandkosten oder auch im (Online-)Buchhandel, z.B. bei Amazon.

5 Kommentare zu “Das Corvey-Buch von Heribert Klabes ist endlich wieder verfügbar”

[…] gezeigt (siehe Corvey – eine römische Civitas? und Corvey im Spiegel). Die kürzlich erfolgte Neuausgabe seines Buches durch Andreas Otte kam gerade rechtzeitig und ist ein Muss für alle, die sich […]

[…] Auch unser Andreas Otte ist hier zu nennen: In wenigen Wochen erscheint die von ihm realisierte Neuausgabe des Klabes-Buches. Dieser Beitrag wurde eingestellt unter Fantomzeit. Man kann alle Reaktionen […]

[…] (2008): Corvey. Eine karolingische Klostergründung an der Weser auf den Mauern einer römischen Civitas; le…; Verlag Andreas […]

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Heribert klabes | Commonthreadgr sagt:
20. Juli 2011 um 08:14

[…] Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Das …2. Sept. 2008 … Das Corvey-Buch von Heribert Klabes ist endlich wieder verfügbar … Heribert Klabes (verstorben 2001) geht dieser Frage als Baufachmann … […]

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Heribert klabes | Gnboard sagt:
8. September 2011 um 01:36

[…] Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Das …2. Sept. 2008 … Das Corvey-Buch von Heribert Klabes ist endlich wieder verfügbar … Heribert Klabes (verstorben 2001) geht dieser Frage als Baufachmann … […]

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30. August 2008                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter, Mittelalterdebatte

eingestellt von: ao

Kritische Dendrochronologie

von Andreas Otte

Interessante Einblicke in aktuelle und vergangene Arbeitsweisen der Dendrochronologie bietet die Webseite eines Amateur-Dendrochronologen: http://www.cybis.se/forfun/dendro/ (Englisch!). Es gibt inzwischen bezahlbare, speziell für Dendrochronologen hergestellte Programme (hier CDendro), mit denen man Kurven vergleichen kann. Besonders interessant aus Sicht der Fantomzeitthese ist jedoch der Beitrag “The German Oak chronology“, denn dort wird ein Projekt beschrieben, welches das Ziel hat, die Fantomzeitthese dendrochronologisch zu widerlegen.
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11 Kommentare zu “Kritische Dendrochronologie”
1
jb sagt:
30. August 2008 um 21:35

Dendrochronosophie

Vom 11. bis 21. Mai 2006 lief im Usenet in der Newsgroup de.sci.geschichte ein Thread Geheimwissenschaft Dendrochronologie? Darin wurde eine Diskussion über die Geheimhaltung von Dendrodaten geführt. Von unserer Seite beteiligten sich Günter Lelarge, Hans-Erdmann Korth, Fabian Fritzsche und der Verfasser dieser Zeilen an der Debatte. Anlass der Diskussion war ein Beitrag von Ralf Kusmierz, einem vergleichsweise moderaten Gegner der FZT. Dieser schrieb damals:

Ich habe mir inzwischen mal die Daten, die über http://www.ncdc.noaa.gov/paleo/ftp-treering.html erreichbar sind, näher angesehen und festgestellt, daß die doch verdammt lückenhaft sind. Richtig geraten: mir wurde inzwischen von einem Mitarbeiter eines Dendro-Labors bestätigt, daß diese Daten veraltet sind und von den deutschen Dendro-Instituten generell keine Daten mehr veröffentlicht werden, angeblich wegen der “Mißbrauchsgefahr” (falsche Datierungen durch Laien). So ist das … Kommentar dazu verkneife ich mir.

(Wer’s nicht glaubt, möge publizierte Quellen nennen. Ich behaupte und bin mir dessen ziemlich sicher, daß weder der Hohenheimer Jahrringkalender noch die Norddeutsche Eichenchronologie, geschweige denn die inzwischen zahlreich vorhandenen Regionalchronologien öffentlich zugänglich sind (wenn überhaupt, dann nur in Form unverarbeiteter und unbedruckter toter Bäume zum Selbstausmessen). Wer mag, kann diesbzüglich die Foren in http://www.jahrring.de mit Anfragen bombardieren.)

Ich nehme übrigens nicht an, daß die “Baumringpäpste” Leichen im Keller haben, aber “Gute wissenschaftliche Praxis” ist etwas anderes. Übrigens kriegen auch “offizielle” Auftraggeber keine Meßdaten: Der typische Kreis- oder Landesarchäologe schickt eine Holzprobe ein und erhält als Ergebnis eine Arten- und Altersbestimmung (Wachstumsjahre und vermutliches Fälljahr), evtl. noch Informationen über den Wuchsort und die Aufwuchsumstände (Plenterwald oder Schlaganbau usw.), mehr nicht, insbesondere keine Ringmeßdaten.

Und das ist eine Frechheit: ich kriege problemlos die astronomischen Meßdaten von Tycho Brahe und kann den NASA-JPL-Rechner verwenden, aber die “Holzwürmer” rücken ihre Standardkurven nicht raus. Als ich zur Schule ging, kam “Dendrochronologie” im Geschichtsunterricht nicht vor. Und auch heutzutage könnte es sich ein Lehrer wohl von der Backe putzen, seine Schüler ein Projekt “Jahresringbestimmung” durchführen zu lassen, wenn eine alte Eiche auf dem Dorfplatz gefällt wird.

Ist man in anderen Ländern auch so “auskunftsfreudig”? Ich erwäge, eine Petition zu verfassen. Was sagt eigentlich die DFG dazu?

Selbst Diskutanten, die sonst hauptsächlich durch inhaltsleere Polemik gegen die FZT auffielen, hielten die von Kusmierz gebrandmarkte Geheimhaltungspraxis für unangemessen. Verteidigt wurde die Heimlichtuerei der Dendrolabors durch den Archäologen Uwe Müller. Sein Argument: die Labors seien wegen der Kürzung von öffentlichen Mitteln auf die Vermarktung ihrer Daten angewiesen. Den Beleg für diese Behauptung blieb er allerdings schuldig.

2
DB sagt:
10. September 2008 um 20:47

Ich bin auch auf eine Lücke von 207 in der Spätantike gestossen. Habe daher schon vor 6 Jahren begonnen, die Archäologie einzelner Städte zu überprüfen. Überall stellten sich Probleme ein, die nicht dafür sprechen, dass die Zeit zwischen 325 und 622 länger als 90 Jahre dauerte. Meine Idee dazu ist die Übereinstimmung von 325 – Regierungsbeginn Konstantins im Osten – und 532 – Regierungsbeginn Justinians, weshalb ich glaube, dass Justinian der “östliche” Konstantin, sein Clon, ist.

Einen möglichen Zeitsprung sehe ich bei 363 auf 570. In dieses Jahr setze ich den Regierungsbeginn des Tiberius II. Konstantinos, dem ersten Basileus in Konstantinopel, von dem der Metacharakterismos angeschoben wurde. Sein Double in der Phantomzeit ist dann Basileus I., der Großvater des Konstantin VII.

Die 207 Jahre können auch ohne Probleme im Sassanidenreich gestrichen werden.

Dann fehlen zu meinen 532 Jahre Phantomzeit nur noch 28 Jahre.

3
jb sagt:
18. September 2008 um 21:24

DB: Ich bin auch auf eine Lücke von 207 in der Spätantike gestossen. Habe daher schon vor 6 Jahren begonnen, die Archäologie einzelner Städte zu überprüfen. Überall stellten sich Probleme ein, die nicht dafür sprechen, dass die Zeit zwischen 325 und 622 länger als 90 Jahre dauerte. Meine Idee dazu ist die Übereinstimmung von 325 – Regierungsbeginn Konstantins im Osten – und 532 – Regierungsbeginn Justinians, weshalb ich glaube, dass Justinian der “östliche” Konstantin, sein Clon, ist.

207 als Differenz von 325 und 532 ist in der Tat hochinteressant.
Der Komputist, der für das Synkellos-Theophanes-Geschichtswerk verantwortlich ist, spielte offenbar mit Zahlenkombinationen aus 2, 3 und 5:

Bekanntlich liegt jenem Geschichtswerk der große Osterzyklus von 532 Jahren zugrunde (vgl. Kommentar 31 zu meinem Artikel Wer erfindet historische Zeit?).

Weiter ist das Jahr 235 das Todesjahr von Alexander Severus und Hippolyt von Rom, die in Ulrich Voigts Überlegungen zur Chronologie eine so große Rolle spielen. 235 und 532 differieren 297 Jahre.

Auch ist in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass der metonische Zyklus von 19 Sonnenjahren genau 235 Mondmonate zählt.

Eventuell könnte noch der altrömische Frühlingsanfang am 25. März mit hineinspielen, zumindest in einer Zeit, in der dieses Datum als 25.3. verstanden werden konnte.

Ob mit alledem Konstantin und Justinian gleichgesetzt werden können und die dazwischen liegende Geschichte zu streichen wäre, ist freilich eine ganz andere Frage. Gelöst wäre so zwar das Problem, dass Arius 325 beim Konzil von Nikaia verurteilt wurde und Justinian erst zwei Jahrhunderte später den Arianismus verbot. Auch mag man etwa eine Parallele zwischen dem genannten Kongress von Nikaia im Jahre 325 und dem Nika-Aufstand des Jahres 532 erkennen wollen, die dann auf das Konstrukt eines komputistischen Geschichtserfinders zurückginge.

Aber wer sollte sich das alles warum ausgedacht haben? Was ist mit den Unterschieden zwischen den beiden Kaisern (z. B. war Konstantin Arianer, Justinian dagegen Begründer der katholischen Orthodoxie)? Und warum sollte nicht umgekehrt Konstantin ein Klon des Justinian sein? Oder wer erbaute die Theodosianische Mauer?

Dann fehlen zu meinen 532 Jahre Phantomzeit nur noch 28 Jahre.

Sie meinen, wenn Sie Illigs Phantomzeit von 297 Jahren zu den 207 Jahren hinzu zählen, bleibt eine Differenz von 28 zur von Ihnen (und etwa auch von Gerd Anwander) angenommenen Phantomzeit von 532 Jahren. Wo würden Sie die restlichen 28 Jahre verorten?

4
DB sagt:
20. September 2008 um 14:13

Ich hatte bereits im Jahr 1998 mitgeteilt, dass ich glaube, die 297 Jahre der Illigschen Phantomzeit nur ein Abfallprodukt einer Zeitverschiebung von insgesamt 532 Jahren darstellen. Die Zeitverschiebung war zur Einführung der christlichen Zeitrechnung notwendig.
Konstantin ist sich kein Klon des Justinian, dieser aber eine Erfindung aus der Zeit des Metacharakterismus, in der nicht nur von der Majuskel zur Minuskel umgeschrieben, sondern auch die Geschichte des Christentums neu geschrieben wurde.
Die damals eingeschobenen 207 Jahre wurden verfüllt, wozu ich einige Ideen beizusteuern hätte, u. a. mit der Erfindung des Untergangs des weströmischen Reichs. Dies impliziert natürlich den Untergang der Familie des Romanos, die ich als westliche Dynastie ansehe. Demnach erhoben die östlichen Kaiser die Ottonen zu westlichen Augusti. Heinrich IV. ist dann der erste westliche Kaiser, der sich von der von seinem Vater neu geschaffenen römisch-katholischen Kirche salben lässt.
Die restlichen 28 Jahre könnten ggf. mit der zeitlichen Verschiebung der Geburt Chrisi von +14 auf +1 zusammenhängen, was ich aber nicht glaube. Ich suche diese Jahre eher im Zeitraum zwischen 227 und 325, da das Sassanidenreich vor 622 nur 160 Jahre und nicht 295 andauerte, wie sich aus der fiktiven Geschichte des frühen Islam bei den Abbassiden von 750/1 bis 910/1 bestätigt.

5
ao sagt:
14. Oktober 2008 um 22:58

Die Kölner Rheinbrücke, deren Holz in den Hollstein-Daten diese 207 Jahre Verschiebung erlaubt, ist anscheinend weiterhin Thema von Untersuchungen. Dazu

http://www.uni-koeln.de/uni/kuj/Archiv_01_2006/images_artikel/pdfgesamt.pdf (Seite 45)

und

http://www.dendrolabor.de/pdfs/roemerzeit.pdf

Es wäre wunderbar, wenn die Rohdaten der Hölzer publiziert werden würden, so dass man die Interpretation des Labors selbst überprüfen könnte.

[…] naturwissenschaftlicher Datierungsverfahren lese man Andreas Ottes kürzlich erschienenen Beitrag Kritische Dendrochronologie. Dieser Beitrag wurde eingestellt unter Fundsachen. Man kann alle Reaktionen durch den RSS 2.0 […]

[…] kurzem gibt es ein Forum auf den schwedischen Webseiten, die schon einmal für überraschende Einsichten zur Funktion der Dendrochronologie gut waren und eine gründliche […]

[…] Schon oft ist in unserem Kreis und auch auf diesen Seiten auf die Problematik naturwissenschaftlicher Datierungsverfahren aufmerksam gemacht worden. Blöss/Niemitz’ C14-Crash steht immer noch unwiderlegt (und von Mainstream-Forschung ignoriert) im Raum. Aktuell macht Andreas Otte auf die Aktivitäten schwedischer Hobby-Dendrochronologen aufmerksam, die dem Rätsel der spätantiken/frühmittelalterlichen „floating chronologies“ auf der Spur sind. Amtliche Forschung hält sich hier vornehm zurück, deutsche Dendro-Labors veröffentlichen sogar schon seit Jahren keine Datengrundlagen mehr, so dass ihre Ergebnisse nicht nachprüfbar sind (vgl. Otte, Kritische Dendrochronologie). […]

[…] es Hinweise auf ein derartiges Verhalten? Es gibt sie, sie waren der Aufhänger für den ersten Teil dieser Reihe. Diese Hinweise betreffen allerdings alte Daten, die tatsächlich noch veröffentlicht […]

[…] vor einiger Zeit war von einem Dendrochronologie-Projekt zu berichten, das angetreten war, allen Zeitkürzungsthesen für das Frühmittelalter mit den […]

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14. August 2008                     Kategorie(n): Fantomzeit

eingestellt von: jb

Corvey im Spiegel

Klabes weiterhin totgeschwiegen

von Jan Beaufort

Der Spiegel widmet in seiner neuesten Ausgabe dem Streit um Corvey einen Artikel mit dem Titel Mönche als Mythenmaler. Autor ist Matthias Schulz, der ZS-Lesern schon mal aufgefallen sein könnte: Er war derjenige, der 1999 die Illig-These im Spiegel vorgestellt hat (Weltherrscher im Klappstuhl, Spiegel vom 08.03.99). Allerdings musste Illig sechs Jahre später feststellen, dass sich Schulz an seinen damaligen Vorstoß leider nicht mehr erinnern mochte (Die Meistersinger von Deutschland. 10 Jahre Karlsverwerfungen und -debatten, ZS 3/2005, S. 683).

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4 Kommentare zu “Corvey im Spiegel”

[…] oder Leere im frühen Mittelalter? Vorheriger/Nächster Beitrag « Corvey im Spiegel | Home 20. August 2008 um […]

[…] Heribert Klabes hat das für Corvey detailliert gezeigt (siehe Corvey – eine römische Civitas? und Corvey im Spiegel ). Die kürzlich erfolgte Neuausgabe seines Buches durch Andreas Otte kam gerade rechtzeitig und […]

[…] Google Earth in der Antike eingestellt von ao  Diesen Artikel drucken jQuery(document).ready(function($) { window.setTimeout('loadFBShareMe_2969()',5000); }); function loadFBShareMe_2969(){ jQuery(document).ready(function($) { $('.dd-fbshareme-2969').remove();$('.DD_FBSHAREME_AJAX_2969').attr('width','53');$('.DD_FBSHAREME_AJAX_2969').attr('height','69');$('.DD_FBSHAREME_AJAX_2969').attr('src','http://widgets.fbshare.me/files/fbshare.php?url=http://www.fantomzeit.de/?p=2969&size=large'); }); }In der Spiegel-Ausgabe 39 vom 27.09.2010 findet sich ein interessanter Beitrag über das spätantike Germanien mit dem Titel Google Earth in der Antike, der nun auch online erschienen ist (ein Hinweis von Hans Joachim Zimmermann). Autor ist Matthias Schulz, Kennern der Berichterstattung über die Phantomzeitthese nicht ganz unbekannt (z.B. http://www.fantomzeit.de/?p=290). […]

4
Heribert klabes | Commonthreadgr sagt:
20. Juli 2011 um 08:14

[…] Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? » Corvey … […]

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2. August 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Löschung der frühmittelalterlichen Regenten Spaniens

Die überzähligen Winths, Alfonsos und Abd-er-Rahmans bei Westgoten, Asturiern und Muslimen

von Gunnar Heinsohn (aus Zeitensprünge 01/2005)

„Keine andere vergleichbare Epoche der Geschichte Spaniens ist so reich an radikalen Umwälzungen und so arm an guten Quellen wie die zwei Jahrhunderte vom Ausgang der Regierung des Westgotenkönigs Wamba (672-680) bis zu den Kriegen Alfons’ III. [des Großen] von Asturien-León (866-910)“ [Prelog 1980, S. III].

I. Die Vernichtung des iberischen Reiches der Westgoten durch ihre muslimischen und asturischen Erben und das Fehlen von drei Jahrhunderten in Toledo

Das eigentliche Spaniertum – unterschieden von Römertum, Westgotentum und Arabertum – sei in Asturien entstanden. Dieser Urgrund aller spanischen Dynastien habe nur 11 Jahre nach einem arabischen Eroberungszug gegen das Reich des Westgoten und nur acht Jahre nach dem Tod ihres letzten Königs, Agila II. (711–714), seine ungemein vitale Existenz begonnen.

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Ein Kommentar zu “Löschung der frühmittelalterlichen Regenten Spaniens”
1
Wilhelm hilgarth | Michelvainfilm sagt:
29. August 2011 um 02:02

[…] Fantomzeit – Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter … […]

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13. Juli 2008                     Kategorie(n): Fantomzeit

eingestellt von: jb

de.wikipedia.org: Erfundenes Mittelalter

Die Schieflage vor Einführung des “Sichtens”

von Jan Beaufort

Die beiden Hauptfehler, die dem wikipedia-Artikel Erfundenes Mittelalter im vorigen Beitrag angelastet wurden, gehen zweifellos nicht direkt auf das Konto der „Sichter“. Die Fehler sind zudem bei näherer Überlegung gravierender als es auf den ersten Blick scheint. Der wikipedia-Artikel war insofern schon lange fragwürdig und irreführend. Das nicht sofort mit der gebotenen Klarheit erkannt und gezeigt zu haben, war ein Versäumnis meines vorigen Beitrags. Allerdings berührt dieses Versäumnis nicht die dort aufgestellte These über die Problematik der „Sichtung“. Im Folgenden werde ich zuerst erläutern, warum die beiden genannten Fehler elementar und schwerwiegend sind, um dann am Schluss noch kurz auf das Sichtungsverfahren zurück zu kommen.

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32 Kommentare zu “de.wikipedia.org: Erfundenes Mittelalter”
1
emma sagt:
13. Juli 2008 um 15:12

Sehr erhellender Beitrag. Indem der Illigweg zur Formulierung der frühmittelalterlichen Fantomzeitthese(FZT) nochmals aufgezeigt wird, werden die Indizien für die FZT deutlich gewichtet und nach Relevanz sortiert. Das Kalenderargument verliert gegenüber der Fundleere vom 7. – 10. Jh. entschieden an Belegrelevanz, man kann die FZT also nicht auf dieses Argument verkürzen. Um den Illigweg nachzuvollziehen, kann ich nur wieder auf Andreas Ottes hrsg. Festschrift “Zeitenspringer” verweisen.

Die Wikipediaproblematik sollte in Zeitenspringerkreisen allerdings noch gründlich diskutiert werden.Es reicht nicht, über den alten Verlust zu trauern, schon gar nicht, wenn der alte Artikel eh irreführend war.
Wikipedia ist und wird auch in naher Zukunft ein wesentliches Steuerungsinstrument des Informationsmarktes sein und bleiben. Sich dieser Marktlage nicht zu stellen ist schlichtweg dumm,zumal auch der Spiegel inzwischen mit Wikipedia verbandelt ist.
Die Forschungsergebnisse der Autoren rund um die Zeitensprünge müssen jeden Weg ins öffentliche Bewußtsein nutzen, wenn man nicht im stillen Keller vertrocknen will. Allerdings nicht in so verkürzter Form wie oben kritisiert. Natürlich kann ich jb und andere gut verstehen, wenn sie den Schwerpunkt ihrer eigenen Arbeit in der Forschung sehen. Das gilt aber sicherlich nicht für jeden Zeitenspringer, ich denke, dass sich Leute mit Medienerfahrung durchaus finden lassen. Die entscheidende Frage bleibt dann allerdings, auf welcher Vertrauensgrundlage diese “Lautsprecher” arbeiten können, sollen, dürfen.

2
Glasreiniger sagt:
13. Juli 2008 um 21:55

Als zwar nicht am Artikel, sondern nur der Diskussion desselben, Beteiligter möchte ich noch etwas ergänzend zu Vinzenz Obingers Beiträgen bemerken.

Grundsätzlich sollte man nur in Wikipedia-Artikeln schreiben, wenn man den Umstand, daß die Zukunft des Geschriebenen in keiner Weise mehr in der Verfügungsgewalt des ursprünglichen Verfassers liegt, akzeptiert. Das Urheberrecht reduziert sich für Wikipedia-Mitarbeiter darauf, daß sie normalerweise nicht aus der Historie entfernt werden.

Daraus folgt, daß letztlich keine Aussagen eine Überlebenschance haben, die nicht im Mainstream unübersehbar rezipiert werden, falls es sich nicht um Details zu pornographischen Praktiken handelt.

Interessanterweise haben sich im Fall des EMA-Artikels ein Extremist des Konformismus, nämlich der genannte Liudger, und ein bekennender “Bright” zusammengefunden, um der Gemeinde mal so richtig zu zeigen, wie man vermeintliche Sektierer abkanzelt. Daß dies in keiner Weise mit dem wesentlichen Prinzip der Wikipedia, nämlich nur Sekundärquellen wiederzugeben, vereinbar ist, ist den Admins der Wikipedia piepegal, solange sie sich in Übereinstimmung mit dem juste milieu glauben.

Für mich am interessantesten im Verlauf der Diskussion war der Eifer der Gegenseite, Sir Isaac Newton um jeden Preis aus dem Artikel Chronologiekritik herauszuhalten. Der kindliche Glaube an die Unfehlbarkeit des großen Physikers läßt die prominente Erwähnung seiner chronologischen Versuche einfach nicht zu.

@emma: M.E. ist also die Wikipedia der falsche Hebel, um ins öffentliche Bewußtsein zu gelangen. Umgekehrt mag es gehen.

3
Vinzenz Obinger sagt:
14. Juli 2008 um 07:54

Bla Bla Bla.
@ jb und emma: Schuster bleib bei deinen Leisten. Ihr mögt vielleicht die größeren Experten in Sachen Fantomzeit sein, die Grundprinzipien von Wikipedia habt ihr immer noch nicht verstanden. Liegt vermutlich auch daran, dass ihr in Sachen “Schuldfrage” das Pilatus-Prinzip anwendet. “Ich wasche meine Hände in Unschuld” und “Schuld sind immer die anderen”. Ein sich verabschiedender “Illig-Gegner” HZ

4
jb sagt:
14. Juli 2008 um 10:04

Hier findet sich ein witziger und zutreffender Kommentar des Unternehmers und Publizisten Guido Augustin zum Thema “Sichtung”. In einem Punkt irrt der Autor allerdings: Der wikipedia-Eintrag “Sichter” ist selbst bereits “gesichtet”. Demnach ist ein “Sichter” definitiv “eine Vorrichtung zur Klassierung von Feststoffen nach definierten Kriterien wie Partikelgröße, Dichte, Trägheit und das Schwebe- oder Schichtungsverhalten von Stoffen” …

5
Vinzenz Obinger sagt:
14. Juli 2008 um 10:47

Wer Wikipedia wirklich verstehen will und zugleich das Schattenboxen von jb, orientiere sich lieber an den einschlägigen Wikipedia-Seiten.

1)In Wikipedia wird selbst über die Machtstruktur offen reflektiert, siehe Wikipedia:Machtstruktur, was bislang immer ein hohes Maß an Selbstkontrolle und Fehlerkorrektur gewährleistet hat, wenn´s auch manchmal etwas länger dauert.

2)Es handelt sich ausdrücklich immer noch um einen Testlauf, siehe Hilfe: Gesichtete und geprüfte Versionen

3) Die Sichtung ist in der Testphase und es findet in Wikipedia selbst eine selbstkontrollierende Umfrage über deren Erfolg statt, die zur Zeit mehrheitlich gegen sie steht. Ergo ist der Fantomzeit-Zwischenfall zwar ärgerlich, aber bei Zeiten grundsätzlich revidierbar, wenn zum Beispiel das Sichtungssystem wieder abgeschafft wird. Vgl. Umfrage

6
Vinzenz Obinger sagt:
18. Juli 2008 um 18:02

Zum besseren Verständnis: Hier die Version, bevor ich begonnen habe, den Artikel “Erfundenes Mittelalter” mitzugestalten. Vielleicht war er ja womöglich der Bessere. So viel zum Thema “Schieflage”.

7
gst sagt:
21. Juli 2008 um 09:39

Offenbar verleiten die Möglichkeiten zur Machtausübung regelmäßig dazu, unerwünschte Aussagen zu unterdrücken. Vorwände dafür gibt es immer.

Wer das eigene Forum sperrt, anstatt für formale Disziplin der Teilnehmer zu sorgen, der sollte sich über die einseitige ‘Sichtung’ bei Wikipedia nicht aufregen!

Es ist es noch keine 2 Jahre her, dass sich jb gegen eine unerwünschte Beiträge aussondernde ‘Moderation’ im Usenetforum de.sci.geschichte engagiert hat. Jetzt verlangt er selbst nach einer solchen – sic transit gloria mundi!

8
jb sagt:
21. Juli 2008 um 14:26

gst: Wer das eigene Forum sperrt, anstatt für formale Disziplin der Teilnehmer zu sorgen, der sollte sich über die einseitige ‘Sichtung’ bei Wikipedia nicht aufregen!

Erstens: Wie gst sehr wohl weiß, lässt sich formale Disziplin ohne das Wohlwollen der Betroffenen nur mit Sanktionen herbeiführen. Diese gibt es in einem Forum ohne Möglichkeit der Vormoderation nicht – es sei denn, man macht sich rigoros ans Löschen und Account-Sperren, was wir nicht wollten.

Zweitens: Ich habe nirgendwo geschrieben, dass ich generell jede Art von Moderation, Kontrolle oder “Sichtung” der wikipedia-Diskussionen und -Beiträge ablehne. Ich kritisiere nur eine Vorgehensweise, die das Kind (den freien Informationsfluss) mit dem Bade (dem Rauschen) ausschüttet. Wenn schon Sichtung in der vorgeschlagenen Form, dann sollte neben dem neuen, gesichteten Lexikon die alte, freie wikipedia weiterlaufen.

gst: Es ist es noch keine 2 Jahre her, dass sich jb gegen eine unerwünschte Beiträge aussondernde ‘Moderation’ im Usenetforum de.sci.geschichte engagiert hat.

Ich glaube nicht, dass gst diese Fehlinformation absichtlich verbreitet. Eine Fehlinformation ist es gleichwohl: Ich habe mich im (unmoderierten) Usenetforum de.sci.geschichte nie gegen und immer für eine Moderation ausgesprochen. Möglicherweise verwechselt gst hier zwei Dinge: de.sci.geschichte hat sich irgendwann auch eine Charta gegeben, die das Diskutieren der FZT verbot. Diese Charta habe ich selbstverständlich immer abgelehnt.

Wie bei der wikipedia scheint mir der sinnvollste Weg bei überhitzten Foren die Einrichtung eines unmoderierten und eines moderierten Forums zu sein. Diese Auffassung vertrat ich damals in de.sci.geschichte und dieser Meinung bin ich auch heute noch. Nicht unoriginell macht das inzwischen der alte Gabowitsch, der neben einem Hauptforum ein “Forum für Einsteiger und Gegner” eingerichtet hat.

9
Glasreiniger sagt:
21. Juli 2008 um 18:32

Die alte freie Wikipedia existiert weiterhin, sie ist bei gesichteten Artikeln aber nur auf Anforderung sichtbar.

Das Kernproblem für die eM-These im Fall Wikipedia ist der Umstand, daß eine ausführliche Darstellung ohne negative Wertung für die (vermutliche) Mehrheit der Stimmberechtigten nicht akzeptabel ist und auf absehbare Zeit dies auch nicht werden wird. Dies muß man als Wikipedia-Autor hinnehmen, oder man fliegt, früher oder später, freiwillig oder unfreiwillig.

10
jb sagt:
21. Juli 2008 um 20:28

Glasreiniger: Die alte freie Wikipedia existiert weiterhin, sie ist bei gesichteten Artikeln aber nur auf Anforderung sichtbar.

Mir will scheinen, dass das vielleicht in der Theorie der Fall ist, aber nicht in der Praxis des täglichen Gebrauchs. Denn sichtbar sind im Normalfall zunächst nur die gesichteten Versionen. Um zu den ungesichteten zu kommen, muss der Leser sich schon einigermaßen gut auskennen. Soweit ich sehe, geht das nur über den Tag “Versionen/Autoren” – und dann wird er zuerst einmal mit einer verwirrenden Vielzahl von Informationen und Versionen konfrontiert.

Bemerkenswert ist immerhin, dass eine gesichtete Version des Artikels Erfundenes Mittelalter inzwischen einen Link auf unsere Homepage (bzw. auf meinen ersten wikipedia-Beitrag) enthält. Wenn das so bleibt, wäre das ein begrüßenswerter Fortschritt.

11
Glasreiniger sagt:
21. Juli 2008 um 21:37

Wenn ich von alter freier Wikipedia rede, ist das natürlich ein Oxymoron; schließlich hat man mich dort wegen meiner Argumentation gegen die Umtriebe des Liudger gesperrt, bevor die Sichterei eingeführt wurde.

[…] Dunkelheit oder Leere im frühen Mittelalter? Vorheriger/Nächster Beitrag « Schwedens ausgemusterte Karle, Polens noch früherer Königsverlust | Home | de.wikipedia.org: Erfundenes Mittelalter » 5. Juli 2008 um 13:45 […]

13
jb sagt:
21. Juli 2008 um 23:42

Glasreiniger: schließlich hat man mich dort wegen meiner Argumentation gegen die Umtriebe des Liudger gesperrt

Mich würde interessieren, wie das möglich war. Wer hatte bzw. hat die Befugnis, Autoren auszuschließen?

14
jb sagt:
22. Juli 2008 um 00:01

jb: Bemerkenswert ist immerhin, dass eine gesichtete Version des Artikels Erfundenes Mittelalter inzwischen einen Link auf unsere Homepage (bzw. auf meinen ersten wikipedia-Beitrag) enthält.

Es handelt sich um die aktuelle Fassung vom 13. Juli 2008 um 13:44 Uhr – vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Phantomzeit. Der Link wurde allem Anschein nach von Henriette Fiebig in den Artikel aufgenommen.

15
Glasreiniger sagt:
22. Juli 2008 um 08:26

Es hat zwar wenig Sinn, hier über die Sperrung zu diskutieren, aber unter [[Benutzer:Glasreiniger]] findet man dort einen Link auf den Sperrgrund. Weitere Hinweise findet man über die von mir bearbeiteten Artikel, z.B. [[Francesco Carotta]], [[Diskussion:Wilhelm Kammeier]], [[Diskussion:Pseudowissenschaft]].

Um den Anlaß der Sperrung aus meiner Sicht zu schildern: Liudger hatte Kammeier (aus ziemlich durchsichtigen Gründen) als Nazi darstellen wollen, konnte das aber nicht belegen. Die Dame Fiebig hat sich etwas mehr Mühe gemacht und die Verbindung zu den Kreisen um Mathilde Ludendorff gefunden. Nachdem ich in der internen Seite der Geschichtsredaktion Genauigkeit eingefordert habe, ist ein Admin namens (damals) Finanzer durchgedreht. Der Mann ist mächtig und bestens unter den Admin-Kollegen verlinkt. Das war’s dann.

16
Glasreiniger sagt:
22. Juli 2008 um 09:29

kleine Ergänzung: die hier stattfindende Diskussion wird offenbar von ein paar Leuten bemerkt (ist wohl nicht ganz das richtige Wort, denn da sind ja auch ein paar Merkbefreite dabei). Diskussion:Henr.

Ein paar Zeilen darüber auch unser Freund Liudger.

17
Glasreiniger sagt:
22. Juli 2008 um 10:40
18
jb sagt:
23. Juli 2008 um 10:36

Glasreiniger im Kommentar 15: unter [[Benutzer:Glasreiniger]] findet man dort einen Link auf den Sperrgrund

Ich lese dort als Begründung für die Sperrung: “(reiner Diskussionsaccount, hält Mitarbeiter von der Artikelarbeit ab)”. Ich frage mich, wie man durch Diskussion Mitarbeiter von der “Artikelarbeit” abhalten kann? Es gibt doch für niemanden die Pflicht, Diskutanten zu antworten. Hätte man nicht vielmehr froh sein können, dass jemand nur diskutiert und kritische Fragen stellt, anstatt ständig in Artikel einzugreifen?

Auf jeden Fall macht diese Geschichte klar, dass schon vor Einführung der “Sichtung” durch Sperrung von Accounts Einfluss auf Artikel-Inhalte genommen wurde.

Glasreiniger im Kommentar 17: aus den Untiefen der ehemals freien Wikipedia

Nicht gerade ein Paradebeispiel für eine sachliche Diskussion. Entsprechend gestaltet sich der Artikel über den dort diskutierten Kammeier. Über Kammeier scheint ein Ersatzkrieg geführt zu werden, um das Thema „mittelalterliche Fälschungen“ nicht vertiefen zu müssen.

19
Sara Maatje IX sagt:
24. Juli 2008 um 17:27

hallo jb und glasreiniger ich lese diese interessante seite jetzt schon einige wochen mit interesse. warum laßt ihr euch das von der wikipädia bieten. schreibt doch daran mit.

20
ao sagt:
24. Juli 2008 um 20:11

Glasreiniger war ja aktiv, wurde aber gesperrt. Ansonsten mag der Abschnitt aus dem Beitrag die Situation nochmals verdeutlichen:

Der wikipedia-Artikel Erfundenes Mittelalter war bis vor kurzem ein schwer umkämpftes Schlachtfeld. Immer wieder wurden dort gute Ansätze durch „Vandalen“ verändert oder gelöscht. Bei zahlenmäßiger Unterlegenheit unsererseits wurde das Ganze zu einer Zeitfrage, bei der wir zwangsläufig den Kürzeren ziehen mussten. Es galt ja nicht nur, den Eintrag Erfundenes Mittelalter zu überwachen. Auch andere Artikel wie etwa die über Chronologiekritik oder Heribert Illig waren zu versorgen. Das alles war wie ein Fass ohne Boden.

So blieb die wikipedia unsererseits eher ein Nebenschauplatz, der nicht zu größerem Engagement reizte. Lieber gründlich geforscht und mit wirklich Interessierten konstruktiv diskutiert als jeden Tag um die Früchte seiner Arbeit gebracht zu werden. Der Gedankenaustausch in den Zeitensprüngen und die Selbstpräsentation auf der eigenen Homepage schienen Vorrang zu haben. Aus Sicht der meisten von uns galt es, die Forschung voranzutreiben und die Öffentlichkeit nicht in ermüdenden Schlammschlachten, sondern durch neue und spannende Forschungsergebnisse zu überzeugen. Die Phantomzeittheorie ist ein Langzeitprojekt, Tagesaktualität ist nicht ihre Sache.

Aufgegeben haben wir den Wikipedia-Artikel noch nicht, aber man wird erst mal sehen müssen, wohin sich die Wikipedia entwickelt.

21
Glasreiniger sagt:
24. Juli 2008 um 20:54

Liebe Sara,

es ist nun einmal so, daß das einzige Recht, das ein Autor in der Wikipedia hat, dasjenige ist, zu gehen. Das haben andere, z.B. Vinzenz Obinger, über dessen Behandlung durch einige in diesem Forum nicht sehr glücklich bin, schließlich auch getan. Wenn ich dort nicht erwünscht bin, bitte sehr. Es war immer klar, daß das gemeinsame Schaffen eines Werkes ein großes Maß an Konzilianz bei allen Beteiligten voraussetzt, das in diesem Fall eben nicht bei allen gegeben ist.

22
B76 sagt:
24. Juli 2008 um 21:29

Ich habe die Arbeit von Vinzenz Obinger bzw. Helmut Zenz und auch Glasreiniger in der WP verfolgt. Beide haben auf ihre Weise versucht, eine objektive Darstellung zu fördern. Dafür gebührt beiden Dank.
Leider aber stimmt, was Glasreiniger in Kommentar 2 meint: Die Wikipedia ist der falsche Platz, wenn man nicht mit dem Strom schwimmt oder schwimmen will. Da bietet sich die seit Neustem aktive Alternative Gnol schon eher an, denn dort bleibt nicht nur gefeilscht Gemitteltes und somit Verwaschenes bestehen, sondern der Autor muss für sein Werk selbst einstehen. Vielleicht dies mal als Anregung…

23
jb sagt:
26. Juli 2008 um 21:01

Chaos bei wikipedia

Wer momentan in wikipedia nach den Einträgen „Phantomzeit“ oder „Erfundenes Mittelalter“ sucht, wird auf eine ungesichtete Seite gelenkt, die zuletzt am 13. Juli um 13.44 Uhr verändert worden sein soll. Sie zeigt eine ältere Artikelversion aus der Zeit vor Einführung der Sichtung. Die Version ersetzt eine gesichtete und „gestraffte“ Seite mit Link auf unsere Homepage – merkwürdigerweise ebenfalls vom 13. Juli um 13.44 Uhr.

Wer nun die aktuelle, ungesichtete Artikelversion verändern möchte und folglich den Tab „Seite bearbeiten“ anklickt, erlebt sein blaues Wunder: Es erscheint nicht etwa, wie zu erwarten, der aktuelle Artikel, sondern die gesichtete Fassung. Es ist also gar nicht mehr möglich, in die aktuell gezeigte Fassung einzugreifen! Man kann sie nur noch als Ganze durch den gesichteten Artikel ersetzen.

24
Sara Maatje IX sagt:
27. Juli 2008 um 16:56

hallo und danke für die antworten. habe auf der wikipedia seite gefunden das da steht: Gesichtete Versionen: Bis zum Start des Meinungsbildes sehen Leser wieder wie früher die aktuellste (ggf. nichtgesichtete) Version.
man könnte dich vieleicht die Link auf diese seite wieder einbauen?

25
jb sagt:
4. August 2008 um 12:15

jb im Kommentar 23: Chaos bei wikipedia

Im Augenblick – es ist mir nicht möglich zu ermitteln seit wann genau – zeigt wikipedia wieder die “gestraffte” Version vom 13. Juli um 13.44 Uhr mit Link auf unsere Homepage. Sie trägt diesmal nicht den Vermerk “gesichtet”.

26
B76 sagt:
13. September 2008 um 13:00

Für Wikipedia-Interessierte mag folgendes noch interessant sein:
Es gibt bei Wikibooks (ein anderer Ableger der Wikimedia neben der Wikipedia) einen Eintrag Kritik_der_Chronologiekritik aber keinen Eintrag zu Chronologiekritik selbst. Vielleicht wäre diese Wikibooks-Seite für eine “ehrliche” Darstellung geeigneter als die heiß umkämpfte Wikipedia-Seite!?

27
Glasreiniger sagt:
15. September 2008 um 13:46

Keine falschen Erwartungen, bitte. Der Wikibook-Artikel ist von Dr. Bechly angelegt, um seiner Version des WP-Artikels ein Überlebensreservat zu geben.

Ich empfehle eher expliki.org zum Neuaufbau eines Artikels (s. mein dortiger Carotta-Artikel-Stub).

[…] es zum Teil auch jetzt noch. Man lese zu diesem heiklen Thema den letzten Abschnitt des Artikels de.wikipedia.org: Erfundenes Mittelalter sowie die anschließende Diskussion in den Kommentaren – insbesondere Kommentar 15 von […]

29
Glasreiniger sagt:
23. April 2010 um 19:55

Der Streit um den Wikipedia-Artikel “Erfundenes Mittelalter” hat es jetzt auch in den Spigel geschafft: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,689588,00.html Im Inneren des Weltwissens, leider nur auf den hinteren Rängen. Und natürlich ohne daß der Spiegelautor viel Sachverstand beweist.

30
jb sagt:
25. April 2010 um 06:08

Danke für den Hinweis. Der Autor Mathieu von Rohr ist vermutlich völlig ahnungslos, was die Illig-These angeht, und hat sich von der Fiebig was erzählen lassen.

[…] war es Anlass, diesen Wikipedia-Artikel zu meiden. Kürzlich hat Jan Beaufort [2008] auf zahlreiche Irrtümer hingewiesen, die dort zu finden sind. Seitdem ist er nicht besser, sondern kürzer […]

[…] für die Entwicklung der Phantomzeitthese wurde. (Siehe zu diesem Zusammenhang meinen Beitrag de.wikipedia.org: Erfundenes Mittelalter.) Und schließlich die Frage nach dem Motiv: Wer würde von diesem 300-Jahre-Betrug profitieren? So […]

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5. April 2008                     Kategorie(n): Sonstiges

eingestellt von: admin

Ein Besuch in Freising – mit Hans Constantin Faußner

Am 1. Mai wollen wir, d.h. einige Zeitenspringer (zur Zeit: Heribert Illig, Susanne Fuder, Gerhard Anwander, Marianne Koch und Andreas Otte), in Freising einfallen. Es besteht neben Besichtigungsaktivitäten die Möglichkeit, sich dort mit dem bekannten Rechtshistoriker Hans Constantin “Wibald” Faußner zu treffen. Teile des “Westwerks” des Freisinger Doms sind nach Faußners Meinung römischen Ursprungs.

Zur Zeit gibt es die folgende Planung:

30. April: Anreise für die Nordlichter, Übernachtung in Pfaffenhofen-Eberstetten (Hotel-Gasthof Müller, Schweitenkirchener Str. 3, 85276 Pfaffenhofen-Eberstetten, Telefon: 08441/84856)
1. Mai:

  • Besichtigung Freisinger Dom: 11.00 Uhr
  • Gegen 13.00 Einkehr in eine Gastwirtschaft/Hotel zum Essen fassen
  • Nach dem Essen stellt sich H.C. Faußner den Fragen und diskutiert
  • Kaffee anschließend
  • Gegen 17.00 Ende
  • “Kamingespräch” Hotel-Gasthof Müller

2. Mai:

  • Besichtigungen rund um Freising:
    • Villa Rustica in Niederndorf
    • Bernstorf (Mykene-Funde)
    • Petersberg bei Erdweg/Dachau
  • Quartierverlagerung nach Gräfelfing (Hotel Würmtaler Gästehaus, Rottenbucher Strasse 55, 82166 Gräfelfing-München, Tel: +49 (0)89 8545056)

3. Mai:

  • Besichtigungen rund um München:
    • Reismühle Gauting
    • Karlsberg/burg bei Starnberg/Leutstetten
    • Villa Rustica bei Starnberg/Leutstetten
    • Kloster Andechs

4. Mai:

  • Besichtigungen in München:
    • Residenz
    • Archäologisches Museum
  • Abreise

Die detailierte Planung läuft noch. Interessenten melden sich wie üblich bei admin@fantomzeit.de.

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8. Februar 2008                     Kategorie(n): Fantomzeit, Frühmittelalter

eingestellt von: Adalbert Feltz

Die Realität der mittelalterlichen Phantomzeit und ihre Konsequenzen

von Adalbert Feltz, Erfurt und Deutschlandsberg 2007

„Eine Chronik schreibt nur der, dem die Gegenwart wichtig ist“ (Goethe 1826)

Zusammenfassung

Die Abhandlung betrifft die Notwendigkeit einer Geschichtskorrektur, die aus der Existenz einer im frühen Mittelalter anzusiedelnden Leerzeit von ca. 300 Jahren resultiert und die sich auf zahlreiche Fakten stützt, die bisher nicht widerlegt wurden. Es werden Tatsachen und reale Befunde zusammengestellt und Wege aufgezeigt, auf denen die Geschichtsmodifizierung zustande kommen konnte. Dabei wird weniger auf all das eingegangen, was auf Grund der herkömmlichen Geschichtsschreibung Spuren hinterlassen haben müsste, archäologisch aber fehlt, und ebenso bleiben architekturgeschichtliche Vergleiche und kunsthistorische Bezüge weitgehend ausgeklammert. Über derartige Basiserkenntnisse zur Existenz einer Phantomzeit im Mittelalter ist in der Literatur ausführlich berichtet worden.1 Im Mittelpunkt stehen gesicherte Fakten sowie historische Befunde und Ereignisse, deren Gesamtgefüge zu der Konsequenz führt: Wesentliche Teile der griechischen und die römische Antike einschließlich Christi Geburt rücken im Mittel um 297 Jahre näher an die für uns geltende Zeitskala heran. Die in diesem Fall einzufordernde Passfähigkeit historischer Ereignisse im beiderseitigen Randbereich der Phantomzeit wird im für die Fragestellung besonders relevanten europäischen Kulturkreis kommentiert. Die Eliminierung erfundener Geschichte aus unserem traditionellen Geschichtsbild wird als eine Aufgabe erkannt, die im Interesse der Glaubwürdigkeit und Wahrheitsfindung in der Geschichte in unserer Zeit zu bewältigen ist. Möge die vorliegende Ausarbeitung zur Versachlichung des weitgehend polemisch geführten Streits um eine Chronologierevision beitragen.

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9 Kommentare zu “Die Realität der mittelalterlichen Phantomzeit und ihre Konsequenzen”
1
Vinzenz Obinger sagt:
8. Februar 2008 um 19:16

Mir wird in diesem Text viel zu viel von “Streichung”, “Erfindung” und “Verdoppelung” gesprochen, was alles aktive Willkür voraussetzt.

Zum Beispiel Sachsen und Missionierung. Da wird einerseits davon gesprochen, dass sich die Christianisierung zwischen England und Irland um drei Jahrhunderte auseinanderzieht. Anstatt also die angelsächsischen König alle zu “streichen” schiebt man doch lieber abzüglich einer faktischen Verdreifachung, die sich bei den Karolingern an den drei Pippins und in England an den Lücken in den einzelnen sächsichen Grafschaften nachvollziehen lässt, nach vorne und man wird sehen, es gibt selbst zur spätrömischen Geschichte kaum Widersprüche, im Gegenteil, es wird Geschichte wird plötzlich stimmiger und die namenlosen Sachsen = Wikinger in England bekommen plötzlich ein neues “spätantikes” Gesicht.

Wie heißt es so schön in Wikipedia unter “Angelsachsen”.

“Bereits ab dem Ende des 3. Jahrhunderts hatte es erste Seeräuberüberfälle auf den britischen Inseln von der norddeutschen Tiefebene aus gegeben. Die eigentliche Auswanderung der Sachsen und Angeln aus der Landschaft Angeln im heutigen Schleswig-Holstein und der Jüten aus Jütland begann im 5. Jahrhundert. … In Wahrheit setzten die Angelsachsen wohl in kleinen Gruppen nach Britannien über, schon bevor die Römer zu Beginn des 5. Jahrhunderts abzogen, und waren wahrscheinlich als römische Hilfstruppen eingesetzt.”

2
admin sagt:
8. Februar 2008 um 20:43

Der Beitrag ist eine Zusammenfassung von Artikeln der Zeitensprünge und Büchern diverser Autoren und natürlich Veröffentlichungen von Heribert Illig zur Fantomzeit aus den letzten 17 Jahren.

Er ist daher naturgemäß sehr komprimiert, kann aber einen Einstieg in die Thematik ermöglichen.

3
jb sagt:
9. Februar 2008 um 07:37

Ein schöner und ausgewogener Überblick über die vielen betroffenen Themengebiete! Kann admin etwas zur Person des Autors sagen?

Was meine These zum Motiv der Zeitfälschungsaktion betrifft, wäre vielleicht noch Folgendes zu präzisieren: Das unmittelbar praktische Anliegen des Konstantin VII. war m. A. n. die Durchsetzung einer reichseinheitlichen Osterfestregelung. Traditionell wird die bis 1582 in Ost- und Westkirche gleichermaßen praktizierte Methode der Osterfestberechnung als die des Dionysius Exiguus betrachtet. Wenn nun aus anderen (von Andreas Birken geltend gemachten) Gründen anzunehmen ist, dass die Schriften des Dionysius Exiguus erst in der Zeit Konstantins VII. entstanden sind, dann auch die genannte Methode, die sich am so genannten “großen Osterzyklus” von 532 Jahren orientiert. Dieses komputistische Schema liegt aber ebenfalls der Synkellos-Theophanes-Chronik zu Grunde, die (gemäß Illigs inzwischen durch viele Indizien bestätigter Vermutung) die drei erfundenen Jahrhunderte in die Zeitrechnung einführt. Mit Hilfe dieses weltgeschichtlichen Entwurfes sollte offenbar die Etablierung des “großen Osterzyklus” als Grundlage der Osterfestberechnung im Reich argumentativ abgesichert werden. Dreh- und Angelpunkt der Chronologie des Synkellos-Theophanes-Dionysius Exiguus ist das Jahr 532 A. D. = 1418 BP (before present), dessen komputistische Einmaligkeit von Ulrich Voigt entdeckt wurde.

4
Ulrich Voigt sagt:
10. Februar 2008 um 13:49

Adalbert Feltz:
Lewin [24] bestätigt die von Voigt aus dem Kalenderstein zu Ravenna abgeleitete Schlussfolgerung „keine oder 532 Jahre Phantomzeit!“ – das gilt aber nicht, wenn dieser erst im 11. Jahrhundert angefertigt wurde, …

Das könnte man auch deutlicher sagen: “Die Schlussfolgerungen Voigts sind zwingend. Die Phantomzeittheorie kann also nur bestehen, wenn die marmorne Ostertafel zu Ravenna nicht älter ist als das 11. Jh. Dasselbe gilt für die marmorne Ostertafel zu Rom.”

5
Adalbert Feltz sagt:
10. Februar 2008 um 18:42

Adalbert Feltz
hervorgegangen aus der Berliner Schule der Anorganischen Chemie der Nachkriegszeit (Erich Thilo, Günther Rienäcker, Hans-Albert Lehmann, Lothar Kolditz), Studium ab 1952 an der Humboldt-Universität, Promotion 1960 an der TH Leuna-Merseburg, Habilitation an der Friedrich-Schiller-Universität 1965, daselbst Professor für Anorganische Chemie 1968-1992:Arbeitsgebiete Festkörperchemie, Glaschemie. Ab 1992 Material- und Prozeßentwicklung für elektronische Bauelemente auf Keramikbasis bei EPCOS KB.
Verfasser der Monographie “Amorphe und glasartige anorganische Festkörper”, Akademie-Verlag 1983, in Russisch 1986, in Englisch bei VCH 1993, 200 Publikationen in Fachzeitschriften (zuletzt gemeinsam mit P. Schmidt-Winkel und M. Schossmann im Journal of the American Ceramic Society 90 (12), 3559-3967 (2007) über Piezokeramik.
Vorlesungen: Experimentalchemie, chemische Bindung, Strukturchemie, Geschichte der Naturwissenschaft (Chemie). Bei der Aufarbeitung der Unterlagen zu letzterer nach der Pensionierung 1999 Auseinandersetzung mit den Ungereimtheiten im frühen Mittelalter.

6
ao sagt:
11. Februar 2008 um 18:48

Ein, wie ich finde, sehr gelungener Text mit der persönlichen Note des Autors, deshalb kann es nicht verwundern, dass es punktuell andere Meinungen gibt.

Man sollte erwarten, dass weitere Beweise für die Richtigkeit der Illig’schen Phantomzeit-These auch aus physikalischen Zeitgesetzen deduziert werden können:

Die Radiokarbonmethode der Altersbestimmung liefert für aufgefundene Holzkohlereste in einem Küchenherd der ab 1930 ausgegrabenen Villa Augustea am Vesuv nur dann ein mit dem Vulkanausbruch am 24. August 79 übereinstimmendes Alter (Standardabweichung allerdings +/-185 Jahre), wenn unsere Zeitrechnung an die römische Chronologie um ca. 300 Jahre heranrückt oder umgekehrt die römische Chronologie um den gleichen Zeitraum verjüngt wird [28,29,30].

Die hier angegebene Standardabweichung ist fraglich, denn sie berücksichtigt wahrscheinlich noch nicht alle anzweifelbaren Voraussetzungen dieser Methode in genügendem Maße. Im C14-Crash von Blöss/Niemitz wird der Fehler der Methode auf +/- 300 Jahre bestimmt. Damit ist ein nach der C14-Methode bestimmtes Datum ungeeignet als Argument für oder gegen die Phantomzeit. Und noch dazu Holzkohle …

Warum findet sich dieses Argument dann auch auf der Fantomzeitseite, z.B. in [4]? Das liegt daran, dass dieser Text von H.-E- Korth erstellt wurde, dessen Vorliebe für diese Methode durch zahlreichen Beiträge in den Zeitensprüngen dokumentiert ist. Geeignet ist das Argument aber nur für Leute, die an die prinzipielle Funktionsfähigkeit dieser Methode und an die Gültigkeit von deren Voraussetzungen glauben. Nur wenige Chronologie-Kritiker gehören zu diesen Personen.

Der nach dem ob zitierten Abschnitt folgende Textteil über die C14-Methode deutet zwar die vielfältigen Probleme mit den Voraussetzungen der C14-Methode an, übergeht aber in gewisser Weise den tatsächlich katastrophalen Zustand.

Hier daher ein paar Quellen zum Thema:

Man muss sich aber darüber im klaren sein, dass im Umfeld der Chronologie-Kritik einer Argumentation, welche die C14-Methode verwendet, eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem C14-Crash von Blöss/Niemitz vorausgehen muss. Die Überlegungen in diesem Buch sind zunächst argumentativ zu verwerfen und der prinzipielle Fehler klein zu rechnen, nur dann wird ein solcher Text wirklich Anerkennung finden.

Auch H.-E. Korth ist seit 2002 die Auseinandersetzung mit dem C14-Crash bis heute schuldig geblieben und wird sie wohl auch schuldig bleiben.

7
jb sagt:
12. Februar 2008 um 10:42

ao: Ein, wie ich finde, sehr gelungener Text mit der persönlichen Note des Autors, deshalb kann es nicht verwundern, dass es punktuell andere Meinungen gibt.

Siehe für eine von ao leicht abweichende Meinung zum Thema C14 den Forum-Beitrag 857.

8
Ulrich Voigt sagt:
24. Februar 2008 um 23:43

Der Ausdruck “die Realität der Phantomzeit” ist für mich ziemlich verwirrend.

9
ao sagt:
25. Februar 2008 um 16:34

Das Sein des Nicht-Seins … :-) … macht auf unterschiedlichen Ebenen durchaus Sinn …

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2. Februar 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Danzig und die rätselhafte frühmittelalterliche Chronologielücke des Weichseldeltas

von Gunnar Heinsohn (aus Zeitensprünge 3/2001)

I. Welthistorische Bedeutung der Weichselmündung

Was die Schelde- und später die Rheinmündung für den Überseeverkehr Westeuropas war und ungebrochen ist, das war – ohne es heute noch zu sein – die Weichselmündung für Osteuropa. Um 1650 ist der Weichselmündungshafen Danzig mit ca. 77.000 Menschen (Schätzungen reichen bis 100.000) – vor Wien, Augsburg, Köln und Hamburg – die volkreichste Stadt mit einer deutschen Einwohnerschaft. So ist es kein Zufall, dass St. Marien – eine der dreizehn gotischen Kirchen Danzigs – im 15. Jh. zur weltweit größten Hallenkathedrale aus Backstein ausgebaut wird (105,5 m lang und im Querschiff 60 m breit). In ihr finden 25.000 Personen Platz.

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3 Kommentare zu “Danzig und die rätselhafte frühmittelalterliche Chronologielücke des Weichseldeltas”
1
haj sagt:
8. Februar 2008 um 18:40

Danzig im Mittelalter

Die Stratigrafie scheint untrügliche Ergebnisse zu liefern: Das Spätere liegt über dem Früheren, das Jüngere über dem Älteren. In Heinsohns Darstellung scheint es zu genügen, 300 Jahre wie ein „Geschwür“ aus der Zeitleiste herauszuoperieren, um die Chronologie zu reparieren.

Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Andere Betrachtungsweisen liefern gänzlich andere Ergebnisse. Dies sei am Beispiel Danzigs demonstriert:

Wer diesen unkaschierten Plan aus dem „Atlas historyczny Polski“ von 1977 unbefangen betrachtet, wird feststellen, dass dies einer der spektakulärsten ist, der überhaupt denkbar ist.

Dargestellt ist ohne Zweifel ein männliches Genital mit der Altstadt (rot) als Hoden, der Rechtstadt (braun) als Glied, der Alten Vorstadt (lila) als Eichel und der Kreuzritterburg (blau) als Schambehaarung.

Es scheint mir undenkbar, dass Christen mit der Bibel in der Hand einen solchen Plan aushecken, denn der Brief an die Römer verbietet es (Kap. 1, 22ff.).

Es scheint mir auch undenkbar, dass Kreuzritter die Mythologie längst vergangener Zeiten im Nahen Osten aufgeschnappt und „heimlich“ – gegen eigene Überzeugungen – in Europa verbreitet haben könnten.

Doch es bedarf m. E. keiner allzu großen Phantasie, um den mythologischen Hintergrund dieses Plans zu erkennen: es kann sich nur um das verlorene Glied des zerstückelten Osiris handeln. Der Plan ist die vergrößerte Hieroglyphe D53 der Gardinerliste.

Um dies aber denkbar zu machen, muss die im 4. Jahrhundert angeblich versiegte Kenntnis der Hieroglyphen in der Stadtgründungszeit akzeptiert werden.

Natürlich ließen sich weitere Beispiele liefern.

2
haj sagt:
4. März 2008 um 21:54

Der Plan von Danzig ist natürlich um 90° nach rechts zu drehen oder von links zu betrachten.

[…] Gunnar Heinsohn: Danzig und die rätselhafte frühmittel­- alter­liche Chronologielücke des Weichseldeltas […]

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12. Januar 2008                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Sizilien und seine frühmittelalterliche Fundlücke

von Gunnar Heinsohn (Zeitensprünge 03/2003)

„Sizilien ist die geschichtlich reichste Insel des an
Geschichte überreichen Mittelmeerraumes” [Rill 2000, 50].

I. Wo sind die Quellen für Sizilien zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert

Aus der Sichtung vor allem arabisch verfasster Schriftstücke und Sagas, deren greifbare Fassungen frühestens aus dem 10. Jh., zumeist jedoch aus noch späterer Zeit stammen, ist nach freimütig eingeräumtem „mühseligem Vergleich“ [Rill 2000, 22] eine Chronologie der schier endlosen islamischen Invasionen Siziliens im 7., 8. 9. und 10. Jh. konstruiert worden. Für Details zog man auch christliche Texte heran. Sie stammen vom Neapolitaner Johannes Diaconus, von Beda Venerabilis sowie aus der Päpstechronik Liber Pontificalis. Diese Päpstereihung [LP 1955] hat als ersten nachweisbaren Autor den für 1133 bezeugten Pandulfus und dann noch einmal den 1178 verstorbenen Boso [Rosenberg 1896], ist also keine Quelle aus dem hier interessierenden Zeitraum des 7. – 9. Jhs. Beda Venerabilis wird zwar auf 672–735 datiert, der mit seinem Namen verbundene Text kann von seinen Inhalten her jedoch frühestens aus dem 11. Jahrhundert stammen [Illig 1999, 122-127] und bietet für die zu untersuchenden Jahrhunderte ebenfalls keine direkten Auskünfte.

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4 Kommentare zu “Sizilien und seine frühmittelalterliche Fundlücke”
1
ao sagt:
12. Januar 2008 um 20:24

Ach hätten Traudl Bünger und Roger Willemsen doch nur ein bisschen besser für ihre “Weltgeschichte der Lüge” recherchiert … dann wäre aus Heribert nicht Herbert geworden, der Doktor der Germanistik wäre nicht durchgerutscht und vielleicht hätte man nun nicht gerade Sizilien als Gegenbeispiel zur Fantomzeitthese gewählt …

2
neukum sagt:
26. Januar 2008 um 11:30

Die Chronologie der arabischen Eroberung Siziliens ist ein guter Beleg für die (297 Jahre)Fantomzeithypothese. Dies gilt auch für die Historie der “arabischen” Eroberung der iberischen Halbinsel, die m.E. eine mit im wesentlichen mauretanisch-berberischer Hilfe unternommene Invasion u. Erhebung der seit Rekkared unterdrückten u. vertriebenen arianisch gebliebenen Goten war. Der Norden u. Osten der Halbinsel blieb unerobert, weil Sweben u. autochthone Kantabrer/Basken eben gerade keine Arianer waren u. deshalb sich dieser Invasion nicht anschlossen.

[…] Gunnar Heinsohn: Sizilien und seine frühmittelalterliche Fundlücke […]

[…] frühmittelalterliche Fundarmut Gunnar Heinsohn so nachdrücklich in Erinnerung gebracht hat (Sizilien und seine frühmittelalterliche Fundlücke). Pausenlos wurde Korsika von den Sarazenen angegriffen, jahrhundertelang gegen sie verteidigt. […]

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22. Oktober 2007                     Kategorie(n): Fantomzeit

eingestellt von: hek

Erdbeben im Frühmittelalter

Unter dem Kölner Dom fand Prof. Sven Schütte Spuren eines Erdbebens. Weiter … »

Ein Kommentar zu “Erdbeben im Frühmittelalter”
1
Vinzenz Obinger sagt:
17. November 2007 um 23:19

Siehe dazu jetzt den ZDF-Online-Bericht

“Wilder Planet: Das große Beben
Die Kölner Erdbebentheorie
Hinweise auf große Erschütterungen in römischer Zeit”

“Diese Erdbebentheorie umfasst auch ein Ereignis, das stattfand, als die Römer in Köln regierten. Die Einwohner der damaligen Hauptstadt der Provinz Germania Inferior, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wurden von dem Beben vermutlich völlig überrascht. Viele starben an Rauchvergiftung oder durch herabfallende Gegenstände. Der Seismologe Professor Klaus-Günther Hinzen glaubt Beweise für ein Beben im Rheingraben zur Zeit der Römerherrschaft gefunden zu haben. Für Hinzen ist der ältere der beiden Vorgängerbauten des Domes von zentraler Bedeutung.”

Vgl. dazu auch Archäoseismologische Indizien für ein Schadenbeben im Raum Köln im 8. Jahrhundert

Damit haben wir nun aber ein Problem:

Die von Sven Schütte genannte Zahl 750 ist eine neue Zahl, die entweder das “bisherige” “große Erdbeben” von 780/90 in Frage stellt oder aber wie hek vermutet, in die Spätantike gehört.

Vgl. dazu folgende Online-Fundstücke:

Wikipedia: St. Gereon (Köln) “Der im großen Kölner Erdbeben circa 780/89 beschädigte Bau erhielt um 800 einen kleinen Rechteckchor und ein von Hildebold gestiftetes Ciborium des Hauptaltars.”

Archäologische Zone: Prätorium
“Eine Naturkatastrophe beendete um 780/90 die Geschichte der Residenz: Sie wurde in wenigen Minuten zerstört. Auch hierüber wissen wir noch relativ wenig. Die Naturwissenschaften ermittelten ein Erdbeben enormer Stärke Ende des 8. Jahrhunderts, das in Köln viele Bauten zerstörte oder beschädigte.”

Ebenerdig in die Römerzeit: Unter dem Rathausvorplatz: “eine komplett erhaltene römische und mittelalterliche Mauer mit riesigen Bögen und den Rissen des oben bereits erwähnten Erdbebens aus dem Ende des 8. Jahrhunderts.”

Walter Geis / Ulrich Krings (Hg.): Köln: Das gotische Rathaus und seine historische Umgebung (= Stadtspuren. Denkmäler in Köln, Bd. 26), Köln: J. P. Bachem Verlag 2000, 664 S., 560 z. Tl. farb. Abb., ISBN 3-7616-1391-1, DM 88,00. Rezensiert von:
Lutz Unbehaun,
Thüringer Landesmuseum Heidecksburg, Rudolstadt

“Unter dem Titel “Ursprung und Voraussetzungen des mittelalterlichen Rathauses und seiner Umgebung” untersuchen Marianne Gechter und Sven Schütte die mit der Stadtgründung Kölns einsetzende Bebauung jenes Areals, in dem später das gotische Rathaus errichtet wurde. Akribisch belegen sie anhand von Quellen und bauarchäologischen Befunden die “historische Bedeutung” dieses Ortes. Dabei werden unter anderem solch herausragende Bauten wie das Praetorium, die Nutzung dieses Gebäudes in der Merowingerzeit als regia, und die im 4. Jahrhundert nachgewiesene Synagoge behandelt. Erst in karolingischer Zeit, zwischen 770 und 790, ist durch ein Erdbeben die bestehende Bebauung teilweise zerstört worden. Während das Praetorium daraufhin abgerissen wurde, baute man die Mikwe und Synagoge wieder auf.”

Illig kommentierte die Schüttes Erdbebentheorie bereits in Zeitensprünge 3/2004, nachdem sie bereits am 2. August 2004 medial bekannt wurde.

Siehe: Stellpflug, Anne (2004): Schwere Erschütterung. Warum Karl der Große von Köln nach Aachen umzog; gesendet am 2. 8. in Westdeutscher Rundfunk (WDR 5) Leonardo – Wissenschaft und mehr (Skript)

Darauf erwiderte Illig:

“Schütte als Karlsretter im erdbebenbedrohten Aachen

Einmal mehr hat sich Sven Schütte zu Wort gemeldet. Im Westdeutschen Rundfunk [i.W. Stellpflug] ging es am 2. 8. um ein zunächst Kölner Problem, nämlich um das unterm Rathaus ausgegrabene Praetorium, einen riesigen Bau, der sich etwa 180 m am Rhein hinzog und vom Ufer weg rund 200 m erstreckte. Die Archäologen haben ab +40 vier Bauphasen festgestellt, vermuten aber eine noch ältere. Diesen Bau dürften später auch die Franken benutzt haben, was bislang noch durch nichts bewiesen ist. Für Schütte ist allerdings gesichert, dass in diesem Gebäude unter den merowingischen Königen und fränkischen Hofverwaltern Macht ausgeübt worden ist. Warum aber zog dann Karl der Große gegen 790 nach Aachen in die finsterste Provinz?

Zunächst stellte Schütte klar, dass Köln gegen jede publizierte archäologische Evidenz Völkerwanderung und Frankenzeit gut überstanden habe. Köln sei keine anarchische Siedlung mit Kappesfeldern im Stadtgebiet geworden, wie man noch vor zehn Jahren lesen konnte:

“Dieses Bild hat sich inzwischen durch die Archäologie gründlich gewandelt, wir wissen, dass Köln eine durchaus städtische Kontinuität hat, die Stadtmauer ist nicht als Steinbruch verwendet worden, es ist offensichtlich so, dass das städtische Leben zwar sich reduziert, aber es gibt die Stadt noch vollständig und funktionsfähig, wenn auch vielleicht nicht mehr mit ihren Institutionen” [Stellpflug].

Wenn es denn so gewesen wäre, bräuchte Karls Abzug einen triftigen Grund. Dem glaubt man jetzt im Praetorium auf die Spur gekommen zu sein. Die dort schon länger festgestellten Setzungsschäden sieht man nun als Erschütterungsschäden durch ein Erdbeben. Das diagnostizierte mit Klaus Günther Hinzen der Leiter der Erdbebenstation Bensberg. Er legte das Epizentrum 20 km westlich von Köln im Erftsprungsystem fest. Und weil im historischen Erdbebenkatalog für Deutschland und angrenzende Gebiete

“um die Zeit 800 herum oder gerade für die Jahre nach 800 eine auffällige Häufung von Beben im Katalog vorhanden ist, bei dem auch immer wieder das Rheinland und insbesondere Aachen erwähnt wird” [ebd.],

schließt Sven Schütte messerscharf, dass Karl wegen eines Bebens, das das Praetorium beschädigte, in eine sumpfige Stelle des besonders erdbebenbedrohten Aachen ausgewichen sei. Aus der Wolke seiner Mutmaßungen lässt sich allein als gesichert festhalten, dass der Aachener Zentralbau auf einem starken Fundament von 5 Metern Tiefe steht. Schütte schwächt jedoch sein eigenes Argument, indem er auf die Fundamente des Kölner Doms verweist.

Der dortige Bau VII kam noch ohne tiefgreifende Fundamentierung aus; Bau VIII bekam dann ein solides, bis sechs Meter hinabreichendes Fundament, wobei die Hanglage zu berücksichtigen ist. Ihn wollte man früher als Bau von Bischof Hildebold († 818) sehen; seitdem wird diskutiert, ob er dem späten 9. oder dem 10. Jh. angehört. Auf jeden Fall wird Erzbischof Bruno (953–965) der Bau von zwei Seitenschiffen zugeschrieben [Wolff 186 f.]. Doch ab dieser Zeit bekamen immer mehr Kirchen immer tiefere Fundamente. Von der gotischen Kathedrale zu Amiens (begonnen 1218) ist bekannt, dass zunächst 16 Schichten zu je 0,40 m übereinander gelegt wurden: aus Ziegelerde, Beton und 14 aus Kreidestein. Darüber kam eine weitere Steinschicht, dann drei Schichten Sandstein, also ein Fundament von deutlich über 7 m Tiefe [Cali 263] – ohne dass die einstige Picardie besonders erdbebengefährdet wäre. Aachens solides Fundament ist also ab Mitte des 10. Jhs. mit der Architekturgeschichte zu vereinbaren; die von Schütte beschworene Ähnlichkeit mit Römerbauten ist dank der Phantomzeit sogar plausibler geworden.”

Mal schauen, was sich weiter ergibt …

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5. September 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Eine frühmittelalterliche Phantomzeit – nachgewiesen in Frankfurter Stratigraphien

von Hans-Ulrich Niemitz

[Redaktionelle Notiz: Dieser Beitrag stammt aus den VFG 1993, Heft 3/4]

In der Nachkriegszeit nutzten die Archäologen die Stadtzerstörungen, um vor dem Wiederaufbau Ausgrabungen in den Stadtzentren vorzunehmen. So arbeitete in Frankfurt am Main eine Gruppe, deren Ergebnisse Otto Stamm 1962 unter dem Titel: “Spätrömische und frühmittelalterliche Keramik der Altstadt Frankfurt am Main (Schriften des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte)” veröffentlichte. Er konnte dabei Ergebnisse aus 7 Grabungskampagnen zusammenstellen und wesentlich mehr als nur Keramik behandeln. Im Vorwort schrieb Stamm:

“Der besondere Gewinn der Frankfurter Ausgrabungen besteht in einer, trotz all der vorhandenen großstädtischen Erdstörungen, immerhin recht sauberen und reichlichen Schichtenfolge […] In Kapitel II haben wir versucht, diese Schichten in ein stratigraphisches Schema zu bringen” [Stamm 1962, 56].

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2 Kommentare zu “Eine frühmittelalterliche Phantomzeit – nachgewiesen in Frankfurter Stratigraphien”
1
timeslip sagt:
5. September 2007 um 15:53

Laut HC gibt es keine Probleme;

G8 100 Jahre= 28 cm

G7+G6 340 Jahre -190=150 Jahre= 37 cm

[…] Hans-Ulrich Niemitz: Eine frühmittelalterliche Phantomzeit – nachgewiesen in Frankfurter Stratigraphien […]

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31. August 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Zeitensprünge

eingestellt von: admin

St. Pantaleon – vier Rekorde fürs Guinness. Sven Schütte als karolingischer Lückenbüßer

Eine Kritik durch Heribert Illig  (aus Zeitensprünge 2/2007)

Vorspiel

St. Pantaleon gehört zu den 29 romanischen Kirchen Kölns, die von dem zuständigen Förderverein betreut werden. Sie bekam nun ein eigenes Buch aus der Reihe Colonia romanica zugeeignet, dem wir uns im Weiteren zuwenden wollen. Das zugehörige Klostergebäude wurde von der Forschergruppe nicht behandelt, aber Fried Mühlberg bemerkt als einstiger Kölner Stadtkonservator in seinem Eröffnungsbeitrag:

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2 Kommentare zu “St. Pantaleon – vier Rekorde fürs Guinness. Sven Schütte als karolingischer Lückenbüßer”

[…] H. Illig: St. Pantaleon – vier Rekorde fürs Guinness. Sven Schütte als karolingischer Lückenbüßer […]

[…] der selbst dem wissenschaftlichen Ruf der Stadt Köln zu schaden droht – erinnert sei an seine willkürlichen Veralterungen bei St. Pantaleon, bei Synagoge und Mikwe. Aktuell wird ihm […]

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9. August 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Frühmittelalter, Zeitensprünge

eingestellt von: ao

Die Dauerkrise frühmittelalterlicher Keramikforschung

von Hans-Ulrich Niemitz

[Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag entstammt VFG 2/94, die generelle Fragestellung ist jedoch immer noch aktuell]

Wenigen Mittelalterarchäologen ist bewusst, dass die Forschungen zur Keramik des Frühmittelalters in einer Dauerkrise stecken. Doch ihre Veröffentlichungen, von der Entdeckung der karolingischen Keramik durch Constantin Koenen am Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, zeigen diese Dauerkrise. Heute, nach mehr als hundertjähriger Forschung, sind noch immer Formulierungen zu lesen, die eigentlich jedem kritischen Wissenschaftler die Haare zu Berge stehen lassen müssten.

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3 Kommentare zu “Die Dauerkrise frühmittelalterlicher Keramikforschung”

[…] In ottonischer Zeit angelegte Gräber oberhalb seiner Fundamente schließen bereits Fußbroichs ottonischen Bau aus. In den entscheidenden Schichten wurde fast ausschließlich „karolingische“ Keramik gefunden: Waren mit Rollstempelverzierung „sowie frühe Badorfer Amphoren mit Bandauflagen machen dies genauso deutlich wie ein Glasfragment, das noch in merowingischer Tradition steht“ [S. 105]. Wir erinnern uns, dass Badorfer Keramik keineswegs automatisch für Karolingerzeit spricht, sondern nur dank entsprechender Fundgruppierung [Niemitz]. Und die zum Vergleich herangezogenen norditalienischen Baptiste rien aus Novara, Como und Lomello sind spätantik [S. 105], auf jeden Fall nicht karolingisch, wie Schütte extra in einer Fußnote klarstellt: „Fried Mühlberg hingegen erkannte, dass sämtliche Parallelen des Bauwerks Baptisterien waren, die auch noch zeitlich früher anzusetzen waren“ [S. 108]. […]

[…] durch C14-Datierungen vor der Lücke und vergleichende (Keramik-)Datierungen nach der Lücke. Zur Keramik-Datierung. Dieser Beitrag wurde eingestellt unter Fantomzeit, Frühmittelalter. Man kann alle Reaktionen […]

[…] Hans-Ulrich Niemitz: Die Dauerkrise frühmittelalterlicher Keramikforschung […]

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27. Juni 2007                     Kategorie(n): Fundsachen

eingestellt von: admin

Römertage Augustdorf – 13.-15. Juli 2007

Auch dieses Jahr finden wieder die Römertage in Augustdorf statt. Der Veranstalter FCE Augustdorf bietet gemeinsam mit der Lippe Tourismus & Marketing AG des Kreises Lippe vom 13.-15. Juli 2007 für Familien, Interessierte, für Jung und jung gebliebene ein abwechslungsreiches, spannendes Programm. Vom Lagerleben eines römischen Legionärs, Kampf- und Formationsvorführungen bis zu einem römischen Katapult in Aktion können die Besucher in Augustdorf antike Militärgeschichte bewundern. Weiter … »

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23. Mai 2007                     Kategorie(n): Artikel aus den ZS, Fantomzeit, Frühmittelalter, Mittelalterdebatte, Zeitensprünge

eingestellt von: jb

Wer erfindet historische Zeit? Überlegungen zum Motiv der mittelalterlichen Zeitfälschung

von Jan Beaufort

Abstract: Dass die frühmittelalterliche Fantomzeit das Werk von Komputisten – eher als von Historikern oder Astronomen – war, wurde schon gelegentlich vermutet. Andreas Birken hält Dionysius Exiguus gar für eine Erfindung durch den byzantinischen Kaiser Konstantin VII. und dessen Gelehrtenschar. Wenn diese Vermutung aber zutrifft, ist damit auch etwas über das Motiv der Zeitfälschung ausgesagt, denn Komputistik heißt Osterfestberechnung. Im vorliegenden Beitrag wird die These vertreten, dass es Konstantin in der Tat um eine umfassende, reichseinheitliche Regelung des Osterfestdatums ging. Dieses wäre künftig nur noch mittels der dionysischen 532-jährigen Periode, des so genannten großen Osterzyklus, zu berechnen. Sämtliche flankierende Fälschungen, insbesondere die Synkellos-Theophanes-Chronik, hatten das Ziel, dieses Anliegen im Rahmen und auf der Grundlage eines „Weltgeschichte und Himmelsgeschehen umgreifenden Systems” und eines „einmaligen einheitlichen Weltbildes” (so der Theologe August Strobel) durchzusetzen.

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116 Kommentare zu “Wer erfindet historische Zeit? Überlegungen zum Motiv der mittelalterlichen Zeitfälschung”
1
ao sagt:
24. Mai 2007 um 18:01

Das Argument von Jan Beaufort funktioniert, wie er auch selbst anmerkt, mit anderen Längen der Phantomzeit als nun gerade 297 Jahre, z.B. also auch 299 oder 304 Jahre. Es geht ja letztlich nur um einen Einschub von L Jahren, der ein theologisch/komputistisch ideales Jahr erzeugt, L=0 selbst ist dabei ziemlich unwahrscheinlich.

2
Ulrich Voigt sagt:
25. Mai 2007 um 00:57

Ich denke, ich sollte mich erst einmal zurückziehen von dieser Diskussion.

Zu meinem Erstaunen versucht man noch immer auf unverstandenen komputistichen Zusammenhängen mit leichter Hand großartige Gebäude zu errichten. Statt aus der Sache heraus fundiert zu argumentieren, zitiert man Autoritäten und übt sich in Rhetorik. Wirklich diskussionswürdig ist das eigentlich nicht.

Hinweisen möchte ich noch einmal auf Hunnivari, der eine eindrucksvolle Interpretation des alten römischen Kalenders vorgelegt hat und dessen Chronologiekritik komputistisch durchdacht ist. Leider (?) fehlen ihm noch (?) vollkommen die Quellen, die seine Behauptung einer Verschiebung des Schaltzyklus stützen würden.

3
jb sagt:
25. Mai 2007 um 07:52

Andreas Otte:
Das Argument von Jan Beaufort funktioniert, wie er auch selbst anmerkt, mit anderen Längen der Phantomzeit als nun gerade 297 Jahre, z.B. also auch 299 oder 304 Jahre. Es geht ja letztlich nur um einen Einschub von L Jahren, der ein theologisch/komputistisch ideales Jahr erzeugt, L=0 selbst ist dabei ziemlich unwahrscheinlich.

Genau so ist es. Ein Punkt des Arguments ist, dass Konstantin VII. die zeitliche Distanz zwischen ihm selbst und dem komputistisch auffälligen, später zum Jahr 532 n. Chr. (trad.) gemachten Jahr 1418 BP (mit „idealem“ 15. Nisan) gar nicht verändern konnte. Konstantin hat nur die Zeit zwischen 1418 BP und Caesar/Augustus/Christus um L gestreckt. Damit musste dann allerdings die ganze römische Geschichte sozusagen „entlang“ dem Jahr 1418 BP rückwärts verschoben werden – so weit, bis aus 1418 BP das Jahr 532 nach Christus geworden war.

Ulrich Voigts Kommentar zeigt, dass er diesen Punkt noch nicht registriert hat:

Ulrich Voigt:
Ich denke, ich sollte mich erst einmal zurückziehen von dieser Diskussion.

Zu meinem Erstaunen versucht man noch immer auf unverstandenen komputistichen Zusammenhängen mit leichter Hand großartige Gebäude zu errichten.

Butter bei die Fische, Herr Voigt! Alles andere wäre schlechter Diskussionsstil.

4
hek sagt:
25. Mai 2007 um 08:27

Es geht hier doch darum, ob die FZ als Konstruktion eines komputistisch stimmigen Ganzen aus vorgefundenen Bruchstücken verstanden werden kann – um die Frage, was für ein Motiv der FZ zu Grunde liegen könnte, nachdem es so viele Beobachtungen gibt, die für deren Realität sprechen.

Gerade in der Geschichtsschreibung Ostroms treten gehäuft verdoppelte Ereignisse im Abstand von knapp 300 Jahren auf. z.B.:
381: 1. Konzil v. K’nopel. 681: 3. Konzil v. K’nopel.
355: Papst Liberius verbannt. 654: Papst Martin verbannt.
253: Origines stirbt. 553: Werke d. Origines verurteilt.

5
jb sagt:
25. Mai 2007 um 10:00

hek:
Es geht hier doch darum, ob die FZ als Konstruktion eines komputistisch stimmigen Ganzen aus vorgefundenen Bruchstücken verstanden werden kann – um die Frage, was für ein Motiv der FZ zu Grunde liegen könnte, nachdem es so viele Beobachtungen gibt, die für deren Realität sprechen.

ACK. Mein Hauptpunkt war in der Tat die Herausarbeitung des Motivs: Es ging um die reichseinheitliche Osterfeier und um die Einheit der Reichskirche. Mir scheint, nur dieses Motiv ist stark genug um den Vorgang der Zeiterfindung zu erklären. Konstantin VII. muss die Lage so eingeschätzt haben, dass er ohne eine komputistisch überzeugende Zeit- und Geschichtsrekonstruktion sein Ziel nicht erreicht hätte.

Ich möchte Dir auch darin zustimmen, dass die Verschiebung der Geschichte entlang der Zeitachse nicht “glatt” vonstatten gegangen sein muss. Die Möglichkeit zur weiteren Geschichtserfindung wurde vermutlich ausgiebig benutzt.

Zu bedenken wäre vielleicht, dass gemäß FZT (297) der Untergang Roms im Jahre 476 n. Chr. (trad) = 773 n. Chr. (fzt) = 1177 BP erfolgte. Das war 241 Jahre nach dem komputistischen „Idealjahr“ 532 n. Chr. (trad) = 1418 BP. Die konstantinische Verschiebung der weströmischen Geschichte vor dieses Jahr könnte den Sinn gehabt haben, jeden möglichen Bezug zwischen beiden (etwa in Form erhaltener Dokumente) auszuschließen.

Auch fällt 532 n. Chr. (trad) = 1418 BP nach der konstantinischen Zeitkorrektur in die Zeit des Justinian. Dionysius Exiguus konnte damit leicht als Teil der justinianischen Reichskirchenreform erscheinen und erhielt entsprechende Autorität. (So habe ich DE auch lange Zeit gesehen, bis Ulrich Voigt dann klar machte, dass das fztheoretisch nicht geht …)

6
Ulrich Voigt sagt:
25. Mai 2007 um 11:47

838 n. Chr. (trad.) = 1112 BP = 541 n. Chr. (fzt)
476 n. Chr. (trad) = 1177 BP = 773 n. Chr. (fzt)

Das kommt dabei heraus, wenn man diese unklare Bezeichnungsweisen der Jahre verwendet …

7
Ulrich Voigt sagt:
25. Mai 2007 um 11:52

“Butter bei die Fische, Herr Voigt!”

Wie kann man von mir erwarten, dass ich eine Argumentation, die auf der Annahme L = 297 beruht, diskutiere?
Zunächst müsste man dafür die komputistische Möglichkeit von L = 297 erweisen.
Welch ein Unterschied zu Hunnivari, der sich zunächst einmal eine komputistisch mögliche Grundlage hergestellt hat!!

8
ao sagt:
25. Mai 2007 um 13:01

Ich denke, das hier aufgezeigte mögliche Motiv einer Zeiterfindung (und darum geht es hier in erster Linie) greift für alle L > 0, eben um damit die ideale Situation herzustellen. Bei L = 0 ist nichts zu tun, die Situation ist bereits ideal, ebenso wie bei L = 532, …

L = 297 ist als ein bekanntes Beispiel zu sehen.

Die Fragen für mich sind: Ist das Motiv plausibel, ist es stark genug? Konnte/Musste bei der angenommenen Herstellung der idealen Situation (Einschub von Kalender-Zeit, L>0) überhaupt (und wenn ja, wie stark) auf die Wochentagszählung, die Schalttage, usw. Rücksicht genommen werden? Was wissen wir darüber?

9
jb sagt:
25. Mai 2007 um 22:08

jb: 838 n. Chr. (trad.) = 1112 BP = 541 n. Chr. (fzt)
476 n. Chr. (trad) = 1177 BP = 773 n. Chr. (fzt)

Ulrich Voigt: Das kommt dabei heraus, wenn man diese unklare Bezeichnungsweisen der Jahre verwendet …

Unsinn. Das war nur ein Fehler meinerseits und hat nichts mit der Methode zu tun. 773 n. Chr. (fzt) gibt es natürlich nicht, korrekt ist aus Sicht der FZT (mit L = 297) die Gleichung 476 n. Chr. (trad.) = 1177 BP.

Das ist alles bestimmt kompliziert, aber das liegt am Gegenstand, nicht an der Methode.

Dagegen operiert Ihre Darstellung, nach der es bei der Bestimmung von L lediglich um die Frage geht, wie weit die A. D.-Ära und die Ära n. Chr. gegeneinander verschoben sind, mit unbewiesenen Voraussetzungen. Sie schränkt den Spielraum der historischen Rekonstruktion viel zu sehr ein.

Wenn die Birken-These stimmt, hat es vor „unserer“ Ära n. Chr. nie eine A. D.-Ära gegeben. Beide waren von Anfang an miteinander identisch. Ihre ganze Fragestellung, um welchen Betrag beide voneinander differieren, wird damit hinfällig. Das fztheoretische Problem ist viel schwieriger als Sie zu meinen scheinen.

Ulrich Voigt:
Wie kann man von mir erwarten, dass ich eine Argumentation, die auf der Annahme L = 297 beruht, diskutiere?

Bin ich im falschen Film oder sind Sie es? Wir diskutieren hier doch die ganze Zeit die Theorie von Heribert Illig, die auf eben der Annahme beruht?

Ulrich Voigt:
Zunächst müsste man dafür die komputistische Möglichkeit von L = 297 erweisen.

Schon der Begriff „komputistisch möglich“ ist verfehlt: ein Willkürbegriff, mit jedem Inhalt zu füllen.

Sie können gerne erläutern, was Sie mit dem Begriff gemeint haben wollen. Dann schreiben Sie doch einfach, warum Sie der Auffassung sind, dass Birkens These oder der in meinem Beitrag gemachte Vorschlag aus Ihrer Sicht nicht gehen.

Ulrich Voigt:
Welch ein Unterschied zu Hunnivari, der sich zunächst einmal eine komputistisch mögliche Grundlage hergestellt hat!!

Was für eine billige Rhetorik, mit der Sie jeder Sachdiskussion aus dem Weg gehen!!

10
jb sagt:
25. Mai 2007 um 22:12

ao:
Ich denke, das hier aufgezeigte mögliche Motiv einer Zeiterfindung (und darum geht es hier in erster Linie) greift für alle L > 0, eben um damit die ideale Situation herzustellen. Bei L = 0 ist nichts zu tun, die Situation ist bereits ideal, ebenso wie bei L = 532, …

L = 297 ist als ein bekanntes Beispiel zu sehen.

Genau so sehe ich das auch.

ao:
Die Fragen für mich sind: Ist das Motiv plausibel, ist es stark genug? Konnte/Musste bei der angenommenen Herstellung der idealen Situation (Einschub von Kalender-Zeit, L>0) überhaupt (und wenn ja, wie stark) auf die Wochentagszählung, die Schalttage, usw. Rücksicht genommen werden? Was wissen wir darüber?

Das wären für mich alles nachvollziehbare und interessante Fragen. Die Diskussion solcher Fragen scheint mir auch das wissenschaftlich einzig Richtige und Sinnvolle zu sein.

Ulrich Voigt zieht dagegen das Pferd vom Schwanz auf, bzw. er zieht eigentlich gar kein Pferd mehr auf. Er weiß, dass L = 297 mit keiner Möglichkeit geht. Da wir das nicht wissen, müsste Voigt uns gegenüber eigentlich versuchen, sein Wissen zu erläutern, das heißt es darzustellen und zu begründen; denn sonst muss uns dieses sein Wissen ja als grundlose Behauptung erscheinen.

Was tut Voigt stattdessen? Er definiert das, was ihm als unsere These erscheint, mit eigenen Worten. Dabei vereinfacht er aber stark und unerlaubt. Anschließend widerlegt er diese seine vereinfachte Version der FZT. Wer dann versucht zu zeigen, dass es für die FZT auch andere Wege als die von Voigt gesehenen gibt, wird brüsk abgebürstet mit weiter nicht mehr belegten Vorwürfen wie „komputistisch unmöglich“ oder „beruht auf komputistisch unverstandenen Zusammenhängen“.

In meinen Augen ist das nicht in Ordnung!

11
ao sagt:
26. Mai 2007 um 09:01

In diesem Szenario würde also gelten:

  • Die Zeitrechnung nach Christi Geburt wurde von Konstantin VII. und/oder dessen Umfeld eingeführt mit gleichzeitiger Konstruktion der Fantomzeit. Dabei wurde das Jahr 532 n.Chr. komputistisch/theologisch passend definiert. Die Fantomzeit ist das Ergebnis dieser Definition.
  • Es gab nur eine einzige Zeitrechnung mit Basis Christi Geburt. Eine angenommene zweite, schon vorher existierende, hat es nicht gegeben oder sie ist bestenfalls mit dieser identisch, es gilt L=0 zwischen diesen beiden Rechnungen. Voigt hat in diesem Sinne recht, aber L=0 sagt dann nichts über die Fantomzeit aus.
  • Die bisher früher datierten Verweise (Filocalus, DE, Beda, Kalendersteine, …) sind dann spätere Implantate zur Autorisierung der neuen Zeitrechnung.

Weitere Fragen:

  • Hat es vorher (vor der Einführung der neuen Zeitrechnung) schon wirklich eine “ernsthafte” Osterrechnung gegeben, oder sind die entsprechenden Verweise (Konzilsakten, …) ebenfalls spätere Implantate?
  • Gibt es Hinweise/Beweise, dass vorfantomzeitlich sauber “geschaltet” wurde? Muss daher der Zeiteinschub die julianische Schaltregel berücksichtigen, oder konnte das sowieso niemand nachkontrollieren. Es gibt ja Hinweise auf Anfangsprobleme in römischer Zeit.
  • Vermutlich war die Wochentagsfolge einzuhalten, aber auch hier muss die Frage erlaubt sein, wer wie wo wann diese Zählung vorfantomzeitlich und mit welcher Sicherheit nutzte.

Komputistik als Motiv des Zeiteinschubs negiert meiner Ansicht nach Voigts komputistisches Kontrollargument (Gegenargument) für die Fantomzeit in wesentlichen Teilen, denn komputistische Rückrechnungen sind dann nahezu sinnlos. Ein interessanter Ausblick.

12
Ulrich Voigt sagt:
27. Mai 2007 um 00:04

Jahreszählungen und Phantomzeit

jb:
Das ist alles bestimmt kompliziert, aber das liegt am Gegenstand, nicht an der Methode.

Wirklich?

Sie benutzen J n. Chr. (fzt) = (J – L) n. Chr.
und J n. Chr. = J n. Chr. (trad.)

Das “(trad.)” ist dabei offenbar überflüssig und das “(fzt)” ist genauso unbestimmt wie die Zahl L.

Eine solch schwammige Bezeichnungsweise kommt bei mir an wie ein Verwirrungsmanöver.

13
Ulrich Voigt sagt:
27. Mai 2007 um 00:39

jb: Wenn die Birken-These stimmt, hat es vor „unserer“ Ära n. Chr. nie eine A. D.-Ära gegeben. Beide waren von Anfang an miteinander identisch. Ihre ganze Fragestellung, um welchen Betrag beide voneinander differieren, wird damit hinfällig. Das fztheoretische Problem ist viel schwieriger als Sie zu meinen scheinen.

Illigs chronologiekritische Überlegung beruht auf der Annahme, dass es einerseits möglich ist, von heute aus “zurück” bis zu einer gewissen Grenze X sicher zu datieren (etwa X = 1000 n. Chr.) und dass es andererseits jenseits einer gewissen schwierigen und zweifelhaften Zeit unklarer Länge wiederum möglich ist, eindeutige Datierungen vorzunehmen, die, etwa bei Augustus beginnend, “vorwärts” bis zu einer bestimmten Grenze Y (

14
Ulrich Voigt sagt:
27. Mai 2007 um 00:52

Fortsetzung:

Illigs chronologiekritische Überlegung beruht auf der Annahme, dass es einerseits möglich ist, von heute aus “zurück” bis zu einer gewissen Grenze X sicher zu datieren (etwa X = 1000 n. Chr.) und dass es andererseits jenseits einer gewissen schwierigen und zweifelhaften Zeit unklarer Länge wiederum möglich ist, eindeutige Datierungen vorzunehmen, die, etwa bei Augustus beginnend, “vorwärts” bis zu einer bestimmten Grenze Y (kleiner als X) möglich sind.
Dem entspricht mein Ansatz, zwei Jahreszählungen unabhängig von einander zu definieren, die n.Chr.-Zählung von heute “rückwärts”, die “A.D.”-Zählung von Augustus aus “vorwärts”, so dass die Länge der Phantomzeit als Differenz L = J n.Chr. – J A.D. definierbar wird.

Ob es jemals eine A.D.-Zählung gegeben hat, ist dabei vollkommen gleichgültig. Wichtig ist allein, dass sie eindeutig definierbar ist (z.B. durch 14 A.D. = Tod des Augustus oder 325 A.D. = Konzil von Nicaea oder 1 A.D. = 754 u.c.).

Indem Sie diesen einfachen und klaren Denkansatz als sinnlos betrachten, bestreiten Sie Grundlagen der Illigschen Position und nähern sich ganz entschieden Uwe Topper, Christoph Pfister und Christoph Marx, die schon lange sagen, dass man jenseits von X (das sie allerdings deutlich näher an unsere Gegenwart heranrücken) überhaupt nichts wissenschaftlich Sicheres behaupten kann.

15
Ulrich Voigt sagt:
27. Mai 2007 um 12:53

U.V.: Illigs chronologiekritische Überlegung beruht auf der Annahme […]
Dem entspricht mein Ansatz […]

Daher mich Christoph Pfister (abfällig) als Illigianer bezeichnet, was ich aber nicht als Beleidigung sehe, da ich ja die Illigsche Fragestellung nach wie vor einsehe.
Wenn man die Voraussetzung, dass eine A.D.-Zählung eindeutig definierbar ist, fallen lässt, so wird es schwierig (ich denke: unmöglich!), den Begriff der PHANTOMZEIT überhaupt noch zu definieren: “300 Jahre Fantomzeit” setzt nun einmal voraus, dass “jenseits” der 300 Jahre wieder festes Land in Sicht sein wird.
Ganz konsequent haben sich daher Christoph Pfister, Uwe Topper und all die radikaleren Chronologiekritiker von dem Begriff der Phantomzeit längst verabschiedet.

16
ao sagt:
27. Mai 2007 um 21:41

Entscheidend ist vor allem die Frage, wann die A.D. Zählung (im Voigtschen Sinne) definiert wurde. Wurde sie nach oder mit der Einführung der Phantomzeit definiert (und das ist die These von Jan Beaufort und Andreas Birken), so ist sie mit der n.Chr.-Zählung identisch und als Kontrollinstrument ungeeignet, weil passend rückgerechnet wurde, auch in ihren Beziehungen zu anderen Ära-Rechnungen. Es gilt L=0, aber dabei wird keine Aussage über die Länge der Phantomzeit gemacht,

Erst wenn man vorphantomzeitliche, über jeden Zweifel erhabene A.D. Angaben findet (und Filocalus, DE, Beda, Kalendersteine, … sind dieses nicht), wird das ganz große komputisctische Argument überhaupt wieder greifbar.

Ich verweise hier gerne auch noch einmal auf den Beitrag Stratigraphische Kontrolle von Zeitkürzungen der unsere Position in Bezug auf die radikaleren Chronologiekritiker kurz beleuchtet.

Keine originäre, vorphantomzeitliche A.D. Zeitrechnung zu haben, bedeutet nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wir haben halt nur die rückgerechnete n.Chr. Rechnung als A.D. Rechnung.

Die bisherige Länge der Phantomzeit wurde ganz grob (Größenordnung Jahrhundert) über den Fehler beim Wechsel julianisch-gregorianischer Kalender bestimmt, feiner im wesentlichen heuristisch aus fehlenden Funden und fehlenden/gefälschten Schriften. Eine Auswahl verbleibender komputistischer Fragen habe ich oben schon mal dargestellt.

17
Ulrich Voigt sagt:
27. Mai 2007 um 22:50

Entscheidend ist vor allem die Frage, wann die A.D. Zählung (im Voigtschen Sinne) definiert wurde.

Meines Erachtens ist diese Frage vollkommen gleichgültig.
Selbst dann, wenn noch nie eine A.D.-Zählung benutzt worden wäre, so könnten wir sie jetzt neu definieren (etwa durch “Tod des Augustus im Jahr 14 A.D.”) und hätten damit ein Kontrollinstrument in der Hand.

18
timeslip sagt:
28. Mai 2007 um 09:38

Selbst dann, wenn noch nie eine A.D.-Zählung benutzt worden wäre, so könnten wir sie jetzt neu definieren (etwa durch “Tod des Augustus im Jahr 14 A.D.”) und hätten damit ein Kontrollinstrument in der Hand.

Das Jahr AD 14, oder a.u.c. 767 ist ein unverrückbarer Eckpunkt in der traditionellen historischen Chronologie, da am 19 August Kaiser August in Nola stirbt. (Astronomisch CE 212!)

19
jb sagt:
28. Mai 2007 um 09:45

ao am 26. Mai 2007 um 09:01:
[Szenario]

Das scheint mir eine exakte Zusammenfassung des augenblicklichen Diskussionsstandes zu sein.

ao:
Weitere Fragen:

* Hat es vorher (vor der Einführung der neuen Zeitrechnung) schon wirklich eine “ernsthafte” Osterrechnung gegeben, oder sind die entsprechenden Verweise (Konzilsakten, …) ebenfalls spätere Implantate?

Die Frage muss gestellt werden. Persönlich bin ich allerdings davon überzeugt, dass Ulrich Voigt gegen Arno Borst Recht hat und dass es schon vor der FZ eine lange und bedeutende Geschichte der Osterkomputation gab. Das Material könnte bei fortgesetzter fztheoretischer Analyse durchaus weiteren Aufschluss über den Konstantin-DE-Komplex sowie auch über die Frühgeschichte des Christentums bringen.

Als plausible Hypothese erscheint etwa die auch traditionell vertretene Auffassung: Vor Konstantin-DE gab es eine alexandrinisch-orientalisch-byzantinische Osterfestberechnung, die auf dem 19-jährigen Mondzyklus beruhte; der Westen richtete sich dagegen primär nach dem 28-jährigen Sonnenzirkel; DE gelang es, diese „supputatio romana“ in seinen Gesamtentwurf zu integrieren und beide Traditionen auf der Grundlage des 19-jährigen Zyklus zu vereinen.

Solche Fragestellungen und Analysen sind aus fztheoretischer Sicht unbedingt weiter zu verfolgen. Das beweist übrigens, dass Voigt im Irrtum ist, wenn er uns zum wiederholten Male vorwirft, wir würden uns den Fomenkisten annähern, weil wir seine Definition des fztheoretischen Problems für zu kurz gegriffen halten. Voigts Missverständnis ist nur schwer nachvollziehbar: Ein Fomenkist leugnet die Existenz einer vorfzlichen Antike, was wir auf keinen Fall tun. Voigt erweckt in diesem Punkt leider den Eindruck, strategisch zu argumentieren, um seine Definition von L als einzig sinnvolle Alternative erscheinen zu lassen.

Dagegen ist Voigt m. A. n. zuzugeben, dass eine möglichst präzise Definition von L ein methodisch zwingendes Erfordernis ist. Schon der genaue Definitionsversuch selbst könnte mehr Klarheit und damit Erkenntnisgewinn bringen. Die Definition sollte aber der Komplexität der historischen Verhältnisse gerecht werden und darf nicht so stark strukturieren, dass sie das Ergebnis der Untersuchung beeinflussen oder gar vorwegnehmen könnte.

Der objektivste, weil historisch am wenigsten vorbelastete Maßstab scheint mir immer noch die im naturwissenschaftlichen Bereich verwendete Before-Present-Ära zu sein. Freilich stimmt es, was Voigt schreibt, dass sie schwer zu handhaben ist. Gerade der durch die BP-Ära bedingte Verfremdungseffekt könnte aber für die historische Analyse auch ein Vorteil sein.

ao:
* Gibt es Hinweise/Beweise, dass vorfantomzeitlich sauber “geschaltet” wurde? Muss daher der Zeiteinschub die julianische Schaltregel berücksichtigen, oder konnte das sowieso niemand nachkontrollieren. Es gibt ja Hinweise auf Anfangsprobleme in römischer Zeit.

* Vermutlich war die Wochentagsfolge einzuhalten, aber auch hier muss die Frage erlaubt sein, wer wie wo wann diese Zählung vorfantomzeitlich und mit welcher Sicherheit nutzte.

Meiner Ansicht nach ebenfalls sehr wichtige Fragen. Die im Beitrag vorgestellte Hypothese, nach der die FZ durch Verschiebung der römischen Geschichte entlang dem astronomisch-komputistischen „Fixpunkt“ 532 n. Chr. (trad) = 1418 BP entstanden sei, hat einen bedeutenden Vorteil: Konstantin musste demnach nicht in Zyklen eingreifen, die zu seiner eigenen Zeit gültig waren. Wochentage, Mondtafeln, Schaltjahre, Indiktionen: alles, was zwischen 1418 BP und Konstantin selbst komputistisch relevant war, blieb beim Alten. Es ging nur darum, dieses komputistische Gerüst mit neuer Geschichte zu füllen.

Wohl auch deshalb war es wichtig, Geschichte gerade für den Zeitraum zwischen 1418 BP und Konstantin zu erfinden: denn fiktive Geschichte lässt sich leicht im Einklang mit den komputistischen Vorgaben gestalten. Bei verschobener, quellenmäßig belegter Realgeschichte ist das viel schwieriger.

Entsprechend sind in den um L rückwärts verschobenen, realen historischen Quellen Widersprüche mit retrokalkulierter Komputistik zu vermuten.

20
ao sagt:
28. Mai 2007 um 10:31

Ulrich Voigt schrieb:

Meines Erachtens ist diese Frage vollkommen gleichgültig.
Selbst dann, wenn noch nie eine A.D.-Zählung benutzt worden wäre, so könnten wir sie jetzt neu definieren (etwa durch “Tod des Augustus im Jahr 14 A.D.”) und hätten damit ein Kontrollinstrument in der Hand.

Noch mal die Frage: Was würde diese neue, nachphantomzeitlich definierte A.D.-Zeitrechnung mit Bezug auf die Länge einer davor liegenden Phantomzeit aussagen?
Meine Antwort: Absolut nichts! Ein sinnloses Spiel mit Zahlen, eine sich bestätigende Retrokalkulationen, ohne jeden Bezug zu der obigen Fragestellung.

21
Ulrich Voigt sagt:
28. Mai 2007 um 13:05

jb:Der objektivste, weil historisch am wenigsten vorbelastete Maßstab scheint mir immer noch die im naturwissenschaftlichen Bereich verwendete Before-Present-Ära zu sein. Freilich stimmt es, was Voigt schreibt, dass sie schwer zu hantieren ist. Gerade der durch die BP-Ära bedingte Verfremdungseffekt könnte aber für die historische Analyse auch ein Vorteil sein.

Die BP-Ära ist vollkommen überflüssig, denn sie ist nur eine Umformulierung der n.Chr. (= CE)- Zählung.
Der Verfremdungseffekt ist Psycho-Quatsch.

22
Ulrich Voigt sagt:
28. Mai 2007 um 13:21

jb: …, dass eine möglichst präzise Definition von L ein methodisch zwingendes Erfordernis ist. […] Die Definition sollte aber der Komplexität der historischen Verhältnisse gerecht werden und darf nicht so stark strukturieren, dass sie das Ergebnis der Untersuchung beeinflussen oder gar vorwegnehmen könnte.

ao: Noch mal die Frage: Was würde diese neue, nachphantomzeitlich definierte A.D.-Zeitrechnung mit Bezug auf die Länge einer davor liegenden Phantomzeit aussagen?
Meine Antwort: Absolut nichts! Ein sinnloses Spiel mit Zahlen, eine sich bestätigende Retrokalkulationen, ohne jeden Bezug zu der obigen Fragestellung.

Es ist leider ganz deutlich, dass weder jb noch ao die Logik der Sache versteht.

Denn zu jb:
Wenn ich die Gleichung 14 A.D. = Todesjahr des Augustus als Definitionsgleichung einer Jahreszählung setze, so kann damit schlechterdings kein “Ergebnis” vorweggenommen sein. Die Behauptung, dass 14 A.D. = 14 n.Chr. ist dann nämlich eine nicht-triviale Behauptung.

Und zu ao:
Zwar ist die A.D.-Zeitrechnung in der Tat nachphantomzeitlich definiert, sie hat aber überhaupt nichts zu tun mit irgendwelchen Retrokalkulationen.
Wenn es nicht erlaubt sein soll, in der Vorphantomzeit Jahre zu zählen, dann “gute Nacht”.

Natürlich weiß ich auch, dass das Todesjahr des Augustus in das Jahr 14 n. Chr. datiert wird und dass man allgemein annimmt, dass die A.D.-Zählung und die n.Chr.-Zählung identisch sind; um dies aber zu überprüfen, müssen die beiden Zählungen zunächst einmal von einander unabhängig gemacht werden.
Die Annahme 14 A.D. = 14 n. Chr. ist äquivalent mit der Annahme, dass L = 0. Es ist üblich, dies ohne weiteres vorauszusetzen, nach meinen Überlegungen nach wie vor zu Recht.
Jedenfalls hat man durch die Definition L = J n. Chr. – J A.D. eine klare Definition der Länge der Phantomzeit, die überhaupt nichts präjudiziert.
Sich dagegen zu sperren bedeutet meines Erachtens, dass man an der Logik der Sache vorbeiredet.

23
ao sagt:
28. Mai 2007 um 15:59

Wir reden irgendwie komplett aneinander vorbei, oder U. Voigt verwendet andere Prämissen, oder wir haben es mit einen Sack versteckter Prämissen zu tun, denn mir will es scheinen, dass Herr Voigt die Logik an der Sache nicht versteht:

Im Rahmen dieser Diskussion gilt doch: Es gab mindestens eine gültige Zeitrechnung nach Ära Y im Byzantinischen Raum (vielleicht auch mehrere). Diese wurde durch Konstantion VII. in die Zeitrechnung n.Chr. Geburt umgesetzt unter Einschub von X Jahren (X > 0, das ist die Prämisse dieses Beitrags), die nicht real sind und für die Geschichte erfunden werden musste. Am Einschubrand und bis zum Umstellungstermin musste man evtl. ein bisschen tricksen, aber ansonsten berührten sich die Zeitrechnungen (Y und die neue) nicht. Eine groß angelegte Umschreibaktion löschte oder veränderte die letzten Spuren von verräterischen Bezügen zur Zeitrechnung Y nahe der damaligen Gegenwart bzw. der Einschubstelle.

Man hat damit eine Zeitrechnung (n.Chr.) mit Bezugspunkt Christi Geburt, nach der nun alles neu datiert wird, zunächst rückwärts und dann auch wieder vorwärts. Man kann nun künstlich eine weitere Zeitrechnung, nennen wir sie A.D., definieren, die sich ebenfalls auf Christi Geburt bezieht und ansonsten auch alle anderen Regeln und Voraussetzungen der n.Chr.-Zeitrechnung nutzt. In dieser Konstruktion gilt natürlich L = J n. Chr. – J A.D. = 0, da beide unter der Berücksichtigung von X konstruiert wurden. Nun aber hat L nie etwas mit X (der Länge der Phantomzeit) zu tun gehabt.

Natürlich darf man vorphantomzeitlich Jahre zählen, niemand behauptet das Gegenteil, nur muss man bei der Nutzung einer beliebig definierten Zeitrechnung (sei es nun n.Chr. oder A.D. oder Pu. (wie Pusemuckel) eben deren Konstruktion und Abhängigkeiten berücksichtigen, wenn man eine Aussage über X (die Länge der Phantomzeit) machen oder damit ein Kontrollinstrument der Phantomzeit schaffen will.

Die künstliche Trennung in A.D. und n.Chr. Zeitrechnung als Definitions- und Zahlenspiel ist zwar legitim, aber solange man nicht zeigt, dass eine der Zeitrechnungen vorphantomzeitlich (und zwar zeitlich, nicht kalendarisch) sauber und unangreifbar verankert ist (und das haben Sie selbst für A.D. bereits in Abrede gestellt und n.Chr. als konstantinsche Konstruktion ist es erst recht), solange ist die Länge der Phantomzeit als Diskussionspunkt im Rahmen dieser Zahlenspielchen nicht betroffen. L ist nicht X!

Ich persönlich finde übrigens die B.P.-Rechnung sehr interessant, weil sie vom Ansatz her reale Jahre zählt, keine Kalenderjahre. Und an der Einschubstelle und danach ist sie sehr wichtig, weil dann Zahlenunterschiede unter Berücksichtigung bzw. nicht Berücksichtigung der Phantomzeit auftreten.

24
Ulrich Voigt sagt:
28. Mai 2007 um 16:50

jb: Man kann nun künstlich eine weitere Zeitrechnung, nennen wir sie A.D., definieren, die sich ebenfalls auf Christi Geburt bezieht und ansonsten auch alle anderen Regeln und Voraussetzungen der n.Chr.-Zeitrechnung nutzt. In dieser Konstruktion gilt natürlich L = J n. Chr. – J A.D. = 0, da beide unter der Berücksichtigung von X konstruiert wurden.

Ich sagte ja: Es kommt offen ans Licht, dass Sie meinen Denkansatz gar nicht erfasst haben.

25
ao sagt:
28. Mai 2007 um 17:12

U. Voigt schrieb:

Ich sagte ja: Es kommt offen ans Licht, dass Sie meinen Denkansatz gar nicht erfasst haben.

Im Rahmen dieses Beitrags geht das offensichtlich auch nicht, da er dessen Voraussetzungen nicht berücksichtigt. Immerhin hat er für mich deutlicher herausgearbeitet, wo die Unterschiede liegen, allerdings ist Klarheit immer noch nicht gegeben.

Wie sieht es denn aus mit einem Statement zu:

…, aber solange man nicht zeigt, dass eine der Zeitrechnungen vorphantomzeitlich (und zwar zeitlich, nicht kalendarisch) sauber und unangreifbar verankert ist (und das haben Sie selbst für A.D. bereits in Abrede gestellt und n.Chr. als konstantinsche Konstruktion ist es erst recht), solange ist die Länge der Phantomzeit als Diskussionspunkt im Rahmen dieser Zahlenspielchen nicht betroffen.

26
Ulrich Voigt sagt:
28. Mai 2007 um 19:35

Wie sieht es denn aus mit einem Statement zu:

…, aber solange man nicht zeigt, dass eine der Zeitrechnungen vorphantomzeitlich (und zwar zeitlich, nicht kalendarisch) sauber und unangreifbar verankert ist (und das haben Sie selbst für A.D. bereits in Abrede gestellt und n.Chr. als konstantinsche Konstruktion ist es erst recht), solange ist die Länge der Phantomzeit als Diskussionspunkt im Rahmen dieser Zahlenspielchen nicht betroffen.

14 A.D. = Todesjahr des Augustus halte ich, da ich an der Historizität des Augustus festhalte, für eine vorphantomzeitliche und zwar zeitliche und nicht kalendarische, im übrigen eindeutige Festlegung einer Jahreszählung (+ “Julianischer / Gregorianischer Kalender” und “Jahresanfang am 1. januar / 1. Januar”), und das hat nichts damit zu tun, dass diese Festlegung gerade erst jetzt getroffen wird.
Genau so ist meines Erachtens durch
1954 n. Chr. = Fußballweltmeisterschaft erstmals in der Schweiz (+ “Julianischer / Gregorianischer Kalender” und “Jahresanfang am 1. januar / 1. Januar”) eine Jahreszählung nachphantomzeitlicher Prägung eindeutig festgelegt.
Jeweils hat man wegen der beiden Kalendersysteme streng genommen zwei Jahreszählungen.

Warum man dabei von Zahlenspielchen reden möchte, kann ich nicht nachvollziehen.

Der Zusammenhang mit der Länge der Phantomzeit ist ausführlich dargestellt in den ZS 2 / 2005.

Von einer konstantinschen Konstruktion weiss ich nichts und bin auch nicht der Ansicht, dass man sich bei so grundlegenden Festlegungen mit derart schwierigen Prämissen belasten sollte.

Wenn man Augustus (incl. seinem Tod) für bloße Phantasie halten sollte, könnte man auch definieren 285 A.D. = Erstes volles Regierungsjahr des Diokletian.

Wenn man aber weder an Augustus, noch an Diokletian glaubt, dann, tja, dann nähert man sich Positionen, die mir einstweilen noch ganz unzugänglich sind.

27
Ulrich Voigt sagt:
28. Mai 2007 um 21:56

Wie sieht es denn aus mit einem Statement zu:

…, aber solange man nicht zeigt, dass eine der Zeitrechnungen vorphantomzeitlich […] sauber und unangreifbar verankert ist (und das haben Sie selbst für A.D. bereits in Abrede gestellt […]

Nonsense! Ich habe im Gegenteil behauptet, dass die A.D.-Zählung sauber und unangreifbar verankert ist.
Ich musss mich doch sehr wundern, zu welch merkwürdigen Unterstellungen man hier greift.

28
ao sagt:
28. Mai 2007 um 22:33

Das ist doch mal ein Wort:

14 A.D. = Todesjahr des Augustus halte ich, da ich an der Historizität des Augustus festhalte, für eine vorphantomzeitliche und zwar zeitliche und nicht kalendarische, im übrigen eindeutige Festlegung einer Jahreszählung (+ “Julianischer / Gregorianischer Kalender” und “Jahresanfang am 1. januar / 1. Januar”), und das hat nichts damit zu tun, dass diese Festlegung gerade erst jetzt getroffen wird.

Genau so ist meines Erachtens durch
1954 n. Chr. = Fußballweltmeisterschaft erstmals in der Schweiz (+ “Julianischer / Gregorianischer Kalender” und “Jahresanfang am 1. januar / 1. Januar”) eine Jahreszählung nachphantomzeitlicher Prägung eindeutig festgelegt.
Jeweils hat man wegen der beiden Kalendersysteme streng genommen zwei Jahreszählungen.

Da haben wir also die entscheidende Voraussetzung. Die A.D.-Jahreszählung soll eine zeitliche, nicht bloß eine kalendarische Basis haben und diese Basis ist eine vorphantomzeitliche Festlegung, auch wenn sie erst jetzt (also nachphantomzeitlich) getroffen wird.

U. Voigt sagte selbst:

Zwar ist die A.D.-Zeitrechnung in der Tat nachphantomzeitlich definiert, sie hat aber überhaupt nichts zu tun mit irgendwelchen Retrokalkulationen.

Das habe ich aufgriffen und interpretiert. Ich kann diesen einschränkenden Satz nur so interpretieren, dass die A.D.-Zeitrechnung wenn sie nachphantomzeitlich definiert ist, nicht vorphantomzeitlich fest verankert sein kann. Das ist natürlich die phantomzeitliche Brille.

Nonsense! Ich habe im Gegenteil behauptet, dass die A.D.-Zählung sauber und unangreifbar verankert ist.
Ich musss mich doch sehr wundern, zu welch merkwürdigen Unterstellungen man hier greift.

An der Stelle im Kommentar wurde das jedenfalls nicht behauptet. Also mal halblang …

Wenn in einer nachphantomzeitlich definierten Kalenderrechnung ein vorphantomzeitliches Datum als Definition/Festlegung verwendet wird, dann ist heute sehr sehr unsicher (belegt durch Archäologie und Fälschungen), dass die kalendarisch geforderte Zeit auch real vergangen ist.

Die zeitliche Festlegung hat damit einen nicht unerheblichen Voraussetzungscharakter, den es hier herauszustellen galt. Die wesentliche Voraussetzung für L=0 wurde bereits hineingesteckt.

Aber unabhängig von dieser zeitlichen Voraussetzung gilt:

Wenn in einer nachphantomzeitlich definierten Kalenderrechnung ein nachphantomzeitliches Datum als Definition/Festlegung verwendet wird und diese in Relation gesetzt wird mit einer nachphantomzeitlich definierten anderen Kalenderrechnung, die über ein vorphantomzeitliches Datum definiert ist, dann sagt diese Relation nichts über die Länge einer eventuellen Phantomzeit aus, weil das vorphantomzeitliche Datum (nicht aber das Geschehen) bereits potentiell kompromitiert ist.

Warum man dabei von Zahlenspielchen reden möchte, kann ich nicht nachvollziehen.

Der Zusammenhang mit der Länge der Phantomzeit ist ausführlich dargestellt in den ZS 2 / 2005.

Von einer konstantinschen Konstruktion weiss ich nichts und bin auch nicht der Ansicht, dass man sich bei so grundlegenden Festlegungen mit derart schwierigen Prämissen belasten sollte.

Aber das ist es doch gerade, worum es in diesem Beitrag von Jan Beaufort geht, was das Motiv Komputistik, der phantomzeitliche Einschub zur Erreichung des idealen theologisch/komputistschen Jahres letztlich bedeutet: Vorher gab es diese Situation nicht. Damit gilt: 1. Die Länge der Phantomzeit ist unabhängig von der Definition dieser beiden Zeitrechnungen und 2. Die große komputistische Randbedingung, das 532-Jahre-Argument scheidet als Kontrollinstrument aus.

Wenn man Augustus (incl. seinem Tod) für bloße Phantasie halten sollte, könnte man auch definieren 285 A.D. = Erstes volles Regierungsjahr des Diokletian.

Wenn man aber weder an Augustus, noch an Diokletian glaubt, dann, tja, dann nähert man sich Positionen, die mir einstweilen noch ganz unzugänglich sind.

Ich sehe aufgrund der Archäologie und der Quellenlage zur Zeit keinen Grund an der “Historizität” von Augustus zu zweifeln, wohl aber an dem Abstand von Jahren, die seinen Tod und unsere Jetztzeit (oder auch das Jahr 1950 => BP-Rechnung) voneinander trennen. Das gleiche gilt übrigens wohl auch für Diokletian.

29
Ulrich Voigt sagt:
28. Mai 2007 um 23:23

… dass die A.D.-Zeitrechnung wenn sie nachphantomzeitlich definiert ist, nicht vorphantomzeitlich fest verankert sein kann.

Man möchte darauf hinaus, dass in “meiner” A.D-Zählung irgendwie ein Urteil über die Länge L der mutmaßlichen Phantomzeit schon enthalten sei, hat aber als einziges Argument dafür nur in der Hand, dass “meine” Definition jetzt (also in der Nachphantomzeit) formuliert wird, mithin “nachphantomzeitlich” ist.
Es darf gelacht werden:
Wenn es Augustus gegeben hat, dann ist er gewiss auch gestorben, sein Todesjahr ist also ein ganz bestimmtes Jahr der Weltgeschichte. Indem ich nun dieses Jahr als Jahr 14 A.D. bezeichne, bekommen die Herren Fantomzeittheoretiker aber einen solch gewaltigen Schrecken, dass sie gar nicht mehr ein, noch aus wissen. Das macht mir gute Laune.

30
hek sagt:
29. Mai 2007 um 07:45

Die Johannesoffenbarung entstand 1555 BP – der Überlieferung nach unter Domitian, der 96 A.D. verstarb.
Endweder liegt damit Augustus entsprechend später oder etliche Überlieferungen sind unrichtig.

31
jb sagt:
29. Mai 2007 um 10:31

Bei Strobel findet sich noch ein weiteres gutes Beispiel für die Abhängigkeit der späteren byzantinischen Geschichtsschreibung von der Komputistik. Es geht um den ägyptischen Mönch Anianus, „der wahrscheinlich als Erfinder der 532jährigen Periode zu gelten hat.“ Dazu Strobel (1977), S. 297:

„Syncellus berichtet über die Struktur seiner [des Anianus, jb] Weltära, die aus 11 Paschalzyklen von 532 Jahren bestand (= 5852 Jahre). Nach traditioneller Weise, offensichtlich nach dem Vorbild Hippolyts, wurden Jesu Empfängis und Geburt auf das 5500. und 5501. Jahr gesetzt, das umgerechnet identisch ist mit 7/8 bzw. 8/9 n. Chr. Anianos unterlief also ein entscheidender Fehler von 7 Jahren, den bereits sein Zeitgenosse Panodoros erkannte und verbesserte.
Das Jahr 361 galt ihm als das 5853. Jahr der Welt (= Jahr 1 des 12. Zyklus). Das 5500. Jahr (= 5852 – 353) war somit gleich dem Jahre 361 – 353 = 8 n. Chr. (genauer: 7/8 n. Chr.). Mit anderen Worten: das herkömmliche Geburtsjahr (= 1 v./1 n. Chr.) ist fälschlich zum 5493. Jahr der Welt geworden. Das neu errechnete dagegen ist unversehens auf 8/9 n. Chr. hinaufgerückt. Anlaß hierzu war die kalendarische Situation des Jahres 361 n. Chr., an dem nach alexandrinischer Rechnung der 19jährige Mondzyklus und der 28jährige Sonnenzyklus die Ziffer 1 aufwiesen, was für Anianos der günstige Anlaß für eine Neukonstruktion des Kalenders und der Weltchronologie war.
Es ist nicht genau bekannt, wann Anianos am Werke war. Feststeht, daß ihm die ganze Zeit zwischen 360 bis 410 n. Chr. vorbehalten werden muss.“

In einer Fußnote zum letzten Satz heißt es:

„Üblicherweise setzt man […] Anianos kurz nach Panodorus an […], diesen zwischen 395 und 408, jenen dagegen um 412. Beide gelten als Zeitgenossen […]. Für unseren Zusammenhang ist wichtig, daß Anianos durch Panodoros berichtigt wurde. Seine Kalendertätigkeit muß vor diesem liegen, was eine größere Nähe zu Epiphanius bedingt. Wahrscheinlich darf man dem Jahrzehnt nach 360 n. Chr. den Vorzug für Anianos geben.“

Anianos und Panodorus haben sich also bei Strobel selbständig gemacht, obwohl beide nur durch Georgios Synkellos bekannt sind … Es ist schon verblüffend zu sehen, wie leicht selbst ein kritischer Forscher wie Strobel noch auf Synkellos hereinfällt und sich bei einer naiven Spekulation wie in der eben zitierten Fußnote erwischen lässt. Hier ist natürlich der Druck der Tradition schuld. Synkellos starb nach 810 (trad.) und schrieb bekanntlich jenes Geschichtswerk, das dann von seinem Freund Theophanes Confessor fortgesetzt wurde. Aus Sicht der FZT gehört er wie Theophanes und Dionysius Exiguus dem nachfzlichen Konstantin-Komplex an.

An anderer Stelle heißt es in einem Abschnitt, in dem es um die byzantinische Weltchronologie geht (ebd. 405):

„In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, daß die Einrichtung der 532jährigen Osterperiode zu mancherlei Modifikationen der weltchronologischen Jahrrechnung im Rahmen entsprechender Ären führte, die bald in ihrer je eigentümlichen Ausprägung von großer Bedeutung wurden. Die Anfänge der alexandrinischen Ära liegen bei Panodorus um 400 n. Chr. (Epoche: 29. August 5493 v. Chr.) und bei Anianos um 410 n. Chr. (Epoche: 25. März 5492 v. Chr.). Spätere Vertreter sind beispielsweise Georgios Synkellos (um 800 n. Chr.) und Theophanes (gest. um 817 n. Chr.). Die byzantinische Ära weist die Epoche 1. September 5509 v. Chr. auf (ähnlich die Epoche des Chronicon Paschale: 21 März 5509 v. Chr.). Sie verbreitete sich im 7. und 8. Jahrhundert im Orient und war überhaupt für die gesamte Zeit des byzantinischen Reiches bedeutungsvoll (s. z. B. die Ekloge Historion 11./12. Jahrhundert n. Chr.).“

32
jb sagt:
29. Mai 2007 um 10:43

Ulrich Voigt:

Indem ich nun dieses Jahr als Jahr 14 A.D. bezeichne, bekommen die Herren Fantomzeittheoretiker aber einen solch gewaltigen Schrecken, dass sie gar nicht mehr ein, noch aus wissen. Das macht mir gute Laune.

Sollte diese Fantasie inzwischen nicht nur Ihre stärkste Motivation, sondern auch Ihr stärkstes Argument geworden sein?

Neues in der Sache – wie noch häufig in der Hippolyt-Diskussion – kommt auf jeden Fall aus Ihrer Richtung momentan nicht.

Übrigens: Meinen Sie mit 14 A. D. das Jahr 1936 BP?

33
Ulrich Voigt sagt:
29. Mai 2007 um 11:30

jb: Anianos und Panodorus haben sich also bei Strobel selbständig gemacht, obwohl beide nur durch Georgios Synkellos bekannt sind … Es ist schon verblüffend zu sehen, wie leicht selbst ein kritischer Forscher wie Strobel noch auf Synkellos hereinfällt und sich bei einer naiven Spekulation wie in der eben zitierten Fußnote erwischen lässt.

Dass Synkellos Jahrhunderte später schrieb als die von ihm zitierten Panodorus und Anianus, ist allgemein bekannt. Daraus allein folgt aber noch nicht, dass er sich die beiden mitsamt ihren chronologischen Konstruktionen ausgedacht hat. Ob also Strobel hier auf etwas hereingefallen ist oder nicht, lässt sich so einfach nicht erweisen.

34
Ulrich Voigt sagt:
29. Mai 2007 um 11:32

U.V. definiert 14 A.D. = Todesjahr des Augustus.

jb: Übrigens: Meinen Sie mit 14 A. D. das Jahr 1936 BP?

Die Frage zeigt, dass Sie die Logik der Sache immer noch nicht verstanden haben.

35
ao sagt:
29. Mai 2007 um 11:44

U. Voigt schrieb:

Man möchte darauf hinaus, dass in “meiner” A.D-Zählung irgendwie ein Urteil über die Länge L der mutmaßlichen Phantomzeit schon enthalten sei, hat aber als einziges Argument dafür nur in der Hand, dass “meine” Definition jetzt (also in der Nachphantomzeit) formuliert wird, mithin “nachphantomzeitlich” ist.
Es darf gelacht werden:
Wenn es Augustus gegeben hat, dann ist er gewiss auch gestorben, sein Todesjahr ist also ein ganz bestimmtes Jahr der Weltgeschichte. Indem ich nun dieses Jahr als Jahr 14 A.D. bezeichne, bekommen die Herren Fantomzeittheoretiker aber einen solch gewaltigen Schrecken, dass sie gar nicht mehr ein, noch aus wissen. Das macht mir gute Laune.

Der wesentliche Punkt ist, dass “ihre” A.D. Rechnung keine vorphantomzeitliche Definitionsbasis hat, also sichere Quellen und Funde, welche die Verwendung einer solchen Rechnung vor einem möglichen Einschub der Phantomzeit verankern. DE, Beda, Filocalus, Kalendersteine, … sind alle nicht sicher datierbar und scheiden damit aus.

Es darf also zurückgelacht werden.

Schrecken kann uns die Todesjahr des Augustus = 14 A.D. Definition nicht, denn sie demonstriert sehr schön, dass Sie reinstecken, was Sie dann herausbekommen.

Insgesamt zeichnet sich für mich ab, dass im Birken/Beaufort-Szenario das 532-Jahre Intervall nicht greift.

Und das macht mir Freude …

36
Ulrich Voigt sagt:
29. Mai 2007 um 11:51

jb: Als plausible Hypothese erscheint etwa die auch traditionell vertretene Auffassung: Vor Konstantin-DE gab es eine alexandrinisch-orientalisch-byzantinische Osterfestberechnung, die auf dem 19-jährigen Mondzyklus beruhte; der Westen richtete sich dagegen primär nach dem 28-jährigen Sonnenzirkel;

Im Osten der 19jährige Mondzyklus, im Westen der 28jährige Sonnenzirkel?
Die Gegenüberstellung ergibt sachlich keinen Sinn.
Man sollte auch besser von Mondtafeln sprechen als von Mondzyklen:

Im Osten die 19jährige, im Westen die 84jährige und die 8ährige Mondtafel.
Im Osten die 95jährige, im Westen die 84jährige und die 112ährige Ostertafel.

Der 28jährige Sonnenzirkel ist allen gemeinsam, denn alle beziehen sich auf den Julianischen Kalender mit seinem 4jährigen Schaltrhythmus und auf die 7tägige Woche: 28 = 4 x 7.

jb: DE gelang es, diese „supputatio romana“ in seinen Gesamtentwurf zu integrieren und beide Traditionen auf der Grundlage des 19-jährigen Zyklus zu vereinen.

Nein, das ist falsch. Dionysius Exiguus hat die alexandrinische 19jährige Mondtafel nebst der 95jährige Ostertafel kompromisslos in Rom durchgesetzt. Von Integration kann keine Rede sein; ein Kompromiss zwischen Mondtafeln unterschiedlicher Länge ist ja auch gar nicht möglich.
Und die römische Osterregel, nach der der Ostertermin um eine Woche verschoben wird, wenn der Ostervollmond auf einen Samstag fällt (wie z.B. im Jahr 1 Alexander auf der Passatafel des Hippolytus, wo der 13. april ein Samstag ist, der Ostersonntag aber nicht der 14. april, sondern erst der 21. april ist) wurde von Dionysius Exiguus kompromisslos durch die alexandrinische Osterregel (nach der der Ostersonntag 1 Alexander am 14. april hätte sein müssen) ersetzt. Es hat dann allerdings noch lange gedauert, bis sich dies im Westen definitiv durchsetzen konnte.

37
Ulrich Voigt sagt:
29. Mai 2007 um 11:57

ao: DE, Beda, Filocalus, Kalendersteine, … sind alle nicht sicher datierbar und scheiden damit aus.

Wie schön! Es darf also im Trüben gefischt werden.
Man beachte die Formulierung “sind alle nicht sicher datierbar”, mit der eine Unnmöglichkeit behauptet wird. Ist das Wissenschaft?

38
ao sagt:
29. Mai 2007 um 15:24

Es ist durchaus Wissenschaft, wenn man die bedenkliche Quellenlage, die Fundumstände, die Widersprüche und unzeitgemäßen Verwendungen dieser “Zeit-Anker” mit ins Kalkül zieht. Dazu gibt es genügend Beiträge in den Zeitensprüngen, deren Studium ich dringend empfehle.

Dieses Szenario packt ja z.B. DE in den Konstantin-Komplex und liefert nebenbei auch noch ein sehr brauchbares komputistisches Fälschungsmotiv für Kalendersteine und angebliche vorphantomzeitliche A.D.-Verwendungen (=> Etablierung/Veraltung der neuen Zeitrechnung).

39
jb sagt:
29. Mai 2007 um 20:56

U.V. definiert 14 A.D. = Todesjahr des Augustus.

jb: Übrigens: Meinen Sie mit 14 A. D. das Jahr 1936 BP?

Die Frage zeigt, dass Sie die Logik der Sache immer noch nicht verstanden haben.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder ist ein Bezug zwischen der Voigtschen A. D.-Ära (nicht zu verwechseln mit der nachfzlichen, uns bekannten A. D.-Ära) und der BP-Ära nicht möglich: dann ist nicht einzusehen, was die Voigt-Ära überhaupt leisten könnte. Oder der Bezug ist möglich – sei es durch Definition, sei es durch empirische Feststellungen –, dann leistet die Voigt-Ära nichts, was nicht auch die BP-Ära leistet.

Die BP-Ära hat darüber hinaus den Vorteil eines gewissen Verfremdungeffektes, weil sie nicht durch historische Bezüge oder private Definitionsversuche vorbelastet ist. Und das ist mitnichten Psycho-Quatsch, Sie Komputist.

40
jb sagt:
30. Mai 2007 um 08:54

Ulrich Voigt:

jb: Als plausible Hypothese erscheint etwa die auch traditionell vertretene Auffassung: Vor Konstantin-DE gab es eine alexandrinisch-orientalisch-byzantinische Osterfestberechnung, die auf dem 19-jährigen Mondzyklus beruhte; der Westen richtete sich dagegen primär nach dem 28-jährigen Sonnenzirkel;

Im Osten der 19jährige Mondzyklus, im Westen der 28jährige Sonnenzirkel?
Die Gegenüberstellung ergibt sachlich keinen Sinn.

Doch, sie tut, solange man einem nicht das Wort im Munde umdreht:

Ulrich Voigt:

Man sollte auch besser von Mondtafeln sprechen als von Mondzyklen:

Ich schrieb Zyklen und meine Zyklen.

Ulrich Voigt:

Im Osten die 19jährige, im Westen die 84jährige und die 8ährige Mondtafel.
Im Osten die 95jährige, im Westen die 84jährige und die 112ährige Ostertafel.Der 28jährige Sonnenzirkel ist allen gemeinsam, denn alle beziehen sich auf den Julianischen Kalender mit seinem 4jährigen Schaltrhythmus und auf die 7tägige Woche: 28 = 4 x 7.

Selbstverständlich. Aber das erklärt weder den Unterschied zwischen Byzanz und Rom noch berücksichtigt es 84 = 3 x 28.

Ulrich Voigt:

jb: DE gelang es, diese „supputatio romana“ in seinen Gesamtentwurf zu integrieren und beide Traditionen auf der Grundlage des 19-jährigen Zyklus zu vereinen.

Nein, das ist falsch.

„Das ist falsch“ = „Ich sehe das anders und habe Recht“

Ulrich Voigt:

Dionysius Exiguus hat die alexandrinische 19jährige Mondtafel nebst der 95jährige Ostertafel kompromisslos in Rom durchgesetzt.

Hm. DE war ein schlichter Mönch, nicht einmal römischer Abstammung. Der hat in Rom nichts kompromisslos durchsetzen können. Aber vielleicht stimmen Sie der Birken-These schon zu?

Ulrich Voigt:

Von Integration kann keine Rede sein; ein Kompromiss zwischen Mondtafeln unterschiedlicher Länge ist ja auch gar nicht möglich.

Ich sprach von Zyklen, nicht von Tafeln. Solange nicht klar ist, was die Unterschiede zwischen Ost und West genau bedeuteten (wo sie herkommen, warum sie so schwer zu beseitigen waren), und solange die antiken Quellen dazu mit Fälschungen und Pseudepigraphen durchsetzt sind, hat die Forschung hier behutsam vorzugehen.

E. Grünbeck im LexMA (Art. Osterfestberechnung): „Die verschiedenen Osterfestberechnungen und Ostergrenzen […] führten ab dem 4. Jh. zu zahlreichen Divergenzen zwischen Osten und Westen […]. Zumeist (außer 333; 346; 349) gab offensichtlich die römische Kirche nach, 444 und 455 erst nach längeren Auseinandersetzungen zwischen Papst Leo I. und Cyrill bzw. Proterius von Alexandrien. Victorius aus Aquitanien […] versuchte, die Osterfestberechnung zu vereinheitlichen, indem er den 19jährigen Mond- und den 28jährigen Sonnenzyklus kombinierte.“

Ulrich Voigt:

Und die römische Osterregel, nach der der Ostertermin um eine Woche verschoben wird, wenn der Ostervollmond auf einen Samstag fällt (wie z.B. im Jahr 1 Alexander auf der Passatafel des Hippolytus, wo der 13. april ein Samstag ist, der Ostersonntag aber nicht der 14. april, sondern erst der 21. april ist) wurde von Dionysius Exiguus kompromisslos durch die alexandrinische Osterregel (nach der der Ostersonntag 1 Alexander am 14. april hätte sein müssen) ersetzt. Es hat dann allerdings noch lange gedauert, bis sich dies im Westen definitiv durchsetzen konnte.

Dass sich Byzanz in der Osterfestberechnung gegen den Westen durchgesetzt hat, ist klar. Aber die Frage ist, wie das gelingen konnte, und ob nicht – wenigstens dem Schein nach –, westliche Eigenheiten mitberücksichtigt wurden. Der normale Weg, auf dem sich der Katholizismus verbreitet hat, war ja eben diese Methode (z. B. Substitution der Mars- und Mithrasverehrung durch Martins- und Michaelsverehrung).

41
Ulrich Voigt sagt:
30. Mai 2007 um 09:19

jb: Sie Komputist.

Das nehme ich als Kompliment.

42
Ulrich Voigt sagt:
30. Mai 2007 um 09:44

jb: Ich schrieb Zyklen und meine Zyklen.

Dann verstehe ich nicht mehr, wovon die Rede ist. Der 19jährige (metonische)Zyklus z.B. kommt in der Komputistik gar nicht vor, wohl aber die eine oder andere Tafel, die darauf beruht, dass man von diesem Zyklus weiß.
Der 28jährige sog. Sonnenzyklus ist dagegen wirklich ein Zyklus (und nicht nur eine Tafel).

noch berücksichtigt es 84 = 3 x 28.

Dass die 84jährige Tafel im Einklang ist mit der 28, bildet für sie einen gewaltigen Pluspunkt. Dennoch geht es auch in dieser Tafel primär um den Mond.

E. Grünbeck im LexMA
Victorius aus Aquitanien […] versuchte, die Osterfestberechnung zu vereinheitlichen, indem er den 19jährigen Mond- und den 28jährigen Sonnenzyklus kombinierte.“

Eine ziemlich irreführende Beschreibung! Als ob die Alexandriner den 28jährigen Zyklus nicht gekannt und berücksichtigt hätten! Als ob Victorius eine grundlegende komputistische Entdeckung gemacht hätte!
Meines Wissens hat Victorius die alexandrinische Rechnungsweise (die selbstverständlich bereits 19 x 28 = 532 voraussetzt) übernommen, damit aber versucht, die römischen Gepflogenheiten mit zu berücksichtigen. Dort, wo sich nämlich römische und alexandrinische Ergebnisse unterschieden, stellte er beide nebeneinander ohne selbst entscheiden zu wollen.
Ich würde sagen: Victorius versuchte ganz sachte, die alexandrinische Ostertafel in Rom vorzuschlagen.
Dagegen bietet Dionysius Exiguus nichts anderes als eben die alexandrinische Tafel nebst seiner “neuen” (in Rom aber bereits unter den Komputisten längst bekannten) Jahreszählung.

Hm. DE war ein schlichter Mönch, nicht einmal römischer Abstammung.

Wenn das, was unter dem Namen des Dionysius Exiguus überliefert vorliegt, auch nur halbwegs real ist, dann war DE nicht etwa ein schlichter Mönch, sondern ein einflussreicher. Der Weg vom scheinbar schlichten Mönch zum Papst ist ja manchmal nur kurz …

43
Ulrich Voigt sagt:
30. Mai 2007 um 15:25

jb: „Das ist falsch“ = „Ich sehe das anders und habe Recht“

Ein Versuch, mein Sachurteil auf ein rhetorisch-polemisches Gleis umzubiegen, auf dem man dann beliebig hin- und herstreiten kann! Aber nein, ich sage “Das ist falsch” und meine das auch.

Die Aussage lautete:

DE gelang es, diese „supputatio romana“ in seinen Gesamtentwurf zu integrieren und beide Traditionen [die römische, die den 28jährigen Zyklus hervorhebt und die alexandrinische, die auf einer 19jährigen Mondtafel beruht] auf der Grundlage des 19-jährigen Zyklus zu vereinen.

Ob Dionysius Exiguus die supputatio romana irgendwo integriert hat oder nicht, ist keine Meinungsfrage, sondern eine Tatsachenfrage.

Falls ich mich in der Sache täuschen sollte, dann zeigen Sie mir bitte, wo diese Integration denn stattgefunden hat.

44
jb sagt:
31. Mai 2007 um 11:33

Ulrich Voigt:

jb: Sie Komputist.

Das nehme ich als Kompliment.

So war es auch gemeint.

Ich nehme das aber zurück, nachdem ich dieses hier gelesen habe:

Ulrich Voigt:

jb: „Das ist falsch“ = „Ich sehe das anders und habe Recht“

Ein Versuch, mein Sachurteil auf ein rhetorisch-polemisches Gleis umzubiegen, auf dem man dann beliebig hin- und herstreiten kann! Aber nein, ich sage “Das ist falsch” und meine das auch.

Sie sind also Partei und spielen sich gleichzeitig zum Richter auf. Wenn das Komputistik ist, dann gute Nacht. Durch so betriebene Komputistik könnte allenfalls die Zeitfälschungsaktion des Konstantin VII. verständlicher werden.

Wenn Sie irgendwann wieder unten sind, können wir vielleicht einmal zusammen die schwierige Geschichte der römischen Komputistik zu verstehen versuchen. Dann wäre nicht nur über die Bedeutung der Zahl 28, sondern auch über den 25. März zu reden (beide von DE berücksichtigt). Die Herkunft der 84-jährigen Periode müsste diskutiert werden. Warum entstand sie, wie kam sie nach Rom? Stimmt die von der Forschung angezweifelte Epiphanias-Behauptung, sie sei ursprünglich jüdisch? Was ist überhaupt mit dem von Strobel so genannten „Solarquartadecimanismus“? Dessen Entstehung und dessen religionsgeschichtlicher Ort sind völlig ungeklärt. Die sowohl im Osten als im Westen nachweisbaren, offenbar einmal sehr mächtigen „Solarquartadecimaner“ feierten Ostern am 25. März, dem römischen Frühlingsäquinoktium, also an einem festen Tag im Jahr. Möglicherweise gibt es da Bezüge zur von Carotta in die Erinnerung zurückgerufenen Caesar-Religion oder zur verbreiteten, dem Christentum so eng verwandten Mithras-Verehrung. Ist die ganze 84-Jahr-Periode nicht sogar letztendlich nur ein späterer Fälschertrick, um den „Solarquartadecimanismus“ aus dem kollektiven Gedächtnis zu verdrängen? Auf Schritt und Tritt sollten wir mit rückdatierten Fälschungen und Pseudepigraphen rechnen. Die von Strobel oft nur unzureichend beachtete Handschriftenlage wäre kritisch zu beleuchten. Was heißt es zum Beispiel, dass die Ostertafel des Victor von Aquitanien anscheinend nur durch Abbo von Fleury (10. Jh.) auf uns gekommen ist? Die bemerkenswerten Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den Ostertafeln von DE, Victor und Beda wären zu thematisieren – natürlich endlich auch Bedas (freundlicherweise im Netz veröffentlichten) De temporum ratione hinzuzuziehen. Nicht zuletzt wäre der aus fztheoretischer Sicht aufschlussreiche Begriff „Osterstreit“ anzusprechen (siehe aktuell Hunnivari im Forum). Die Erforschung der Geschichte dieses Begriffs, den man bei Ulrich Voigt vergeblich sucht, verspricht einiges an Erkenntnis über kollektive und kirchliche Verdrängungsmechanismen. Sollte es am Ende sogar so gewesen sein, dass es beim Osterstreit hauptsächlich um einen Streit zwischen dem katholischen Christentum mit beweglicher Osterfeier und einem vorkatholischen Christentum mit Osterfeier am 25. März ging? Und hätten DE’s Ostertafel und Konstantins Zeitfälschung dann vielleicht vor allem den Sinn gehabt, diesen Streit mehr oder weniger gewaltsam und mit mehr oder weniger Rücksicht auf die Belange der „Solarquartadecimaner“ endgültig im Sinne des Katholizismus zu entscheiden? Diese Deutung mag zu gewagt sein, erscheint aber den Verwerfungen des Osterstreits durchaus angemessen und könnte gute Dienste beim Auflockern dogmatischer Geschichtsvorstellungen leisten.

Für eine wissenschaftliche Analyse der antiken und mittelalterlichen Komputistik, die nicht länger am Weitererzählen traditioneller Märchen, aber ebenso wenig an wohlfeiler und hier keineswegs zielführender Kirchenkritik interessiert ist, gibt es offenbar genug zu tun. Nur bitte mit suchenden Partnern und nicht mit selbsternannten Richtern.

45
Ulrich Voigt sagt:
31. Mai 2007 um 11:33

jb: Dass sich Byzanz in der Osterfestberechnung gegen den Westen durchgesetzt hat, ist klar.

Ich würde sagen “Alexandria”, denn eine eigentliche byzantinische Osterberechnung gab es doch gar nicht.
Es gab allerdings eine byzantinische Weltchronologie von erheblicher Bedeutung.

jb: Aber die Frage ist, wie das gelingen konnte, und ob nicht – wenigstens dem Schein nach –, westliche Eigenheiten mitberücksichtigt wurden. Der normale Weg, auf dem sich der Katholizismus verbreitet hat, war ja eben diese Methode (z. B. Substitution der Mars- und Mithrasverehrung durch Martins- und Michaelsverehrung).

Die Osterberechnung ist im Kern ein mathematisches Verfahren, da sind solche Kompromisse doch schwierig, wenn nicht unmöglich. Meines Wissens ist die gesamte 84jährige (“westliche”) Technik zur Zeit Bedas komplett untergegangen. Die “gegenwärtige” Osterfestberechnung ist (soweit ich weiß) ohne jede Ausnahme (also auch bei den orthodoxen und den koptischen Christen) und ausschließlich alexandrinische Technik, wenngleich hierzulande gregorianisch korrigiert.

46
jb sagt:
31. Mai 2007 um 12:09

Ulrich Voigt:

jb: Dass sich Byzanz in der Osterfestberechnung gegen den Westen durchgesetzt hat, ist klar.

Ich würde sagen “Alexandria”, denn eine eigentliche byzantinische Osterberechnung gab es doch gar nicht.

Es ging aber beim Osterstreit nicht zuletzt um einen Streit zwischen Ost und West. Wo da die Macht saß, ist für den Osten sogar leichter zu sagen als für den mittelalterlichen Westen, denn Rom wird das zunächst kaum gewesen sein (eher Karolinger oder Ottonen).

Ulrich Voigt:

Die Osterberechnung ist im Kern ein mathematisches Verfahren, da sind solche Kompromisse doch schwierig, wenn nicht unmöglich.

Schon. Aber zwischen den Zeilen lässt sich einiges an symbolischem Gehalt vermitteln. Zum Beispiel berücksichtigt DE das für den Westen offenbar bedeutsame Datum des 25. März.

47
MFK sagt:
31. Mai 2007 um 17:19

Hallo Leute,

könnte mal bitte jemand mit Lateinkenntnissen den Satz:

“Imo potius eumdem decemnovennalem cyclum, qui enneacaidecaeteris Græco vocabulo nuncupatur, sollicite retinentes, paschalem cursum nullis diversitatibus interpolasse monstrantur.”

aus dem zweiten Abschnitt von Dionysius Exiguus, Liber de Paschate, Praeatio,
http://hermes.ulaval.ca/~sitrau/calgreg/denys.html übersetzen und im Rahmen der Diskussion
19 jähriger (metonischer) Zyklus versus 19 jährige Ostertafel interprtieren?

Mit bestem Dank MFK

48
Ulrich Voigt sagt:
1. Juni 2007 um 14:15

Konfusion Nr. 1 (Rhetorik versus Logik)

Ulrich Voigt:„Das ist falsch.“
jb: “Sie sind also Partei und spielen sich gleichzeitig zum Richter auf.”

Ich bin aber gar nicht Partei, sondern formuliere ein Sachurteil (z.B: “Die Behauptung, es gäbe fliegende Elefanten, ist falsch.”), ich spiele mich auch nicht als Richter auf, sondern stelle mich der Kritik (“Wenn Sie meinen, dass es doch fliegende Elefanten gibt, bitte zeigen Sie mir einen!”).

49
jb sagt:
1. Juni 2007 um 16:14

Ulrich Voigt:

Ich bin aber gar nicht Partei, sondern formuliere ein Sachurteil (z.B: “Die Behauptung, es gäbe fliegende Elefanten, ist falsch.”), ich spiele mich auch nicht als Richter auf, sondern stelle mich der Kritik (”Wenn Sie meinen, dass es doch fliegende Elefanten gibt, bitte zeigen Sie mir einen!”).

Das sehe ich anders, aber bevor wir uns in irgendwelche Metadiskussionen verheddern, halten wir lieber fest, dass wir in diesem Punkt unterschiedlicher Meinung sind. Solange Sie sich nicht als Richter und Besserwisser verstehen, ist Ihre Mitarbeit auf jeden Fall weiterhin erwünscht, denn Ihre Sachkenntnis ist unbestritten – auch wenn ich Ihrer Einschätzung historischer Vorgänge oft nicht folgen kann und für sehr einseitig und ideologisch vorbelastet halte.

Interessieren würde mich aber zum Beispiel, was Sie auf Hunnivaris Einwand im Forum antworten, der sich sowohl gegen die Tradition als auch gegen die FZT richtet.

50
Ulrich Voigt sagt:
1. Juni 2007 um 19:34

Hunnivari

Ich habe schon öfter bekundet, dass ich Hunnivaris Ansatz allein schon deshalb wichtig finde, weil er die komputistischen Dinge beachtet und insofern zumindest eine Möglichkeit herstellt.
Nun hängt aber alles an der Faktizität der von ihm behaupteten Verschiebung der Schaltjahre um 2. Hier ist sein Schwachpunkt. Solange er dafür (Hunnivari denkt an Innozenz III.) überhaupt kein Zipfelschen einer Quelle findet, hängt er mit seiner Theorie in der Luft.
Wenn besagte Verschiebung nicht stattgefunden hat, wird die Hunnivari-Theorie indiskutierbar.
Solange hier keine Quellen auftauchen, halte ich seine Theorie für eine intelligente, aber falsche Phantasie.

51
timeslip sagt:
1. Juni 2007 um 19:55

Interessieren würde mich aber zum Beispiel, was Sie auf Hunnivaris Einwand im Forum antworten, der sich sowohl gegen die Tradition als auch gegen die FZT richtet.

FZT und HC sind verwandt…

52
timeslip sagt:
1. Juni 2007 um 20:04

Nun hängt aber alles an der Faktizität der von ihm behaupteten Verschiebung der Schaltjahre um 2. Hier ist sein Schwachpunkt.

Was für Quellen haben Sie für die trad. Schaltregelung? AD 4, 8, usw. Schaltjahr…

53
MFK sagt:
1. Juni 2007 um 22:16

timeslip fragte:

>
Was für Quellen haben Sie für die trad. Schaltregelung? AD 4, 8, usw. Schaltjahr?
>

In den Tafeln des Dionysius Exiguus sind die Schaltjahre mit einem B markiert. Auch in den Tafeln des Kyrill von Alexandria erkennt man die Schaltjahre an dem Zähler “concurrentes dies”, der im Vergleich zum Vorjahr eine Zahl überspringt, wenn dazwischen ein Schalttag ist. Die angegebene Zahl bezieht sich auf den Wochentag des 1. Toth mit Mittwoch als dem erstem Wochentag. Später hat man den Zähler umgedeutet als Wochtag des 24. März mit Sonntag als ersten Wochentag.

54
timeslip sagt:
2. Juni 2007 um 08:52

Hallo Leute,

könnte mal bitte jemand mit Lateinkenntnissen den Satz:

“Imo potius eumdem decemnovennalem cyclum, qui enneacaidecaeteris Græco vocabulo nuncupatur, sollicite retinentes, paschalem cursum nullis diversitatibus interpolasse monstrantur.”

Onder invloed van een geschikte negentienjarige cyclus, die met een Griekse woord enneacaidecaeteris wordt genoemd, wordt, met nauwkeurig behoud, in het verloop van Pasen geen enkele afwijking of onderbreking getoond.

55
timeslip sagt:
2. Juni 2007 um 09:26

In den Tafeln des Dionysius Exiguus sind die Schaltjahre mit einem B markiert. Auch in den Tafeln des Kyrill von Alexandria erkennt man die Schaltjahre an dem Zähler “concurrentes dies”, der im Vergleich zum Vorjahr eine Zahl überspringt, wenn dazwischen ein Schalttag ist. Die angegebene Zahl bezieht sich auf den Wochentag des 1. Toth mit Mittwoch als dem erstem Wochentag. Später hat man den Zähler umgedeutet als Wochtag des 24. März mit Sonntag als ersten Wochentag.

Danke, ganz korrekt!
Aber kommt die nächste Frage;

“Wann lebte und zählte eigentlich Dionysius,
der “kleine Skiite”?
Anhand seiner überlieferten Schriften ist das aufs Jahr genau zu rekonstruieren.
Laut der herrschenden Lehrmeinung war er zur Zeit der Jahrhundertwende
zwischen zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert schon Mönch in Rom und legte sein
epochales Werk, die Weiterentwicklung der 95jährigen alexandrinischen
Ostertabelle, genau in dem von ihm bestimmten Jahr AD 525 vor.
Es scheint immer noch ein bischen unglaubwürdig, dass jemand den Zeitpunkt der
Geburt Christi und die von heute zurückberechnete astronomische Zeit im
finsteren Mittelalter so genau bestimmen kann …
Es ist das große Verdienst von D.E., dass er die alexandrinischen Regeln gänzlich
akzeptierte, weiter entwickelte, die lateinische Kirche dazu brachte, diese zu
akzeptieren und damit der langwierigen Diskussionen um das Osterfest ein Ende
bereitete. Auf den Rat von Bischof Petronius und anderen berechnete und
redigierte er im Voraus seinen Osterkanon.
Das heißt im Klartext: das Datum des österlichen Vollmonds und der
Ostersonntage. Das Datum des Begleitbriefs des fertigen Werks ist laut ihm das
525. Jahr Christi in der Zeit des Konsuls Probus. Dieses Datum ist seitdem der
Grundpfeiler der traditionellen Chronologie, es wird gewöhnlich nicht
angezweifelt. Auch seine Tabellen werden gelobt, angeblich sind seine
astronomischen Berechnungen fehlerlos.
Aber ist dem wirklich so?”

Das Jahr AD 525=CE 525?
Oder das Jahr AD 532=CE532?
AD 519=CE 519?
AD 455=CE 455?
AD 526=CE 526?
Es muss bewisen werden…

56
jb sagt:
2. Juni 2007 um 09:39

timeslip:

FZT und HC sind verwandt…

Schon klar. :-)

Der Ansatz des in diesen Kommentaren diskutierten Beitrags lässt ja durchaus auch L = 198 zu. Wenn wir Hunnivaris FZT im Unterschied zur FZT (297) verkürzt als FZT (198) schreiben, würde Folgendes gelten:

Gemäß einer FZT (198) wäre das komputistisch auffällige Jahr 1418 BP = 532 n. Chr. (trad) für Konstantin VII. nicht, wie gemäß FZT (297), das Jahr 235 nach Christus gewesen, sondern das Jahr 334 nach Christus. (Ich lasse jetzt einmal außer Acht, dass Hunnivari Konstantin VII. für unschuldig hält und einen späteren Zeitfälscher vermutet …)

Das ist natürlich vorstellbar. Das von der FZT (297) implizierte Jahr 235 n. Chr. ist allerdings nicht uninteressant: In diesem Jahr starben sowohl Alexander Severus als auch Hippolyt von Rom

57
ao sagt:
2. Juni 2007 um 09:46

timeslip schrieb:

Das Jahr AD 525=CE 525?
Oder das Jahr AD 532=CE532?
AD 519=CE 519?
AD 455=CE 455?
AD 526=CE 526?
Es muss bewisen werden…

Exakt, bzw. man muss sehr aufpassen. Es ist ja die These dieses Beitrags von Jan Beaufort, dass DE und sein Werk (+ passende Kalendersteine + Vernichtung/Umschreibung alter Werke + erste Einführung einer Zeitrechnung auf Basis Christi Geburt) eine Erfindung aus dem Umfeld von Konstantin VII. (also einer etwas(?) späteren Zeit) sind und durch einen Einschub erfundener vergangener Zeit 1. komputistisch/theologisch günstig platziert und 2. veraltet/glaubwürdig gemacht wurde.

58
Ulrich Voigt sagt:
2. Juni 2007 um 12:07

“Imo potius eumdem decemnovennalem cyclum, qui enneacaidecaeteris Græco vocabulo nuncupatur, sollicite retinentes, paschalem cursum nullis diversitatibus interpolasse monstrantur.”

Ich würde den Satz so übersetzen:

Indem der 19jährige Zyklus, den die Griechen die Enneacaidecaeteris nennen, sorgfältig festgehalten wird, so läuft auch das Osterdatum ohne jeden Fehler.

und im Rahmen der Diskussion 19 jähriger (metonischer) Zyklus versus 19 jährige Ostertafel interpretieren?

Meines Erachtens kann man die Ansicht, die Komputistik habe mit dem metonischen Zyklus gearbeitet (und nicht mit 19jährigen Mondtafeln) gar nicht ernsthaft diskutieren, da sie einfach nur auf einem Missverständnis beruht. Dass andererseits die Tafeln immer als Zyklen bezeichet werden, tut nichts zur Sache.

59
Ulrich Voigt sagt:
2. Juni 2007 um 12:49

MEK. concurrentes dies
Die angegebene Zahl bezieht sich auf den Wochentag des 1. toth mit Mittwoch als dem erstem Wochentag. Später hat man den Zähler umgedeutet als Wochtag des 24. März mit Sonntag als ersten Wochentag.

So habe ich das auch verstanden, wobei der 1. toth sich bereits auf den julianisierten ägyptischen Kalender bezieht, denn sonst wäre eine solch einfache Umrechnung auf den 24. märz gar nicht möglich.
Dionysius Exiguus erwähnt in dem Zusammenhang meines Wissens weder den 1. Toth, noch vom 24. märz. Da er aber durchgehend nur den (römischen) julianischen Kalender zugrunde legt, gibt der 24. märz für ihn Sinn.
Ich schließe daraus, dass die mathematische Formel für die Konkurrenten in den argumenta paschalia des Dionysius Exiguus nicht seine Erfindung darstellt, sondern aus der alexandrinischen Komputistik übernommen ist. Der 24. märz hat nämlich in diesem Zusammenhang keine ersichtliche tiefere Bedeutung.

60
timeslip sagt:
2. Juni 2007 um 12:54

Das Jahr AD 525=CE 525?
Oder das Jahr AD 532=CE532?
AD 519=CE 519?
AD 455=CE 455?
AD 526=CE 526?
Es muss bewisen werden…

Exakt, bzw. man muss sehr aufpassen.

“Nach einem Vergleich der Tabelle DE mit den Mondphasen der NASA lässt sich feststellen, das seine Tabellen nicht im Jahr 525 unserer Zeitrechnung (CE) entstanden sei könnte, weil dies durch die Mondphase des Jahres 519 ganz einfach ausgeschlossen wird.” (Seite 55.)

61
Ulrich Voigt sagt:
2. Juni 2007 um 13:25

Wochentagsberechnung der Spätantike

Hier ist die auf den 25. märz umgestellte und als mathematische Formel geschriebene Rechenvorschrift der argumenta paschalia des Dionysius Exiguus.

λ = ( 5 + J + J div 4 ) mod 7

λ gibt den Wochentag des 25. märz für das Jahr J der dionysischen Zählung A.D., wobei
W (Sonntag) = 1 usw.

Daran hängt dann eine Formel für den Wochentag eines beliebigen Datums:

W = ( θ + λ )mod 7
mit
θ = Anzahl der angefangenen Tage im Jahr
λ = W (25. märz J)

Die Wochentagsformel ist falsch im Jan / Feb der Schaltjahre, wo +1 addiert werden muss.

Fast überflüssig zu bemerken, dass aus diesen Formeln die Schalttagsregelung der dionysischen Jahreszählung folgt.

Beispiel:

W ( 20. mai 2007)
= ( θ + λ ) mod 7
= ( 140 + 5 + 2007 + 501 ) mod 7
= ( 0 + 5 + 5 + 4 ) mod 7
= 14 mod 7
= 0 Samstag

Zur Kontrolle:
20. mai 2007 (julian.) = 2. Juni 2007 (gregor.) = heute = Samstag

Mit etwas mnemotechnischer Vorbereitung lässt sich das ohne Schwierigkeit und ziemlich schnell im Kopf handhaben:

Man merke sich θ(Jan 0), θ(Feb 0), θ(März 0) etc.) nebst dem jeweiligen Rest auf 7.
Um also θ (20. Mai 2007) mod 7 = 0 zu bestimmen, braucht man θ (20. Mai 2007) gar nicht zu wissen, sondern rechnet nur noch
θ (20. Mai 2007) mod 7 = 1 – 1 = 0, wofür kaum eine Sekunde nötig ist.

Wie man sieht, bin ich davon überzeugt, dass die spätantike und mittelalterliche Komputistik immer auch mentale Rechentechnik war. Um sie also zu verstehen, lohnt es sich, das praktisch auszuprobieren, und am besten mit der Stoppuhr in der Hand.

1954 veröffentlichte der sowjetische Mathematiker S. Drosdow die folgende Formel zur Berechnung eines beliebigen Wochentages im (julianischen) Jahr J:

W = ( θ + J + ( J – 1 ) div 4) mod 7

Die Formel gilt ohne Ausnahme.

Setzt man darin

λ = ( J + ( J – 1 ) div 4) mod 7,

so ist
λ = Wochentag 25. märz im Normaljahr
λ = Wochentag 24. märz im Schaltjahr

Dass λ einen Wochentag bezeichnet, interessierte Drosdow nicht, und er hatte auch keine Ahnung, dass er auf den Spuren des Dionysius Exiguus wandelte. Auch Butkewitsch und Selikson (Ewige Kalender, Leipzig 1974) wussten das nicht.

Der Trick mit dem Rückgriff auf das Vorjahr J – 1, mit dem es Drosdow gelang, eine Formel herzustellen, die unabhängig ist von der Unterscheidung Schaltjahr / Normaljahr, war auch Dionysius Exiguus (will sagen: den alexandrinischen Komputisten) schon bekannt, das ergibt sich aus seiner Formel für den Wochentag des 1. januar.

62
timeslip sagt:
2. Juni 2007 um 13:31

Ich schließe daraus, dass die mathematische Formel für die Konkurrenten in den argumenta paschalia des Dionysius Exiguus nicht seine Erfindung darstellt, sondern aus der alexandrinischen Komputistik übernommen ist.

“Aus dem Buch von Ágoston Teres mit dem Titel BIBEL und ASTRONOMIE
kann der ungarische Leser wichtige Details in Verbindung mit der Entstehung
seiner Arbeit [DE] erfahren; „Der erste Zyklus von Bischof Cirill fing mit dem 153. Jahr
der Ära des Diokletian an und er beendete den letzten desselben Psalters mit dem
247. Jahr.“ (Teres, 212.) Das bedeutet für den heutigen Leser soviel, dass Cirill
aus Alexandrien uns in den Jahren zwischen AD 437 und AD 531 eine
zuverlässige Ostertabelle für 95 Jahre gegeben hat. Glücklicherweise hat D.E.
seinem Werk den letzten 19jährigen Zyklus hinzugefügt und so lässt sich auch
feststellen, dass die im Jahre AD 532 anfangende Zählung nichts anderes ist als
die Ausweitung dieses „fertigen, übernommenen“ 19jährigen Zyklus bis AD 626.
Und wo ist hier die Zählung? Wo ist die Erneuerung?
Und wenn wir außerdem ein bischen tiefer schürfen, stellt sich heraus, dass Cirill
von Alexandriens Zählungen nur bis ins Jahr AD 512 reichen. Ginzel überbrückte
diese logische Verschiebung auf diese Weise, dass wahrscheinlich ein unbekannter
Komputist die fehlenden 19 Jahre gezählt hat. (Ginzel III, 235)
Ich halte es für sehr verwunderlich, dass der Vorsatz zwischen den Jahren 513 und
531 keine Schaltjahre anzeigt, obwohl sie dort sind. Wenn sie nämlich nicht da
wären oder nicht in einer solchen Reihenfolge vorliegen würden, so würde die
Tabelle mit einem Mal aus dem „Winkel“ fallen!
Wo doch der Zusammenhang zwischen dem “Werk” und dem “Vorsatz” unter
Zuhilfenahme der Indiktion gesichert erscheint.
Warum hat er die Schaltjahre nicht aufgeführt?
Hat er sich vielleicht daran gestört, dass das Schaltjahr in Alexandrien im
Vergleich zur römischen oder byzantinischen Zeitrechnung ein bischen
verschoben war?
Haben die Römer und die Byzantiner die Jahre wohl auf dieselbe Art und Weise
gezählt?” (seite. 53-54)

63
MFK sagt:
2. Juni 2007 um 13:54

Ulrich Voigt sagte:

>
Meines Erachtens kann man die Ansicht, die Komputistik habe mit dem metonischen Zyklus gearbeitet (und nicht mit 19jährigen Mondtafeln) gar nicht ernsthaft diskutieren, da sie einfach nur auf einem Missverständnis beruht.
>

Wo ist das Missverstännis. Hat Meton etwas anderes gemacht?

64
timeslip sagt:
2. Juni 2007 um 13:59

Ulrich Voigt sagt:

2. Juni 2007 um 13:25
Wochentagsberechnung der Spätantike

Eine unnötige Rechnerei, welche die trad. Chronologie nicht rettet…

65
Ulrich Voigt sagt:
2. Juni 2007 um 16:06

timeslip: Warum hat er die Schaltjahre nicht aufgeführt?
Hat er sich vielleicht daran gestört, dass das Schaltjahr in Alexandrien im
Vergleich zur römischen oder byzantinischen Zeitrechnung ein bischen
verschoben war?

Daraus, dass hier die Schaltjahre nicht ausdrücklich als solche bezeichnet werden, soll ich schließen, dass sie verschoben lagen? Welch ein Unsinn! Die Ostersonntage selbst beweisen, dass von einer solchen Verschiebung hier nicht dier Rede sein kann.

66
Ulrich Voigt sagt:
2. Juni 2007 um 16:08

MFK: Wo ist das Missverstännis. Hat Meton etwas anderes gemacht?

Meton handelt nicht von ganzen Tagen und überhaupt nicht von Kalendern, sondern von Astronomie.

67
MFK sagt:
2. Juni 2007 um 18:04

Ulrich Voigt sagte:
2. Juni 2007 um 16:08

>
Meton handelt nicht von ganzen Tagen und überhaupt nicht von Kalendern, sondern von Astronomie.
>

Die ägyptische Epaktenrechnung basiert aber doch ohne Zweifel auf astronomischen Beobachtungen der Neuplatoniker. Freilich lagen die im 6ten Jhd. bereits ziemlich lange zurück, und die Ostkirchen, die heute noch den Ostervollmond nach den Regeln des DE bestimmen, scheren sich überhaupt nicht mehr um die astronomische Wirklichkeit.

68
MFK sagt:
2. Juni 2007 um 18:50

timeslip sagte:
2. Juni 2007 um 09:26

>
Das Jahr AD 525=CE 525?
Oder das Jahr AD 532=CE532?
AD 519=CE 519?
AD 455=CE 455?
AD 526=CE 526?
Es muss bewiesen werden…
>

Muss ich auch noch AD 525 = 525 uZ = 525 apres Jesus-Christ beweisen? Das bezieht sich doch alles auf ein und die dieselbe moderne Zeitkala, die ich auf meiner Funkuhr stets aktuell mitgeteilt bekomme. Darüber, dass mit der ersten Zeile der Ostertafeln von DE das Jahr 525 dieser Skala gemeint ist, kann überhaupt kein Zweifel bestehen, da die Tafeln so viele Zahlen enthalten, dass es keine Verwechslungsmöglichkeit gibt.

Auch über den Umstand, dass der Schreiber noch ganz in der spätantiken Tradition steht, sollte es im Rahmen der Sicherheit, mit der Erfahrungswissenschaften arbeiten, keine Zweifel geben: Bei DE war die ägyptische Datierung noch sehr präsent, z.B.: “secundum cursum solis, XXV die mensis Phamenoth, qui est XII calendas Aprilis, aequinoctium esse cognoscitur”. Weiter bezeichnet DE die Jahre noch nach den regierenden Konsuln. Seine AD-Rechnung erhebt anders bei Beda als einzigen hististorischen Anspruch die Aussage, dass der Beginn der Skala auf +-10 Jahre genau mit dem Geburtstermin Jesu übereinstimmt. In Ägypten gab es noch die Vorstellung, dass Jesus in einer Oase unter Palmen geboren wurde, und DE wollte dem vermutlich nicht widersprechen.

Da er an die 19-jährigen Perioden des Kyrillos gebunden war, konnte er auch nicht verhindern, dass der Ostervollmond des Jahres 533 auf den Karfreitag fiel, was so gar nicht zu manchen Deutungen der in der Bibel berichteten Geschnisse bei Kreuzestod Jesu passt.

69
jb sagt:
2. Juni 2007 um 19:06

Ulrich Voigt:

timeslip: Warum hat er die Schaltjahre nicht aufgeführt?
Hat er sich vielleicht daran gestört, dass das Schaltjahr in Alexandrien im
Vergleich zur römischen oder byzantinischen Zeitrechnung ein bischen
verschoben war?

Daraus, dass hier die Schaltjahre nicht ausdrücklich als solche bezeichnet werden, soll ich schließen, dass sie verschoben lagen?

Das steht da nicht, Herr Voigt!

Empfehlung: Zuerst lesen, dann denken, und erst ganz zum Schluss, wenn gar nichts anderes mehr geht: rechnen …

Im übrigen: Sie haben ausgespielt (siehe Forum) …

70
jb sagt:
2. Juni 2007 um 19:29

Ulrich Voigt:

Hunnivari

Ich habe schon öfter bekundet, dass ich Hunnivaris Ansatz allein schon deshalb wichtig finde, weil er die komputistischen Dinge beachtet und insofern zumindest eine Möglichkeit herstellt.
Nun hängt aber alles an der Faktizität der von ihm behaupteten Verschiebung der Schaltjahre um 2. Hier ist sein Schwachpunkt.

Die komputistischen Dinge werden von uns selbstverständlich auch beachtet, Herr Voigt! Lesen Sie doch bitte noch mal genau den vierten Abschnitt „Ein mehr als sonderbares Zusammentreffen“ des hier diskutierten Beitrags nach und überlegen Sie dessen Konsequenzen!

Zur Erläuterung sei aus Kommentar Nr. 19 vom 28. Mai 2007 zitiert:
„Die im Beitrag vorgestellte Hypothese, nach der die FZ durch Verschiebung der römischen Geschichte entlang dem astronomisch-komputistischen ‚Fixpunkt‘ 532 n. Chr. (trad) = 1418 BP entstanden sei, hat einen bedeutenden Vorteil: Konstantin musste demnach nicht in Zyklen eingreifen, die zu seiner eigenen Zeit gültig waren. Wochentage, Mondtafeln, Schaltjahre, Indiktionen: alles, was zwischen 1418 BP und Konstantin selbst komputistisch relevant war, blieb beim Alten. Es ging nur darum, dieses komputistische Gerüst mit neuer Geschichte zu füllen.“

Wie auch ao Ihnen schon schrieb: Gegen diese Argumentation kommen Sie mit bloßer Komputistik nicht mehr an! Sie müssen sich jetzt dazu bequemen, historisch zu argumentieren, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht!

71
Ulrich Voigt sagt:
3. Juni 2007 um 00:04

Wochentagsberechnung der Spätantike

timeslip: Eine unnötige Rechnerei,

Wie kann man so urteilen! Die Rechnung (nicht: “Rechnerei”) zeigt, dass die A.D.-Zählung des Dionysius Exiguus hinsichtlich der Wochentage mit unserer heutigen CE-Zählung vollkommen übereinstimmt.
Ausserdem zeigt sie das mathematische Können spätantiker Komputisten.

… welche die trad. Chronologie nicht rettet…

Unter der Voraussetzung, dass der Schaltzyklus fehlerfrei durchlief, ergibt sich aus der Rechnung der Schluss, dass die Länge einer möglichen Phantomzeit ein Viefaches von 28 sein muss. Und das ist wahrlich kein triviales Ergebnis.
Anders ausgedrückt: Die Rechnung erzwingt seitens der Chronologieverkürzer (sofern sie Phantomzeitlängen behaupten, die nicht Vielfaches von 28 sind), dass sie eine Verschiebung der Schaltjahre behaupten. Und auch das ist nicht trivial.

72
Ulrich Voigt sagt:
3. Juni 2007 um 00:12

MFK: Muss ich auch noch AD 525 = 525 uZ = 525 apres Jesus-Christ beweisen?

Ja, denn 525 AD = 525 CE ist äquivalent mit L = 0 für die Länge der Phantomzeit.
“AD” ist als Jahreszählung unmittelbar in der Spätantike verankert, “CE” aber nicht.
Die Länge der Phantomzeit ist auf jeden Fall L = 525 CE – 525 AD.

73
Ulrich Voigt sagt:
3. Juni 2007 um 00:19

jb: Die komputistischen Dinge werden von uns selbstverständlich auch beachtet, Herr Voigt!

Wenn dem so wäre, würden Sie L = 297 entweder nicht mehr in den Mund nehmen oder vollkommen neu begründen!

jb: … und erst ganz zum Schluss, wenn gar nichts anderes mehr geht: rechnen …

Das ist bei einem mathematischen Objekt aber eine recht eigenartiger Ratschlag …

74
ao sagt:
3. Juni 2007 um 08:47

U. Voigt sagt:

“AD” ist als Jahreszählung unmittelbar in der Spätantike verankert, “CE” aber nicht.

Und bitte was soll der spätantike Anker der A.D.-Zählung sein, wenn diese erst nachphantomzeitlich eingeführt wurde? DE, Ostertafeln, Filocalus, Beda, … sind aus meiner Sicht und im Rahmen dieses Beitrags spätere Implantate zur Absicherung/Verfestigung einer neuen, erstmaligen Zeitrechnung auf Basis Christi Geburt. Heutige Definitionen wie “14 A.D.= Todesjahr des Augustus” sind daher kein Anker. Beide Zeitrechnungen (A.D. und CE) sind nachphantomzeitlich angelegt und damit ohne Aussage über eine mögliche Länge der Phantomzeit.

75
jb sagt:
3. Juni 2007 um 10:33

Ulrich Voigt:

jb: Die komputistischen Dinge werden von uns selbstverständlich auch beachtet, Herr Voigt!

Wenn dem so wäre, würden Sie L = 297 entweder nicht mehr in den Mund nehmen oder vollkommen neu begründen!

Wie wurde L = 297 denn Ihrer Meinung nach von Illig begründet?

Illigs „Wer hat an der Uhr gedreht?“, S. 77 – 81 (oder auch die FAQ, http://www.fantomzeit.de/?page_id=61, Frage 12) zeigt, dass die Begründung nie eine komputistische war und möglicherweise auch nie eine sein wird.

Das Komputistik-Argument haben erst Sie gegen die FZT ins Spiel gebracht. Sie meinten, durch den Vergleich einer spätantiken A. D.-Ära mit unserer heutigen, nachantiken CE-Ära die Länge der FZT berechnen zu können.

Der hier diskutierte Beitrag zeigt nun aber, dass genau dieses Komputistik-Argument zu kurz greift. Ihr Argument für L = 0 reduziert die historische Fantasie über die FZ auf eine bestimmte, von Ihnen immerhin widerlegte Möglichkeit, die aber offenbar nicht die einzige ist.

Der Beitrag, dessen Abschnitt „Ein mehr als sonderbares Zusammentreffen“ Sie lesen sollten, wenn Sie sich in Ihren Kommentaren weiterhin sinnvoll auf ihn beziehen möchten, zeigt ein alternatives Szenario, das Ihr Komputistik-Argument unterläuft.

Dazu nochmals das Zitat: „Die im Beitrag vorgestellte Hypothese, nach der die FZ durch Verschiebung der römischen Geschichte entlang dem astronomisch-komputistischen ‚Fixpunkt‘ 532 n. Chr. (trad) = 1418 BP entstanden sei, hat einen bedeutenden Vorteil: Konstantin musste demnach nicht in Zyklen eingreifen, die zu seiner eigenen Zeit gültig waren. Wochentage, Mondtafeln, Schaltjahre, Indiktionen: alles, was zwischen 1418 BP und Konstantin selbst komputistisch relevant war, blieb beim Alten. Es ging nur darum, dieses komputistische Gerüst mit neuer Geschichte zu füllen.“

Diese Hypothese muss gewiss nicht die absolut letztgültige Wahrheit sein. Um sie zu widerlegen, ist aber eine historische, also über bloße Komputistik hinausgehende Argumentation notwendig.

Ulrich Voigt:

jb: … und erst ganz zum Schluss, wenn gar nichts anderes mehr geht: rechnen …

Das ist bei einem mathematischen Objekt aber eine recht eigenartiger Ratschlag …

Das mathematische Objekt ist aber eingebettet in eine historische Umgebung, über die vorgängig zu reden ist! Diese Umgebung ist anders strukturiert als das Objekt selbst.

Um einen Vergleich zu bringen: Sie meinen die Tasse, wir ihren Ort im Schrank.

76
MFK sagt:
3. Juni 2007 um 12:16

MFK: Muss ich auch noch AD 525 = 525 uZ = 525 apres Jesus-Christ beweisen?

>
Ulrich Vogt: Ja, denn 525 AD = 525 CE ist äquivalent mit L = 0 für die Länge der Phantomzeit.
“AD” ist als Jahreszählung unmittelbar in der Spätantike verankert, “CE” aber nicht. Die Länge der Phantomzeit ist auf jeden Fall L = 525 CE – 525 AD.
>

Das verstehe ich nicht. Wenn ich etwas über das Alter von Dinosaurierknochen ausssage, dann kann ich mich täuschen, muss aber nicht die Dinosaurier fragen, was sie von der modernen Zeitzählung halten. In gleicher Weise kann ich urteilen, dass die von DE benutzten Nummern, die er den Zeilen seiner Tafeln verpasst (von Jahreszahlen kann man noch nicht reden, da DE die Jahre nach den amtierenden Konsuln benennt), zwischen März und Ende August mit den modernen Jahreszahlen überein stimmen. Selbst, wenn ich mich hierin täuschen sollte, wäre das kein Grund, die moderne Jahreszählung zu reviedieren.

77
jb sagt:
3. Juni 2007 um 13:51

MFK:

Das verstehe ich nicht. Wenn ich etwas über das Alter von Dinosaurierknochen ausssage, dann kann ich mich täuschen, muss aber nicht die Dinosaurier fragen, was sie von der modernen Zeitzählung halten. In gleicher Weise kann ich urteilen, dass die von DE benutzten Nummern, die er den Zeilen seiner Tafeln verpasst (von Jahreszahlen kann man noch nicht reden, da DE die Jahre nach den amtierenden Konsuln benennt), zwischen März und Ende August mit den modernen Jahreszahlen überein stimmen. Selbst, wenn ich mich hierin täuschen sollte, wäre das kein Grund, die moderne Jahreszählung zu reviedieren.

Hallo Michael,

schön Dich hier auf diesen Seiten begrüßen zu können! Allerdings muss ich Ulrich Voigt gleich ausnahmsweise mal beipflichten. Denn selbstverständlich ist es eine mögliche und auch ganz raffinierte Strategie, zwischen einer antiken, im 6. Jh. CE definierten A. D.-Ära und der heute üblichen CE-Ära zu unterscheiden. Beide sind ja keineswegs notwendig miteinander identisch. Zeitrechnungen können nun mal gegeneinander verschoben werden – wie etwa oft geschehen zwischen christlicher und a.u.c.-Ära. Voigts Argument, dass genau das zwischen A. D.-Ära und CE-Ära passiert sein müsste, wenn L größer 0 sein soll, ist dann auch zunächst einmal vollkommen plausibel. Mit seiner These, dass eine solche Verschiebung dann doch wiederum praktisch nicht stattgefunden haben kann (wegen insbesondere Hippolyt, DE und Ravenna), zwingt er die FZT zu einer Antwort.

Diese Antwort wurde zuerst von Andreas Birken mit seiner Vermutung der Zusammengehörigkeit von Konstantin VII. und DE gegeben. Im hier diskutierten Beitrag „Wer erfindet historische Zeit?“ wurden dann August Strobels Angaben über die Motivation des DE – die reichseinheitliche Osterfeier, die Einheit der Reichskirche und ein einheitliches christliches Welt- und Geschichtsbild – auf die Erfindung der FZ bezogen. Diese erscheint jetzt zum ersten Mal überhaupt einigermaßen verständlich. Die Wut oder gar der Hass, mit denen sich die Gegner im Osterstreit bekämpft und beschimpft haben, macht eine Zeitmanipulation zum durchaus nachvollziehbaren Mittel zur Beilegung der Konflikte.

Ob die Vermutung des Beitrags stimmt, ist freilich noch mal eine andere Frage. Auf jeden Fall verdankt sie sich der intensiven Auseinandersetzung mit Voigts These. Diese wäre jetzt aufzugeben oder anders zu formulieren, denn gegen den im Beitrag eingenommenen Standpunkt kommt sie nicht mehr an. Aber erst jetzt und nicht früher: bis dorthin war sie, wie gesagt, nicht nur möglich, sondern auch plausibel, und stellte für die FZT eine ernste Herausforderung dar.

78
Ulrich Voigt sagt:
3. Juni 2007 um 15:01

jb: Sie meinen die Tasse, wir ihren Ort im Schrank.

Ja, das mag sein. Die Tasse steht vor mir, sie ist real. Ein Überrest! Ich kann sie vermessen und berechnen, und ich kann darüber nachdenken, welchen Bedingungen ein Schrank genügen müsste, um solch eine Tasse zu fassen.
Der Schrank aber ist nicht da. Er ist eine Hypothese. Von ihm auszugehen, um daraufhin eine Vermessung der Tasse mit dem abfälligen Wort “Rechnerei” für überflüssig zu erklären, wäre fahrlässig. Tatsächlich gibt es über besagten Schrank eine ganze Reihe von sehr unterschiedlichen und allesamt plausiblen Theorien und Phantasien …
Ich bin einfach nicht ungeduldig genug, um mich auf Dinge ernsthaft einzulassen, die noch vollkommen in der Luft hängen. Lieber bleibe ich beschränkt.

79
Ulrich Voigt sagt:
3. Juni 2007 um 15:26

jb: Wie wurde L = 297 denn Ihrer Meinung nach von Illig begründet?

Mn muss einen Unterschied machen zwischen “finden” und “begründen”.

Zum Finden:

Meines Wissens gaben die 10 Kalendertage, die im Oktober 1582 übersprungen wurden, den ersten Anstoß, eine Phantomzeit (= Leerzeit) von ca. 300 Jahren zu vermuten. Denn Illig ging (und geht) davon aus, dass die Gregorianische Reform mit dem 21. März auf “Caesar” und den Beginn des Julianischen Kalenders zurückschalten wollte.

Illig hat dann geschaut, wo vielleicht eine solche Zeit voll archäologisch unbelegter Ereignisse sei und fand als einzige Möglichkeit die Zeit zwischen dem frühen 7. und dem 10. Jahrhundert n. Chr.

Dass dann aus “L = ca. 300” ein “L = 297” wurde, ist wieder einer komputistischen Überlegung geschuldet, denn die 297 Jahre umfasssen eine volle Zahl von Wochen, so dass der Fluss der Woche durch das Herausnehmen von L Jahren aus der herkommlichen Chronologie nicht gestört wird.
An der Findung der Zahl 297 war meines Wissens wesentlich auch Uwe Topper beteiligt, der inzwischen eingesehen hat, dass die Bedingung “L = Ganze Anzahl von Wochen” nicht genügt.

Komputistische Überlegungen spielten also bei der Findung von L = ca. 300 und L = 297 eine tragende Rolle.

Und zum Begründen:

Längst haben sich die archäologischen Argumente verselbständigt und bilden das Rückgrat der illigschen Argumentation. Mit archäologischen Argumenten lässt sich aber die genaue Länge von L nicht ermitteln.
Die komputistischen Belange, die ursprünglich tragend waren, bilden jetzt einen Schwachpunkt.
Indem ich diesen Schwachpunkt offenlege, gebe ich den Anstoß, hier nachzubessern und vielleicht gar zu einem tragbaren genauen Ergebnis zu kommen.
Ein Weg an den komputistischen Zusammenhängen vorbei existiert nicht.

80
jb sagt:
3. Juni 2007 um 18:01

Ulrich Voigt:

jb: Sie meinen die Tasse, wir ihren Ort im Schrank.

Ja, das mag sein. Die Tasse steht vor mir, sie ist real. […] Der Schrank aber ist nicht da. Er ist eine Hypothese. […] Ich bin einfach nicht ungeduldig genug, um mich auf Dinge ernsthaft einzulassen, die noch vollkommen in der Luft hängen. Lieber bleibe ich beschränkt.

Danke. Auch wenn ich ein paar Dinge anders sehe: das ist schön gesagt, sehr schön sogar. Endlich verstehe ich Sie wieder.

Allerdings kann ich Sie leider nicht in Ruhe lassen. Hunnivari hat im Forum (Thema „Der Osterstreit“) gleich zwei harte Brocken (Victor von Aquitanien und DE) für Sie bzw. für die traditionelle Mittelaltertheorie hingelegt. Ob mit oder ohne Schrank: Es ist offenbar nicht beliebig, wo die Tassen platziert werden.

81
timeslip sagt:
3. Juni 2007 um 19:33

Ulrich Voigt sagt:

2. Juni 2007 um 16:06

Daraus, dass hier die Schaltjahre nicht ausdrücklich als solche bezeichnet werden, soll ich schließen, dass sie verschoben lagen? Welch ein Unsinn! Die Ostersonntage selbst beweisen, dass von einer solchen Verschiebung hier nicht dier Rede sein kann.

OK., AD 520 war ein Schaltjahr!
Aber kann ich nocheinmal widerholen, das Jahr AD 519 im Tafel von DE nicht identisch mit Jahr CE 519…

82
timeslip sagt:
3. Juni 2007 um 20:15

MFK sagt:

Die ägyptische Epaktenrechnung basiert aber doch ohne Zweifel auf astronomischen Beobachtungen der Neuplatoniker. Freilich lagen die im 6ten Jhd. bereits ziemlich lange zurück, und die Ostkirchen, die heute noch den Ostervollmond nach den Regeln des DE bestimmen, scheren sich überhaupt nicht mehr um die astronomische Wirklichkeit.

Im Jahre CE 525 oder von 525-532-550 war noch nicht die astronomische Wirklichkeit!
Die astronomische Wirklichket von Tafel DE gehört von CE 722 bis cca. CE 740.
Nach Ablauf 16 19jährigen Zyklus ist die Mondphase um einen Tag älter. Das sind 304 Jahre!

83
timeslip sagt:
3. Juni 2007 um 21:09

68 MFK sagt:

2. Juni 2007 um 18:50

Muss ich auch noch AD 525 = 525 uZ = 525 apres Jesus-Christ beweisen? Das bezieht sich doch alles auf ein und die dieselbe moderne Zeitkala, die ich auf meiner Funkuhr stets aktuell mitgeteilt bekomme. Darüber, dass mit der ersten Zeile der Ostertafeln von DE das Jahr 525 dieser Skala gemeint ist, kann überhaupt kein Zweifel bestehen, da die Tafeln so viele Zahlen enthalten, dass es keine Verwechslungsmöglichkeit gibt.

OK., Das Jahr 525 gebunden mit Kyrillos. [CCXLI]und ohne Nennung von Christ…

Nehmen wir zum Beispiel von Tafel DE das Jahr AD 535 wo “keine Verwechslungmöglichkeit gibt.”
Für Luna XIV steht; iiii non.Apr.= Apr. 02
Ast. Wirkligkeit Apr. 04. 02:31 [Mondfinsterniss] Zwei Tage Fehler!!!
Ostersonntag; vi. idus April=Apr. 08 Richtig!
Luna des Ostersonntags; xx! Ast. Wirkligkeit xviii Zwei Tage Fehler….
Prüfen Sie bitte das Jahr CE 725…

84
timeslip sagt:
3. Juni 2007 um 21:45

MFK sagt: Da er an die 19-jährigen Perioden des Kyrillos gebunden war, konnte er auch nicht verhindern, dass der Ostervollmond des Jahres 533 auf den Karfreitag fiel, was so gar nicht zu manchen Deutungen der in der Bibel berichteten Geschnisse bei Kreuzestod Jesu passt.

Leider das Leben (und Hunnivári)verhinderte…
Im Jahre CE 533 der Ostervollmond nicht auf den Karfreitag fiel…

85
Ulrich Voigt sagt:
3. Juni 2007 um 23:11

„Ein mehr als sonderbares Zusammentreffen“

jb: Bei der deshalb vorgenommenen Zeit- und Geschichtsverlängerung aber musste das astronomische Jahr 235 n. Chr. (fzt) = 1418 BP dem Jahr 532 n. Chr. (trad.) gleichgesetzt werden!

Da mich u.A. der Ausdruck “astronomiches Jahr” verwirrt, bin ich mir ziemlich unsicher über das, was hier eigentlich behauptet wird.
Es kommt mir aber so vor, als ginge es um die Behauptung, Porphyrogenetos habe das Kopfjahr der Ostertafel des Dionysius Exiguus bzw. der Ostertafel zu Ravenna erstmals als “532 n. Chr.” bezeichnet, und dabei genau das gemeint, was wir meinen, wenn wir in der uns vertrauten Jahreszählung datieren.
Demnach müsste ich mir also vorstellen, dass Porphyrogenetos die sog. Ostertafel des Dionyius Exiguus so, wie sie jetzt vor uns liegt, nämlich mit ausdrücklicher Nennung der Jahreszahl 532, gefälscht hätte?
Meinetwegen stelle ich mir das also vor.
Aber dann muss er sich auch noch die Relation 532 AD = 248 Diokletian dazu ausgedacht haben. Denn diese Relation verortet die Tafel ja in der römischen Geschichte und zieht damit die gesamte traditionelle Chronologie hinter sich her.
Mit der Zahl 248 hätte sich Porphyrogenetos auch noch gleich die gesamte vor-dionysiche Komputistik ausdenken müssen, denn die führt von der Zahl 532 (für Dionyius Exiguus) zurück zu der Zahl 222 (für Hippolytus) und von dort zur Zahl 29 (für Christus). – Der wäre also (mirabile dictu)im Jahr (29 – L) n. Chr. (fzt) gestorben, zumindest theoretisch.

… ein alternatives Szenario, das Ihr Komputistik-Argument unterläuft.

Auch die Idee einer großen Aktion, in der ich mir vorstellen soll, dass die Humanisten die gesamte Antike erfunden hätten oder Petavius = Dionysius Exiguus, unterlaufen meine Argumentation, und zwar mit derselben Logik. Und was soll ich dazu sagen? Ich bin sprachlos und bewundere die alternativen Szenarien ob ihrer Phantastik.
Im Stillen denke ich aber, dass man sich etwas mehr Zeit nehmen sollte, ernsthaftere Modelle zu entwickeln.

86
jb sagt:
4. Juni 2007 um 08:01

Ulrich Voigt sagt am 3. Juni 2007 um 15:26:

[FZT, L, Begründung, Findung]

In der Hauptsache Zustimmung. Die FZT ist archäologisch begründet, aber zur Bestimmung ihrer Länge waren in der Vergangenheit komputistische Argumente entscheidend (neben Astronomie und naturwissenschaftlichen Verfahren zur Altersbestimmung). Das wird in Zukunft nicht anders sein.

Außerdem hat die Auseinandersetzung mit Voigts komputistischen Einwänden gegen die FZT zur Entdeckung der Komputistik als Instrument und mutmaßliches Motiv der mittelalterlichen Zeitfälschung geführt.

87
MFK sagt:
4. Juni 2007 um 08:27

timeslip sagte:
3. Juni 2007 um 21:45

> >
MFK sagt: Da er an die 19-jährigen Perioden des Kyrillos gebunden war, konnte er auch nicht verhindern, dass der Ostervollmond des Jahres 533 auf den Karfreitag fiel, was so gar nicht zu manchen Deutungen der in der Bibel berichteten Geschnisse bei Kreuzestod Jesu passt.
> >

>
Leider das Leben (und Hunnivári)verhinderte… Im Jahre CE 533 der Ostervollmond nicht auf den Karfreitag fiel…
>

Die Epaktenrechnung beansprucht, dass bei Epakte Null der 1. Toth mit einer Neumondnacht (erstmals wieder sichtbare schmale Sichel des zunehmenden Mondes) beginnt. Man müsste also zunächst einmal mit einem Astroprogramm nachrechnen, wie gut oder schlecht das für 1 Thoth Diocletian 1 = 28 August 264 ab 18 Uhr Alexandrinische Ortszeit erfüllt ist. Danach gab es bis zur gregorianischen Reform keine Anpassungen der Kalenderrechnung an die astronomische Wirklichkeit.

88
timeslip sagt:
4. Juni 2007 um 10:21

MFK sagt:

Die Epaktenrechnung beansprucht, dass bei Epakte Null der 1. Toth mit einer Neumondnacht (erstmals wieder sichtbare schmale Sichel des zunehmenden Mondes) beginnt. Man müsste also zunächst einmal mit einem Astroprogramm nachrechnen, wie gut oder schlecht das für 1 Thoth Diocletian 1 = 28 August 264 ab 18 Uhr Alexandrinische Ortszeit erfüllt ist. Danach gab es bis zur gregorianischen Reform keine Anpassungen der Kalenderrechnung an die astronomische Wirklichkeit.

Sie wollten 284 schreiben…

Zurück zu den Anfängen;

In Alexandria
ging man schon im III. Jahrhundert auf den 19jährigen Meton-Zyklus über, bzw.
gründete man die Osterberechnung auf dessen Vielfaches.
Unabhängig davon, ob seine anfängliche Form 76 (4×19) Jahre oder 95 (5×19)
Jahre betrug, ist er an den Namen Anatolios von Alexandrien geknüpft, der laut
der traditionellen Chronologie um die Jahre 270-280 wirkte und seine
Ostertabellen erstellte. Das Wesentliche dieses Zyklus ist die Erkenntnis, dass die
Mondphasen nach Ablauf von 19 Jahren d.h. nach 235 Mondmonaten in derselben
Reihenfolge eintreten, also auf dieselben Zeiträume des Sonnenjahrs fallen.
(365,25 x 19 = 6939,75 Tage, während 29,53059 X 235 = 6939,6886)
„Ausschnitte aus den Osterkanonen des Anatolius 14.. So ist also im ersten Jahr
der Neumond des ersten Monats, wenn der Anfang der ganzen neunzehnjährigen
Periode ist, laut den Ägyptern am 26. Phamenoth, laut den Makedonen am 22. des
Monats Düstros und laut den Römern vor dem Kalender des Aprils, am 11.15. Am
schon erwähnten 22. Phamenoth trat die Sonne nicht nur in das erste
Tierkreiszeichen ein, sondern bewegte sich darin schon den vierten Tag fort.
Dieses Tierkreiszeichen nannte man das erste Zwölftel, Tagesnachtgleiche, Anfang
des Monats, Kopf des Zyklus und Ausgangspunkt der Drehung des Planeten;
(Eusebios, 342.)
Wir haben Eusebios’ detaillierten Informationen viel zu verdanken, denn aus
ihnen geht hervor, dass die Frühlingsnachtgleiche im ersten Jahr des Zyklus von
Anatolios wirklich am 19. März eintritt. Die traditionelle Auffassung von einem
Zeitpunkt um 270-280 ist inkorrekt!
Nach der Tabelle des Hungarischen Kalenders ist der Zeitpunkt des Eintretens der
Frühlingsnachtgleiche zwischen den Jahren 448 und 483 unserer Zeitrechnung
immer der 19. März. So muss man Anatolius zeitlich gesehen auch dort suchen.
Da er aus Alexandrien kam, zählte er sein julianisches Jahr sicherlich ab dem 29.
(Thoth 1) und nahm 7 Schaltmonate und im 19. Jahr einen Mondsprung in seinen
Zyklus auf.
Leider lässt sich aufgrund seiner späteren, nur in lateinischer Fassung überlieferten
Handschriften die sichere Anbindung seines Zyklus an Jahreszahlen nicht
rekonstruieren.
Anatolios’ Werk wird in Alexandrien von anderen fortgesetzt.
Im IV. Jahrhundert listen auch die Briefe zum Osterfest des Sankt Athanasius und
auch seine Ostertabelle die Osterfeste zwischen AD 328 und AD 373 zusammen
mit ihren Jahresbestimmungen auf. Auch von Theophilus von Alexandrien und
Cirill (Kürillos) von Alexandrien sind Tabellen überliefert, welche auf dem
19jährigen Zyklus beruhen. Das Konzil von Nikäa akzeptierte die alexandrinische
Osterberechnung und heiligte sie, als es die Osterzeit aufgrund deren Prinzipien
bestimmte.” (Seite 51-52)

89
jb sagt:
4. Juni 2007 um 10:34

Ulrich Voigt:

jb: Bei der deshalb vorgenommenen Zeit- und Geschichtsverlängerung aber musste das astronomische Jahr 235 n. Chr. (fzt) = 1418 BP dem Jahr 532 n. Chr. (trad.) gleichgesetzt werden!

Da mich u.A. der Ausdruck “astronomiches Jahr” verwirrt, bin ich mir ziemlich unsicher über das, was hier eigentlich behauptet wird.

Vollmond am 5. April JK, einem „idealen 15. Nisan“. Für circa fünf Jahrhunderte blieb der Mond dann im 19-jährigen Zyklus annähernd auf diesem Datum (http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/phase/phasecat.html).

Nicht uninteressant auch der Hinweis von Sepp Rothwangl auf die Konjunktion aller großen Planeten im vorangehenden Jahr 531 n. Chr. (trad): http://calendersign.com/de/ak_zeitenwende2.php.

Ulrich Voigt:

Es kommt mir aber so vor, als ginge es um die Behauptung, Porphyrogenetos habe das Kopfjahr der Ostertafel des Dionysius Exiguus bzw. der Ostertafel zu Ravenna erstmals als “532 n. Chr.” bezeichnet, und dabei genau das gemeint, was wir meinen, wenn wir in der uns vertrauten Jahreszählung datieren.
Demnach müsste ich mir also vorstellen, dass Porphyrogenetos die sog. Ostertafel des Dionyius Exiguus so, wie sie jetzt vor uns liegt, nämlich mit ausdrücklicher Nennung der Jahreszahl 532, gefälscht hätte?

Ob gefälscht oder nicht ist hier nicht unbedingt die Frage. Die Hinweise von Hunnivári legen den Schluss nahe, dass die Tafel des DE um genau 190 Jahre rückwärts datiert wurde. Konstantin hätte dann also eine existierende Ostertafel genommen und diese ins 6. Jh. n. Chr. (trad) verpflanzt.

Ulrich Voigt:

Meinetwegen stelle ich mir das also vor.
Aber dann muss er sich auch noch die Relation 532 AD = 248 Diokletian dazu ausgedacht haben. Denn diese Relation verortet die Tafel ja in der römischen Geschichte und zieht damit die gesamte traditionelle Chronologie hinter sich her.

Diese Relation zwischen der AD-Ära und der „Diokletiansära“ gibt es ja erst seit der Definition des DE. Wenn DE = Konstantin (wofür nun inzwischen wirklich vieles spricht), dann gibt es sie eben erst seit Konstantin. Zu bedenken ist hier unter anderem, dass die Diokletiansära von denjenigen, die sie tatsächlich als Zeitrechnung benutzten, nie so genannt wurde.

Ulrich Voigt:

Mit der Zahl 248 hätte sich Porphyrogenetos auch noch gleich die gesamte vor-dionysiche Komputistik ausdenken müssen, denn die führt von der Zahl 532 (für Dionyius Exiguus) zurück zu der Zahl 222 (für Hippolytus) und von dort zur Zahl 29 (für Christus). – Der wäre also (mirabile dictu)im Jahr (29 – L) n. Chr. (fzt) gestorben, zumindest theoretisch.

Zu Hippolyt verweise ich auf die Diskussion zu Illigs Artikel 297 Jahre – zur Länge der Phantomzeit und auf meinen Beitrag Hippolyt und die Hekkaidekaëteris (siehe für beide das Literaturverzeichnis zum hier diskutierten Artikel).

Was das von Ihnen behauptete Ausdenken der „gesamten vor-dionysischen Komputistik“ angeht: Hippolyt ist nicht gerade die „gesamte vor-dionysische Komputistik“. Wenn Sie über Hippolyt hinaus nichts Konkretes haben, muss ich mir um das MS Ulrich Voigt ernsthaft Sorgen machen …

Ulrich Voigt:

Auch die Idee einer großen Aktion, in der ich mir vorstellen soll, dass die Humanisten die gesamte Antike erfunden hätten oder Petavius = Dionysius Exiguus, unterlaufen meine Argumentation, und zwar mit derselben Logik.

Welche gemeinsame Logik soll denn das sein? Sie ist Ihre Erfindung, eine grundlose Behauptung. Methodisch sind wir der traditionellen Geschichtswissenschaft sehr viel näher als den Fomenkisten.

Ulrich Voigt:

Und was soll ich dazu sagen? Ich bin sprachlos und bewundere die alternativen Szenarien ob ihrer Phantastik.
Im Stillen denke ich aber, dass man sich etwas mehr Zeit nehmen sollte, ernsthaftere Modelle zu entwickeln.

„Modelle“ entstehen doch nicht aus dem Nichts. Wie stellen Sie sich denn die Entwicklung solcher „ernsthafter Modelle“ vor? Hier scheinen Sie mir nicht ganz aufrichtig zu sein.

Die FZT ist aus einem generellen Verdacht gegen so genannte „dunkle Jahrhunderte“ entstanden. Dass sich dieser Verdacht auch gegen das Mittelalter richten konnte, ist dem großen Historikerkongress des Jahres 1986 über die „Fälschungen im Mittelalter“ zu verdanken. Seither wurde der Verdacht durch immer mehr Indizien bestätigt. Es gab kaum ernstzunehmende Gegenargumente, und diejenigen, die es gab, ließen sich meist über kurz oder lang entkräften. Was bleibt da sonst übrig, als nach möglichen Erklärungen zu suchen? Und wer kommt als Täter eher in Frage denn Konstantin VII.?

Jetzt wurde mit dem Osterstreit auch noch ein historisch plausibler Hintergrund und ein Motiv für die Zeitfälschung gefunden. Wie soll sich unsereiner da nicht ermutigt fühlen, in die bis jetzt eingeschlagene Richtung weiter zu ermitteln (den Vergleich mit der Kriminalistik haben auch Sie schon mal gezogen)?

Das von Ihnen verlangte „ernsthafte Modell“ kann sich nur so entwickeln. Und wir nehmen uns doch auch die Zeit dafür: Wie können Sie nach inzwischen 16-jähriger Arbeit am „Modell“ ehrlich der Meinung sein, wir sollten uns für die Entwicklung „mehr Zeit nehmen“?

90
timeslip sagt:
4. Juni 2007 um 11:08

ao sagt:
Heutige Definitionen wie “14 A.D.= Todesjahr des Augustus” sind daher kein Anker. Beide Zeitrechnungen (A.D. und CE) sind nachphantomzeitlich angelegt und damit ohne Aussage über eine mögliche Länge der Phantomzeit.

Nein gibt es ein gute Anker;

“Zur Belegung der römischen Chronologie bieten sich die in historischen Quellen
überlieferten Beschreibungen von Sonnen- und Mondfinsternissen an.
Auch die akademischen Wissenschaften schwören auf diese Methode, obwohl die
Ergebnisse zu Zweifeln Anlass geben.
Vor hundert Jahren identifizierte F. K. Ginzel in seinem monumentalen Werk
(Spezielle Kanon der Sonnen- und Mondfinsternisse …von 900 vor Chr. bis 600
nach Chr.) noch 60 Sonnen- und Mondfinsternisse bis zum Zeitpunkt des Falls des
Weströmischen Reiches. [bis 474 der trad. Zeitrechnung]
Im Jahr 1970 äußert sich Robert R. Newton, Professor an der UNIVERSITÄT
JOHN HOPKINS, dahingehend, dass ein Viertel der alten „Beobachtungen“
ungenau oder unzuverlässig sei. Die jüngste Forschung kam im Vergleich dazu zu
noch traurigeren Ergebnissen.
F. Richard Stephenson führt in seinem Buch HISTORICAL ECLIPSES AND
EARTH’S ROTATION in den ersten 300 Jahren des Julianischen Kalenders
insgesamt zwei fragwürdige europäische Sonnenfinsternisse an. Leider taugen die
von ihm angeführten chinesischen Sonnenfinsternisse aus dem Grund überhaupt
nicht zur Korrektion der römisch-katholischen Chronologie, weil es keine
Synchronisation zwischen den römischen und chinesischen Päpsten gab und die
chinesische Chronologie von Jesuitenpriestern, die von den römischen Päpsten
nach 1582 nach China geschickt worden waren, mittels Zurückrechnung bestimmt
wurde…
Laut dem Hungarischen Kalender besteht in Verbindung mit der Glaubwürdigkeit
der alten Sonnenfinsternisse überhaupt kein Problem, man muss sie nur an der
richtigen Stelle der Zeitachse, also 200 Jahre früher suchen, da, wo sie bisher noch
niemand gesucht hat! Dies habe ich in meinem Buch „Die endgültige
Zurückzählung“ getan, hier hebe ich nur die Ergebnisse hervor.
Wie früher schon erwähnt, starb Kaiser Augustus gemäß der traditionellen
Chronologie am 19. August des Jahres 14 AD in Nola bei Neapel. Das bedeutet
nach dem Hungarischen Kalender das Jahr 212 unserer Zeitrechnung.
Werfen wir einen Blick auf die Daten zu diesem Jahr; die Frühlingsnachtgleiche
trat am 21. März morgens um 2 Uhr ein, die Herbstnachtgleiche am 23. September
gegen 12 Uhr.
Kurz vor dem Tod des Kaisers Augustus erwähnen die literarischen Quellen eine
Sonnenfinsternis in Nola.(H. Z. A. Endgültige Zurückzählung Seiten16–21)
58 Jahre nach Einführung des Julianischen Kalenders, am 14. August des Jahres
212 unserer Zeitrechnung, also fünf Tage vor dem Tod des Kaisers Augustus
melden die verschiedenen astronomischen Programme eine in jeder Hinsicht
geeignete Sonnenfinsternis. Diese Sonnenfinsternis wird von einer Mondfinsternis
ergänzt, welche mit dem ersten Jahr der Herrschaft des Tiberius und einem
Aufstand von pannonischen Legionen in Verbindung gebracht werden konnte.
Diese Mondfinsternis war am 24. Januar 213 unserer Zeitrechnung.
Der Leser wird wahrscheinlich von selbst darauf kommen, dass die akademische
Wissenschaft nicht mit einer Sonnenfinsternis im traditionellen Jahr 14 unserer
Zeitrechnung dienen kann…
Nach 400 Jahren Suche gaben sie den Kampf auf. D. Justin Schove schreibt dazu
folgendes:
„In den alten Zeiten war es üblich, eine Sonnenfinsternis einem Zeitpunkt
zuzuordnen, an dem eine berühmte Person gestorben war. Eine solche
Behauptung bedeutete im Allgemeinen nicht mehr als die übliche literarische
Ehrenerweisung. Auch bei Augustus handelt es sich um diesen Usus.“
Wahrscheinlich war es im Allgemeinen so, aber nicht in diesem Fall!
Diese einzige Sonnenfinsternis entschied den Streit um die Chronologie zugunsten
des Hungarischen Kalenders und zu ungunsten der traditionellen, irrtümlich
bestimmten und noch heute gebräuchlichen und gelehrten Zeitrechnung.”

91
timeslip sagt:
4. Juni 2007 um 11:22

“Päpsten”=Kaisers…

92
jb sagt:
4. Juni 2007 um 18:27

timeslip:

[F. Richard Stephenson]

Hat timeslip auch eine Lösung für die berühmte, von Huber/Stephenson schon gegen Velikovsky ins Feld geführte, auf babylonischen Keilschrifttafeln zweifach dokumentierte Sonnenfinsternis des Jahres -135?

93
MFK sagt:
4. Juni 2007 um 18:55

timeslip sagte:
4. Juni 2007 um 10:21

> >
MFK sagt: Die Epaktenrechnung beansprucht, dass bei Epakte Null der 1. Thoth mit einer Neumondnacht (erstmals wieder sichtbare schmale Sichel des zunehmenden Mondes) beginnt. Man müsste also zunächst einmal mit einem Astroprogramm nachrechnen, wie gut oder schlecht das für 1 Thoth Diocletian 1 = 28 August 264 ab 18 Uhr Alexandrinische Ortszeit erfüllt ist. Danach gab es bis zur gregorianischen Reform keine Anpassungen der Kalenderrechnung an die astronomische Wirklichkeit.
> >

> Sie wollten 284 schreiben …

Ja. Das Jahr 1 Diocl. hatte nach der von DE in Argumentum 3 angegebenen Berechnung die Epakte 1. Nach
http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/phase/phasecat.html (Dank an jb) war der astronomische Neumond: 284 Aug 28, 04:44, also in Alexandria etwa 3 Stunden vorher am Vortag des ersten Thoth. Der begann am 28. August, Ortzeit 18 Uhr, so dass bis zum nächsten Sonnenaufgang noch Zeit war, um bei sehr klarem Wetter die Sichel des aufgehenden Monds zu beobachten.

>
Zurück zu den Anfängen; In Alexandria ging man schon im III. Jahrhundert auf den 19jährigen Meton-Zyklus über, bzw. gründete man die Osterberechnung auf dessen Vielfaches. Unabhängig davon, ob seine anfängliche Form 76 (4×19) Jahre oder 95 (5×19) Jahre betrug, ist er an den Namen Anatolios von Alexandrien geknüpft, der laut der traditionellen Chronologie um die Jahre 270-280 wirkte und seine Ostertabellen erstellte.
>

Ich spreche aber von der griechischen Epaktenrechnung (vgl. Dionysius Exiguus, Argumentum III), die laut Otto Neugebauer in Ägypten erstmals von den Juden zur systematischen und sehr eleganten Berechnung des 14. Nissan benutzt und um 300 herum von den Christen übernommen wurde, was bekanntlich die Väter des 1. Konzils von Nikäa beanstandeten, so dass Athanasius die Rechnung zwar weiter benutzte, aber den Ostersonntag um eine Woche verschob, wenn dieser auf einen Tag vor dem 25. März gefallen wäre. Hier bedeutet Epakte 0 = Neumond am 1. Thoth, Vollmond am 14. Thoth, dann nach 30 Tagen Vollmond am 14. Phaophi, Dannach nach 29 Tagen am 13 Hathyr usw. abwechselnd nach 30 oder 29 Tage bis zum 10. Pharmuthi, dem 5. April. Dies ist der simple Grund, warum bei Kyrillos und Dionysius Exiguus der 5. April als Ostervollmond in der Kopfzeile der 19-jährigen Perioden steht.

94
MFK sagt:
4. Juni 2007 um 19:02

Schon wieder ein Schreibfehler

richtig:

Das Jahr 1 Diocl. hatte nach der von DE in Argumentum 3 angegebenen Berechnung die Epakte Null.

95
admin sagt:
4. Juni 2007 um 19:19

Kurze Anmerkung:

Man kann den eigenen Kommentar noch mindestens eine halbe Stunde nach der Anlage korrigieren (im Kommentarkopf läuft ein Sekundenzähler, dort findet sich auch der Link zum Ändern). Solange noch nicht zitiert wurde, sollte man die Möglichkeit ruhig nutzen.

Ich hoffe, die neue Vorschau-Funktion ist ebenfalls schon bemerkt worden.

96
timeslip sagt:
4. Juni 2007 um 20:48

92 jb sagt:

4. Juni 2007 um 18:27
timeslip:

[F. Richard Stephenson]

Hat timeslip auch eine Lösung für die berühmte, von Huber/Stephenson schon gegen Velikovsky ins Feld geführte, auf babylonischen Keilschrifttafeln zweifach dokumentierte Sonnenfinsternis des Jahres -135?

Natürlich, alles ist fertig… 0059 Apr. 30
Ich habe schon für Sie in Regensburg einmal gezeigt…(Damals war in Laptop Redshift 4)

http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/5MCSEmap/0001-0100/59-04-30.gif

oder

http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/SEhistory/SEplot/SE0059Apr30T.gif

97
timeslip sagt:
4. Juni 2007 um 21:35

93 MFK sagt:

4. Juni 2007 um 18:55

Das Jahr 1 Diocl. hatte nach der von DE in Argumentum 3 angegebenen Berechnung die Epakte 1. Nach
http://sunearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/phase/phasecat.html (Dank an jb) war der astronomische Neumond: 284 Aug 28, 04:44, also in Alexandria etwa 3 Stunden vorher am Vortag des ersten Thoth. Der begann am 28. August, Ortzeit 18 Uhr, so dass bis zum nächsten Sonnenaufgang noch Zeit war, um bei sehr klarem Wetter die Sichel des aufgehenden Monds zu beobachten.

Leider kein Treffer…
In meinem Notizbuch steht 04:50,[UT] also in Alexandria 3 stunden nachher… (UT+3 St.)

War damals sehr klare Wetter! Wirklich!
Aber unsere arme Mond um 20 Uhr ging unter Horizont…
Mit einfachen Augen bemerken die Mondsichel(10 stunden) wäre Weltrekord! Heute um 18 Stunde das Weltrekord, Mondsichel bemerken…
Sorry…

98
Ulrich Voigt sagt:
4. Juni 2007 um 23:25

jb: Wie stellen Sie sich denn die Entwicklung solcher „ernsthafter Modelle“ vor?

ich stelle mir vor, dass ganz anders über die Begründung nachgedacht wird und über involvierte Nebenbedingungen.
Diese “Porphyrogenetos-hat-sich-alles-ausgedacht”- These wird in ein paar Zeilen hingeworfen und “gut is”.
Ich finde überhaupt nicht, dass dies der traditionellen historischen Wissenschaft nahekommt.

Ich machte dann auf die vor-dionysische Komputistik aufmerksam und bekomme darauf eine Blödelei als Antwort: “Wenn Sie über Hippolyt hinaus nichts Konkretes haben, …”
Ganz so, als hätten Sie Strobel überhaupt nicht gelesen, bei dem diese vor-dionysische Komputistik in extenso vorgeführt wird (ganz zu schweigen von Grumel).

99
MFK sagt:
4. Juni 2007 um 23:49

97 timeslip sagte:

4. Juni 2007 um 21:35

>
Leider kein Treffer..
In meinem Notizbuch steht 04:50,[UT] also in Alexandria 3 stunden nachher.. (UT+3 St.)
War damals sehr klare Wetter! Wirklich!
>

Stimmt. Bei der Ortszeit von Alexandria habe ich mich um 6 Stunden vertan. Zweitens habe ich nicht berücksichtigt, dass die Juden damals gerade nicht das Erscheinen des Neumonds beobachteten, sondern bereits mit einer mittleren Lunation im voraus berechneten, die um einige Stunden von der tatsächlichen abweichen kann. Drittens haben die Juden Ende des 3. Jhd. die Epaktenrechnung nicht nach dem 1. Thoth ausgerichtet, sonden nach ihrem eigenen Monat Tishri, genauer:

“The epact was originally the number of days from 1 Tishri (New Year’s Day in a unique Alexandrian Jewish calendar used near the end of the third century, also preserved in the Ethiopic computus) until the 30th day of the civil month containing it (Thoth or Phaophi), hence one less than the date of Tishri on that 30th day.”

Das erklärt ja dann nicht nur den Epaktenwert 0, sonden auch die Zunahme der Werte um 11 mod 30 von Jahr zu Jahr. Zwar ist bekannt, dass der 14. Nissan mit dem Tag des Ostervollmonds übereinstimmte. Das nutzt aber nicht viel bei der astronomischen Kontrolle, weil die Justierung im Herbst war und man nicht weiß, wie genau die Monate mit 29 und 30 Tagen einander folgten. Jedenfalls ist man aber mit dem astronomischen Vollmondtag am 6. April 285 (statt dem berechneten 5.) deutlich besser bedient als mit Illigs FZT, die für alle Sonnenfinsternisse bis zum Jahr 614 einen Vollmond fordert.

100
ao sagt:
5. Juni 2007 um 08:03

MFK sagte:

Jedenfalls ist man aber mit dem astronomischen Vollmondtag am 6. April 285 (statt dem berechneten 5.) deutlich besser bedient als mit Illigs FZT, die für alle Sonnenfinsternisse bis zum Jahr 614 einen Vollmond fordert.

Interessant, könnten sie das Vollmond-Argument für einen Laien genauer erklären?

101
jb sagt:
5. Juni 2007 um 08:24

timeslip, Ulrich Voigt

Um die Diskussion thematisch ein wenig zu strukturieren habe ich im Forum geantwortet.

102
timeslip sagt:
5. Juni 2007 um 08:30

MFK sagte:

Jedenfalls ist man aber mit dem astronomischen Vollmondtag am 6. April 285 (statt dem berechneten 5.) deutlich besser bedient als mit Illigs FZT, die für alle Sonnenfinsternisse bis zum Jahr 614 einen Vollmond fordert.

Könnten Sie nur wenigsten ein Sonnenfinsternis, (oder Mond-) bis 614 mit taggenuen Daten nennen? (Quellen-mäsig)

103
ao sagt:
5. Juni 2007 um 09:00

U. Voigt schrieb:

Ich stelle mir vor, dass ganz anders über die Begründung nachgedacht wird und über involvierte Nebenbedingungen.
Diese “Porphyrogenetos-hat-sich-alles-ausgedacht”- These wird in ein paar Zeilen hingeworfen und “gut is”.
Ich finde überhaupt nicht, dass dies der traditionellen historischen Wissenschaft nahekommt.

Gerade Konstantin VII. und sein Umfeld stehen nicht nur bei uns Chronologie-Kritikern, sondern auch in der traditionellen Geschichtswissenschaft für eine massive Umschreibaktion, die uns die Vergangenheit fast nur noch durch deren Brille sehen lässt. Er ist und bleibt ein idealer Kandidat. Es ist zu verweisen auf diverseste ZS-Artikel und und Buchabschnitte, dass muss man hier nicht alles wiederholen.

Übrigens müssen Konstantin VII. und sein Umfeld nicht mal erstmalig die A.D. Rechnung eingeführt haben. Das kann auch erst viel später passiert sein. Wichtig ist ja nur, dass in diesem Szenario der komputistisch/theologisch wichtige 532-Jahre Abstand zu 1418 BP hergestellt und dann beibehalten wurde.

104
Ulrich Voigt sagt:
5. Juni 2007 um 11:49

ao: Wichtig ist ja nur, dass in diesem Szenario der komputistisch/theologisch wichtige 532-Jahre Abstand zu 1418 BP hergestellt und dann beibehalten wurde.

Ja, das sehe ich auch so. Das Problem ist nur: Wenn einmal das Kopfjahr der dionysischen Ostertafel als 532 (= 1418 BP) steht, wie will man dann noch verhindern, dass sich die herkömmliche Chronologie ganz von selbst wieder herstellt?
Immerhin ist unser gegenwärtiges Jahr
2007 = 532 + 1475 = (1418 – 1475) BP.

1418 BP liegt vor jeder mutmaßlichen Phantomzeit und das Kopfjahr der dionysischen Tafel ist einmal per 532 = 248 Diokletian direkt, sodann aber auch über ein Geflecht alexandrinischer Tafeln mit dem ersten Jahr des Diokletian verknüpft.

105
ao sagt:
5. Juni 2007 um 18:30

Ich habe mal ein bisschen gemalt:

Grafik

Vielleicht verdeutlicht es ja das Szenario.

106
ao sagt:
5. Juni 2007 um 18:40

U. Voigt sagt:

1418 BP liegt vor jeder mutmaßlichen Phantomzeit und das Kopfjahr der dionysischen Tafel ist einmal per 532 = 248 Diokletian direkt, sodann aber auch über ein Geflecht alexandrinischer Tafeln mit dem ersten Jahr des Diokletian verknüpft.

Auch der Anschluss 248 Diokletian = 532 A.D. wäre zu Konstantins Zeiten oder später erfolgt. Mein Eindruck aus den vorherigen Beiträgen (auch Borst) und den Diskussionen ist, dass diese Zusammenhänge, dieses Geflecht, bei weitem nicht so toll und sicher sind, wie es zuweilen dargestellt wird. Für mich ist da viel Raum für Verschiebungen und weitere Fälschungen, aber das ist noch im Rahmen dieses Szenarios zu untersuchen.

107
MFK sagt:
5. Juni 2007 um 23:40

99 MFK sagte:
4. Juni 2007 um 23:49

>
“The epact was originally the number of days from 1 Tishri (New Year’s Day in a unique Alexandrian Jewish calendar used near the end of the third century, also preserved in the Ethiopic computus) until the 30th day of the civil month containing it (Thoth or Phaophi), hence one less than the date of Tishri on that 30th day.”
>

Nach dieser Derfinition der Epakten von O. Neugebauer wäre ein Neumond z.B. am 9.10.283 oder am 27.9.284 erwartet worden. Immer etwas zu nah am astronomischen Neumond, wenn man den ersten zunehmenden Mond hätte beobachten wollen. Aber in einer Komputistik macht das als eine Erwartungshaltung schon Sinn. Meiner Meinung nach läßt die hohe Genauigkeit nur erklären, wenn man aktuelles Erfahrungsmaterial voraussetzt und sich nicht in eine undefinierte Zeitskala flüchtet.

108
timeslip sagt:
6. Juni 2007 um 07:51

MFK sagte:
Meiner Meinung nach läßt die hohe Genauigkeit nur erklären, wenn man aktuelles Erfahrungsmaterial voraussetzt und sich nicht in eine undefinierte Zeitskala flüchtet.

Schon definiert…
AD 284=n.Z. [CE] 474 und Schaltjahr! Bis AD 1016=CE 1206 [kein Schaltjahr]
CE 1208=AD 1208 Schaltjahr.

109
MFK sagt:
6. Juni 2007 um 09:31

108 timeslip sagte:
6. Juni 2007 um 07:51

> >
MFK sagte:
Meiner Meinung nach läßt die hohe Genauigkeit nur erklären, wenn man aktuelles Erfahrungsmaterial voraussetzt und sich nicht in eine undefinierte Zeitskala flüchtet.
> >

>
Schon definiert..
AD 284=n.Z. [CE] 474 und Schaltjahr! Bis AD 1016=CE 1206 [kein Schaltjahr]
CE 1208=AD 1208 Schaltjahr.
>

Diese Definition ist aber formal falsch,
weil AD die lateinische Form von deutsch n.Z. und englisch CE ist, andererseits aber 284 ungleich 474.

110
timeslip sagt:
6. Juni 2007 um 10:55

aber formal falsch,

Ja, formal…

[…] Jan Beaufort: Wer erfindet historische Zeit? Überlegungen zum Motiv der mittelalterlichen Zeitfälschung […]

[…] Nur auf diese Weise wird eine bis in unsere Zeit nicht aufgedeckte mittelalterliche Zeitfälschung von drei Jahrhunderten vorstellbar. Das Ignorieren der Illig’schen Vermutung über den Urheber der mittelalterlichen Zeitfälschungsaktion führt also erstens zur Unmöglichkeit, sich ein plausibles Bild von den zu rekonstruierenden Vorgängen zu machen. Darüber hinaus aber kann nicht mehr sinnvoll über das Motiv der Fälschung nachgedacht werden. Dass es für die Aktion vermutlich einen sehr guten Grund gab, habe ich in meinem Zeitensprünge-Beitrag Wer erfindet historische Zeit? ausgeführt: Es ging um die Vereinheitlichung der Osterfestberechnung und -regelung im Reich. Sie wurde sowohl in der Ost- als in der Westkirche erfolgreich im Sinne Konstantinopels durchgesetzt und hielt bis zur gregorianischen Kalenderreform im Jahre 1582, als die Einheit der Kirche in Bezug auf Ostern wieder zerbrach, weil sich die Ostkirche der Reform verweigerte. Wie zur Bestätigung dieser Vermutung über das Motiv zeigt auch von Illig unabhängige Forschung, dass der Chronik des Theophanes ein komputistisches Schema zugrunde liegt, das sich an der später so wichtig gewordenen so genannten „großen Osterzyklus“ von 532 Jahren orientiert (vgl. Kommentar 31 zu Wer erfindet historische Zeit?). […]

[…] Eine Vermutung über das Motiv zur Erfindung der mittelalterlichen Fantomzeit habe ich im Beitrag Wer erfindet historische Zeit? […]

[…] Vorwurf “Verschwörungstheorie” haben wir mehrfach ausdrücklich zurückgewiesen. Eine Kalenderreform ist nun mal keine Verschwörung, auch dann nicht, wenn zu ihrer Untermauerung Geschichte erfunden […]

[…] hat. Voigt beantwortet diese Frage meines Wissens nicht. Die Antwort, die ich in meinem Beitrag Wer erfindet historische Zeit? versuche, weist er zurück, weil er Illigs Fantomzeitthese […]

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"Für die Zeitstellung der fränkischen Keramik aus den Kaiserthermen haben die Fundumstände keine nennenswerten Anhaltspunkte ergeben, sie ließen lediglich in einzelnen Funden erkennen, dass die fränkische Keramik sich an die letzten römischen Formen anschließt; in welchem Zeitabstand sie diesen folgt, ob unmittelbar anschließend oder durch Jahrhunderte [sic!] getrennt, bleibt durchaus unentschieden"
[Ludwig Hussomg in ‘Die Trierer Kaiserthermen’, posthum 1972, S. 99]